S&P 500 (+49 %) und Gold (+135 %) jeweils bei 10.000 in 2029: Warum das laut Ed Yardeni möglich ist
Gold und S&P 500 befinden sich beide in intakten Bullenmärkten - zwei Trends, bei denen Ed Yardeni mit einer Fortsetzung rechnet. Der viel beachtete Anlagestratege kann sich in beiden Fällen im Jahr 2029 Niveaus von 10.000 vorstellen. Das wäre gleichbedeutend mit Anstiegen von 49 % bzw. 135 %. Wir berichten, wie das gelingen kann.
Ed Yardeni von Yardeni Research, hat erstmals im Jahr 2020 sein Szenario der "Roaring 2020s" vorgestellt. Der Begriff „Roaring 2020s“ (in Anlehnung an die „Roaring Twenties“ nach dem Ersten Weltkrieg) beschreibt die optimistische These des renommierten US-Ökonomen, dass das aktuelle Jahrzehnt von starkem Wirtschaftswachstum und einem anhaltenden säkularen Bullenmarkt geprägt sein wird.
Da sowohl der S&P 500 Index als auch der Goldpreis in diesem Jahr zu neuen Rekordhöhen aufgestiegen sind (siehe Chart), liegt Yardeni derzeit sehr gut mit seiner Langfristprognose. Und in einer aktuellen Publikation gibt er eine konkrete Prognose ab, die verdeutlicht, warum der Gründer von Yardeni Research auch oft als großer Markt-Bulle bezeichnet wird. Denn wie er schreibt, wäre es für ihn keine Überraschung, wenn S&P 500 und Gold beide bis zum Ende des Jahrzehnts die Marke von 10.000 erreichen.
Da der Goldpreis beim Schreiben dieses Beitrags bei 4.259 USD notiert, ergibt sich daraus das Potenzial für einen Anstieg von 134,8 %. Und beim S&P 500, der am 17.10. mit 6.716,25 Punkten aus dem Handel ging, verspricht die Prognose einen Anstieg von 48,9 %.
Historische Korrelation von S&P 500 und Goldpreis
In der zitierten Publikation konstatiert Yardeni, dass der US-Aktienindex und der Goldpreis eigentlich eine inverse zyklische Korrelation aufweisen, aber dass ihre langfristigen Aufwärtstrends zuletzt bemerkenswert ähnlich verlaufen sind. Das interne Verhältnis der beiden schwankte langfristig im Schnitt um 1,7 und es scheint sich alle 10 - 20 Jahre ein Zusammenzulaufen einzustellen. Wobei aber zu beachten ist, dass die Datenhistorie dadurch begrenzt ist, dass der Goldpreis bis zu dem Zeitpunkt festgezurrt war, als Präsident Richard Nixon die Anbindung des Preises im Jahr 1971 aufhob (siehe Chart).
Yardeni glaubt wie zuvor erwähnt, dass der S&P 500 bis zum Ende des Jahrzehnts 10.000 erreichen kann, angetrieben durch ein starkes Gewinnwachstum – vorausgesetzt, es gibt in der Zwischenzeit keine Rezession. Angesichts der bemerkenswerten Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft seit Beginn des Jahrzehnts geht er aber genau davon aus (siehe Chart).
Widerstandsfähige US-Wirtschaft als Basis
Die Wirtschaft erlebte während der Pandemie-Lockdowns Anfang 2020 tatsächlich eine Rezession, die nur zwei Monate dauerte. Aber ihre kurze Dauer inmitten extremen Drucks zeugt von der zugrunde liegenden Resilienz der Wirtschaft: Als die Lockdown-Beschränkungen aufgehoben wurden, stoppten die anhaltenden Social-Distancing-Beschränkungen die Erholung nicht.
Auch die globalen Lieferkettenstörungen nicht, die einen Inflationsanstieg auslösten und die Fed zwangen, die Geldpolitik 2022 und 2023 erheblich zu straffen. Auch in diesem Jahr wuchs die Wirtschaft trotz der Belastungen durch das Trump Tariff Turmoil, den jüngsten Regierungs-Shutdown und Arbeitskräftemangel weiter.
Damit der S&P 500 bis Ende 2029 bei einem geschätzten KGV von 22,0 – was Yardeni als beste Arbeitshypothese bezeichnet – die Marke von 10.000 Punkten erreicht, müssten die geschätzten Gewinne pro Aktie bis dahin auf 455 USD steigen (siehe Chart). Aus seiner Sicht ist dies eine realistische Annahme.
Die Rolle der "Magnificent 7"
Fraglicher sei dagegen die Annahme eines Bewertungs-Multiplikators von 22,0. Er erwartet jedoch erheblichen Auftrieb von den Magnificent-7-Aktien. Diese machen derzeit einen Rekordwert von 32 % der Marktkapitalisierung des S&P 500 aus und weisen ein geschätztes KGV von 29,3 auf. Yardeni geht davon aus, dass sie "magnificent" bleiben und weiterhin eine überdurchschnittliche Bewertung erzielen werden.
Der Bewertungs-Multiplikator des S&P 500 kann historisch hoch bleiben, solange der Marktkonsens der ist, dass eine Rezession unwahrscheinlich ist, wie wir es seit der Lockdown-Rezession behaupten. Ein Rezessionsszenario wäre bärisch, wobei sowohl die Gewinne als auch der Bewertungs-Multiplikator Einbußen hinnehmen müssten.
Projektion des Gold- und Bitcoin-Kurses
Zu Gold und Bitcoin erklärt Yardeni, dass diese keine Bewertungs-Multiplikatoren haben, da sie keine Gewinne aufweisen. Beide haben ihre Fans, die sich alle möglichen Kursziele (z. B. 1 Mio. USD) ausdenken können, da sie wissen, dass diese nicht durch traditionelle Bewertungsanalysen in Frage gestellt werden können.
Alles, was man daher tun könne, um ihre Kurse zu projizieren, ist es, die Trends zu extrapolieren, welche die Charts zeigen. Als der Goldpreis Anfang des Jahres über 3.000 USD je Feinunze sprang, sagte Yardeni Research voraus, dass er bis Ende des Jahres 4.000 erreichen würde. Das ist vor ein paar Tagen geschehen. Yardeni peil nun 5.000 USD bis Ende 2026 an.
Die oben diskutierte Eins-zu-eins-Langzeitbeziehung zwischen dem Goldpreis und dem S&P 500 deutet darauf hin, dass beide bis zum Ende des Jahrzehnts bei 10.000 liegen könnten.
Goldpreis: Risiken und US-Reserven
Was könnte die bemerkenswerte Rallye bei Gold beenden? Die Entspannung geopolitischer Krisen könnte dies bewirken. Es könnte die Bereitschaft von Regierungen geben, ihre Haushaltsdefizite einzudämmen. Viel Glück mit beidem, schreibt Yardeni dazu mit einem ironisch-skeptischen Unterton.
Yardeni stellt auch eine Überlegung dazu an, was wäre, wenn die Trump-Administration beschließen würde, das in Fort Knox gehaltene Gold zu verkaufen, um einen Teil der Schulden der US-Regierung zu begleichen? Die US Mint (staatliche Münzprägeanstalt) behauptet, dass ihre Goldreserven insgesamt 248 Mio. Unzen betragen. Bei 4.000 USD pro Unze wäre dies ein Wert von 992 Mrd. USD. Das ist laut Yadeni ein Tropfen auf den heißen Stein der 37 Billionen USD US-Staatsschulden.
Es ist auch gering im Verhältnis zu den weltweiten Goldbeständen über der Erde. Der World Gold Council schätzt, dass das über der Erde befindliche Gold weltweit Ende 2024 insgesamt 6,95 Mrd. Unzen betrug. Das wäre beim aktuellen Goldpreis ungefähr 28 Billionen USD wert.
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