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US-Indizes mit einem Rallye-Tag (nach William O’Neil). Was gilt es nun zu beachten?

Strategien Marius Müllerhoff 877 Leser

Das Konzept des sogenannten Rallye-Tages ("Rally Day") und des "Follow Through Day" (FTD), der auf einen „Rally Day“ folgt, wurde von der Investorenlegende William O’Neil entwickelt, um einen wichtigen Trendwechsel von einem klaren Abwärtstrend zu einem möglichen Aufwärtstrend bzw. Bullenmarkt zu identifizieren.

Was ist ein "Rally Day"?

Ein "Rally Day" findet inmitten eines Abwärtstrends statt. Hierbei handelt es sich um einen Handelstag, an dem der Nasdaq oder der S&P 500 im Plus ist. Das ist der erste Plustag nach einem möglichen Tief. Am vergangenen Freitag (28. Februar) sahen wir einen „Rally Day“ (siehe folgende Abbildung).

Ein "Rally Day" ist die Voraussetzung für einen möglichen FTD, der frühestens drei Tage später erfolgen kann.

Quelle: https://desk.traderfox.com/

Was ist die Idee hinter einem ?

Der Grundgedanke besteht darin, auf einen FTD geduldig zu warten, bevor man beginnt, Positionen aufzubauen. Es soll also verhindert werden, dass man zu früh wieder in den Markt einsteigt, nur um dann feststellen zu müssen, dass der Markt wieder zu fallen beginnt.

Das erhöhte Volumen, das eine notwendige Voraussetzung für einen FTD ist (mehr dazu siehe unten), lässt auf institutionelle Anleger schließen, die vermehrt in den Markt zurückkommen. Letztlich sind große Institutionen für einen nachhaltigen Bullenmarkt vonnöten.

Der Vorteil, sich auf dieses FTD-Konzept zu konzentrieren anstatt auf Nachrichten, ist, dass es zuverlässiger ist. Ein Investor handelt am Follow Through Day unabhängig davon, was die Wirtschaftspresse schreibt, was andere Investoren sagen etc.

Es hat in der Geschichte des Aktienmarktes noch nie einen neuen Aufwärtstrend oder Bullenmarkt gegeben, dem nicht ein Follow Through Day vorausgegangen ist. Allerdings führt nicht jede Follow Through Day zu einem neuen Aufwärtstrend/Bullenmarkt. So hat es im Jahr 2022 neun FTDs gegeben, von denen keiner von Erfolg gekrönt war!

Wie ist ein "Follow Through Day" charakterisiert?

Sobald ein "Rally Day" identifiziert wurde, beginnt man mit dem Zählen der Tage, wobei der „Rally Day“ als Tag 1 zählt.

In seiner empirischen Analyse hat William O’Neil ermittelt, dass ab Tag 4 ein sogenannter FTD stattfinden kann. Im konkreten Fall fand der "Rally Day" am vergangenen Freitag (28. Februar) statt. Somit stellt der kommende Mittwoch (5. März) Tag 4 dar und könnte einen möglichen FTD implizieren.

Grundsätzlich gibt es einige Aspekte zu berücksichtigen. Erstens darf vom "Rally Day" bis zum Tag 4 das Tief des "Rally Day" nicht unterschritten werden. Letzte Woche geschah genau dies, nachdem wir bereits am 26. Februar einen „Rally Day“ bekommen hatten, jedoch am 27. Februar das Tief unterschritten wurde, sodass der „Rally Day“ seine Gültigkeit verlor.

Zweitens wird ab Tag 4 nach einer Bestätigung der Stärke des "Rally Day" gesucht. Das heißt, dass einer der beiden Indizes (Nasdaq oder S&P 500 oder am besten beide Indizes) mindestens +1,25 % zulegen konnte. Zusätzlich ist das Handelsvolumen wichtig. Dieses muss höher als am Vortag ausfallen. Außerdem sollte ein FTD durch konstruktives Chartverhalten führender Wachstumsaktien begleitet werden.

Drittens ist auf Distributionstage zu achten (hierbei handelt es sich um einen Tag, an dem eine der beiden Indizes unter erhöhtem Handelsvolumen im Minus schließt). Falls es innerhalb der ersten drei Tage zu einem Distributionstag kommt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass der FTD scheitern wird, sehr hoch .

Viertens hat sich empirisch herausgestellt, dass FTDs, die zwischen Tag 4 und Tag 7 erfolgen, die höchste Wahrscheinlichkeit auf Erfolg aufweisen, d. h. die Rallye ist von Nachhaltigkeit geprägt. Wichtig ist, dass der Index in dieser Zeit kein neues Tief macht! Denn ein FTD soll Kraft vermitteln und zeigen, dass die institutionellen Anleger zurück in den Markt kommen.

Was sollte man gemäß William O’Neil an einem Follow Through Day tun?

Ob es zu einem FTD kommt oder nicht, lässt sich in den ersten Handelsminuten schwer erkennen. Im Laufe des Handelstages sollte es jedoch immer eindeutiger werden. Falls es zu einem Follow Through Day kommt, dann empfiehlt William O’Neil, auf jeden Fall "etwas" zu kaufen.

Idealerweise hat man also eine Watchlist mit Aktien vorbereitet. Falls es keine Aktie mit einem entsprechenden Set-up gibt, die man kaufen kann, dann rät O’Neil dazu, einen Index (Nasdaq oder S&P 500) zu kaufen. So hat man wenigstens "etwas" gekauft, um von dem Beginn eines möglichen Aufwärtstrends zu profitieren.

Hinsichtlich der Watchlist sollte man sich auf diejenigen Aktien fokussieren, die spannende Storys aufweisen, relative Stärke zeigen und vielversprechende Chartsetups haben. Idealerweise stehen sie nahe ihren 52-Wochen- oder Allzeithochs. Hier bietet die TraderFox Software Unterstützung. Ich schaue mir aktuell sehr intensiv die 1000 volumenstärksten Aktien in den USA an (USA 1000 (v)) und habe eine Spalte mit Abstand zum 52-Wochenhoch hinzugefügt (siehe folgende Abbildung). Dadurch werden diejenigen Aktien angezeigt, die relative Stärke aufweisen. Aktuell fällt mir u.a. die Stärke der Finanz- und Versicherungsbranche (u. a. Mastercard, Progressive Corp. und Brown&Brown) sowie der Abfallbeseitigungsbranche (Waste Management und Republic Services) auf.

Quelle: https://desk.traderfox.com/

Was kommt nach einem Follow Through Day?

Ein FTD ist lediglich ein erster Schritt zu einem möglichen Aufwärtstrend bzw. neuem Bullenmarkt. Nach einem FTD wollen wir weitere FTDs sehen. Der Markt soll uns also weitere Plustage mit erhöhtem Handelsvolumen bescheren.

Wichtig ist es hierbei, dass immer mehr Aktien charttechnisch attraktive Set-ups liefern (z.B. Tasse mit Henkel Formation oder „Flat Bases“), und dass charttechnische Ausbrüche von Wachstumsaktien nachhaltig funktionieren. Ziel sollte es sein, seine Positionierung im Markt stetig auszubauen.


Bildherkunft: m.mphoto