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05.06. 14:12

ROUNDUP 2: Heidelberger Druck rechnet dank guter Auftragslage mit Aufwind


(neu: Aussagen aus der Pressekonferenz, mehr Hintergrund, Aktienkurs aktualisiert.)

HEIDELBERG (dpa-AFX) - Der Maschinenbauer Heidelberger Druckmaschinen sieht sich nach einem abermaligen Gewinneinbruch wieder im Aufwind. Das Portfolio in strategischen Wachstumsmärkten sei inzwischen ausgebaut und die Kostenbasis deutlich verbessert, teilte das SDax-Unternehmen am Donnerstag mit. Einen Rückenwind trotz des schwierigen Umfelds erkennt das Management um Konzernchef Jürgen Otto vor allem in der zuletzt deutlich verbesserten Auftragslage. An der Börse stand die Heideldruck-Aktie am frühen Nachmittag nach Gewinnen in der ersten Tageshälfte moderat im Minus.

Vorstandschef Otto rechnet für das seit Anfang April laufende Geschäftsjahr 2025/26 mit einem leichten Umsatzanstieg auf rund 2,35 Milliarden Euro, nachdem der Erlös im vergangenen Jahr - wie bereits bekannt - um fünf Prozent auf 2,28 Milliarden Euro gesunken war.

Schon der Start ins neue Geschäftsjahr dürfte besser ausfallen als im Vorjahr, hieß es vom Vorstand. Positive Impulse seien bereits durch die hohen Auftragseingänge auf der Branchenmesse China Print im Mai zu verzeichnen. Heidelberger Druck rechnet daher für das Jahr mit Schub aus der Region Asien-Pazifik.

Trotz des anhaltend schwierigen konjunkturellen Umfelds hatte sich eine Verbesserung der Lage bereits mit dem deutlichen Auftragsplus gegen Ende des vergangenen Geschäftsjahres abgezeichnet. Im gesamten Geschäftsjahr 2024/25 war dadurch der Auftragseingang nach Konzernangaben um rund 6 Prozent auf 2,43 Milliarden Euro gestiegen.

Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen sank indes im Vergleich um sechs Prozent auf 162 Millionen Euro. Unter dem Strich brach der Gewinn auch wegen hoher Einmalbelastungen im Zusammenhang mit dem geplanten Personalabbau sogar um 87 Prozent auf nur noch 5 Millionen Euro ein.

Der Maschinenbauer will perspektivisch an seinem Standort Wiesloch-Walldorf mehr als jede zehnte Stelle streichen. Etwa 450 der zuletzt rund 4.000 Jobs sollen sozialverträglich wegfallen, wie der Konzern bereits im Dezember mitgeteilt hatte.

Konzernchef Jürgen Otto sieht die Maßnahmen bereits wirken. Der Konzern habe zuletzt bereits strategisch und operativ deutliche Verbesserungen erzielt, sagte der Manager laut Mitteilung. "Durch die gestiegene Effizienz und Leistungsfähigkeit wird unsere Profitabilität weiter gestärkt", ergänzte Otto und bekräftigte sein Renditeziel für das laufende Jahr: So soll die operative Marge (bereinigte Ebitda-Marge) von zuletzt 7,1 Prozent auf bis zu rund 8 Prozent steigen.

Der langjährige Automanager Otto stand zu seinem Amtsantritt bei Heideldruck Mitte vergangenen Jahres vor einem Problemfall. Der Druckmaschinenhersteller ächzte unter hohen Personalkosten und lediglich moderater Profitabilität. Zudem war das Unternehmen nur moderat gewachsen. Das will Otto ändern: Er setzt auf eine konsequente Weiterentwicklung durch neue Produkte hin zum Vollsortimenter rund um das Druckgeschäft, um künftig mehr Umsatz zu generieren und Marktanteile zu gewinnen.

Zudem hat er neue Standbeine im Industriegeschäft für Fremdkunden im Auge, mit dem das Kerngeschäft weiter ergänzt werden soll. Aktuell liefen Gespräche mit diversen Industriezweigen, sagte Otto auf einer Pressekonferenz anlässlich der Jahresbilanz. Näheres zum Stand der Verhandlungen wollte er nicht verraten. Zugleich drückt der Manager weiter auf die Kostenbremse: So sind Tariferhöhungen für zwei Jahre ausgesetzt. Die zunächst in Wiesloch begonnenen Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität werden auch auf andere deutsche Standorte ausgeweitet.

Bis zum Geschäftsjahr 2027/28 will Heideldruck 80 Millionen Euro pro Jahr einsparen und damit das operative Ergebnis verbessern - deutlich mehr als zunächst gedacht. Von dieser Summe sollen allein 55 Millionen Euro durch den Personalabbau eingespart werden. Bei den Stellenstreichungen ist Heideldruck bereits gut unterwegs, die Gespräche liefen - "mit einer Erfüllungsquote über 80 Prozent", sagte Otto. "Wir werden das, was wir uns vorgenommen haben, sicher erreichen."

Derweil müssen sich die Kunden in den USA womöglich auf höhere Preise einstellen. Sollten die Vereinigten Staaten an ihrer Zollpolitik festhalten, werde Heidelberger Druck die entstehenden höheren Kosten an die Kunden weitergeben, kündigte Otto an. Der Konzern genießt laut dem Manager den Vorteil, dass es keine direkten Wettbewerber in den USA für seine Produkte gebe. Also müssten die Abnehmer "diese Kröte wohl schlucken", sagte er./tav/stw/stk