ROUNDUP/US-Zölle auf Medikamente: Schweizer Branche sieht Bruch
ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Schweizer Pharmabranche ist nach der US-Zollankündigung von 100 Prozent auf Medikamentenimporte in die USA enttäuscht. Man habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den "Paradigmenwechsel", auf Pharmaprodukte Zölle zu erheben, zu verhindern, sagte René Buholzer, der Geschäftsführer von Interpharma, dem Verband der 23 forschenden Pharmaunternehmen, im Schweizer Radio SRF.
Historisch habe es bislang weltweit keine Zölle auf Medikamente gegeben, sagte er. "Weil es ja nicht Sinn macht, schwer kranke Menschen noch mit verteuerten Produkten zu versorgen, wo der Staat davon profitiert."
Der größte Schweizer Pharmakonzern Roche
"Wir arbeiten daran, dass alle wichtigen Medikamente von Novartis für US-Patienten in den USA hergestellt werden", sagte eine Sprecherin auf Nachfrage. "Wir gehen davon aus, dass wir noch vor Ende des Jahres den Baustart für fünf neue Standorte ankündigen können, weitere Bauarbeiten sind im Gange. (...) Vor diesem Hintergrund sollte der angekündigte 100-Prozent-Zollsatz keine Auswirkung auf Novartis haben."
Die Schweizer Wirtschaft ist seit August bereits durch 39 Prozent Zölle auf US-Exporte belastet. Einige exportierende Firmen haben deshalb Kurzarbeit angemeldet. Die Pharmaindustrie war davon ausgenommen. Pharmaprodukte machen 50 Prozent der Exporte in die USA aus. Das trägt zum großen Handelsbilanzüberschuss bei, der Auslöser für die Verhängung der hohen Zölle war. In der Schweiz trägt Pharma zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.
Abgesehen von den Zöllen verlangt der US-Präsident auch eine Senkung der Preise für Medikamente. Er wirft der Branche vor, Amerikaner auszunehmen. "Es ist Tatsache, dass amerikanische Patienten einen großen Teil der Innovationen bezahlen", räumte der Chef von Novartis, Vas Narasimhan, ein.
Das liegt unter anderem daran, dass dort anders als in Europa nicht der Staat oder Krankenkassen die Preise mit den Firmen aushandeln. Private Versicherer verhandeln einzeln mit Firmen. Dafür gibt es ein komplexes System mit Zwischenhändlern. Änderungen würden zu Preissteigerungen in Europa führen, sagte er der "Neuen Zürcher Zeitung". Die Medikamentenpreise seien diesseits des Atlantiks viel zu tief./oe/DP/stw