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2 Top Werte aus der Global Trend Following-Liste USA 3000

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20 Jahre sind an der Börse nicht wirklich eine lange Zeit, es sei denn man verdingt sich als Day-Trader. 1999 war man fast uneingeschränkt an den Märkten davon überzeugt, dass das (damals noch neue) Internet die Geschäftswelt revolutionieren würde. Alle Unternehmen, die mit auch nur annähernd solch einem Fokus damals an die Börse strebten, wurden zu fast jedem Preis von den Anlegern gekauft. Das böse Erwachen kam keine 12 Monate später und es folgte eine 3 bis 4-jährige Phase der Neuorientierung, bevor es an den Märkten zu neuem Interesse für entsprechende Aktien kam. 2007 startete die US-Börse Nasdaq dann den Ableger-Index Nasdaq-Internet, der sich zwar im Rahmen der Finanzkrise bis 2008 glatt auf 59 Punkte gedrittelt hat, seitdem aber die einstigen Hoffnungen der Anleger von 1999 mehr als erfüllte und eine sensationelle Rallye bis auf 875 Punkte im vergangenen Jahr hinlegte. Sicher wurde diese fast Vervielfachung des 90 Werte umfassenden Index auch durch Aktien wie Amazon oder Netflix begünstigt, aber auch kleinere Werte wie GoDaddy hatten ihren Anteil an dem Erfolg der 12-jährigen Story. Mit der Korrektur der großen Zugpferde 2018 hat auch der Index erstmals einen deutlicheren Knick in seinem immer noch ungefährdeten langfristigen Aufwärtstrend erhalten, was allerdings auch durchaus gesund und erwünscht ist. Die Wichtigkeit der Internetbranche für die Weltwirtschaft stellt heute kaum noch jemand in Frage, insofern dürfte gemessen an der aktuellen Entwicklung in 20 Jahren ein ganz anderer, wesentlich höherer Indexwert beim Nasdaq-Internet-Index auf den Schirmen erscheinen. Wir haben aus unserer Global Trend Following-Liste USA 3000 zwei Titel auf den vorderen Plätzen unter die Lupe genommen, die nicht nur wegen ihrer Trendstärke Teil dieser Entwicklung sein werden.

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(Andreas Wolf nutzt das vorgefertigte Trading-Desk „Global Trend-Following“ in der TraderFox Börsensoftware, um die trendstabilsten Aktien zu identifizieren)

eHealth (3-Jahres-Trendstabilität 20,28)

Rasche technologische Fortschritte sind für altehrwürdige und etablierte Unternehmen meist eine größere Hürde. Der Grund hierfür liegt nicht etwa in finanziellen Hürden, sondern im Besitzstandsdenken der vorhandenen Strukturen. Ein gutes Beispiel hierfür sind die deutschen Banken oder auch der Einzelhandel, die lange Zeit die wachsende Bedeutung des Internets für ihre Branchen nicht wahrhaben wollten. Heute laufen deshalb viele ehemals Etablierte dem Trend und ihren Marktanteilen hinterher. Ganz ähnlich entwickelte sich dies, mit etwas Verzögerung, in den Sektoren Versicherung und Gesundheit. Auch hier graben mittlerweile einige Start up‘s den Etablierten das Geschäft ab. Der 1997 gegründete und in Santa Clara, Kalifornien ansässige Online-Versicherer eHealth stellt ein solches Beispiel dar. Das Unternehmen bezeichnet sich als größter Online-Marktplatz für Krankenversicherungen in den USA. 1999 wurde die erste Online- Anwendung zum Abschluss einer Krankenversicherung ins Netz gestellt, 2009 war man Pionier bei der App-Installation eines Angebots über Smartphones. Die Einführung von „Obamacare“, der staatlichen Krankenversicherung durch die Regierung Obama, befeuerte das Geschäft 2013 dann erst so richtig. Mittlerweile umfasst das Angebot des Versicherungsbrokers über 10.000 Versicherungspläne von über 180 Anbietern. Nach eigenen Angaben zählt eHealth über 5 Mio. Kunden und die Geschäftsverbindung mit der staatlichen Sozialkrankenversicherung Medicare sorgt zudem für weiteres Kundenzustrom. Im weiteren Wachstumsfokus der Kalifornier stehen allerdings die lukrativen Familien und Selbstständigen. In diesem Sektor will man das Angebot deutlich ausbauen.

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eHealth wächst sehr schnell, hat allerdings auch Konsolidierungsjahre, da das Unternehmen auch immer wieder Zukäufe tätigt, die zwar strategisch sinnvoll erscheinen, dennoch deutlich auf die Marge drücken.   Entsprechend volatil reagiert die Aktie, wobei es seit dem Börsengang 2006 ein gutes Geschäft für Investoren war. Seit 2014 sank der Umsatz im Durchschnitt jährlich um 0,8 %, allerdings schoss er im „Obamacare-Jahr“ 2013 auch um mehr als 15 % in die Höhe. Bei den Verlusten pendelte man sich mit Ausnahme von 2017 (-29 %) bei rund 4% ein. Die jüngsten Zahlen des 4. Quartal 2018/2019, die das Unternehmen Anfang Februar veröffentlicht hat, legen allerdings nahe, warum der Aktienkurs im vergangenen Jahr so stark zulegen konnte. So betrug das Umsatzplus 61,2 % auf 134,9 Mio. USD. Der Nettogewinn betrug 26,1 Mio. USD gegenüber 28 Mio. USD im gleichen Vorjahreszeitraum. Der Trend zur Reduzierung der Verluste bis hin zur Gewinnschwelle setzt sich damit demnach fort. Das Management erwartet für 2019 ein Ergebnis pro Aktie zwischen 0,60 und 0,78 USD, der Umsatz soll mit plus 28 % bei 290 bis 310 Mio. USD liegen. In den nächsten drei Jahren prognostizieren Analysten im Durchschnitt ein jährliches Umsatzwachstum von 18 % und das Verlassen der Verlustzone. Der jährliche Durchschnittsgewinn soll bis 2022 bei 37 % liegen. Auch wenn der jüngste Kursanstieg der Aktie einen Teil dieser Prognose schon eingepreist hat, ist die Bewertung bei diesen Wachstumsaussichten und 2019/20er KGVs von 35 und 26 noch nicht überzogen.

Xilinx (3-Jahres-Trendstabilität 19,73)

Halbleiterhersteller sind seit dem Thema Elektroautos und künstliche Intelligenz ein Dauerbrenner an der Börse. Nun gibt es natürlich durchaus große Unterschiede zwischen den Unternehmen, Vorteile haben vor allem jene, die bereits länger am Markt sind und sich auch in schwierigen Phasen behaupten konnten. Zu diesen wenigen Konzernen gehört das 1984 gegründete, kalifornische Unternehmen Xilinx. Der in San Jose ansässige Konzern lässt eine Reihe von sogenannten Power-Chips produzieren, mit denen die Anwender nicht nur große Datenmengen in Höchstgeschwindigkeit verarbeiten können, sondern die auch im laufenden Prozess konfigurierbar sind. Zudem stellt man Halbleiter her, auf denen ganze Betriebssysteme untergebracht werden können. Weiterhin im Programm befinden sich aber auch die Standardspeicherversionen, mit denen das Unternehmen, das als eines der Ersten der Branche die Produktion komplett auslagerte, noch gutes Geld verdient. Neben den Branchen Kommunikation und Automobil, der Industrie, Raumfahrt, Verteidigung, Medizin und Wissenschaft, gesellen sich der Einzelhandel und aktuell die Telekomanbieter mit ihren ausbaubaren 5G-Netzen zu den größten Kunden. International zählt Xilinx mit seinen 4200 Mitarbeitern über 20.000 Kunden, die auf mehr als 4000 Patente des Konzerns zurückgreifen können. Zudem setzt man in San Jose auf weiteres, starkes Wachstum beim sogenannten Cloud-Computing, für das Xilinix offenkundig auch sehr wettbewerbsfähige Produkte anbieten kann.

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Ohne Frage hängen die Kalifornier stark an Konjunkturzyklen, eine allgemeine Stärke wie auch Schwäche der Halbleiterindustrie. Die außerordentlich lange Aufschwungsphase in den USA seit 2012 hat es deshalb auch ermöglicht, dass das Unternehmen sich mittlerweile robust präsentiert. Zudem stärkt die Expansion der neuen Technologien die Nachfrage nach den Halbleitern von Xilinx, was den Resultaten insbesondere in den vergangenen beiden Jahren zugutekam. Der durchschnittliche jährliche Umsatzanstieg betrug seit 2014 3 %, beim Gewinn gab es ein Plus von 7 %. Im vergangenen 3. Quartal des Geschäftsjahres 2019 verstärkte sich dieser Trend noch, denn der Umsatz stieg um 7 % auf ein neues Rekordniveau von 800 Mio. USD, der Nettogewinn betrug 239 Mio. USD nach einem Verlust von 12 Mio. USD im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Das höchste Umsatzwachstum mit +12 % erzielte man im wichtigen asiatischen Markt (Gesamtumsatzanteil 46 %), vor dem Heimatmarkt USA mit 9 % (Umsatzanteil 28%). Umsatztreiber bleibt dabei das 5G-Geschäft. Nicht zuletzt deshalb ist die Analystengilde für die nähere Zukunft des Konzerns auch sehr optimistisch. Im Durchschnitt erwarten sie bis 2022 einen jährlichen Umsatz- und Gewinnzuwachs von je 11 %. Die 2019/2020er KGVs von 35,3 und 31,9 liegen auf dem normalen, hohen Niveau der Branche, stellen aber sicher kein aktuelles Schnäppchen dar.

 

 
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