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Aktiver Surfer und aktivistischer Investor – Daniel Loeb

Artikel, Zitate und Personen Nick Thomas 787 Leser

Daniel Loeb ist äußerlich ein Sunny Boy. Seine äußerst scharf formulierten öffentlichen Briefe und eine jährliche Rendite von durchschnittlich 16,2% zeichnen jedoch ein anderes Bild des gebürtigen Kaliforniers. Lesen Sie hier die Story eines Mannes, der in einem Atemzug mit Carl Icahn oder Paul Singer genannt wird und mittlerweile mehrere Milliarden Dollar schwer ist.

daniel-loebDaniel Seth Loeb wurde am 18. Dezember 1961 als Sohn des Rechtsanwalts und Mattel-Aufsichtsratsmitglieds Ronald Loeb und der Geschichtslehrerin Clara Loeb in Santa Monica geboren. Er verbrachte seine Jugend in dem Küstenort in Kalifornien, erlernte früh das Surfen und besuchte die Palisades Charter High School. Bereits in seiner High School Zeit interessierte sich Loeb für den Aktienmarkt und gründete außerdem eine Skateboard-Firma, was von seinem unternehmerischen Talent zeugte. Loeb selbst sagte einmal, dass er die Grundlagen der Geschäftswelt durch Barbie-Puppen und Matchbox-Autos erlernte und somit sehr früh ein Interesse am Geldverdienen entwickelte. Das macht vor allem Sinn, wenn man weiß, dass Loebs Großtante Ruth Handler war, die Erfinderin der Barbie Puppe.
Seine akademische Laufbahn begann 1981 an der renommierten University of California Berkeley. Nach zwei Jahren wechselte er allerdings an die Ostküste und schrieb sich an der Columbia University in New York ein. Daniel Loeb studierte dort Ökonomie. In seinem letzten Studienjahr in New York verdiente er eigenen Angaben zufolge bereits $120.000,00 mit Aktien, verlor dann aber alles wieder bei einem schlechten Trade in der Firma Puritan-Bennett Inc. Dieses bittere Engagement lehrte ihn, nicht alles auf eine Karte zu setzen.

Beruflich startete Loeb 1984 bei der Private Equity Boutique Warburg Pincus (gegründet vom deutschen Bankier Eric M. Warburg 1939). Er arbeitete dort bis 1987 und ging dann überraschenderweise zum Musiklabel Island Records, wo er sich um die Sicherstellung der Finanzierung kümmerte. Anfang der 1990er Jahre wechselte er dann zurück in die Finanzbranche und wurde zuerst Risk-Arbitrageur bei Lafer Equity Invest und später Senior Vice President bei Jefferies LLC. Hier fokussierte sich Loeb bereits auf Insolvenzen, Unternehmen in Schwierigkeiten und Distressed Credit. Seine letzte Station als Arbeitnehmer absolvierte er von 1994 bis 1995 als Vice President der Citigroup im Bereich High Yield Bond Sales.

Third Point

In Malibu gibt es einen Surf-Spot namens Third Point, der anspruchsvolle Wellen zu bieten hat und eher für fortgeschrittene Surfer geeignet ist. Daniel Loeb scheint diesen Spot so sehr zu mögen, dass er seinen 1995 gegründeten Hedge Fund nach ihm benannte: Third Point LLC. Das Startkapital belief sich damals auf gerademal $3,3 Mio., die er von Freunden und Familienmitgliedern einsammelte. Natürlich brachte er auch noch ein wenig Eigenkapital mit; schließlich arbeitete Daniel Loeb mehrere Jahre an der Wall Street und verdiente kein schlechtes Geld. Bis zum heutigen Tag erwirtschaftete Third Point für seine Investoren eine durchschnittliche jährliche Rendite von 16,2%. Die Assets under Management sind in den gut zwei Jahrzehnten auf $10,8 Mrd. angewachsen. Daniel Loeb bekleidet nach wie vor die Position des CEO.

Die Investmentabteilung ist in 10 Einheiten gegliedert, die sich mit verschiedenen Assetklassen oder Industrien auseinandersetzen, darunter auch eine Shortselling-Unit. Loeb geht für 2018 und darüber hinaus von attraktiven Chancen auf der Shortseite aus. Dabei schaut er speziell nach Unternehmen, die mit steigendem Konkurrenzdruck konfrontiert sind, die ihre Preismacht verlieren und/oder durch neue Technologien ihre Geschäftsgrundlage verlieren.

Anlagephilosophie

Loeb bezeichnet seinen Fonds als ein auf Events-ausgerichteter, Value-orientierter Hedge Fund. Die Vorgehensweise ist oftmals ähnlich: Loeb kauft sich in Unternehmen mit Problemen ein, versucht das ineffiziente Management abzusetzen oder unprofitable Unternehmensteile abzustoßen und das Unternehmen zurück in Profitabilität zuführen. Er gehört damit neben Carl Icahn und Paul Singer zu den drei bekanntesten aktivistischen Investoren, die die Wall Street zu bieten hat.
Berühmt wurde Loeb für seine öffentlichen Briefe, in welchen er seine Neuanschaffungen bzw. das Management dieser Firmen anprangert und sehr detailliert wiedergibt, was schiefläuft. Oftmals mit einer Verfahrensankündigung verbunden. Diese Briefe sind sehr scharfzüngig und witzig. Nicht selten tauchen Adjektive wie „Inkompetent“, „Unfähig“ oder „Bemitleidenswert“ auf, mit denen er seine Kontrahenten beschreibt. Mit dieser Vorgehensweise bewegte er bspw. den alten CEO von Yahoo! zum Rücktritt und installierte Marissa Mayer.
Seine aktuell größte Position im Portfolio ist übrigens Nestlé. Er ist vergleichsweise sanft in seiner Ausdrucksweise und fordert eine Verbesserung der Gewinnmarge, ein Aktienrückkaufprogramm, eine Konsolidierung der Firmenbeteiligungen und einen Verkauf des 23%igen Anteils an L’Oreal.

Hier finden Sie einen Großteil der CEO-Briefe von Daniel Loeb.

Privates

Daniel Loeb heiratete am 04. Juli 2004 seine langjährige Partnerin Margaret Davidson Munzer. Das Paar hat 3 Kinder. Loeb ist dem Surfen nicht nur durch Third Point treugeblieben, sondern reitet Wellen, wann immer er kann. Außerdem macht er pro Tag 2x 20 Minuten Transcendental Meditation.
Über die The Margaret and Daniel Loeb – Third Point Foundation engagiert er sich stark für Schulreformen und vergibt Stipendien für die Columbia Uni an unterprivilegierte Schüler.
Darüber hinaus ist er ein bedeutender Kunstsammler und besitzt Bilder von Mike Kelley oder Andy Warhol. Sein privates Vermögen wird auf $3,2 Mrd. geschätzt.

Zitate

- „Die einzigen Dinge, die aus Chaos resultieren, sind Chancen.“
- „Um ein richtig guter Investor zu sein, muss man ebenfalls ein wenig von einem Philosophen haben.“
- „Unsere Philosophie ist es opportunistisch zu sein, und zwar quer durch die Kapitalstrukturen von Fremd- bis Eigenkapital und über alle Industrien und Assetklassen hinweg.“
- „Ich mag das Wort ‚Instinkt‘ nicht, weil es sich wie etwas aus dem Bauch heraus anhört. Ich glaube, dass das, was wir Instinkt nennen tatsächlich eine Art Mustererkennung ist, die aus Erfahrung resultiert.“
- „Wir suchen nach Unternehmen, die vom Markt nicht verstanden und falsch gepreist werden.“
- „Kapitalismus ohne den Bankrott ist wie das Christentum ohne die Hölle.“
- „Timing ist in diesen Märkten alles.“
- „Die einzige Sache, bei der wir uns zu 100% sicher sind, ist, dass wir fehlbar sind, nicht alle Antworten haben und Fehler begehen werden.“
- „Ich hatte etwas Lampenfieber als ich den Fonds startete. Ich hatte fünf oder sechs Familienmitglieder und ein paar Freunde und $ 340.000, die ich mir selber in zehn Jahren an der Wall Street zusammengespart habe und alles darstellten, was ich besaß.“
- „Ich führte die Bücher. Ich machte das Marketing. Ich koordinierte die Investor Relations. Ich hatte nicht einmal eine Sekretärin – alle Briefe schrieb ich persönlich und schickte sie raus.“
- „Wir kauften Unternehmen aus den Staaten und Europa, die große Marktanteile in Schwellenländer hatten wie z.B. Swatch, Volkswagen oder Mercedes. So bekamen wir das Wachstum der Emerging Markets zu einer Bewertung wie am Heimatmarkt.“
- „Wir schauen uns alles von einer ungehebelten Basis an.“
- „Dieses Geschäft erfordert die Bereitschaft Risiken einzugehen und den Willen Erträge zu generieren. Das kannst du nicht, solange du keinen ausgeprägten Appetit auf Risiko hast.“
- „Die Hedge-Fund-Industrie ist vollgemüllt mit Eunuchen, die versuchen einen Fonds zu führen. Aber das ist kein Geschäft für Eunuchen.“
- „Manchmal sind die besten Performer in deinem Portfolio jene Dinge, die du bereits sehr lange Zeit besitzt.“
- „Der Zusammenbruch hat tausend Väter.“
- „Wir müssen uns permanent fragen: wie viel der schlechten Nachrichten ist bereits in den Kursen eingepreist?“
- „Risiko zu bewerten ist ein dynamischer Prozess und einer, den wir permanent kalibrieren.“
- „Es gibt Zeiten, in denen der Markt Investitionen in sehr illiquiden Situationen mit außergewöhnlichen Renditen belohnt.“