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Alibaba - Handelskrieg als große Chance?

Kommentare Michael Seibold 774 Leser

Derzeit bremst der anhaltende Handelskrieg das weltweite Wirtschaftswachstum. Nicht jedoch das des chinesischen Tech-Giganten Alibaba. Doch drückt der Handelskonflikt nach wie vor auf den Kurs der Aktie. Welche Chancen können sich bei einer Lösung des Streits zwischen den USA und China ergeben und wie hat es Gründer Jack Ma geschafft, Alibaba, einst 1999 in einem Wohnzimmer gegründet, so erfolgreich zu machen?

Vom Englischlehrer zum reichsten Mann Chinas

“Today is difficult, tomorrow is more difficult, but the day after tomorrow is beautiful“ lautet ein Zitat des Mannes hinter Alibaba. Ein unauffällig, bescheidener, in Wirklichkeit heißender Mann namens Ma Yun wuchs in einer Zeit der kommunistischen Kulturrevolution Chinas auf. Seine Kindheit war bestimmt von Gewalt und Chaos. Zuerst arbeitete er fünf Jahre als Englischlehrer und Fremdsprachenführer, bevor er 1995 als Teil der Handelsdelegation in die USA reiste. Fasziniert vom Medium Internet gab er in die Suchmaschine „Yahoo“ die Worte „Bier“ und „China“ ein, um festzustellen, dass für China keine Ergebnisse angezeigt wurden. Mit der Vision, chinesische Hersteller mit westlichen Käufern zu verbinden, gründete er die mit Hilfe von 17 Freunden und 60.000 Dollar Startkapital die B2B Plattform Alibaba.com und ist derzeit mit einem geschätzten Vermögen von 46 Milliarden US-Dollar Chinas reichster Mann. Der Gründungsname stammt übrigens von dem armen Holzfäller aus „Tausendundeine Nacht“.

Alibaba besser als Facebook, Alphabet und Co

Analysten von Bloomberg Intelligence haben sich mit den Tech-Riesen näher beschäftigt und festgestellt, dass kein anderes Unternehmen aus den FAANG-Aktien in den letzten fünf Jahren stärker im Umsatz gewachsen ist als Alibaba. Dabei habe sich zwar das 46 prozentige Wachstum gegenüber dem Vorjahr leicht abgeschwächt, jedoch sei dies immer noch mehr als doppelt so viel wie Konkurrenten Facebook, Alphabet, Microsoft und Amazon. Besonders dominant ist auch das chinesische Cloud-Geschäft, das im letzten Quartal um 66 Prozent anstieg.

aktuelle-geschaftsentwicklung-alibabas

Auch die in der Grafik von Analysten prognostizierten Umsatzanstiege in den nächsten Jahren lässt weiterhin hohe zweistellige Wachstumsraten erahnen und untermauert ohnehin Alibabas starke Geschäftsaussichten.

Unternehmensstruktur

Insgesamt ist Alibaba an über 100 Unternehmen direkt und indirekt beteiligt. Im Vergleich zu Amazon investiert man häufig in Minderheits- und Mehrheitsbeteiligungen antatt direkt Startups zu übernehmen.

unternehmensubersicht-alibaba

Quelle: https://alibabagroup.com/en/about/overview

Auch versucht der Tech Gigant der westlichen Welt
Konkurrenz zu machen, indem derzeit ein
Logistikdrehkreuz in Lüttich in Belgien erstellt wird,
das 2021 in Betrieb gehen soll. Damit startet Chinas
Onlinehändler einen Angriff auf Amazon, Zalando
und Co. 50% des Umsatzes soll mittelfristig außerhalb
Chinas erwirtschaftet werden.

Im Folgenden aufgeschlüsselt die Unternehmensbereiche:

RETAIL:



  • com (B2B Marktplatz, international)
  • com (B2B, China)
  • Aliexpress (B2C, international)
  • TaoBao (C2C, China)
  • Tmall (B2C, China)
  • Juhuasuan, Online Outlet / Rabattseite
  • Reisebuchportal
  • Hema Supermarket “New Retail”, hat Alibaba 2015 gestartet, verkauft vor allem frische Lebensmittel
  • 83% Anteil an Lazada, 3. größter E-Commerce Händler in Indien
  • BigBasket, Lebensmittel E-Commerce in Indien

LOGISTICS:



  • Etliche shipping provider
  • Os-Car, autonomes Fahren
  • 51% Beteiligung an Cailniao Network
  • Lyft

FINANCIALS:



  • Ant Financial, umfassende Finanzdienstleistungen
  • Alipay, Mobile Payment (“Largest online payment platform in the world”)

ENTERTAINMENT:



  • AliBaba Pictures Group, Produktion und Investment in Filmindustrie
  • Alibaba Music Group, Musik-Streaming
  • YouKu, Video-Streaming (China’s Youtube)
  • Online education Plattform
  • Aliwangwang, Peer-to-peer Messaging
  • Ali Telecom
  • South China Morning Post

OTHER:



  • ALiYun, Cloud Services
  • Alibaba Cloud, Cloud-Computing
  • Amap, Onlinekarten (vgl. Google Maps)
  • Smart Home device, seit 2017
  • AliMama, Marketingplattform
  • UCWeb, chinesischer Web Browser

Fazit

Alibaba hat es geschafft, die Handelslandschaft noch radikaler zu dominieren als es Amazon heute im Westen tut. Neben dem e-Commerce Kerngeschäft ist die tiefe Durchdringung des Handels beeindruckend, von Payment bis zur digitalen Infrastruktur. Die Geschlossenheit des Systems in China machen es für Alibaba leichter möglich in den Markt in Europa einzutreten als umgekehrt die Expansion Amazon in Chinas. Die Grenzen, die Alibaba derzeit durch den Handelskrieg aufgezeigt werden, stellen natürlich ein gewissen Risiko dar, wenn Sie mich fragen, ist das allerdings nur eine Frage der Zeit.
Der Markt honoriert derzeit nicht die starken Wachstumsraten und wird sich bei einer Annäherung der Handelsmächte deutlich erholen. Auch die Zukunftsaussichten sind hervorragend.

Dies zeigt auch der untenstehende Chart, bei dem Alibaba seit zwei Jahren seitwärts in einer Keilformation verläuft mit immer wieder deutlichen Kursrückgängen nach einer Eskalation im Handelsstreit.

chart-alibaba

Liebe Investoren, ich wünsche  Ihnen weiterhin viel Erfolg an der Börse.

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold