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AMD startet Angriff auf NVIDIA – Kooperation mit Microsoft bei KI-Chips

aktien + Gereon Dregger 540 Leser

Der KI-Wettstreit geht in die nächste Runde: Die Anzahl an Akteuren steigt rasant an. Ebenso die Vielfältigkeit der Felder, wo der Wettkampf ausgetragen wird. Microsoft ist ein gutes Beispiel. Nachdem man zunächst die ChatGPT-Technologie in diverse Produkte integriert hat, möchte der Konzern jetzt sogar eigene KI-Chips herstellen. Andere Giganten der Techindustrie ziehen mit. So haben auch Amazon und Google entsprechende Projekte in der Pipeline. Doch selbst wenn man alle Ressourcen der Welt hat, ist der Einstieg in diesen Bereich schwierig und ein mehrjähriger Prozess. An den KI-fähigen Prozessoren von NVIDIA kommt man derzeit einfach nicht vorbei. Sie sind nahezu alternativlos. Das möchte AMD jetzt aber ändern. Nachdem AMD die strategische Ausrichtung auf KI-fähige Chips zu der höchsten Priorität erklärt hat, möchte man hiermit nun voll durchstarten. AMD hat hierbei einige Trümpfe in der Hinterhand, die jüngst Morgan Stanley dazu veranlasst haben, ihre KI-Umsatzprognose für das Unternehmen um ein Vielfaches zu erhöhen. Nun soll der Chiphersteller ebenfalls Unterstützung von Microsoft erhalten. Das Ziel der Partnerschaft ist klar definiert: Eine Alternative zu den KI-Chips von NVIDIA schaffen. Doch genügt das, um dem mächtigen Konkurrenten die Stirn zu bieten und ein merkbares Stück des KI-Kuchens abzubekommen?

Der Abschwung des PC-Marktes belastet weiterhin das Geschäft

Am 2. Mai legte AMD den Geschäftsbericht zum 1. Quartal vor. Der Umsatz belief sich auf 5,4 Mrd. USD, was einem Rückgang im Jahresvergleich um 9,2 % entspricht. Damit ist das Umsatzergebnis dennoch besser ausgefallen, als von Analysten prognostiziert wurde und übertraf die Erwartungen um 40 Mio. USD. Basierend auf diesen Bruttoeinnahmen konnte AMD 0,60 USD pro Aktie an Gewinn einstreichen, was ebenfalls eine positive Überraschung darstellte. Die Performance der einzelnen Segmente war jedoch erneut sehr fragmentiert. Die CEO von AMD, Lisa Su, sprach von einem gemischten Nachfrageumfeld. Das Clientsegment wird derzeit stark durch die negative Entwicklung des PC-Marktes belastet. Dieser befindet sich nämlich in einem Abschwung. In den USA war es das siebte Quartal in Folge, wo das Wachstum des PC-Marktes rückläufig war. Und zum Leid der Computerhersteller handelt es sich hierbei nicht nur um leichte Abnahmen, sondern um regelrechte Crashs. So verzeichnete der führende Hersteller Lenovo über die letzten zwei Quartale hinweg den stärksten jährlichen Rückgang bei den Auslieferungen in der Geschichte des Unternehmens. Laut Zahlen des Marktforschungsinstitutes Gartner sind die weltweiten PC-Auslieferungszahlen im 1. Quartal um schwindelerregende 30 % gefallen.

Dem zugrunde liegt eine ungünstige Kombination aus hohem Inventarbestand und geringer Nachfrage. Da PCs diskretionäre Güter sind, auf die im Falle eines unsicheren wirtschaftlichen Ausblicks als erstes verzichtet wird, merkt man an dieser Stelle den Schaden, den das volatile konjunkturelle Umfeld angerichtet hat, am schnellsten. Aufgrund der mangelnden Kaufmotivation der Verbraucher gewähren Hersteller derzeitig massive Preisnachlässe mit der Intention, die vorhandenen Lagerbestände abzubauen. Da AMD in der Clientsparte Chipsätze und Prozessoren für Computer sowie Notebooks herstellt, wird man von dieser Dynamik empfindlich getroffen. Der Segmentumsatz fiel im 1. Quartal um 65 % auf 739 Mio. USD. AMD geht jedoch davon aus, dass dieser Einbruch das Tief markiert hat. Es sei mit einer Stabilisierung der Lage und im 2. Halbjahr mit einer Erholung zu rechnen. Da der Markt für Videospiele ebenfalls konjunktursensibel ist, merkte AMD auch in seinem Gamingsegment das vorsichtige Konsumentensentiment. Da die Nachfrage nach den leistungsfähigen Grafikkarten für Gaming-PCs gefallen war, war der Umsatz im 1. Quartal um 6 % rückläufig.

Wie geht es in diesem Jahr weiter? AMD enttäuscht mit Ausblick

Im Gegensatz dazu verlief die Geschäftsentwicklung im Datacenter- und Embeddedsegment deutlich besser. Wie bereits in früheren Unternehmensberichten ersichtlich wurde, wurde das Wachstum zuletzt maßgeblich von diesen beiden Bereichen getragen. Die dort angebotenen Prozessoren sind besonders gefragt, da sie für aktuelle Trends wie Datenzentren, KI und Sprachmodelle relevant sind. Der Umsatz des Datacentersegments blieb im 1. Quartal im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Hingegen verzeichnete das Embeddedsegment deutliches Wachstum. Hier konnte der Umsatz im Jahresvergleich sogar um 163 % gesteigert werden. Die Anfang 2022 stattgefundene Übernahme von Xilinx, einem Hersteller von integrierten Schaltkreisen, hat wesentlich zur Wachstumsdynamik der Sparte in den letzten Quartalen beigetragen.

Die Freude des Marktes über die besser als erwarteten Zahlen zum 1. Quartal sowie die Äußerung, dass der PC-Markt einen Boden erreicht haben könnte, wurde jedoch durch den Ausblick zunichtegemacht. Für den Rest der 1. Jahreshälfte sei laut Su mit einem flachen Umsatzwachstum zu rechnen. Konkret erwartet man für das 2. Quartal einen Umsatz zwischen 5 und 5,6 Mrd. USD. Somit könnte er deutlich unter den Konsensschätzungen liegen, die mit 5,52 Mrd. USD rechneten. Ein ähnliches Bild zeigte sich hinsichtlich der bereinigten Bruttomarge, welche sich im 2. Quartal auf 50 % belaufen soll, während Analysten von 50,4 % ausgegangen sind. Sogar in dem wachstumsreichen Embeddedsegment rechnet AMD im 2. Quartal mit einem leichten Rückgang. Denn man könne absehen, dass man in den kommenden Monaten bestehende Auftragsbestände abgearbeitet haben wird, wodurch sich das Wachstum abschwächen dürfte. In der 2. Jahreshälfte wolle man laut Su dann aber wieder auf Wachstumskurs zurückfinden. Bis eine verbesserte Nachfragesituation vorliegt, plant AMD zudem erstmal die Betriebskosten für den Rest des Jahres konstant zu halten.Der Umsatz von AMD ist in den letzten Quartalen stagniert. – Quelle: AMD

Positionierung für die KI-Revolution: AMD führt zentrale Stelle für KI ein

Kurzfristig bestehen also einige Unsicherheiten und die operative Entwicklung ist von diversen makroökonomischen Einflussgrößen abhängig. Langfristig sind die Aussichten dagegen deutlich besser und werden maßgeblich von KI geprägt. Hierauf ist das Management im Zuge des Earnings-Calls intensiv eingegangen. Laut CEO Su wären die Chancen enorm. Schon jetzt seien Akzeptanz und Wachstum schneller als bei jeder anderen Technologie in der jüngeren Geschichte. Es sei eindeutig, dass wir uns am Anfang der KI-Ära befänden. AMD möchte hiervon profitieren, indem sie den exponentiell steigenden Bedarf an Rechenleistung durch entsprechende Prozessoren bedienen. Denn Rechenleistung ist die eine Sache, die generative KI in einem gigantischen Umfang benötigt, um schnell und effizient operieren zu können. Und wenn die ganze Welt, jede Branche und jeder Lebensbereich durch KI neugestaltet werden soll, wird die Nachfrage nach Rechenleistung ins Unermessliche steigen. Um hierauf möglichst gut vorbereitet zu sein, verschiebt der Konzern seine Ausrichtung zunehmend auf den KI-Bereich. Laut AMD handele es sich inzwischen um die höchste Priorität des Unternehmens. Das bedeutet in erster Linie, dass man diesem Zwecke mehr Ressourcen widmet.

Um besagte Ressourcen möglichst nutzmaximierend einsetzen zu können, hat AMD ebenfalls Änderungen der internen Unternehmensstruktur vorgenommen. Demnach werden alle Teams, die bis jetzt als eigenständige Einheiten an KI-Themen gearbeitet haben, in eine zentrale Struktur überführt. Diese wird von dem ehemaligen Xilinx-CEO Victor Peng angeführt. Unter seiner Führung soll die neue Stelle sich um die End-to-End-KI-Hardware kümmern und die Entwicklung eines umfangreichen Ökosystems an dazugehörigen Softwarelösungen vorantreiben. Dieses soll Bibliotheken, Modelle und Frameworks für das gesamte Produktportfolio enthalten. Hierdurch möchte man einen Schnellstart in dem KI-Geschäft hinlegen.

AMDs MI300: Neue High-Performance-CPU für KI und Supercomputer

Der KI-Ansatz des Unternehmens ist generell breit aufgestellt. Denn AMD verfügt über eine weitläufige Produktpalette in den Bereichen Zentralprozessoren (CPU), Grafikprozessoren (GPU) und Prozessoren mit logischer Schaltung (FPGA). Eine besonders wichtige Rolle in der KI-Strategie spielt der neue High-Performance-CPU MI300. Obwohl er für viele High-Performance-Computing-Aufgaben eingesetzt werden kann, ist er im speziellen auf den Einsatz in Supercomputern zugeschnitten. Schon der Vorgänger MI250 ist in diesem Gebiet äußerst erfolgreich. Beispielsweise bildete dieser die Grundlage für einen Supercomputer, den Forscher verwendet haben, um das bisher größte finnische Sprachmodell zu trainieren. Die enorme Leistungsfähigkeit der Chips, in Kombination mit der hohen Energieeffizienz, haben AMD die führende Marktstellung in diesem Bereich verschafft. Inzwischen werden 15 der 20 energieeffizientesten Supercomputer der Welt von dem Unternehmen betrieben. Diese starke Stellung konnte AMD in den letzten Monaten weiter ausbauen. Der letzte Bericht der Top-500-Supercomputer zeigte, dass die Anzahl der von AMD betriebenen Supercomputer im Jahresvergleich um 38 % gestiegen ist. Der MI300 könnte dem Unternehmen nun zu weiteren Marktanteilsgewinnen verhelfen. Denn er soll die Fähigkeiten des Vorgängers in den Schatten stellen und mit einer achtfachen Steigerung bei der KI-Leistung und einer fünffachen bei der Energieeffizienz glänzen.

Insgesamt soll der MI300 auf die unglaubliche Zahl von 146 Mrd. Transistoren kommen. Generell gilt, desto mehr Transistoren ein Chip hat, umso leistungsfähiger ist er. Denn mit einer ansteigenden Anzahl können auch mehr Recheneinheiten integriert werden. Das wiederum erlaubt es, mehr Operationen parallel auszuführen. Obwohl die Veröffentlichung des MI300 erst im 2. Halbjahr erwartet wird, erfreut er sich bereits jetzt einer sehr hohen Nachfrage. So wurde er für den Bau des schnellsten Supercomputers der Welt ausgewählt, der den Namen „El Capitan“ trägt. Auch Europa zeigt sich interessiert. Die Max-Planck-Gesellschaft verfolgt den Plan, den ersten Supercomputer der EU zu errichten. Dieser soll durch AMDs EPYC-CPUs der vierten Generation und MI300-Beschleunigern angetrieben werden. Laut AMD hätte das hohe Interesse an generativer KI dazu geführt, dass sich die Pipeline für den MI300 in den letzten Monaten deutlich erweitert hätte. AMD erwartet, dass das neue Produkt ab dem 4. Quartal Auswirkungen auf die Ertragslage haben wird. Im nächsten Jahr wäre man dann in der Lage, den Einfluss umfangreicher zu spüren.

AMD weitet die Zusammenarbeit mit Microsoft aus: Gemeinsamer Angriff auf NVIDIA

Neben dem Einsatz in Supercomputern wurde der MI300 ebenfalls für ein breites Spektrum anderweitiger KI-Aufgaben qualifiziert. Zu diesem Zwecke ist AMD während der Entwicklungsphase diverse Kooperationen mit Cloudanbietern eingegangen, um den Chip für KI-Workloads zu befähigen (KI-Workloads sind die rechenintensiven Aufgaben, für die eine KI eingesetzt wird, wie Maschinelles Lernen, neuronale Netze oder natürliche Sprachverarbeitung). Vorgängermodelle des MI300 wurden aufgrund der überragenden Leistungsfähigkeit bereits von Microsoft für ein groß angelegtes KI-Training eingesetzt. Nun ist bekannt geworden, dass AMD die Zusammenarbeit mit Microsoft ausgeweitet hat. Der Finanzdienst Bloomberg berichtet, dass der Techriese den Chiphersteller bei der Expansion in den Bereich der KI-Prozessoren unterstützen würde. Das deklarierte Ziel der Zusammenarbeit sei, eine Alternative zu den Grafikprozessoren (KI-fähigen-Chips) von NVIDIA zu schaffen. Denn NVIDIA ist mit einem 85%igen Marktanteil der eindeutige Marktführer dieser Nische. Damit AMD gegen diesen Giganten ankommen kann, wird Microsoft von nun an finanzielle Unterstützung als auch technische Ressourcen liefern.

Hierbei handelt es sich um ein typisches Vorgehen von Microsoft, um sich frühzeitigen Zugang zu aussichtsreichen Projekten zu sichern. Ähnlich ging der Technologieriese auch bei OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT, vor. Durch frühzeitige Milliardeninvestitionen erwarb Microsoft exklusive Nutzungsrechte. Es ist offensichtlich, dass Microsoft nun auch an der Rechenleistung von AMD interessiert ist. Dies ist wenig überraschend, da Microsoft eine erhebliche Menge an Rechenleistung benötigt, um seine KI-Projekte in großem Umfang zu skalieren. Denn zahlreiche Anwendungen des Unternehmens laufen über die eigene Azure-Cloud, die auf den leistungsstarken, aber teuren NVIDIA-Prozessoren basiert. Und die jüngst stattgefundene Integration der ChatGPT-Technologie in Bing und die Office-Tools soll nur den Anfang darstellen. Da Microsoft in diesem Bereich somit schnell und aggressiv voranschreitet, muss das Unternehmen parallel nach Möglichkeiten suchen, mehr Rechenleistung zu generieren. Das ist jedoch gar nicht so einfach, da nur wenige Prozessoren leistungsfähig genug für KI-Workloads sind.

Microsoft möchte selbst in das KI-Chipgeschäft einsteigen – Ist AMD beteiligt?

Außerdem muss Microsoft gerade hautnah erleben, dass es große Nachteile hat, maßgeblich von einem Anbieter abhängig zu sein. So erhält der Konzern derzeit nicht so viele Hochleistungsprozessoren von NVIDIA, wie man es eigentlich gerne hätte. Denn die Angebotslage ist dünn, da sich gerade alle auf die verfügbaren Quantitäten stürzen. Elon Musk hat sich beispielsweise erst vor Kurzem mehrere Tausend Stück der H100-GPUs von NVIDIA für sein neues KI-Start-up gesichert. Den Kauf kommentierte er mit den Worten, dass gerade „jeder und sein Hund“ entsprechende Grafikchips kaufen würden. Musk möchte die GPUs in eigenen Rechenzentren zum Einsatz bringen, um mit seinem Start-up eine Alternative zu OpenAIs Produkten zu schaffen.

Microsoft scheint dieser Thematik eine derartig hohe Bedeutung zuzumessen, dass man nun ebenfalls selbst in das Chipgeschäft einsteigen möchte. Unter dem Projektnamen „Athena“ plant man, einen eigenen KI-befähigten Chip herzustellen. Hierfür hat Microsoft eine ehemalige Führungskraft von dem Chipunternehmen Intel abgeworben, die jetzt mit mehreren Hundert Mitarbeitern an Athena arbeiten soll. Bloomberg berichtet, dass der Chip intern bereits getestet werden würde und schon im nächsten Jahr auf den Markt kommen könnte. Die anonyme Bloomberg-Quelle spricht ebenfalls davon, dass AMD an dem Athena-Projekt beteiligt sei. Diese Aussage wurde jedoch seitens Microsofts dementiert. Neben Microsoft gedenken auch viele der anderen großen Technologieunternehmen, sich in diesem Feld zu positionieren. Hierzu zählen Google und Amazon, welche planen, einen KI-Chip auf den Markt zu bringen. Die Wettbewerbsintensität nimmt eindeutig zu.

Morgan Stanley erhöht KI-Umsatzprognose für AMD: „Chance um ein Vielfaches höher als angenommen“ 

Morgan Stanley zeigte sich von den jüngsten Entwicklungen angetan. Laut des Analysten Joseph Moore könnte die KI-Gelegenheit für AMD um ein Vielfaches größer sein als ursprünglich angenommen. Insbesondere aufgrund von höheren Preisen für den MI300 passte der Analyst seine Prognosen maßgeblich nach oben an. Während er zuvor mit 100 Mio. USD an KI-Umsatz im Jahr 2024 rechnete, geht er nun von deftigen 400 Mio. bis 1,2 Mrd. USD aus. Vor einigen Monaten noch hatte AMD signalisiert, dass man den MI300 mit einem signifikanten Preisnachlass zu NVIDIAs Konkurrenzprodukt anbieten würde. Laut Moore sei inzwischen aber absehbar, dass der MI300 preislich auf einem ähnlichen Niveau wie NVIDIAs A100 angesiedelt sein wird. Das ist wiederum ein sehr positives Zeichen, da es indikativ für eine äußerst robuste Nachfrage ist, die es AMD erlaubt, die Preissetzung nach oben anzupassen. Der Analyst glaubt zudem, dass die Geschäftschancen für AMD im Bereich des Trainings großer Sprachmodelle greifbarer und dauerhafter sind als zuvor angenommen. Den Vorsprung von NVIDIA einzuholen, wird dennoch alles andere als einfach. Moore rechnet mit einer aggressiven Gegenreaktion seitens NVIDIA in dem Versuch, die eigene Marktstellung zu verteidigen. Weitere spannende Impulse hinsichtlich AMDs KI-Strategie dürften am 13. Juni auf AMDs Datacenter- und KI-Konferenz gesetzt werden. Der Morgan-Stanley-Analyst geht davon aus, dass hier auch die Einführung der Cloud-Server-CPUs bekannt gemacht werden könnte.

AMD selbst blickt ähnlich optimistisch in die kommenden Jahre. Laut Konzern-CEO Su plane man, die KI-Marktchance in den nächsten drei bis fünf Jahren vollumfänglich zu nutzen. Ein Schnellstart würde durch die Synergien ermöglicht, die man zu anderen, bereits etablierten Produkten, wie den beliebten EPYC-Prozessoren, erzielen könne. Denn die Kunden würden sich generell ebenfalls für KI-Produkte interessieren, wodurch man längst entsprechende Kontakte hätte. Außerdem genießt AMD den Vorteil, dass es weltweit nur wenige Produkte gibt, die die Anforderungen großer Sprachmodelle erfüllen können. AMD ist einer der Anbieter, der die benötigte Qualität liefern kann. Die Chancen, ein Stück von dem KI-Kuchen abzubekommen, sind also gut. Für Aktionäre ist der Vorstoß in den KI-Bereich nicht nur interessant, da es der Ertragssituation von AMD deutlich Dynamik verschaffen könnte, sondern auch hinsichtlich der Bewertung der Aktie. Denn NVIDIA ist aufgrund seiner klaren Marktführerschaft bei KI-Chips ein Liebling der Anleger und kann sich eines deftigen Bewertungspremiums gegenüber AMD erfreuen. Gemessen am KUV beträgt der Premiumsmultiplikator gar den Faktor 4. So wird NVIDIA mit einem KUV23 von 29 gehandelt, während AMD ein Umsatz-Multiple von 7,5 erhält. Sollte AMDs KI-Strategie aufgehen, könnte sich die Wahrnehmung des Unternehmens so stark verändern, dass die Aktie eine höhere relative Bewertung erhält.NVIDIA erhält ein deutliches Bewertungspremium gegenüber AMD. – Quelle: viz.traderfox.com

Historische Bewertung der AMD-Aktie hat sich normalisiert

Ein Blick auf die Bewertung der Aktie im historischen Kontext offenbart ein neutrales Bild. Im Jahr 2022 war sie auf teilweise sehr unterdurchschnittliche Niveaus gefallen. Da die AMD-Aktie seit Anfang des Jahres aber um 45 % gestiegen ist (Stand: 14.05), hat sich die Bewertung inzwischen wieder normalisiert. Der Fair-Value-Chart zeigt diese Entwicklung anhand der Bewertung des Umsatzes vor dem Hintergrund der Preissetzung der letzten fünf Jahre. Es ist eine deutliche Annäherung an den Fair-Value-Punkt ersichtlich. In diesem Falle repräsentiert dies die euphorische Stimmung, die der Markt bei Unternehmen, die von der KI-Revolution profitieren, angenommen hat. Dass die Wall-Street die zunehmende Rolle von AMD in diesem Bereich anerkennt, ist positiv, jedoch ist die Erwartungshaltung deswegen ebenfalls entsprechend höher. AMD steht somit in besonderer Verpflichtung, gemäß seines Versprechens zu liefern.Der Fair-Value-Chart (Umsatz, 5-Jahre) zeigt das Verhältnis der heutigen Bewertung zu der historischen Preissetzung – Quelle: aktie.traderfox.com

Fazit

Während die kurzfristige Zukunft von AMD aufgrund des schwachen PC-Marktes herausfordernd ist, sind die mittelfristigen Aussichten dagegen erfolgversprechend. Es zeichnet sich immer klarer ab, dass AMD erhebliche Umsätze durch den KI-Bereich erzielen kann. Mit dem MI300 verfügt man über einen soliden Ausgangspunkt, der ab Ende des Jahres messbare Ergebnisse liefern dürfte. Der Markt beginnt, AMD als größeren KI-Gewinner einzuordnen, nachdem die Möglichkeiten des Konzerns in diesem Bereich lange unterschätzt wurden. Dieser Faktor verschafft der Aktie gegenwärtig Aufschwung. Trotz des schwachen Ausblicks auf das 2. Quartal ist das Chartbild von beeindruckender Stärke geprägt. Die historische Preissetzung indiziert, dass ein Einstieg auf derzeitigen Niveaus aus einer Bewertungsperspektive nicht irrational wäre. Inwiefern AMD nun mittelfristig zu einem ausschlaggebenden Konkurrenten von NVIDIA bei KI-Chips wird, ist ungewiss. Jedoch ist es eindeutig, dass AMD durch KI maßgebliche Rückenwinde genießen wird. Ein Risiko, dass man im Auge behalten muss, ist die zukünftige Konkurrenz durch die Big-Tech-Unternehmen, die zunehmend beginnen, eigene KI-Chips herzustellen. Die Gefahr hierdurch ist nicht unmittelbar, da es Zeit bedarf, auf die benötigte Prozessorqualität zu kommen. In ein paar Jahren aber könnten sie beginnen, das Geschäft der konventionellen Chiphersteller zu schmälern.

 

Viele Grüße 

Gereon Dregger


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