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Blinde Euphorie an den Aktienmärkten am Beispiel der Aktie von Beyond Meat!

Kommentare Michael Seibold 641 Leser

Beyond Meat ist ein US-amerikanischer Nahrungsmittelproduzent, der sich auf die Herstellung von Fleischersatzprodukten spezialisiert hat. Unter anderem finden sich im Angebot Burger-Patties sowie Würstchen, die aus einer veganen Basis aus Erbsenprotein, Rote Beete und pflanzlichen Ölen bestehen.

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https://www.beyondmeat.com/products/

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https://www.beyondmeat.com/about/

Das Unternehmen ging erst im Mai 2019 an die Börse. Danach explodierte der Kurs regelrecht. Der Ausgabepreis der Beyond-Meat-Aktie lag bei 25 US-Dollar. Der erste gehandelte Börsenkurs lag dann gleich bei 46 US-Dollar, um anschließend eine Rally bis auf knapp 235 US-Dollar hinzulegen. Also ein Tenbagger auf Sicht von nur 3 Monaten. Was für eine beeindruckende Geschichte der Beyond-Meat-Aktie, die durch einen Hype um Fleischalternativen auf pflanzlicher Basis den Zeitgeist absolut getroffen hat. Kein Tag verging, ohne dass auch deutsche Börsenmedien euphorisch über das Unternehmen berichteten.
Die Börsenbewertung lag in der Spitze sogar bei über 15 Milliarden US-Dollar. Wie es so oft an der Börse ist, wenn alle euphorisch sind und nicht mehr rational ein Blick auf die Zahlen geworfen wird, kennt die Aktie seit Ende Juli nur noch den Weg nach unten.

Beyond Meat: -65 % in nur 3 Monaten

Wenn ich an Börsenlegende Andre Kostolany erinnern darf: Jeder Aktienkurs kehrt irgendwann zum fundamental angemessenen Wert zurück! Überbewertungen, aber auch Unterbewertungen werden am Markt nicht ewig geduldet. Aus meiner Ansicht war es blinde Euphorie, die den Aktienkurs bis Ende Juli angetrieben hat. Der für mich markanteste Punkt, der von vielen Anlegern übersehen wurde und teils jetzt noch heruntergespielt wird:

Die Konkurrenz schläft nicht und hat mittlerweile ebenfalls fleischlose Produkte auf den Markt gebracht, die teilweise günstiger und besser sind. Hauptkonkurrenten sind derzeit Tyson Foods, Kellogg und Nestle, die aktuell ebenfalls alle Eigenprodukte auf pflanzlicher Basis anbieten. Vor kurzem hat nämlich der Öko-Test verschiedene Fleischersatz-Produkte getestet und ausgerechnet der viel umjubelte Anbieter Beyond Meat hat nur mit einer ausreichend abgeschlossen. Der Geschmack konnte zwar überzeugen, die Inhaltsstoffe aber nicht. Tester konnten den Geschmack u.a. auf geschmacksverstärkenden Hefeextrakt zurückführen. Ebenso eher unappetitlich sind die Mineralölbestandteile im Beyond Meat, welche laut dem Verbrauchermagazin bei mehr als der Hälfte der Proben negativ auffielen. „Dabei handelt es sich in allen Fällen um gesättigte Kohlenwasserstoffe MOSH oder vergleichbare Verbindungen“, heißt es im Testbericht. Inzwischen gilt es als erwiesen, dass MOSH sich im menschlichen Fettgewebe und in der Leber ansammeln kann. Außerdem können sie zu Schäden an Herzklappen und Lymphknoten führen. Das Ökotest-Fazit lautet: „Wir können den Beyond Meat Burger im Test Vegane Burger nicht empfehlen.“

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Ende der Lock-up Periode und aktuelle Zahlen

Am 28. Oktober hat Beyond Meat Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt, die durch aus positiv waren.
Der Nettoumsatz belief sich auf 92,0 Mio. USD, ein Plus von 250,0%.
Der Bruttogewinn belief sich auf 32,8 Mio. USD oder 35,6% des Nettoumsatzes, verglichen mit einem Bruttogewinn von 5,0 Mio. USD oder 19,2% des Nettoumsatzes im Vorjahreszeitraum.
Der Nettogewinn betrug 4,1 Mio. USD oder 0,06 USD je verwässerter Stammaktie, verglichen mit einem Nettoverlust von 9,3 Mio. USD oder 1,45 USD pro Stammaktie im Vorjahreszeitraum.
An dem 28. Oktober endete auch die sogenannte Lock-up Periode, währenddessen die Altaktionäre nach einem Börsengang ihre Aktien nicht verkaufen dürfen. Einen Tag später kam die Aktie dann somit nochmals deutlich unter Druck, weil viele Altaktionäre Cash machten. Die Aktie verlor weitere 22 Prozent und konnte sich seitdem auch nicht wieder erholen.

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Fazit:

Viele Anleger sehen großes Potenzial des Marktes für Fleischersatzprodukten und schreiben diese in großem Stiel Beyond Meat zu. Dass es einen großen Markt für Fleischersatzprodukte gibt würde ich sofort unterschreiben. Laut einer Untersuchung von A.T. Kearney könnte die Ersatzprodukte im Jahr 2030 schon 28 Prozent des Fleischmarktes ausmachen, zehn Jahre später sollen es dann schon 60 Prozent sein. Jetzt kommt das große Aber: Beyond Meat ist nicht allein auf dem Markt, es könnten mehr als gedacht Rabatte angeboten werden müssen, wenn sich der Wettbewerb verschärft. Das drückt auf die Margen und der Aktienkurs könnte weiter sinken.
Die Aktie ist, wenn überhaupt für Trader geeignet, setzt allerdings starke Nerven voraus. Für Langfristinvestoren erfüllt die Aktie derzeit meiner Ansicht nach keinerlei Kriterien.

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Liebe Investoren, ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg an der Börse.

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold
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