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Booz Allen Hamilton: Auf diesen Technologieberater setzt die US-Regierung!

aktien + Gereon Dregger 1.461 Leser

 

Gewaltige Informationen können den Menschen schnell überfordern 

Wir befinden uns im Informationszeitalter und es ist allgemein zu erwarten, dass sich die Bedeutung von Daten in den nächsten Jahren weiterhin stark erhöhen wird. Überall werden immer mehr Informationen gesammelt und aufgezeichnet. Die Börse ist ein wunderbares Beispiel hierfür. Wer sich mit der Thematik auseinandersetzen möchte, kann zwischen zehntausenden Büchern, Videos und Artikeln wählen. Jede Quelle wird wiederum andere Daten als relevant hervorheben. Bei anderen Themenbereichen ist es ähnlich. Die Flut an Informationen, mit denen man sich inzwischen in jeder Branche konfrontiert sieht, ist überwältigend. Generell gilt natürlich, umso mehr Informationen man hat, umso besser ist dies für die Entscheidungsfindung. 

 Doch in der Praxis bringt es einem recht wenig, 10.000 unterschiedliche Fakten und Datensätze zu einer Aktie zu haben, wenn man nicht weiß, wie man diese interpretieren und auswerten soll. Zudem ist das menschliche Gehirn auch gar nicht in der Lage, so viele Fakten zu verarbeiten und daraus Voraussagen für die Zukunft abzuleiten. Deswegen beschränkt man sich in der Regel auf ein paar wenige Faktoren, die man als besonders wichtig einschätzt. Doch natürlich verpasst man hierdurch viele Chancen. Daher nimmt auch die Bedeutung von Tools zur Datenanalyse und Interpretation ständig zu. Und genau so, wie der einzelne Anleger tagtäglich entscheiden muss, welche Faktoren für oder gegen eine Aktie sprechen, so müssen auch politische Entscheidungsträger in der Lage sein, Gefahren schnell zu erkennen und abwehren zu können. Dafür wäre es aber hilfreich, wenn er möglichst umfassend informiert ist. Er selbst oder seine Mitarbeiter aber haben oft gar nicht die physischen Ressourcen, dies komplett allein zu stemmen. Künstliche Intelligenz kann hier eine Abhilfe schaffen, um die Informationen zu filtern, zu bündeln und so den Entscheidungsprozess zu erleichtern. 

 

Unkonventionelle Methoden ermöglichten schnellen Aufstieg des Unternehmens  

Nachdem Edwin Booz einen Masterabschluss in Psychologie erwarb, gründete er im Jahr 1914 ein eigenes kleines Beratungsunternehmen. Hierbei sammelte er bereits erste wertvolle Erfahrungen. Doch er realisierte auch, dass er Unterstützung brauchen würde, um großen Erfolg zu haben. Deswegen entschloss er sich wenige Jahre später mit zwei Bekannten zu fusionieren. Gemeinsam gründeten sie ein weiteres Unternehmen, welches sich auf die Erstellung von Studien für Handelsorganisationen spezialisierte. Hierbei handelte es sich um ein neues Konzept, was so noch nicht umgesetzt wurde. Deswegen wuchs auch das Interesse an den Dienstleistungen und zog größere Kunden, wie Canadian & Pacific Railroad, an. Der Erste Weltkrieg durchkreuzte jedoch die Pläne des ambitionierten, jungen Mannes, da er zum Militärdienst eingezogen wurde. Dementsprechend konnte er erst nach Ende des Krieges weitermachen, wobei er hierfür erneut von null beginnen und ein neues Unternehmen gründen musste. Doch dieses Mal hatte er bereits bedeutende Vorerfahrung und war entschlossen, sich nicht erneut abhalten zu lassen.  

Seine ersten Kunden waren Banken, für welche er Umfragen und Geschäftsanalysen durchführte. Dass Edwin Booz eine psychologische Ausbildung hatte, spiegelte sich in seiner Herangehensweise wider. So war zum Beispiel die Befragung der Mitarbeiter ein fester Bestandteil seiner Unternehmensanalysen. Etwas Derartiges bot zu dieser Zeit kein anderes Unternehmen an, weswegen sich immer mehr neugierige Firmen aus allen Branchen gegenüber dieser neuen Art der Beratung zu öffnen begannen. Durch den Erfolg ermutigt, expandierte man in weitere Bereiche, wie die institutionelle Beratung, und eröffnete weitere Niederlassungen.  

Einen entscheidenden Meilenstein erreichte Booz Allen im Jahr 1940, als der damalige US-Marineminister das Unternehmen mit der Beurteilung der Kriegsfähigkeit der Marine beauftragte. Da das Beratungsunternehmen hierbei einen wirklichen Mehrwert bieten konnte, nahmen die von dem Militär in Anspruch genommenen Dienstleistungen nach dem Kriegseintritt der USA deutlich zu. Dank dem in dieser harten Zeit geschaffenen Vertrauen, konnte man sich dann auch nach Ende des Krieges weitere Aufträge sichern. Hierzu gehörte ein Auftrag für die Air Force, welcher in der Durchführung von Studien zu Lenkraketen und Produktionskapazitäten bestand. Obwohl man gleichzeitig auch Aufgaben für den Privatsektor erfüllte, wurde die weitere Richtung des Unternehmens durch die zunehmende Nachfrage von Regierungen bestimmt. Auch international wollten immer mehr Länder Dienstleistungen des Unternehmens in Anspruch nehmen. Zum Beispiel half man der philippinischen Regierung am Anfang der Fünfzigerjahre dabei, Aufzeichnungen zu dem Landbesitz der Regierung zu untersuchen. Außerdem wollte von nun an auch der US-Geheimdienst von den Fähigkeiten des Unternehmens profitieren. Dieser beauftragte Booz Allen herauszufinden, wo die Sowjetunion Raketen herstellte und eine Liste zu erzeugen, die alle technischen Probleme enthielt, die hierbei aufgetreten sind.  

Am Ende der Fünfzigerjahre war man dann bereits zu der größten und renommiertesten Unternehmensberatungsfirma der Welt aufgestiegen. Der Wachstumskurs des Unternehmens setzte sich in den kommenden Jahrzehnten gnadenlos fort und man schaffte es bis zum heutigen Tag, stets an der Spitze der Branche zu bleiben.  

 

Militär weiterhin wichtigster Auftraggeber  

Heute operiert Booz Allen ausgehend von vier Bereichen, die das Unternehmen nach der Art der Kunden sortiert. Der mit Abstand wichtigste Bereich ist nach wie vor Verteidigung mit einem Geschäftsanteil von 49 %. Die wichtigsten Kunden in diesem Bereich umfassen die Air Force, die Army und die Navy. Für alle bietet man vielfältige Lösungen für unterschiedliche Zwecke an. Zum Beispiel hat man eine Applikation für die Navy entwickelt, die die automatisierte Prüfung der Sicherheit von allen IT-Systemen, die dort eingesetzt werden, ermöglicht. Bevor ein neues System in Betrieb genommen wird, muss logischerweise sichergestellt werden, dass die Systeme über die höchsten Sicherheitsstandards verfügen und gegen jegliche Cyberattacken geschützt sind. Hierfür gibt es einen standardisierten Prozess mit dem Namen „Risk Management Framework“. Systeme, die diesen Prozess erfolgreich bestanden haben, erhalten eine Zertifizierung und können von diesem Punkt an eingesetzt werden. Bis vor Kurzem war dies jedoch ein manuelles und damit sehr zeitaufwendiges Verfahren. Booz Allen hat das geändert, indem sie ein Gerät entwickelt haben, dass viele Elemente des Prozesses automatisieren kann. Das Programm hierfür ist sehr intuitiv und benutzerfreundlich und unterstützt die Fachleute gezielt. Das Gerät ist außerdem ein schönes Beispiel für die Herangehensweise des Unternehmens im Verteidigungsbereich. Da man nahe an den Kunden dran ist, erfährt man auch sehr schnell von Problemen und Anwendungen mit Optimierungsbedarf. Wenn klar ist, dass es sich aus wirtschaftlicher Sicht ebenfalls lohnen würde, wird für das Problem dann eine Lösung entwickelt. Hiermit verdient das Unternehmen kontinuierlich Geld.  

 

Der technologische Wettbewerb im Verteidigungssektor ist knallhart 

 Wenn es um Anwendungen für den Verteidigungssektor geht, ist der technologische Wettbewerb ein niemals endender Marathon. Gerade wegen der schwierigen sicherheitspolitischen Lage aufgrund der Spannungen mit China und Russland nimmt die Bedeutung des Unternehmens als zuverlässiger Partner der Regierung exponentiell zu. Vor allem mit China befinden sich die USA in einem technologischen Wettrennen. Beide Länder wollen die Oberhand bei den innovativsten Technologien gewinnen, um ihre wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen durchzusetzen bzw. zu bewahren. Booz Allen ist eines der entscheidenden Unternehmen, die die USA dabei unterstützen, diesen Wettbewerb auf allen Ebenen zu gewinnen.  

 

Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen sind die Zukunft 

Besonders die Anwendungen im Bereich künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen sind sehr interessant. Laut dem Unternehmen wird künstliche Intelligenz in zukünftigen Konflikten eine entscheidende Variable für den Erfolg spielen, da sie einen Entscheidungsvorteil verschaffen kann.  Gerade die schnelle Verarbeitungsmöglichkeit von großen Datenmengen, für die das menschliche Gehirn deutlich länger brauchen würde, ist hierfür eine essenzielle Fähigkeit. Diese Einschätzung wird von der National Security Commission geteilt. Diese hat in ihrem Abschlussbericht zu künstlicher Intelligenz dazu aufgerufen, KI im gesamten Verteidigungsbereich zu operationalisieren und die Investitionen in diesen Sektor deutlich zu erhöhen.  

 Die Bedeutung hiervon nimmt aber nicht nur für das Militär und den Einsatz im direkten Konflikt zu, sondern auch für Nachrichten- und Geheimdienste, welche die möglichen Bedrohungen frühzeitig erkennen sollen. Denn für diese sind Informationen die Grundlage für jede Einschätzung und ihre Hauptaufgabe besteht in dem Sammeln und Auswerten von Daten. Da der Umfang der Datensätze aber auch immer weiter zunimmt, ist es absolut notwendig, auf Ressourcen, wie KI, zurückzugreifen, um diese zu untersuchen. Hierbei kann KI zum Beispiel als Filter eingesetzt werden, der aus den großen Datenmengen die wichtigsten Sachen markiert und dann an Geheimdienstanalysten weiterleitet.  

 

Lösungen auch für zivile Akteure von großem Nutzen 

Abgesehen vom Einsatz bei Militär und Geheimdienst gibt es noch weitere interessante Verwendungsmöglichkeiten. Zum Beispiel können derartige Anwendungen für die Gesundheitsbehörden von großem Nutzen sein. Während der Pandemie gab es, große organisatorische Probleme und die benötigten Statistiken und Vorhersagen waren nur unvollständig gegeben. So wurden die Behörden zwar nach einigen Monaten mit Statistiken und Modellen zu dem Virus überschüttet, allerdings nur bis auf die Ebene des Bundesstaates hinab. Für Städte oder einzelne Landkreise dagegen gab es kaum verwertbare Informationen. Um dieser Problematik Abhilfe zu verschaffen, entwickelte Booz Allen ein Modell mit dem Namen „Covid-19 Safe Return Simulator“. Dieses Modell integrierte deutlich mehr Datenebenen und verwendete modernste Prognosetechniken, um einzuschätzen, wann eine Gemeinde als risikoarm oder risikoreich einzustufen ist. Das mögliche Einsatzspektrum von KI für unterschiedliche Behörden ist also sehr groß. 

Ein weiteres Segment wird durch die Lösungen im Bereich Cybersicherheit geformt. Auch in diesem Bereich ist man bereits seit mehreren Jahrzehnten tätig. Dank der Kompetenz, die Booz Allen in diesem Bereich über die Jahre erworben hat, ist man zu einem der größten Anbieter von Dienstleistungen im Bereich Cybersicherheit herangewachsen. Zu den Kunden zählen nahezu jede Bundes-, Verteidigungs- und Geheimdienstbehörde. Doch auch private Kunden aus der Wirtschaft greifen auf Cyberlösungen zurück, wie zum Beispiel diverse Unternehmen aus der Fortune-500 Liste. Laut eigenen Aussagen ist das Unternehmen neben defensiven Cybersicherheitsanwendungen zum Schutz von Systemen ebenfalls im Gebiet der offensiven Cybersicherheit tätig. Die Nachfrage nach Cybersicherheitslösungen wird mit der stärkeren Vernetzung der Welt immer größer, da hierdurch auch die potenzielle Angriffsfläche steigt. 

Es ist also kein Wunder, dass der globale Cybersicherheitsmarkt, laut Fortune Business Insights, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 13,4 % wachsen soll, um 2029 eine Marktgröße von 376 Mrd. USD zu erreichen. Booz Allen wird hiervon besonders stark profitieren können, da man über einen „First Mover“-Vorteil verfügt. Denn laut dem Management arbeite man bereits seit Jahrzehnten mit dem Geheimdienst an einigen der schwierigsten Cyberherausforderungen. Gerade wenn es um die Zusammenarbeit mit Regierungen und Behörden geht, ist ein solcher Vorteil enorm. Denn durch die langjährige Kooperation entsteht großes Vertrauen, was für den Umgang mit sensiblen Informationen entscheidend ist. Solange das Unternehmen also weiterhin innovativ bleibt und die erteilten Aufträge gewissenhaft erfüllt, gibt es für die Regierung keinen Grund den Anbieter zu wechseln. Einen fast fließenden Übergang von dem Bereich Cybersicherheit gibt es zu den Lösungen im Bereich 5G. Denn auch hier ist es entscheidend, dass die neuen Systeme von Beginn an geschützt sind, wofür das Unternehmen Dienstleistungen anbietet. Und auch unabhängig von der Cybersicherheit ist Booz Allen ein führender Anbieter von 5G-Lösungen. Dies umfasst die Entwicklung von 5G-fähigen Plattformen, die andere fortschrittliche Technologien, wie das Internet der Dinge oder künstliche Intelligenz, integrieren.  

Und auch hier sind viele der Anwendungen auf das Militär ausgerichtet. Letztes Jahr hat Booz Allen zum Beispiel einen Auftrag von dem US-Verteidigungsministerium erhalten, der unter anderem darauf ausgerichtet war, den militärischen Nutzen von 5G-fähiger erweiterter und virtueller Realität zu testen. Der Auftrag war sowohl auf die Möglichkeit des Trainings einzelner Soldaten als auch ganzer Brigaden im Felde ausgerichtet. Im Zuge dessen hat das Unternehmen ebenfalls ein Prototyp geliefert, der auf dem System „Digital Soldier“ beruht. Dieses System erschafft äußerst realistische virtuelle Trainingsumgebungen für Soldaten. Damit ist es ein weiteres eindrucksvolles Beispiel dafür, wie modernste Technologie die nationale Sicherheit erhöhen kann.  

 

Schlagkraft durch Investitionen 

Um die eigene Innovationskraft zu steigern und weitere Geschäftschancen zu eröffnen, investiert Booz Allen, wie man es auch von anderen Spitzenunternehmen, wie Alphabet kennt, in aussichtsreiche Startups und junge Unternehmen. Hierfür hat man zuletzt einen Risikokapitalfonds in Höhe von 100 Mio. USD eingerichtet. Das erklärte Ziel besteht darin, in Technologieunternehmen in der Frühphase zu investieren, wobei der besondere Fokus auf die Bereiche künstliche Intelligenz und Cybersicherheit gelegt werden soll. Die jüngsten Investitionen waren in die Startups „Latent AI“, „Reveal Technology“ und „Synthetaic“, welche alle im Bereich der künstlichen Intelligenz tätig sind. Diese Strategie scheint aussichtsreich, denn sie ermöglicht Booz Allen auch von externen Technologieentwicklungen zu profitieren. Dies ist wiederum eines der Maßnahmen die Booz Allen ergreift, um technologisch an der Spitze der Branche zu bleiben.  

 

Aussichten stehen gut, Profitabilitätssteigerung geplant 

Das Unternehmen hat das Ziel deklariert, ein EBITDA von 1,2 Mrd. USD bis 1,3 Mrd. USD bis 2025 zu erreichen. Ausgehend vom Median der Prognose und im Vergleich zu dem EBITDA des Fiskaljahres 2022 würde dies eine Steigerung um etwa 35 % bedeuten. Außerdem erwartet man für diesen Zeitraum ein jährliches organisches Umsatzwachstum zwischen 5 und 8 %. Dieses Ziel ist ein Ausdruck der starken Geschäfts- und Wachstumsdynamik sowie den Ambitionen des Unternehmens, die Profitabilität zu steigern.  

Booz Allen, welches bereits seit über 100 Jahren an der Spitze der Branche steht, profitiert ebenfalls von der prekären Sicherheitslage durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sowie die sich weiter aufheizenden Spannungen mit China. Beides führt zu höheren Aufrüstungsbestrebungen, wobei der IT-Bereich zunehmend in den Fokus gerät. Denn Russland hat bereits seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 beständige Cyberangriffe gegen die Ukraine durchgeführt, welche sich vor Beginn der Invasion deutlich intensiviert haben. Das offensichtliche Ziel der andauernden Attacken besteht darin, Infrastruktur zu schwächen, Informationen abzufangen sowie Falschinformationen in Umlauf zu bringen. Jedoch war die Ukraine mithilfe der Unterstützung befreundeter Nationen in der Lage, eine Vielzahl dieser Cyberoffensiven abzuwehren. Hierdurch wurde die Bedeutung der Cybersicherheit hervorgehoben und ist in den Fokus der US-Regierung gerückt.  

So sprach der US-Präsident Joe Biden nach der russischen Invasion in die Ukraine davon, dass nun ein entscheidender Moment sei, um die nationale Cybersicherheit deutlich zu verbessern. Gerade da der Präsident die realistische Möglichkeit sehe, dass auch die USA zur Zielscheibe von russischen Cyberattacken werde, gelte es sich hiervor zu schützen. Im Zuge der Rede forderte er ebenfalls den Privatsektor dazu auf, sich auf derartige Bedrohungen vorzubereiten. Dementsprechend ist und bleibt die Cybersicherheit ein Kernthema, das die Regierungen und Unternehmen dieser Welt beschäftigen wird und es ist davon auszugehen, dass Booz Allen hiervon stark profitieren wird.  

Dass die Nachfrage nach den Lösungen des Unternehmens weiter sehr hoch ist, haben die letzten Quartalszahlen des Unternehmens offenbart. So hat man das vergangene Quartal mit einem Auftragsbestand von 28,6 Mrd. USD beendet, was ein Wachstum im Jahresvergleich von knapp 7 % bedeutet. Das Book-to-Bill-Verhältnis gibt das Verhältnis von Auftragseingang zu den ausgelieferten Einheiten wieder. Dabei bedeutet ein Verhältnis > 1, dass mehr Aufträge eingegangen sind als ausgeführt wurden, was somit eine starke Nachfrage indiziert. Booz Allen hat in den letzten fünf Jahren – und damit selbst während der Pandemie im Jahr 2020 – ein Verhältnis > 1 bewahrt. Für das Fiskaljahr 2022 lag dieses bei 1,36. Tatsächlich ist die Nachfrage so stark, dass Booz Allen händeringend auf der Suche nach neuem, qualifiziertem Personal ist, um den Auftragsbestand und die wachsende Pipeline vollständig auszunutzen. Dementsprechend hat das Unternehmen den Fokus in den letzten Quartalen auch auf die Suche nach geeigneten Mitarbeitern gelegt. Dies beginnt nun, Früchte zu tragen. So konnte man seine Mitarbeiterzahl im vergangenen Quartal um 2,6 % steigern. Im Zuge der Quartalszahlen hat man ebenfalls seine Prognose für das Gesamtjahr bestätigt, welche ein Umsatzwachstum von fast 9 % projiziert.  

Booz Allens Auftragsbestand und das Book-to-Bill-Verhältnis (quartalsweise).

Quelle: boozallen.com / Investor Relations

 Booz Allen vereint Stabilität mit Wachstum 

 Normalerweise gibt es zwei Arten von Unternehmen: Einerseits die eher spekulativen Wachstumsunternehmen, die zum Beispiel im Bereich der künstlichen Intelligenz tätig sind. Andererseits die soliden und etablierten Unternehmen die Sicherheit bieten, aber dafür kaum wachsen. Booz Allen dagegen ist eine einzigartige Kombination aus beidem. Sie verbindet höchsten technologischen Fortschritt mit einer kaum zu übertreffenden Stabilität, da ihre Kunden hauptsächlich Behörden und das Militär sind. Hieraus resultiert ein sehr stabiles Einkommen mit unempfindlichen Margen.  

Diese branchentypische Eigenschaft ist nur eines der Gründe, warum auch der Sektor für Regierungsdienstleistungen als Ganzes interessant scheint. Dieser ist mit einem durchschnittlichen KGV von 17 bewertet und hat ein projiziertes EPS-Wachstum von 11,4 % (Zacks Investment Research), was deutlich über den Raten des Gesamtmarktes liegt. Booz Allen ist mit einem sehr diversifizierten Geschäftsmodell, einer hundertjährigen Erfolgsgeschichte an der Spitze der Branche sowie einem beeindruckenden Gewinnwachstum unser Favorit innerhalb der aussichtsreichen Branche.  

 Booz Allen schüttet eine Dividende in Höhe von 1,7 % aus, wobei die Dividendenkontinuität 11 Jahre beträgt. Die Dividende gilt es ebenfalls als nachhaltig einzustufen, was sich anhand der moderaten Ausschüttungsquote erkennen lässt. In diesem Zusammenhang ist es ebenfalls erwähnenswert, dass der Gewinn pro Aktie in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 17 % pro Jahr gesteigert wurde. Hierbei handelt es sich ebenfalls um eine gute Eigenschaft für ein Dividenden-zahlendes Unternehmen, da es einfacher ist, die Dividende zu steigern, wenn auch der Gewinn wächst. Dass diese Regel praktische Relevanz hat, zeigt das vergangene Dividendenwachstum des Unternehmens. So hat hat Booz Allen die Dividende in den letzten zehn Jahren um durchschnittlich 17 % pro Jahr gesteigert. Hiermit wird ebenfalls die Stabilität des Geschäfts untermauert.   

 Der Bewertungsvergleich zu anderen Aktien ergibt aufgrund der Vielseitigkeit des Geschäftes von Booz Allen kaum Sinn und ist relativ komplex. Zum Beispiel wird Booz Allen mit einem Bewertungsaufschlag gegenüber anderen Unternehmen aus dem Regierungsdienstleistungssektor gehandelt. Im Vergleich zu anderen Beratungsunternehmen wird das Unternehmen dagegen mit einem Bewertungsabschlag gehandelt. In absoluten Zahlen betrachtet, ist die Bewertung mit einem KGV22 von 27,5 und einem KUV von 1,5 für einen Marktführer mit den Wachstumsaussichten von Booz Allen jedoch moderat.  

Auch im TraderFox Qualitäts-Check kann die Aktie die erforderlichen Merkmale erfüllen und erhält dahingehend 14 von 15 Punkten.

Quelle: aktie.traderfox.com

Fazit  

Gemäß unserer Einschätzung ist Booz Allen eine absolute Qualitätsaktie, die Stabilität mit Wachstum vereint. Das Unternehmen hat als enger und langjähriger Kooperationspartner der Regierung eine starke Marktstellung. Gerade in den Segmenten Cybersicherheit und künstliche Intelligenz liegt ein hohes Maß an Wachstumspotenzial, dass das Unternehmen in den nächsten Jahren ausschöpfen kann. Hierbei profitiert Booz Allen von der instabilen geopolitischen Lage, die die Nachfrage nach vielen Produkten und Dienstleistungen des Unternehmens vorausschauend ankurbeln wird. Abgerundet wird das Bild von einer Dividende in Höhe von 1,7 % mit der auch in der Zukunft weiter zu rechnen ist. Die letzten Quartalszahlen bestätigen die hohe Wachstumsdynamik und es scheint sehr realistisch, dass das Unternehmen seine Wachstumsziele für die nächsten Jahre ohne Mühe erreichen wird.

 

Aufklärung über Eigenpositionen: Simon Betschinger hält eine Investment-Position in Booz Allen Hamilton