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Buffett meldet sich wieder mit weiteren (unerwarteten) Investments. Dieses Mal in Japan. Welche Motivgründe könnte er haben? Welchen Einfluss wird dies auf die Märkte haben?

Kommentare Marius Müllerhoff 2.682 Leser

Liebe Leser,



am Tag seines 90. Geburtstages (30.08.) verkündet das Oracle von Omaha, Warren Buffett, weitere Investments. Und er hatte einmal mehr eine Überraschung für uns. Berkshire Hathaway, das über ca. 150 Mrd. USD an Cash verfügt, hat nun jeweils 5% an den fünf größten japanischen Handelsunternehmen gekauft. Dafür wurden insgesamt 6 Mrd. USD ausgegeben – also ca. 4% des gesamten Cashberges. Buffett bzw. Berkshire Hathaway hat uns in diesem Jahr bereits mehrfach überrascht. Zunächst hat er auf der Aktionärsversammlung bekannt gegeben, dass alle Airline-Beteiligungen veräußert wurden. Dann hat er in Q2 einen Großteil seiner Bankinvestments verkauft. Zuletzt hat Berkshire auch noch im Goldsektor zugeschlagen (bei Barrick Gold) – ein Sektor, den Buffett jahrzehntelang gemieden hatte. Und nun Japan. Welche Motivation wird er gehabt haben? Welchen Einfluss wird dies auf die Märkte haben?

Quelle: desk.traderfox.com

Fünf Handelsunternehmen aus Japan mit Bewertungen unter Buchwert und attraktiven Dividendenrenditen


Bei den fünf Unternehmen handelt es sich um Itochu Corp, Marubeni Corp, Mitsubishi Corp, Mitsui & Co Ltd und Sumitomo Corp. Japans Handelsunternehmen haben tiefgehende Wurzeln in der japanischen Gesellschaft, die zum Teil über hundert Jahre zurückreichen. Sie versorgen die ressourcenarme Nation mit allem, was sie benötigt. Dazu haben sie sich in den letzten Jahrzehnten in Konglomerate verwandelt, die an Hunderten von Unternehmen auf der ganzen Welt beteiligt sind. Sie sind breit diversifiziert in Bereiche wie Agrarindustrie, Chemie, Finanzen, Energie, Immobilien, Informations- und Kommunikationstechnologie, Maschinen, Metallen, Textilien. Itochu Corp. ist in 62 Ländern vertreten, beschäftigt gut 4.300 Mitarbeiter und existiert seit über 150 Jahren. Es ist die einzige der fünf Unternehmen, die aktuell über Buchwert gehandelt wird. Die Dividendenrendite beläuft sich auf 3,19%. Marubeni Corp. ist in 68 Ländern vertreten und beschäftigt gut 4000 Mitarbeiter. Gegründet wurde es im Jahr 1858. Die Dividendenrendite beläuft sich auf 2,32%. Mitsubishi Corp. wurde 1954 gegründet. Die Unternehmensgruppe beschäftigt gut 86.000 Mitarbeiter weltweit. Die Dividendenrendite beläuft sich auf 5,17%. Mitsui & Co. wurde 1947 gegründet. Heute werden ca. 5600 Mitarbeiter in 65 Ländern beschäftigt. Die Dividendenrendite beläuft sich auf 4,10%. Sumitomo wurde im Jahr 1919 gegründet. Die Unternehmensgruppe ist in 66 Ländern vertreten und beschäftigt knapp 5400 Mitarbeiter. Die Dividendenrendite beläuft sich auf 5,00%. Man könnte die fünf Handelsunternehmen auch als Investment-Unternehmen bezeichnen.

„Diese Handelsunternehmen erwirtschaften einen starken Cashflow, zahlen eine Menge Dividenden aus und haben Unternehmen, die nicht einfach zu replizieren sind", sagte Thanh Ha Pham, Analyst bei Jefferies Japan. Berkshire plant, die japanischen Investitionen langfristig zu halten. Der Kauf von Anteilen an den japanischen Handelsunternehmen ist einer Buffetts größten Investments in die zweitgrößte Volkswirtschaft Asiens. Berkshire kaufte die 5% -Anteile mittels der hauseigenen Versicherungsgesellschaft National Indemnity Co. Am Montag, dem 31.08.2020 (der Tag nach der Verkündigung), schossen die Aktien von Marubeni und Sumitomo über 9% nach oben, gefolgt von Mitsubishi und Mitsui mit über 7%. Itochu stieg um 4,2% auf ein Rekordhoch. Berkshire Hathaway Aktien bewegten sich kaum.

Welche Motivgründe könnte Buffett beim Kauf gehabt haben?


Die fünf Handelsunternehmen sind aus Buffetts Sicht günstige Investments. Vier von ihnen werden unter Buchwert gehandelt. Auch werden stetig ordentliche Cashflows generiert. Außerdem ist es gut möglich, dass Buffett einfach keine günstigen Investments mehr in den USA finden konnte. Denn der japanische Markt ist aktuell günstiger bewertet als der MSCI World (ex Japan) bezogen auf das KGV. Auch könnte das Investment darauf hindeuten, dass Buffett von einem zeitnahen Ende der wirtschaftlichen Rezession ausgeht. Denn Handelsunternehmen sind konjunktursensibel. Zusätzlich sind Handelsunternehmen durch die Bereiche wie Stahl, Schifffahrt und Rohstoffe stark in der Realwirtschaft vertreten. Das sind genau die Sektoren, in die Value-Gurus wie Buffett investieren, da er sie gut versteht. Buffetts aktuelles Portfolio ist stark auf Apple ausgerichtet. Bei Berkshires aktueller Marktkapitalisierung von 521 Mrd. USD macht die Apple-Beteiligung ca. 130 Mrd. USD aus. Vermutlich wollte er sich etwas ins Portfolio holen, das genau das Gegenteil von Apple ist. Letztlich sollten die fünf Handelsunternehmen eher als Investmentfirmen betrachtet werden. Sie ähneln damit keinem weniger als Berkshire Hathaway selbst. Sie suchen weltweit nach Investitionsmöglichkeiten und geben jährlich Milliarden von Dollar aus. Ihre Scouting-Fähigkeiten könnten nützlich sein, wenn sie sich mit Berkshire zusammenschließen, so JPMorgan Chase.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox

Was lässt sich abschließend sagen?

Buffett hat einmal mehr in diesem volatilen Jahr die Märkte überrascht. Nach Airlines, Banken und Gold, nun also Japan. Es wird spannend zu sehen, welche weiteren Investments er in Q3 getätigt hat/haben wird. Die F-13 Filings, die darüber Auskunft geben, sollten im November veröffentlicht werden. Weitere Investments in Edelmetalle und im Ausland sowie Aktienrückkaufe würden mich persönlich nicht überraschen. Außerdem besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Buffetts neue Investments auch andere Money Manager und Value-Investoren anziehen. „Commodies and Japan“ könnten also als nächstes auf der Agenda von institutionellen Investoren stehen. Sehen wir also bald ein Comeback von Value vs Growth?

Disclaimer: Der Autor besitzt Aktien von Berkshire Hathaway.


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