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Der S&P 500 und welche 3 US-Aktien im Musterdepot landen

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Hallo liebe Trader,

um Unternehmen zu analysieren gibt es mehrere Ansätze. Aber im großen und ganzen beruhen sie alle auf zwei Untersuchungsrichtungen: Entweder werden zuerst einzelne Unternehmen und ihre Potentiale untersucht, um dann den gesamten Sektor und letztlich die Allgemeinwirtschaft zu analysieren. Diese Vorgehensweise wird als Bottom-up Ansatz bezeichnet: Die Untersuchung wird im Detail begonnen, und es wird sich zum Allgemeinen hin vorgearbeitet. Der entgegengesetzte Ansatz wird Top-down Ansatz genannt: Hier wird sich zunächst ein Überblick über die gesamtwirtschaftliche Lage verschafft, bevor dann ein einzelner Sektor und letztlich ein einzelnes Unternehmen untersucht wird.

Auf ganz vereinfachte Weise benutze auch ich gerne den Top-down Ansatz, um auf spannende Unternehmen aufmerksam zu werden. Dabei gehe ich wie folgt vor: Ich gehe auf www.traderfox.de und lasse mir die wichtigsten Marktindizes anzeigen. Dann füge ich die Spalte Abstand vom Hoch der letzten zwölf Monate (D-H12M) hinzu. Nun sortiere ich die Liste so, dass mir die Indizes mit dem geringsten Abständen zu ihrem Hoch ganz oben angezeigt werden. Wie in der unteren Abbildung zu erkennen ist, zeigt sich momentan der S&P 500 am robustesten. Er notiert lediglich 6,70 % unter seinem Jahreshoch. Da ich den stärksten Aktien folgen will, konzentriere ich mich also auch auf den stärksten Index.

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Wenngleich der S&P 500 relativ nah an seinem Allzeithoch notiert, ist im Chart doch deutlich die angespannte Ausgangslage zu erkennen: Der Index setzt direkt auf dem GD 200 auf. Beim Unterschreiten desselben, kann es nicht schaden, das Risiko weiter einzuschränken. Die heute vorgestellten Aktien könnten dann beispielsweise nur mit einer halben Position gekauft oder einfach nur auf die Watchlist zur Beobachtung gelegt werden.

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Screeninganleitung

Nun aber gleich zu meiner heutigen Vorgehensweise: Nachdem ich mich auf www.traderfox.de eingeloggt habe, gehe ich auf das Tool AKTIEN-RANKINGS. Dieses Tool ermöglicht es mir, technische und fundamentale Faktoren genau nach meinen Präferenzen zu gewichten, um dann alle Aktien der Reihe nach angezeigt zu bekommen. Da wir uns für den S&P 500 entschieden haben, wähle ich beim Aktienuniversum „USA 500“ aus.

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Im nächsten Schritt gehe ich auf „Ranglisten-Faktoren“. Da ich auf der Suche nach Aktien bin, die sowohl einen Aufwärtstrend, als auch eine stabile, fundamentale Ausgangsbasis aufweisen, gebe ich im Reiter „Fundamental“ nun folgendes ein:

- Durchschnittliche Eigenkapitalrendite / auf Sicht von drei Jahren / diesen Faktor gewichte ich mit 25 %

- Eigenkapitalquote / diesen Faktor gewichte ich mit 20 %

- Durchschnittliche EBIT-Marge / auf Sicht von drei Jahren / diesen Faktor
gewichte ich mit 25 %

- Kurs-Buchwert-Verhältnis / diesen Faktor gewichte ich mit 10 %

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Beim Reiter „Technisch“ gebe ich weiter ein:

- Performance auf Sicht von 60 Handelstagen / diesen Faktor
gewichte ich mit 10 %

- Performance auf Sicht von 125 Handelstagen / diesen Faktor
gewichte ich mit 10 %

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Insgesamt ergibt sich jetzt eine Gewichtung von 100 %.

Nun scrolle ich nach unten zu den Scan-Kriterien. Ich übernehme die Ranglisten-Faktoren eins zu eins und gebe bei „Fundamental“ ein:

- Durchschnittliche Eigenkapitalrendite / auf Sicht von drei Jahren / mindestens 15 % bis unendlich (∞)

Die Eigenkapitalrendite zeigt das Verhältnis vom Jahresüberschuss zum Eigenkapital des Unternehmens auf. Da es sich dabei um die Verzinsung des eingesetzten Kapitals der Anleger handelt, wurde dies mit 15 % relativ hoch angesetzt

- Eigenkapitalquote / auf Sicht von einem Jahr / mindestes 40 % bis unendlich (∞)

Die Eigenkapitalquote gibt den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital wider. Eine hohe Eigenkapitalquote lässt auf eine gewisse Unabhängigkeit von Fremdkapitalgebern und auf eine bessere finanzielle Unabhängigkeit schließen.

- Durchschnittliche EBIT-Marge / auf Sicht von drei Jahren / mindestes 15 % bis unendlich (∞)

Das EBIT bezeichnet das Ergebnis vor Steuern und Zinsen. Bei der EBIT-Marge wird das Verhältnis von EBIT zu den Umsatzerlösen aufgezeigt. Somit handelt es sich um eine besondere Form der Umsatzrentabilität. Sie stellt nur den operativen Gewinn ins Verhältnis zum Umsatz. Steuern und Finanzierungen werden ausgeblendet.

- Kurs-Buchwert-Verhältnis / maximal 10 im abgelaufenen Geschäftsjahr

Beim KBV wird der Buchwert (Eigenkapital) durch die Marktkapitalisierung geteilt. Hier geht es nicht in erster Linie darum Unternehmen mit einem möglichst geringen KUV zu finden, sondern auch darauf zu achten, wie sich die Eigenkapitalrendite im Verhältnis zum KBV verhält.

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Bei „Technisch“ gebe ich folgendes ein:

- Performance / auf Sicht von 60 Handelstagen / mindestes 5 %
bis unendlich (∞)

- Performance / auf Sicht von 125 Handelstagen / mindestes 20 %
bis unendlich (∞)

Da wir Aktien Suchen, die sowohl kurz- als auch mittelfristig nach oben laufen, stellt die Performance ebenfalls ein wichtiges Kriterium dar.

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Nun gehe ich auf Scannen und erhalte folgende Liste:

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Facebook (FB) ist das zurzeit größte soziale Netzwerk weltweit und dürfte jedem Anleger ein Begriff sein. Auf Facebook tummeln sich aktuell über 2,3 Mrd. aktive Nutzer im Monat. Hinzu kommen die Plattformen Instagram, Messenger und WhatsApp. Wer zielgruppenorientiertes Marketing betreibt, kommt an Facebook nicht vorbei. Weiteres Wachstum soll in Zukunft Instagram bringen. Mit dem Service „Checkout on Instagram“ soll bald ein direkter Produktkauf über die Plattform ermöglicht werden, wodurch einiges an Provisionen bei Facebook hängen bleiben dürfte. Zudem könnte Facebook bald eine eigene Kryptowährung herausbringen, welches eine geeignete Strategie sein dürfte, um Kunden noch fester an die Dienste von Facebook zu binden. Das mit 511 Mrd. USD kapitalisierte Unternehmen konnte Ende April mit positiven Quartalszahlen aufwarten: Der Umsatz stieg im letzten Quartal um 26 % auf 15,08 Mrd. USD, während der Nettogewinn um 12 % auf 1,89 USD / pro Aktie zulegen konnte. Die Zahl der monatlichen User stieg um etwa 8 % auf 2,38 Milliarden, was ebenso wie der Umsatz und der Gewinn über den Erwartungen lag. Wenngleich der letzte Pivotal-News-Point nicht verteidigt werden konnte, bleibt Facebook sowohl charttechnisch als auch fundamental äußerst interessant.

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Air Products and Chemicals (APD) ist einer der größten Industriegasanbieter weltweit. Es beliefert Kunden aus den Bereichen Chemikalien, Metalle, Energie und Elektronik mit einem umfassenden Portfolio an Produkten und Dienstleistungen welches Prozess- Spezial- und atmosphärische Gase genauso einschließt wie Wasserstoff und Helium. Das Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 44,82 Mrd. USD erzielte im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2019 einen Gewinn von 421,3 Mio. USD bzw. 1,90 USD je Aktie nach 416,4 Mio. USD bzw. 1,89 USD im Jahr zuvor. Das Unternehmen hob außerdem seine Jahresprognose für das laufende Geschäftsjahr leicht von 8,05 - 8,30 USD auf 8,15 USD - 8,30 USD (Konsens: 8,20 USD) an. Wachstumstreiber gibt es für Air Products and Chemicals gleich mehrere: Zum einen ist das Unternehmen darauf fokussiert, Wasserstofftechnologie für die Versorgung von Betankungsnetzen voranzutreiben, da es überzeugt ist, dass Wasserstoff eine zentrale Rolle bei der zukünftigen Energiewende spielen wird. Das Unternehmen lieferte im letzten Jahr u.a. eine Wasserstofftankstelle nach Deutschland und modernisierte die wasserstoffbetriebene Busflotte in Köln. Außerdem lieferte es dem Schienenkonzern Alstom Wasserstoff für die weltweit ersten wasserstoffbetriebenen Züge die seit dem Herbst letzten Jahres erfolgreich im Einsatz sind. Laut einem Report von Research and Markets soll der Industriegasemarkt allein in Europa im Zeitraum vom 2018-2022 jährlich um 6,27% wachsen. Der Trend geht immer mehr in die Richtung, Industriegase als alternative Energiequelle zu nutzen, wodurch der Ausstoß von gefährlichen Treibhausgasen stark reduziert werden kann. Ein Treiber ist laut dem Bericht der immer größer werdende Einsatz von Industriegasen in der Automobilindustrie. Air Prodcts and Chemicals als einem der wichtigsten Anbieter von eben jenen Gasen, würde davon enorm profitieren. Die Aktie befindet sich nur weniger Punkte unter ihrem Allzeithoch und dürfte aufgrund der guten fundamentalen Ausgangsbasis ihren Aufwärtstrend auch zukünftig fortsetzen.

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Cerner Corp (CERN) ist ein US-amerikanisches Unternehmen mit Sitz in Missouri und bietet neben Informationstechnologie-Lösungen für das Gesundheitswesen auch medizinische Geräte und Dienstleistungen an. Das mit aktuell 22,77 Mrd. USD kapitalisierte Unternehmen gehört zu den weltweit führenden Unternehmen innerhalb der Branche und vertreibt seine Produkte in über 35 Ländern. Neben Arztpraxen gehören zu den Kunden insbesondere Krankenhäuser, Rehakliniken und Gesundheitszentren. Neben verschiedener Software zur Steuerung und Kontrolle von Organisationsprozessen, bietet das Unternehmen auch Informations- und Integrationssysteme die eine effiziente interne Vernetzung bieten.

Das Gap das Mitte April zu Stande kam, wurde nicht, wie man vermuten könnte, durch Quartalszahlen ausgelöst (die kamen erst ein paar Tage später) sondern wegen der Einigung mit dem Hedgefonds Starboard, den Verwaltungsrat neu auszurichten, eine Dividende von 0,15 USD je Quartal auszuschütten, ein Aktienrückkaufprogramm von 1,2 Mrd. USD zu starten und die operative Marge bis zum vierten Quartal auf 20 % zu verbessern. Der zunehmende Wettbewerb im Medizintechnikmarkt und die zuletzt rückläufigen Margen hatten bei den Investoren in letzter Zeit für Umnut gesorgt. Sollte es dem Konzern allerdings gelingen durch die Umstrukturierung die neu ausgegeben Ziele zu erreichen, dürfte das Unternehmen wieder wesentlich schneller wachsen, als derzeit von Analysten erwartet wird. Darin liegt eine Chance für Investoren und Trader, zumal die charttechnische Situation eine äußerst spannende bleibt. Momentan notiert die Aktie nur knapp unterhalb eines neuen Hochs. In einem ruhigeren Marktumfeld könnte die Aktie bald ihren Aufwärtstrend fortsetzen.

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Wir könnten mit dem Kauf der Aktien nun warten, bis ein charttechnisches Signal ausgelöst wird. Wir könnten die Aktien aber auch nach zeitlichen Kriterien kaufen. Wollten wir die soeben festgelegte Strategie in unser Depot aufnehmen, könnten wir dafür folgende Regeln festlegen:

- Es werden immer zu Monatsanfang die drei stärksten Werte zu je gleich großen Teilen gekauft
- Die Positionsgröße beträgt immer 1/10 des Depotwertes
- Verkäufe finden statt, wenn die Postion auf Tagesschluss unter eine vorher festgelegte Unterstützung fällt. Die Unterstützungen sind wie folgt:

- Facebook bei 174,20 USD
- Cerner bei 66,23 USD
- Air Products and Chemicals bei 194,53 USD

- Eine Position wird bei einem Pivotal News Point aufgestockt (1/10 des Depotwertes).
- Umschichtungen finden immer am Monatsanfang statt.

Um dies einmal aufzuzeigen, lege ich exemplarisch bei traderfox.de ein Musterdepot mit einem Depotwert von 100.000 USD an und kaufe jeweils eine Position der drei Aktien zu je 10.000 USD. Dies sieht dann wie folgt aus:

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Anfang des nächsten Monats werde ich das Depot überprüfen und umschichten und euch in diesem Zusammenhang unseren Indexbuilder vorstellen, mit dem es möglich ist, mit nur einem Klick Umschichtungen innerhalb eines Depots vorzunehmen.



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Nun verabschiede ich mich und wünsche euch einen gelungen Start in die neue Woche.

Bis bald
Andreas Haslinger
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