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Die Automatisierung der Landwirtschaft: Anlegern winkt eine außerordentlich hohe Rendite!

aktien + Max Henß 4.259 Leser

Liebe Leser,

Autonomes Fahren, die Automatisierung der Industrie und das Internet of Things (IoT) sind Hype-Themen an der Börse. Was viele Anleger dabei übersehen, ist die Automatisierung der Landwirtschaft. Dabei ist Smart Farming unserer Ansicht nach ein Megatrend, der in den kommenden Jahren immer wichtiger werden dürfte und ausnahmslos jeden Menschen weltweit betrifft.

Die Anzahl der Menschen auf der Erde steigt stetig an, was smarte Anbaumethoden und effiziente Logistik bei der Lebensmittelerzeugung erfordert. Gleichzeitig geht der Kalorienbedarf weiter nach oben und immer mehr Menschen zieht es vom Land in die Städte. Der technologische Fortschritt in den Bereichen Robotik, Drohnentechnologie und Computer Vision erlaubt immer innovativere Lösungen und könnte die Landwirtschaft in den kommenden Jahrzehnten so stark transformieren wie zu Zeiten der industriellen Revolution. Mit der Automatisierung aller Bereiche unseres Lebens steht die Landwirtschaft abermals an einem Wendepunkt.

Bevölkerungswachstum erfordert smarte Anbaumethoden


Bei einer prognostizierten Weltbevölkerung von fast 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 muss die landwirtschaftliche Produktion gegenüber dem heutigen Stand laut UN Food and Agriculture Organization um mindestens 70 % gesteigert werden, um die weltweiten Ernährungstrends zu bedienen. Smart Farming erlaubt es Landwirten, die Produktion auszuweiten, Kosten zu reduzieren und damit die steigenden Bedürfnisse zu befriedigen.

Weltbevölkerung 2015 – 2100, Quelle: Statista

Was ist Smart Farming?


Beim Smart Farming handelt es sich um Technologien des Internets der Dinge (IoT), um die landwirtschaftliche Effizienz zu verbessern, den Ertrag zu maximieren und die Verschwendung zu minimieren. Dabei kommen verschiedenste Technologien und Tools zum Einsatz. Je nach Schätzung und Definition von Smart Farming beträgt das aktuelle Marktvolumen 20 bis 30 Mrd. USD und dürfte im kommenden Jahrzehnt jährlich um zweistellige prozentuale Raten wachsen.

Um den steigenden Bedarf zu bedienen und dem Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft entgegenzuwirken, entwickeln viele Unternehmen bereits heute autonome Traktoren. Die Traktoren nutzen GPS, Kameras und Sensoren, um das Land autonom zu bewirtschaften. Einfachere fahrerlose Traktor-Modelle folgen dabei einem von einem Fahrer gesteuerten Traktor. Der fahrergesteuerte Traktor kann Hindernissen ausweichen, während der fahrerlose Traktor seinem Weg folgt. Viele neuere Modelle sind hingegen völlig autonom unterwegs. In der derzeitigen Phase der Automatisierung ist beim Einsatz der autonomen Traktoren noch menschlicher Einsatz erforderlich, um Feldkarten zu erstellen, die besten Feldwege mit Hilfe einer Planungssoftware zu programmieren und andere Bedingungen festzulegen. Auch für die regelmäßige Reparatur und Wartung werden noch Menschen benötigt. In den kommenden Jahren dürften die Maschinen allerdings immer autonomer werden, was den Landwirten nach und nach immer mehr Arbeit abnimmt.

In Deutschland stellt sich der Gesetzgeber in vielen Fällen aus Angst vor Gefahren noch quer und verhindert so Effizienzsteigerungen in der Landwirtschaft. In vielen anderen Ländern kommen autonome Traktoren auf Farmen aber bereits zum Einsatz. Oft wird die Entwicklung derartiger Technologien sogar aktiv von den Staaten gefördert. In der Zukunft könnten die Staaten die Technologie in großem Stil subventionieren, was den Herstellern zugutekommen wird.

Künstliche Intelligenz ist heutzutage dazu imstande, komplexe logische Berechnungen in Sekundenschnelle durchzuführen. Datenanalyse selbst fällt Computern vergleichsweise extrem leicht und auf dem Gebiet wurden in den vergangenen Jahrzehnten erstaunliche Fortschritte erzielt. Gemäß des moravecschen Paradox erfordern scheinbar einfache, motorische Tätigkeiten wie das Pflücken von Früchten oder das Ernten von Gemüse jedoch enorme Rechenleistungen. So haben auch die besten Spieler bereits seit Jahrzehnten keine Chance mehr, Computer im Schach zu besiegen, während es Maschinen heutzutage noch immer extrem schwerfällt, Erdbeeren zu ernten, ohne diese zu zerdrücken.

Mit Fortschritten in der Robotik werden allerdings auch im Bereich der automatisierten Ernte immer schnellere Fortschritte erzielt. So hat Panasonic beispielsweise den Prototypen eines Ernteroboters für Tomaten entwickelt, der mithilfe von Computer Vision reife Tomaten erkennt und diese schonend von der Pflanze schneidet. Bei der Apfelernte experimentieren Unternehmen mit Technologien, bei denen die Früchte mithilfe der Erzeugung eines Vakuums von der Pflanze gezogen werden, wodurch keine Schäden oder Druckstellen bei der Ernte entstehen.

Da die Bedingungen auf den Feldern in der Regel den Einsatz derartiger Technologien noch nicht zulassen, ist die Anwendung bisher sehr limitiert. Mit Blick auf den Fortschritt, der in den vergangenen Jahren erzielt wurde, dürften autonome Erntemaschinen in der Zukunft deutlich häufiger eingesetzt werden und so die Ernteprozesse deutlich effizienter machen.

Panasonic arbeitet zudem mit der Bosch-Tochter Deepfield Robotics gemeinsam an der Entwicklung von Landwirtschaftsrobotern für Felder, die die mühsameren Arbeiten in der Landwirtschaft übernehmen sollen und bereits etwa bei der Ernte von Karotten zum Einsatz kommen.

Deepfield Robotics Ernterobotter für Karotten, Quelle: Deepfield Robotics

Effizienzsteigerung entstehen allerdings nicht nur durch die gesparte Arbeitskraft: Die Saat- und Unkrautbekämpfungsmaschinen können mit Hilfe von Computer Vision unglaublich genau arbeiten und den Einsatz von Pestiziden um 90 % reduzieren. So sollen die Maschinen des Herstellers ecoRobotix beispielsweise Unkraut auf Feldern genauestens lokalisieren können und Chemikalien so nur an den Stellen einsetzten, an denen sie auch wirklich notwendig sind.

Technologie von ecoRobotix zur Beseitigung von Unkraut, Quelle: ecoRobotix

Auch die Drohnentechnologie bietet breite Anwendungsmöglichkeiten in der Land-und Forstwirtschaft. Das Marktvolumen für intelligente Landwirtschaftsdrohnen soll von 2,1 Mrd. USD in 2021 auf 4,8 Mrd. USD allein bis 2024 steigen. Sie kommen unter anderem bei der Überwachung von Pflanzenbeständen zum Einsatz. Die Bilder können mithilfe von KI ausgewertet werden und so ebenfalls den Einsatz von Düngemitteln effizienter machen. Moderne Geräte sind außerdem in der Lage bis zu 16 Liter Sprühmittel zu transportieren und können insbesondere an Stellen zum Einsatz kommen, an die der Landwirt zu Fuß oder mit dem Traktor nicht hinkommt – zum Beispiel an steilen Weinhängen.

Größe des weltweiten Marktes für intelligente Landwirtschaftsdrohnen, Quelle: Statista

IoT-Sensorik eröffnet darüber hinaus neue Möglichkeiten zur Bewässerung. Die unterirdische Tropfbewässerung (Subsurface Drip Irrigation, SDI) ist bereits eine weit verbreitete Bewässerungsmethode, mit der Landwirte steuern können, wann und wie viel Wasser ihre Pflanzen erhalten. Durch die Kombination dieser SDI-Systeme mit immer besseren IoT-Sensoren zur kontinuierlichen Überwachung des Feuchtigkeitsgehalts können die Landwirte nur noch bei Bedarf eingreifen und das System ansonsten völlig autonom arbeiten lassen.

Subsurface Drip Irrigation System, Quelle: Toro.com

Die Digitalisierung und Automatisierung der Landwirtschaft ist ein Megatrend. Den Landwirten wird durch IoT-Technologien, Sensorik, Robotik und künstliche Intelligenz viel zeitintensive Arbeit abgenommen. Sie können sich somit auf das Management ihres Betriebes konzentrieren und dabei von den gewonnenen Daten profitieren. Noch befinden wir uns in einer frühen Phase der Automatisierung, doch in den nächsten Jahren wird die Technologie deutlich voranschreiten und kosteneffizienter werden. Wir von TraderFox sind der Ansicht, dass die Deere-Aktie bestens positioniert ist, um von dem langfristigen Trend zu profitieren.

Das Unternehmen Deere


Deere & Co. ist einer der weltweit größten Hersteller von Landmaschinen und ein bedeutender Produzent von Bau- und Forstmaschinen sowie von Geräten für die Rasenpflege im gewerblichen und privaten Bereich. Mit einer Marktkapitalisierung von etwa 105 Mrd. USD gehört das Unternehmen zu den 150 größten, börsennotierten Unternehmen der Welt.

Deere bietet ein Portfolio von mehr als 25 Marken an, um seinen Kunden ein umfassendes Angebot an innovativen Lösungen zu bieten. Zu den Marken gehören neben John Deere unter anderem Wirtgen, Hagie, Blue River Technology und Harvest Profit. Deere, bekannt für seinen Slogan "Nothing Runs Like a Deere", vertreibt John Deere und andere Marken über Händlernetze und verkauft außerdem Gartenprodukte wie Rasenmäher über Baumärkte. Das Unternehmen blickt auf eine lange Historie zurück. Es wurde bereits im Jahr 1837 von John Deere mit der Erfindung eines Stahlpflugs gegründet. Im Jahr 1918 stieg Deere & Co. in das Traktor-Geschäft ein.

Deere ist in insgesamt vier operativen Segmenten aktiv. Das Segment Production and Precision Agriculture ist mit einem Anteil von 37,5 % das Umsatzstärkste. Zu den angebotenen Produkten in diesem Segment gehören unter anderem Traktoren, Mähdrescher, Feldhäcksler, Ballenpressen, Radlader, sowie Erntemaschinen für Baumwolle und Zuckerrohr.

Das Segment Small Agriculture and Turf trägt 27 % zum Konzernumsatz bei und entwickelt und vertreibt kleinere Maschinen. Hier adressiert man nicht nur Landwirte. So werden neben kleineren Traktoren und Erntemaschinen auch Geräte zur Rasen- und Grundstückspflege und Golfplatzpflege angeboten.

Das Construction and Forestry-Segment ist mit 26 % Umsatzanteil ähnlich bedeutend und entwickelt Forstmaschinen und Baumaschinen, wie zum Beispiel Bagger, Planierraupen und Baggerlader für den Straßenbau.

Das Financial Services-Segment komplettiert das Geschäft von Deere und bietet Finanzierung- und Leasinglösungen sowie Garantien für die Maschinen des Unternehmens an. Über die Finanzdienstleistungen erzielt Deere etwa 8 % des Konzernumsatzes.

Segmente und Produkte von Deere, Quelle: Deere

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Moline, Illinois erwirtschaftet rund 60 % des Gesamtumsatzes in Nordamerika, 20 % in Europa, 10 % in Lateinamerika und 10 % im Rest der Welt. Damit ist man sowohl durch die Produktvielfalt als auch durch die internationale Aufstellung breit diversifiziert. Allein in den USA und Kanada verfügt Deere über etwa 2.000 offizielle Händler, von denen die meisten unabhängig geführt werden. Einige Händler betreibt man über die Tochtergesellschaft Nortrax. Außerhalb Nordamerikas verfügt Deere über offizielle Händler in über 100 Ländern.

Autonome Traktoren, Software und mehr: Deeres Investitionen in die Zukunft


Deere investiert jährlich etwa 5 % des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Ein sehr großer Teil fließt in die Bereiche Automatisierung, Elektrifizierung und künstliche Intelligenz.

Einer der größten Wachstumstreiber der kommenden Jahre ist unserer Ansicht nach Deeres Geschäft mit autonomen Traktoren. Ende 2021 wurde bekannt, dass das Unternehmen den ersten autonomen Traktor in Serienfertigung herstellen wird. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Modelle an US-Landwirte ausgeliefert werden. Der autonome Traktor verfügt über sechs Paare von Stereokameras, die eine 360-Grad-Hinderniserkennung und die Berechnung der Entfernung ermöglichen. Die von den Kameras aufgenommenen Bilder werden durch ein tiefes neuronales Netzwerk geleitet, das jeden Pixel in etwa 100 Millisekunden klassifiziert und bestimmt, ob die Maschine weiterfährt oder anhält, je nachdem, ob ein Hindernis erkannt wird. Der autonome Traktor überprüft außerdem ständig seine Position über GPS. Der Landwirt kann seinen Traktor über eine App überwachen und sich durch die Zeitersparnis anderen Aufgaben widmen.

Im vergangenen Jahr hat Deere mit Bear Flag Robotics eine spannende Übernahme für die Zukunft getätigt. Das 2017 gegründete Silicon Valley Startup entwickelt selbstfahrende Traktoren und sammelt Daten zu Feldmustern, um vorausschauende Analysen zu erstellen, die den Landwirten helfen, die Saison im Voraus besser zu planen. Mit der Übernahme wird man die Weiterentwicklung selbstfahrender Traktoren beschleunigen.

Autonomer Traktor von Bear Flag Robotics, Quelle: Bear Flag Robotics

Spannende Automatisierungslösungen für die Landwirtschaft entwickelt Deere auch im Bereich der Drohnentechnologie. Deeres Prototyp einer vollautomatischen Drohne ist mit einem Unkraut-Scanner und einer Feldspritze ausgestattet. Unkräuter können aus der Luft mithilfe von künstlicher Intelligenz gescannt und dann gezielt bekämpft werden. Der 10,6-Liter-Tank wird vollautomatisch an einer Station befüllt, an der auch die automatische Akkuladung erfolgt. Die Flugzeit mit einer vollgeladenen Batterie beträgt derzeit etwa 30 Minuten. Der Hauptvorteil dieser Drohne liegt in der präzisen Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln, wodurch die Einsatzmengen deutlich reduziert werden. Das Sprühen aus der Luft ist auch unabhängig von den Bodenverhältnissen möglich. Für höhere Sprühvolumina hat man außerdem einen autonom fahrenden Sprühroboter entwickelt, der über einen 560-Liter-Tank verfügt. Er kann nach Regen auf die Felder fahren, ohne den Boden zu verdichten. Die hohe Bodenfreiheit von 1,9 Metern und die Vierradlenkung machen das Gerät äußerst wendig, während die Raupen den Bodendruck minimieren.

Drohnenstation mit Drohnen (links), Sprühroboter (rechts), Quelle: Deere

Durch die Software in den Traktoren und Landmaschinen sammelte Deere allein im Jahr 2020 Daten von 230 Millionen Hektar Ackerland in 100 Ländern, die in das John Deere Operations Centre hochgeladen wurden. Bei dem Operations Centre handelt es sich um die Cloud-Computing-Plattform und das Daten-Dashboard des Unternehmens. Landwirte können die Software nutzen, um ihren Betrieb effizienter zu managen. Daten von verschiedenen Landmaschinen können in der Software überwacht und analysiert werden. Die enthaltenden Tools helfen den Landwirten bei der Entscheidungsfindung, zeigen Optimierungspotenziale auf und zeigen Deere zufolge, in welchen Bereichen die Betriebe Geld verdienen – und in welchen nicht. In Verbindung mit den autonomen Landmaschinen von Deere dürfte auch die Nachfrage nach smarter Software steigen. Deere wird also vermutlich nicht nur mehr Geld durch den Verkauf der Maschinen verdienen, sondern auch über ein Abomodell langfristig wiederkehrende Einnahmen generieren. Die Margen des Unternehmens könnten sich durch die Software-Abos dauerhaft erhöhen und man würde sich weniger abhängig von landwirtschaftlichen Investitionszyklen machen. Zusätzlich könnte die Software für einen Lock-in-Effekt sorgen. Landwirte, die zum Beispiel einen autonomen Traktor von Deere gekauft haben und das Operations Center zur Optimierung ihrer Farm nutzen, könnten dadurch andere Maschinen von Deere kaufen, deren Daten ebenfalls in der Software analysiert werden können und hervorragend mit dieser harmonieren. Dies würde auch die Kosten für einen Wechsel zu einem anderen Landmaschinenanbieter erhöhen und damit für viele langfristige Kunden sorgen.

John Deere Operations Center, Quelle: John Deere

Im Bereich der Elektrifizierung entwickelt man zum Beispiel in Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen Volocopter eine Sprüh-Drohne (VoloDrone) mit 9,2 Metern Durchmesser und 18 Rotoren. Die Drohne fliegt einen vorprogrammierten Bereich ab und besprüht die Felder mit zwei Tanks. Dank der geringen Flughöhe kann eine sehr große Flächenleistung von bis zu 6 Hektar pro Stunde erreicht werden.

In Zusammenarbeit mit Joskin hat man außerdem einen Gülletankwagen mit zwei elektrischen Antriebsachsen entwickelt. Dank eines Acht-Rad-Antriebssystems ist eine wesentlich effizientere Übertragung der Zugkraft möglich. Dadurch können auch die Kosten für die Aufbringung der Gülle um bis zu 25 Prozent gesenkt werden. Im Segment Small Agriculture und Turf lässt sich der Umstieg auf die Elektromobilität schneller vollziehen, als bei der Entwicklung großer Traktoren oder Landmaschinen. Hier hat man mit dem John Deere 1R unter anderem einen emissionsfreien Kompakttraktor entwickelt. Ein wesentliches Merkmal dieser Maschine ist die hohe Leistung der Antriebswelle, die es ermöglicht, mit einer Batterieladung (Kapazität für etwa 4,5 Stunden) mehr als 10.000 Quadratmeter Rasen zu mähen. Neben der hohen Leistung profitieren die Kunden von sehr niedrigen Wartungskosten. Mögliche Einsatzgebiete sind vor allem dort, wo ein niedriger Geräuschpegel und ein emissionsfreier Betrieb gefordert sind.

Mittelfristig Profiteur von höheren Agrarpreisen


Landwirte profitieren aktuell von höheren Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Dies könnte laut Bloomberg auch über 2022 hinaus die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Maschinen erhöhen und zu höheren Absätzen der Hersteller führen. Der Konsens geht aktuell zwar davon aus, dass die Preise für Mais, Sojabohnen und Weizen - die wichtigsten Faktoren für die Maschinennachfrage - im Jahr 2022 um durchschnittlich 10 % sinken werden, wobei die Preise für alle drei Getreidearten damit immer noch deutlich über ihren Fünf-, Zehn- und 20-Jahres-Durchschnittswerten liegen würden. Viele Landwirte könnten die erhöhte Rentabilität durch das hohe Preisniveau dafür nutzen, Investitionen zu tätigen.

Höhere Agrarrohstoffpreise unterstützen Traktorverkäufe, Quelle: Bloomberg

Fundamentaldaten und Bewertung


Vom Corona-Crash im März 2020 bis zum Beginn des Jahres 2021 ging die Aktie von Deere förmlich durch die Decke. In der Spitze hat sich der Kurs in Folge des Anstiegs der Agrarrohstoffpreise fast vervierfacht. Seither konsolidierte Deere. Mittlerweile notiert die Aktie rund 15 % unter dem Allzeithoch von vor rund einem Jahr.

Mit Blick auf die Nettogewinnmarge kann jedoch festgestellt werden, dass diese bereits seit 2016 steigt, obwohl die Agrarrohstoffpreise von 2016 bis 2020 gesunken sind. Dies lässt auf eine stärkere Marktstellung des Unternehmens schließen. 2021 konnte man aufgrund der hohen Preise eine Nettomarge von etwa 13,5 % erzielen. Mittelfristig sorgen hohe Agrarrohstoffpreise für die hohe Marge, langfristig könnte sie durch den Digitalisierungs- und Automatisierungstrend auf ähnlichem Niveau bleiben.

Quelle: TraderFox Trading Desk

Der Umsatz von Deere konnte in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 10,6 % p.a. wachsen. 2021 lag der Umsatz bei 43,97 Mrd. USD und bis 2024 soll dieser auf 57,28 Mrd. USD steigen. Der Gewinn je Aktie lag 2021 bei 18,99 USD und soll 2024 bereits 29,35 USD betragen.

Das Unternehmen zahlt bei einer Ausschüttungsquote von etwa 21 % derzeit eine Dividende von knapp über einem Prozent. Damit kann ein großer Teil des Gewinns für Investitionen in die Zukunft genutzt werden. Deere hat seine Dividende seit 34 Jahren nicht gesenkt und gilt damit als Dividendenaristokrat. In den kommenden Jahren rechnen die Analysten mit konstantem Dividendenwachstum.

Ein Negativpunkt ist die vergleichsweise hohe Finanzverschuldung von Deere von 57,9 % und die hohe Gesamtverschuldung von 65 Mrd. USD. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten von 15,7 Mrd. USD können dabei jedoch aus dem Cash-Bestand und dem operativen Cashflow bedient werden. In den vergangenen Jahren konnten bereits hohe Schulden abgebaut werden, sodass die Eigenkapitalquote von 11 % im Jahr 2016 auf zuletzt rund 22 % erhöht werden konnte. Dennoch sollte das Management in den kommenden Jahren darauf achten, weitere Schulden abzubauen. Im TraderFox Qualitäts-Check erzielt Deere 13/15 Punkte.

Quelle: TraderFox Qualitäts-Check

Die Deere-Aktie ist aktuell mit einem KGV22 von 15 und einem KUV22 von 2,2 bewertet. Das 12-monatige Kursziel der Analysten liegt im Mittel bei 412 USD, was rund 20 % über dem aktuellen Kursniveau liegt. Dabei stufen 58 % der Analysten die Aktie als „Buy“ ein, während 29 % eine Halteempfehlung und 13 % eine Verkaufsempfehlung aussprechen.

Fazit zu Deere


Deere ist ein Qualitätsunternehmen, das in den kommenden Jahrzehnten einen maßgeblichen Anteil an der Automatisierung der Landwirtschaft haben wird. Man hat die Trends frühzeitig erkannt und investiert seit Jahren Milliardenbeträge in den Bereich Smart Farming. Die Bewertung ist moderat und das Unternehmen ist auf Wachstumskurs. Durch die hohen Agrarrohstoffpreise erzielt man aktuell hohe Margen. In der Zukunft hat man durch die Automatisierung und die Softwarelösungen die Chance, sich weniger von diesen abhängig zu machen und langfristig hohe Margen aufrechtzuerhalten. Wir halten Deere insbesondere langfristig für vielversprechend und denken, dass die etablierte Value-Aktie in den kommenden Jahren gute Chancen hat, den Markt outzuperformen.  

Viele Grüße,

Max Henß