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Die Entführung eines Wunderkindes - Edward Lampert

Artikel, Zitate und Personen Nick Thomas 1.012 Leser

Eddie Lampert ist ein Selfmade-Milliardär, wie er im Buche steht. Er musste nach dem Tod seines Vaters die Familie finanziell unterstützen und schaffte dennoch den Sprung an eine Elite-Uni. Von dort aus ging es steil Richtung Finanzhimmel. Es folgte eine Entführung und ein langsamer Abstieg. Lesen Sie hier die Geschichte von Eddie Lampert.

edward-lampertEdward Scott Lampert, genannt Eddie, wurde am 19. Juli 1962 im New Yorker Stadtteil Roslyn geboren. Seine Eltern waren der Rechtsanwalt Floyd M. Lampert und die Hausfrau Dolores Lampert. Eddies Großmutter war eine Buy-and-Hold-Investorin und weckte das Interesse für Aktien in ihrem Enkel. So saßen beide oft gemeinsam vor dem Börsenteil der Tageszeitung und verglichen die Performance der einzelnen Investitionen der Oma.
Mit 14 Jahren änderte sich Eddies Leben schlagartig, denn sein Vater starb an einem Herzinfarkt. Neben der emotionalen Belastung musste Eddie nun auch Geld verdienen, um seine Mutter und seine kleine Schwester zu unterstützen und sich die High School zu finanzieren. Eddie arbeitete in verschiedenen Kaufhäusern. Trotz der hohen Belastung hatte der junge Mann gute Noten und fand sogar noch Zeit, um Fußball und Basketball zu spielen.

Aufgrund seines hohen Intellekts bekam er ein Stipendium verliehen und wurde somit während des Studium finanziell unterstützt. Seine akademische Ausbildung in Wirtschaftswissenschaften absolvierte Lampert übrigens an der Eliteuniversität Yale. Seinen Bachelor-Abschluss mit Auszeichnung erhielt er 1984. Während der Studienzeit arbeitete Lampert für den Nobelpreisträger James Tobin.

ESL Investment

Nach seinem Studium nahm Eddie ein Praktikum bei Goldman Sachs an der Wall Street an. Er konnte überzeugen und verbrachte knapp drei Jahre in der Risikoarbitrage-Abteilung der Goldmänner (März 1985 – Februar 1988). Sein Mentor in dieser Zeit war der spätere US-Finanzminister Robert Rubin.
Anfang 1988 suchte er dann den Exit und wollte sich auf eigene Faust durch die Finanzwelt schlagen. Er gründete dazu den Hedge Fund ESL Investment in Greenwich, Connecticut (ESL = Edward Scott Lampert). Als Gründungskapital erhielt er von Richard Rainwater $ 28 Mio. und zusätzlich Zugriff auf seine weitreichenden Kontakte, um sich weitere Kunden zu angeln. Heute managt das Unternehmen ca. $ 9 Mrd.

Lampert und ESL waren in den vergangenen Jahren vor allem wegen eines Investments in den Schlagzeilen: Sears. Lampert kaufte 2003 KMart und fusionierte den Einzelhändler 2005 mit Sears, was medial als Elefantenhochzeit im Einzelhandelssektor gepriesen wurde. Lampert schuf damals den drittgrößten Einzelhändler der USA und hielt selber ca. 40% der Anteile am neuen Unternehmen. Eddie dachte damals, er hätte ein klassisches Value Investment getätigt und zwei Unternehmen gekauft, die damals in Schwierigkeiten steckten, sich aber langfristig wieder erholen würden. Anfangs gab ihm die Börse recht und der Aktienkurs stieg von ca, $ 70 in 2005 auf $ 134 in 2007. Doch seitdem befindet sich das Unternehmen in einem Abwärtsstrudel. Viele Reporter bezeichnen den Niedergang von Sears als längsten Insolvenzprozess der Geschichte. Lampert schloss zwar Hunderte Filialen und entließ Tausende Arbeitnehmer, aber die finanzielle Lage des Konzerns will sich einfach nicht verbessern. Für Unmut sorgten vor allem die hohen Dividendenzahlungen über die Jahre, massive Aktienrückkäufe für hohe Preise sowie Spin Offs von profitablen Unternehmensteilen. Seit 2013 hat Lampert den Fall Sears zur Chefsache erklärt und fungiert seither als CEO des Unternehmens. Eine Besserung der Lage ist aber nach wie vor nicht in Sicht und viele der Langzeitinvestoren von Lampert wenden sich von ESL ab. Im letzten Juni musste sogar Sears Canada Insolvenz anmelden. Der Aktienkurs der Sears Holding notiert aktuell bei $ 2,58.

Generell ist die Performance von ESL Investment jedoch ganz ordentlich. Von 1988 bis 2012 konnte der Hedge Fund eine durchschnittliche jährliche Rendite von 29% erzielen. Aufgrund des Sears-Dramas knickte die Kurve in den letzten Jahren etwas ab.

Investmentstil

Lampert ist Anhänger eines Investitionsstil á la Buffett. Tatsächlich nannte man ihn in seinen Zwanzigern „the next Warren Buffett“ oder „Wunderkind“. Eddie nutzt vorzugsweise zwei Strategien, um potenzielle Investments ausfindig zu machen:
1. Sogenannte Event-driven Investitionen, wo man nach Unternehmen Ausschau hält, die gerade in Schwierigkeiten stecken.
2. Investitionen in Unternehmen, die unter ihrem intrinsischen Wert notieren.
Damit lässt sich Lampert den Value Investoren zuordnen, der als Unterart des Value Investings auch Contrarian Investing betreibt. Eddie kauft nur US-amerikanische Unternehmen und fokussiert sein Portfolio auf drei bis fünfzehn Titel. Vornehmliche Ziele sind Unternehmen aus dem Einzelhandel. Eddie hält in jedem seiner Investments mindestens 5% der Anteile und mischt sich proaktiv in die Unternehmensführung seiner Unternehmen ein.

Eddie privat

Edward Lampert ist seit 2001 mit seiner Frau Kinga verheiratet und hat mit ihr drei Kinder. Die Familie hat Anwesen in Indian Creek Village (Florida), Aspen (Colorado) und Greenwich (Connecticut). Außerdem hat Eddie eine Leidenschaft für die Schifffahrt und besitzt eine Yacht von stolzen 88 m mit dem Namen „Fountainhead“. Sein Vermögen wird laut Forbes auf $ 1,64 Mrd. geschätzt.
Eddie wollte immer mit herausragenden Menschen zusammenarbeiten, die auch ihn besser machen. So sind vielleicht seine Bindungen zu Robert Rubin und James Tobin zu erklären.

Eine Erfahrung, die Eddie bestimmt gern vergessen würde, war seine Entführung. Am Freitag, den 10. Januar 2003 war Eddie Abends nach der Arbeit mit seiner Frau und seiner Mutter zum Essen in einem Restaurant verabredet. Als er in die Tiefgarage des Bürogebäudes ging, um in sein Auto zu steigen, wurde er von vier maskierten Männern überwältigt, die ihm einen Sack über den Kopf stülpten und anschließend in einen Kofferraum zwängten. Kurze Zeit später fand sich Eddie gefesselt und geknebelt auf einer Motel-Toilette wieder. Die Männer wollten Geld erpressen und zwangen Eddie dazu, einen Erpresserbrief zu verfassen. Die Kidnapper begangen allerdings einen harschen Fehler, indem sie über die Kreditkarte von Eddie Pizza bestellten. Eddie hörte seine Entführer darüber debattieren und konnte sie letztlich davon überzeugen, dass sie nur eine Chance hätten zu entkommen, wenn sie ihn unversehrt freilassen würden. So setzten sie ihn Sonntagmorgen um 2.00 Uhr auf einer Straße aus und fuhren davon. Die Polizei konnte sie später festnehmen. Alle verbüßen heute Freiheitsstrafen.

Zitate

- „Du passt dich entweder an oder du stirbst.“
- "Du kannst nicht darauf warten, dass eine Gelegenheit offensichtlich wird."
- „Beim Investieren triffst du ständig Entscheidungen unter Unsicherheit.“
- „Wenn man keine Ahnung hat, warum sollte man dann investieren?“
- „Das Ziel ist nicht das blanke Überleben, es ist der Fortschritt.“
- „Es ist nie der richtige Zeitpunkt für einen Wandel.“
- „Wir müssen einfach gut performen.“
- „Ich möchte von Menschen umgeben sein, die mich dazu herausfordern, besser zu werden.“
- „Beim Investieren versuchen wir ein paar Sachen gut zu machen, nämlich: 1. Das Unternehmen verstehen. 2. Die Menschen verstehen, die das Unternehmen leiten. 3. Sicherheit generieren durch den Preis, den wir bezahlt haben.“
- „Wir fokussieren uns auf absolute Renditen.“
- „Wenn wir in einer Kontrollposition sind, steigt unsere Fähigkeit Mehrwert zu erzielen exponentiell an.“
- „Die Einstiegsstrategie ist prinzipiell wichtiger als die Ausstiegsstrategie.“
- „Die Idee ist, dass ich einen Preis X bezahle und dann großartige Dinge passieren können, aber diese Dinge müssen nicht passieren, damit ich über die Runden komme.“
- „Unternehmen, speziell im Einzelhandel, müssen sich selbst neu erfinden.“
- „Das Schwierige ist die Ausführung.“
- „Manche Dinge, die offensichtlich erscheinen, sind gar nicht so offensichtlich.“
- „Um etwas wirklich gut zu machen…muss man immer wieder trainieren und sich vorbereiten.“