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Sie stehen auf den Tischen der größten Investoren und Spekulanten unserer Zeit. Und sie sind teuer. Verdammt teuer. Mit jährlichen Kosten von mindestens $ 22.000,00 hinterlassen Bloomberg Terminals ein großes Loch im Portemonnaie. Aber für große Marktteilnehmer sind sie unverzichtbar. Und für ihren Erfinder eine Goldgrube. Lesen Sie hier die interessante Story des Multimilliardärs Michael Bloomberg.

michael-bloombergMichael Rubens Bloomberg wurde am 14. Februar 1942 in Medford im US-Bundesstaat Massachusetts als Sohn einer jüdischen Familie mit russischen Wurzeln geboren. Er zeigte bereits im Kindesalter eine große Neugier und begann früh mit der Akkumulation von Wissen. Eigenen Aussagen zufolge verbrachte er jeden Samstagvormittag im Wissenschaftsmuseum seiner Heimatstadt. Außerdem war er stolzer Pfadfinder.
Bis 1960 besuchte er die High School in Medford. Danach ging es für den jungen Mann an die Johns Hopkins University in Baltimore, wo er den Studiengang Electrical Engineering belegte. Die Johns Hopkins University ist zwar nicht in der Ivy League, gehört aber dennoch zu den renommiertesten Universitäten des Landes. Entsprechend hoch sind die Studiengebühren. Bloomberg musste mehrere Kredite sowie eine Anstellung als Parkplatzwächter aufnehmen, um die Kosten stemmen zu können. Während seiner Studienzeit in Baltimore entwickelte sich Michael Bloomberg zur Führungsperson und war nicht nur Klassensprecher, sondern ebenfalls Präsident seiner Bruderschaft. Den Abschluss erhielt er 1964. Von Baltimore ging es dann nach Cambridge, wo Bloomberg an der Harvard Business School einen MBA absolvierte.

Solomon Brothers

Im Jahr seines Masterabschlusses, 1966, wurde der Absolvent von der legendären Wall Street Bank Solomon Brothers geworben und nahm eine Tätigkeit mit einem Jahresgehalt von gerademal $ 9.000,00 auf. Eine lächerliche Summe für einen Harvard-Absolventen. Allerdings war Bloomberg sehr strebsam und talentiert, sodass er schnell die Hierarchieleitern hochkletterte. Bis 1973 schaffte er es bis auf die Partnerebene und war bis 1979 Leiter des Aktiengeschäfts. Ab 1979 leitete er die Geschicke einer neugegründeten Abteilung: Information Systems. Es ging darum, Computer und Informationsflüsse in den täglichen Arbeitsablauf der Bank zu implementieren. Anfangs sah Bloomberg diese neue Aufgabe als Degradierung, begriff jedoch schnell, dass dieses neue Aufgabengebiet großen Einfluss auf die Zukunft seiner Bank und der ganzen Branche haben würde.
1981 wurde Solomon Brothers von der Phibro Corporation aufgekauft. Bloombergs Stelle wurde schlicht wegrationalisiert und er vor die Tür gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt hatte der End-Dreißiger finanziell bereits ausgesorgt, da er als Partner der Bank ein Aktienpaket in Höhe von $ 10 Mio. hielt.

Bloomberg LP

Sein Hunger schien aber keineswegs gestillt zu sein und eine Pause wollte er sich auch nicht gönnen. Direkt am Tag nach seiner Kündigung gründete Michael Bloomberg sein eigenes Unternehmen: Innovative Market Systems. Die Idee dahinter war folgende: Anfang der 1980er Jahre war der Zugriff auf Informationen sehr beschränkt, was zu ineffizienten Märkten führte. Bloomberg hatte den Einfall, dass Investoren mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür bezahlen würden, hochqualitative Informationen in verschiedenen Aufbereitungen so schnell wie möglich zu erhalten. Mit drei Angestellten entwickelte er einen Computer namens Market Master Terminal. Sein erster Kunde war die Großbank Merryll Lynch, welche 1982 nicht nur 22 seiner Terminals kaufte, sondern derart von der Idee und Technologie begeistert war, dass sie zusätzlich noch $ 30 Mio. in die Firma investierten.

Bloombergs Terminals eroberten die Handelssääle, Analystenhäuser und Banken dieser Welt. Ende der 1980er Jahre eröffnete die Firma, mittlerweile übrigens umbenannt in Bloomberg LP, Büros in London, Tokyo, Sydney, Frankfurt und einigen US-Städten. Die Produktpalette umfasste mittlerweile neben Real-Time Kursdaten und News auch das Bloomberg Radio, Television und einen sicheren Kommunikationskanal (die Email steckte damals noch in den Kinderschuhen). 1990 hatte die Firma bereits 8.000 Terminals verkauft und installiert. Heute hat das Unternehmen über 19.000 Mitarbeiter an 176 Standorten weltweit. Mehr als 300.000 Bloomberg Terminals sind in Nutzung. Zur Info: ein Bloomberg Terminal kostet ca. $ 22.000,00 pro Jahr.

Privates und Politik

Kein Wunder also, dass Michael Bloomberg über ein beträchtliches Vermögen verfügt. Forbes schätzt es auf sage und schreibe $ 52,9 Mrd., was ihn zum 11. Reichsten Mann der Welt macht. Neben seinen Erfolgen im Geschäftsleben war Michael Bloomberg auch als Politiker sehr erfolgreich. 2002 wurde er zum 108. Oberbürgermeister von New York gewählt und konnte sich insgesamt über drei Legislaturperioden halten. Er war in dieser Zeit sehr erfolgreich und machte sich als Bekämpfer der Armut einen Namen sowie als Revolutionär des Bildungssystems. Außerdem holte er die Stadt aus der Schockstarre nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Anfang 2014 legte er sein Amt nieder. Während seiner Zeit als Bürgermeister gab er natürlich die operative Leitung seines Unternehmens ab, aber nicht die Aktienmehrheit von 88%. Seit Ende 2014 ist Michael Bloomberg wieder CEO von Bloomberg LP.

Privat lebt Bloomberg in einer Beziehung mit Diana Taylor. Er war lange Jahre mit Susan Brown verheiratet und hat mit ihr zwei Töchter. Er besitzt 13 Häuser in exquisiten Lagen und ist leidenschaftlicher Hubschrauberpilot. Neben vielen Auszeichnungen und Ehrendoktorwürden wurde er 2014 sogar von Queen Elizabeth zum Ritter geschlagen. Kurzzeitig wurde er 2016 auch als Präsidentschaftskandidat für den US-Wahlkampf gehandelt.
Seit vielen Jahren tut sich Michael Bloomberg als Philanthrop hervor, der sich in unzähligen Projekten in folgenden fünf Bereichen engagierte: Gesundheitswesen, Kunst & Kultur, Umwelt, Bildung und Verwaltungsinnovation. Insgesamt spendete er bereits mehr als $ 6 Mrd. 2010 trat er auch dem Giving Pledge von Gates und Buffett bei. Dabei verpflichten sich die Menschen, mindestens die Hälfte ihres Vermögens nach dem Tod an wohltätige Zwecke zu spenden.

Zitate

- „Ein Entrepreneur zu sein hat weniger damit zu tun, ein Unternehmen hoch zu ziehen. Es geht eher darum, wie man die Welt sieht: Möglichkeiten entdecken, wo andere Hindernisse sehen, Risiken eingehen, wo andere die Flucht ergreifen.“
- „Wenn es in deiner Karriere keine Rücksetzer gibt, wenn du keine Zweifel hast und keine Enttäuschungen verkraften musst, dann sage ich dir, dass du nicht groß genug träumst.“
- „Kaufe das, was lieferbar ist und nicht das, was es mal sein könnte.“
- „Habe keine Angst davor, dich durchzusetzen, glaube an deine Fähigkeiten und lass dich von den Bastarden nicht unterkriegen.“
- „Fortschritt ist nicht unvermeidlich. Wir müssen ihn kreieren.“
- „Mal von harter Arbeit abgesehen ist der wichtigste Faktor, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.“
- „Du musst zu allererst gewillt sein zu scheitern – und du musst den Mut haben, danach trotzdem weiterzumachen.“
- „Das Leben ist zu kurz um deine Zeit darauf zu verwenden, nicht zu scheitern.“
- „Wenn im Spiel des Lebens die finale Sirene ertönt, dann ist die einzige Statistik, die zählt, die Nummer der Assists, die du gegeben hast.“
- „Du hast das Recht deine eigene Meinung zu haben, aber nicht deine eigenen Fakten.“
- „Ich tendiere dazu, ungehobelt zu sein, vielleicht sogar etwas zu ungehobelt. Aber ich habe immer Menschen respektiert, die die Wahrheit sagen. Und ich habe immer Leute um mich herum gewollt, die mir die Wahrheit sagen.“
- „Du musst einfach ehrlich sein. Sage, was du denkst. Hau es einfach raus. Und sei bloß kein Schlappschwanz.“
- „Städte mit sauberer Luft haben einen ökonomischen Vorteil, denn dort, wo Menschen leben und arbeiten möchten, will die Geschäftswelt investieren.“
- „Einen Tag nachdem ich gefeuert wurde, wirklich am nächsten Tag, habe ich eine Firma gegründet.“
- „Ich habe immer jene respektiert, die die Welt zu einem besseren Ort machen wollten, anstatt sich nur über sie zu beschweren.“
- „Wenn mir jemand erzählt, dass er den ganzen Tag Ski gefahren ist und nicht einmal hinfiel, dann sage ich ihm, dass er sich einen neuen Berg suchen soll.“
- „Es gibt heute keine Verantwortung mehr…keine Bereitschaft sich auf große Ideen zu fokussieren.“
- „Ich habe nie jemanden ohne Temperament gemocht. Wenn man kein Temperament hat, hat man keine Leidenschaft.“
- „Jemand beschrieb das Informations-Business mal als das genaue Gegenteil von Sex. Wenn es gut ist, ist es immer noch ziemlich mies.“
- „Ich mag Theater, Abendessen und Frauen hinterherjagen. Ich sage es mal so: ich bin Single, Hetero und Milliardär in Manhattan. Das ist wie ein feuchter Traum.“