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E-Commerce Plattform Shopify mit rasantem Wachstum: in den USA nach Amazon bereits Nr. 2 im E-Commerce

Aktien-Screener Michael Seibold 1.311 Leser

Liebe Leser,

was macht das kanadische Unternehmen, das seine Wurzeln in Deutschland hat, so erfolgreich? Was verbirgt sich hinter dem Konzern Shopify mit einem Börsenwert von aktuell 125 Mrd. US-Dollar, das als echter Herausforderer von Amazon im E-Commerce gehandelt wird? Allein in den letzten fünf Jahren konnte Shopify seit dem IPO im Jahr 2015 um durchschnittlich 71 Prozent p.a. wachsen. Warum das kanadische Software-Unternehmen bereits jetzt über einen massiven Burggraben zurückgreifen kann und warum das Geschäftsmodell so erfolgreich ist, möchte ich Ihnen in den nächsten Minuten näher schilden. In einem weiteren Abschnitt soll es noch um die Wachstumsmöglichkeiten in der Zukunft gehen, denn die Börse denkt bekanntermaßen immer 6-12 Monate voraus und interessiert sich nicht an der Vergangenheit.



All-in-One Handelsplattform

Die All-in-One Handelsplattform von Shopify hat den Vorteil, dass egal wie groß ein Unternehmen ist, egal wie schnell eine Firma wächst, sich einen eigenen Shop aufbauen kann und je nach Bedarf sich Unterstützung von Shopify holen kann. Im Gegensatz zur Plattform Amazon, auf der Unternehmen über einen gemeinsamen Market Place ihre Produkte verkaufen, behalten beim kanadischen Unternehmen die Firmen ihre Kunden auf der jeweiligen eigenen Website.

Wie aber begann die Geschichte des noch jungen Unternehmens Shopify und wer steckt hinter der Gründung? Vor über einem Jahrzehnt hat der deutsche Gründer Tobias Lütke und auch heutiger CEO 2004 begonnen online Snowboards zu verkaufen. Aus dem Snowboard-Online-Shop ist zwei Jahre später in Kanada Shopify entstanden. Die damaligen E-Commerce-Lösungen stellten ihn nicht zufrieden, also baute er seine eigenen. Heute vertrauen über 1 Mio. Unternehmen auf Shopify, egal ob sie online, in Einzelhandelsgeschäften oder irgendwo unterwegs ihre Produkte verkaufen. Wie schrieb Tobias Lütke in einem Tweet: „Für kreative Arbeit kann man nicht schummeln. Mein (Glaube) ist, dass es an jedem Tag 5 kreative Stunden gibt. Alles, was ich von den Leuten bei Shopify verlange, ist, dass 4 davon in das Unternehmen geleitet werden.” So ist er auch kein Verfechter einer 80 Stunden-Woche. Laut ihm hat auch ein acht Stunden Schlaf Priorität, um möglichst kreativ bleiben zu können.



Geschäftsmodell

Das Kerngeschäftsmodell von Shopify besteht somit darin, eine Software für Online-Shops von der Erstellung über den Versand, die Zahlungsabwicklung sowie Warenfinanzierung alles aus einer Hand anzubieten. Der Kunde kann wählen, je nachdem wie viel Unterstützung er benötigt. Das Grundmodell ist ein Angebot eines Abo-Modells von Basic bis zu der Plus-Version.



Starke Q3 Zahlen

 

Quelle: Daten/Graphs aus dem AktienTerminal von TraderFox

Shopify konnte stark von der Corona-Krise profitieren. Der Umsatz ist im dritten Quartal um starke 96 Prozent auf 767,4 Mio. USD gewachsen. Im Subscription-Segment, also in den Abo-Modellen, legte der Umsatz um 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. In den Merchant solutions, also den Händlerlösungen-/services, konnte der Erlös um 132 Prozent gesteigert werden. Die Einnahmen aus den Abo-Modellen machten in Q3 ca. 32 Prozent des Umsatzes aus, während der Servicesbereich wie Versand, Zahlungsabwicklung, Shopfiy balance usw. 68 Prozent des Umsatzes umfasste. Nach einem Verlust von 72,8 Mio. USD im Vorjahresquartal, konnte man bereits jetzt einen Gewinn von 191,1 Mio. USD ausweisen. Ein Teil des ausgewiesenen Gewinns ging allerdings aus einem nicht realisierten Gewinn aus einer Kapitalbeteiligung hervor.

Das in Ottawa ansässige Unternehmen legt den Fokus allerdings klar auf das Wachstum, was im E-Commerce-Bereich klar die richtige Strategie abbildet. Ähnlich wie Amazon liegt auch bei der Nr. 2 im E-Commerce Bereich in den USA die Verfahrensweise bei der weiteren Markterschließung. Unter anderem war für den Sprung bei den Erlösen das starke Wachstum an neuen Händlern verantwortlich. Der beschleunigte Umstieg zum digitalen Einzelhandel kommt Shopify enorm entgegen. Shopify ist damit ein klarer Profiteur der beschleunigten Digitalisierung.

Der führende Anbieter für den Multichannel-Vertrieb ermöglicht Händlern vielfältige Möglichkeiten, von Social Media, über ein leistungsfähiges Backoffice sowie ein auf Skalierbarkeit ausgerichtetes Business. Über eine Million Unternehmen in rund 175 Ländern greifen bereits auf die Anwendungen des kanadischen E-Commerce-Anbieters zurück.

Allein die Shopify-Händler konnten am Black Friday/Cyber Monday-Wochenende einen Rekordumsatz von über 4,26 Mrd. Euro erzielen. Ein Wachstum von 76 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum in 2019 (Umsatz von 2,42 Mrd. Euro). Deutsche Shopify Händler konnten sogar auf ein Verkaufsplus von 189 Prozent zurückgreifen.

 

Quelle: Investor relations Finanzbericht Q3 2020

Bewertung und Zukunftsaussichten

Shopify ist mit einem KUV 2020 von ca. 43 natürlich kein Schnäppchen mehr. Angesichts des rasanten Wachstums ist dies allerdings vertretbar. Kommen wir zur Bewertung nach dem High-Growth-Investing-Score, der auf Stefan Waldhauser zurückzuführen ist. Mit Hilfe der Strategie sollen aussichtsreiche Wachstumsaktien identifiziert werden. Im ersten Schritt werden 6 verschiedene Eigenschaften untersucht. Die Maximalpunktzahl liegt bei 16. Mit dem ersten Kriterium Enterprise Value / Sales-Verhältnis (EV/Sales) soll überprüft werden, ob die Bewertung einer Technologieaktie akzeptabel ist.

Mit einem Verhältnis von aktuell 49 ist Shopfiy wie bereits erwähnt nicht mehr günstig bewertet. Die Bruttomarge liegt derzeit bei rund 53 Prozent. Sollte aber auch in den nächsten Jahren deutlich gesteigert werden können. Mit der dritten Kennzahl, der Rule of 40 TTM, soll die Güte des Geschäftsmodells abgeschätzt werden. Es geht um die Balance aus Wachstum und Profitabilität. Zusammengezählt werden hierbei die Wachstumsrate sowie die Free-Cashflow-Marge. Alle Werte über 40 sind akzeptabel.

Shopify kann hierbei mit einem Wert von 78 glänzen. Auch beim Umsatzwachstum in Höhe von 73 Prozent ist der E-Commerce-Anbieter stark unterwegs. Was mir sehr gut gefällt ist der niedrige Verschuldungsgrad des Unternehmens. Dieser liegt gerade einmal bei 14 Prozent.

Shopify kommt auf eine Eigenkapitalquote von 86 Prozent. Die PEG Ratio kann noch nicht bewertet werden, da das Unternehmen erst vor kurzem profitabel ist. Insgesamt erhält Shopify 10 von 16 möglichen Punkten.

 



Quelle: High Growth Investing-Score im AktienTerminal von TraderFox

Werfen wir einen Blick auf die neuen Kooperationen. Vor allem Walmart und Facebook stechen als die wichtigsten Verbindungen hervor.

 

 

Quelle: Investorenpräsentation Shopify Q3

Werfen wir auf einen Blick auf die Markt Position in 2019 beim E-Commerce. Hier ist wie bereits erwähnt Shopify auf Platz 2. Den Marktanteil sollte Shopify nach den neuen Zahlen weiter ausgebaut haben.

 

Quelle: Investorenpräsentation Shopify Q3

Besonders sieht man den extremen Wachstumsanstieg im Bereich der Händler. Corona hat das Wachstum enorm beschleunigt.

 

Quelle: Investorenpräsentation Shopify Q3

Was macht den Unterschied zwischen Amazon und Shopify? Amazon ist ein Online-Händler und natürlich noch vieles mehr wie Cloud Anbieter usw. Shopify stellt eine eigene Software her.

Im E-Commerce, also im Online-Handel kommen beide zusammen. Amazon stellt selbst die Plattform, den Market Place, auf der Angebot und Nachfrage zusammenfinden. Shopify hingegen betreibt eine Plattform, damit Marken unabhängig von Amazon werden, ihre eigenen Onlineshops aufbauen und gleichzeitig die gleichen Möglichkeiten – technisches Know-How, Marketing, Social Media und Logistik usw. zur Verfügung gestellt bekommen.

Wie möchte Shopify weiter wachsen? Der Markt allein für kleinere bis mittelgroße Unternehmen in diesem Bereich wird auf 78 Mrd. US-Dollar p.a. geschätzt. Allerdings bedient Shopify auch große Unternehmen. Das Ziel vom kanadischen Unternehmen ist es mittels der eigenen Shop-App durch die Integrierung weiterer Plattformen wie Facebook, Instagram usw. mehr Reichweite zu generieren. Durch Shopify Balance und Capital werden eigene Geschäftskonten und Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen angeboten werden können. Auch für stationäre Geschäfte möchte man Kassensysteme integrieren, die Logistik soll weiter ausgebaut werden. Einen weiteren Wachstumsmarkt könnte ich mir auch im Bereich der Werbung vorstellen sowie den bereits genannten Fintech-Bereich.

Ich sehe das Unternehmen hervorragend durch den deutschen CEO und Mitgründer Tobias Lütke geführt. Das Wachstum ist enorm. Corona hat eine neue Ära des beschleunigten Wachstums durch das schnellere Voranschreiten der Digitalisierung eingeläutet. Das Risiko liegt natürlich im Bereich der hohen Bewertung. Sollte es mal ein Quartal zur Enttäuschung der Anleger kommen, könnte es natürlich schnell kurzzeitig bergab im Kurs gehen. Trotzdem überwiegen für mich die Chancen deutlich, die Shopify in der Zukunft bietet.

Liebe Anleger,

ich wünsche Ihnen noch viele erfolgreiche Investments!

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold

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Bildherkunft: https://unsplash.com/photos/4MRqV9gcUHQ