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Eine neue Highflyer-Aktie aus dem Tabaksektor: Was treibt diese Branche an?

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Liebe Leserinnen und Leser,

gegenwärtig macht der Tabakwarensektor von sich reden. Bei meiner Suche nach starken Aktien aus starken Branchen ist mir jene Sparte geradewegs ins Auge gesprungen. Allein in den letzten drei Monaten legte die Branche um rund 17 Prozent zu. Doch wie erklärt sich dieser Anstieg angesichts schwieriger Betriebsbedingungen, intensiver Prüfungen seitens der Regierung und rückläufigem Zigarettenkonsum in der Gesellschaft? Die Antwort liegt vornehmlich im NewGen-Segment begründet. Darüber hinaus erschließen Tabakkonzerne neue, ergiebige Absatzmärkte und erzielen satte Gewinne.

Im westlichen Teil der Erde, insbesondere Westeuropa und USA, wird der Absatzmarkt für Tabakprodukte zunehmend kleiner. Abschreckende Verpackungsvorschriften und ein höheres Gesundheitsbewusstsein schrecken Verbraucher immer häufer vom Takab-Konsum ab. Diesen Verlust wiegen Tabakunternehmen verstärkt durch Exporte nach China und Asien auf.

Zudem treiben die Konzerne ihr Geschäftsmodell mit neuen Angeboten und intensiver Publicity an: NewGen-Produkte für den westlichen Markt und erhöhte Präsenz herkömmlicher Tabakprodukte in Entwicklungs- und Schwellenländern sollen der Tabakbranche neue Impulse geben.

So nehmen die Hersteller zunehmend "Reduced Risk Products" (RRPs) ins Visier. Dampfprodukte wie Vaporizer, E- Zigaretten oder rauchloser Tabak stellend die gesündere Alternative zu herkömmlichen Tabakprodukten dar. Die neuen E- Produkte verbrennen keinen Tabak, sondern verdampfen eine spezielle Nikotin-Flüssigkeit. Bei diesem Vorgang wird das Nikotin herausgelöst und so müssen Raucher keine Verbrennungsgase mehr inhalieren.

Ein Mehrwert, sowohl für den Konsument, als auch für den Produzent. Marktforscher prognostizieren nämlich steigende Absätze für neue Alternativprodukte der Tabakindustrie. Ein Bericht von Reuters legt nahe, dass für den globalen Dampfprodukt-Markt im Zeitraum von 2018 bis 2023 mit einer Wachstumsrate von 22,1 Prozent gerechnet wird. Auch Börsenanalytiker erwarten Milliardenumsätze und satte Dividenden für Aktieninhaber.

Überdies gehen Experten davon aus, dass vor allem Afrika und Südasien für die Tabakkonzerne von immenser Bedeutung sein werden. Steigende Bevölkerungszahlen und ein zunehmender Wohlstand lassen den Zukunftsmarkt für die Tabakindustrie äußerst lukrativ erscheinen.
Zur Jahrhundertwende hin belief sich der Anteil von Rauchern in Afrika auf rund 12 Prozent. Bis zum Jahr 2025 soll dieser Wert um über 6 Prozent wachsen. Bis 2050 wird Afrika bezüglich der Bevölkerungszahl in außerordentlichem Maße zunehmen. Den Prognosen zufolge werden bis zu diesem Zeitpunkt rund 2 Mrd. Menschen auf dem Kontinent leben- ein lukrativer Kundenkreis für Tabakunternehmen. Asiens Anteil am globalen Zigarettenkonsum beläuft sich gegenwärtig auf rund 30 Prozent. Zu den Spitzenverbrauchern gehören hauptsächlich China, Indien und Japan. Gerade in der APAC- Region, wächst eine konsumfreudige Mittelklasse heran, die den Tabakkonzernen erfolgreiche Wachstumsperspektiven verspricht.

Philip Morris International: Das dividendenstarke Schwergewicht
Philip Morris International wurde am 4. Januar 2007 gegründet und ist als Anbieter von Tabakprodukten außerhalb der Vereinigten Staaten tätig. Neben der Herstellung und dem Verkauf von Zigaretten befasst sich das Unternehmen mit der Entwicklung und Vermarktung von RRPs. Insgesamt verfügt Morris über sechs der weltweit größten Tabakmarken und beansprucht mehr als 10 Prozent des internationalen Zigarettenmarktes außerhalb der USA. Zu den wohl bekanntesten Marken des Unternehmens zählen Marlboro (die weltweit meistverkaufte Zigarette), L&M, und  Chesterfield.

Allerdings hat auch vor dem Branchenprimus der rückläufige Konsum von Tabak nicht Halt gemacht. Bedenken seitens der Verbraucher über gesundheitliche Schäden entfachten jedoch einen starken Bedarf nach Alternativen. Um die Nachfrage zu bedienen forschte der Branchenführer nach neuen Strategien und investierte massiv in innovative Produkte.

Mit den eigens entwickelten iQOS- Zigarette will der Hersteller nun den Markt wieder für sich gewinnen. Bei dem Gerät handelt es sich um einen elektronischen Halter, in den ein Tabak-Stift eingesetzt wird. Im Gegensatz zur E- Zigarette erhitzt iQOS echten Tabak. Der entstehende Tabakdampf wird dann, ähnlich wie bei einer klassischen Zigarette, durch einen Filter inhaliert. Auf diese Weise werden keine Schadstoffe in die Luft freigesetzt, obwohl der Verbraucher seine Nikotin-Dosis erhält. iQOS konnte vor allem auf dem Testmarkt Japan ein starkes Wachstum erzielen. Innerhalb der letzten zwei Jahre eroberte das Produkt rund 16 Prozent der Tabakindustrie des Landes.

Glückt Morris dieses Kunststück auch auf dem europäischen Markt, könnten verlorengegangene Kunden und Umsatzrückgänge größtenteils wieder ausgeglichen werden. Und es ist durchaus davon auszugehen, dass es Morris gelingt, verdeutlichen es doch die jüngsten Quartalszahlen auf eindrucksvolle Weise. Während  die Umsatzerlöse von Rauchprodukten um 6,4 Prozent auf 6.706 Millionen US-Dollar stieg, wuchsen die Einnahmen aus Produkten mit reduziertem Risiko (RRPs) um 65,9 Prozent auf 1.020 Mio. USD. Der stieg der Verkauf für den iQOS-Verbrauch um 73 Prozent an. Diese Zahl stellte einen erfreulichen Bounce aus einem schwachen ersten Quartal dar. Darüber hinaus erfuhr der Nettoumsatz einen Zuwachs von 11,7 Prozent auf 7,726 Mrd. US- Dollar. Dabei stieg das Nettoeinkommen um 25 Prozent auf 2,30 Milliarden US-Dollar, was einen Gewinn von 1,41 US-Dollar pro Aktie ergab. Global betrachtet, waren die Zigarettenverkäufe in Europa und der westlichen Hemisphäre am schwächsten, während in Afrika und Asien die höchsten Erlöse realisiert wurden.

Ferner streckt Morris seine Fühler auch in Richtung Cannabis-Industrie aus. Während der Tabakkonsum immer geringer wird, ist der Vormarsch von Cannabis voll im Gange. Beflügelt durch Volksabstimmungen und liberale Gesetze, wird die Cannabis- Industrie nach Ansicht der Analysten allein im Jahr 2021 von bereits 6,7 Milliarden US- Dollar auf 20,2 Milliarden US- Dollar explodieren. So beteiligt sich Philip Morris schon seit Längerem an Syqe Medical, einem israelisches Cannabis-Tech-Unternehmen. Morris investierte 20 Millionen US- Dollar in Infrastruktur und Forschung und erhofft sich damit langfristig das Medical Marijuana- Segment zu revolutionieren. Das Aushängeschild des Unternehmens ist der medizinische Cannabis-Inhalator, der die Dosiergenauigkeit der Droge erhöht. Seit 2015 findet der Syqe-Inhalator in einem israelischen Krankenhaus Anwendung und wird Patienten mit starken Schmerzen verschrieben. Ob sich das Produkt auch auf dem Weltmarkt durchsetzen wird, ist ungewiss. Doch die Tendenz geht immer mehr dahin, Cannabisprodukte für medizinische Zwecke zu verwenden. Es bleibt abzuwarten welche Entwicklung der Cannabis-Industriezweig nimmt, doch es empfiehlt sich das Unternehmen im Auge zu haben.

Aktien-Bewertung: Basierend auf den Konsensschätzungen für 2018 wird die Philip Morris Aktie mit einem KGV von 16,2 und eine Dividendenrendite von 5,42 % bewertet. Die Gewinnerwartungen sind steigend. Die Aktie ist ein attraktives Investment für alle die glauben, dass die neuen E-Zigaretten hohes Marktpotenzial haben.

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Turning Point Brands: Der schnell wachsende Nebenwert
Zu den Schwergewichtler der Tabakindustrie gehören zweifelsohne Altria und British American Tobacco. In der breiten Öffentlichkeit, könnte man meinen, stehen sie gar als Synonym für Zigarettentabak. Doch während ebendiese Hersteller einem zunehmenden Regulierungsdruck und rückläufigen Raucherzahlen ausgesetzt sind, profitiert insbesondere Turning Point Brands von dem Gegenwind, den die Tabakindustrie seit geraumer Zeit erfährt. Das Unternehmen wurde im Januar 2004 gegründet und ist Hersteller von Tabakprodukten in den Vereinigten Staaten. Als führendes Unternehmen im Segment Other Tobacco Products (OTP) vermarktet der Hersteller ein breites Angebotsspektrum, das von herkömmlichen Tabakwaren bis hin zu innovativen Dampfprodukten reicht. Für den Großteil der Allgemeinheit ist das Unternehmen ein weißer Fleck auf der Landkarte. Dennoch verfügen die Produkte des Anbieters über eine starke Markentreue. Zig-Zag-Zigarettenpapier und Stoker-Kautabak sind zwei der bekanntesten Marken, von denen jede einen bedeutenden Marktanteil hält.

Seit 2015 streicht das Unternehmen Gewinne im Schnitt von rund 23 Mio. US-Dollar ein. Im vergangenen Jahr verbuchte es einen Umsatz von 285 Mio. USD. Nach Expertenmeinung soll im gegenwärtigen Geschäftsjahr der Gesamtumsatz auf 295 Mio. USD steigen. Die Prognosen lassen sich hervorragend anhand der Zahlen des zweiten Quartals 2018 verdeutlichen. Im Vergleich zum Vorjahreswert stieg der Umsatz um 10,7 Prozent auf 73,9 Mio. USD an. Dabei betrug der Nettogewinn rund 3 Mio. USD. Dieser Anstieg ist hauptsächlich auf neue Produkte zurückzuführen: Anfang 2018 hat Turning Point organisches Hanfpapier auf dem Heimatmarkt eingeführt. Es handelt sich hierbei um ein ultradünnes Papier aus umweltfreundlichen, reinen Hanffasern. Es brennt langsamer als herkömmliche Produkte und ist zu 100 Prozent erneuerbar. Damit hat ZigZag ein Produkt der speziellen Art  lanciert, das von den Konsumenten hervorragend angenommen wurde.

Daneben konnte das Unternehmen auch ein starke Performance im NewGen-Segment zeigen. Zwar geht der Zigarettenkonsum vor allem in der westlichen Welt zur Neige geht, doch steigt gleichenorts die Nachfrage nach RRPs.  Mit der E-Zigarettenmarke V2- mittlerweile die fünftgrößten Marke im Einzelhandel- gelang TPB ein erfolgreicher Einstieg in den NewGen-Bereich. Um das Wachstum des RRP- Segments weiter zu forcieren, kaufte Turning Point in der Folge die Onlineplattform VaporBeast auf. Sie ist der essentielle Vertriebsmotor für eine Vielzahl von E-Liquids und Dampfprodukten. Der Erwerb von dem Unternehmen Vapor Shark im letzten Jahr war der nächste Schritt beim Aufbau der Infrastruktur. Ebenso wie VaporBeast produziert und vermarktet das Unternehmen firmeneigene Dampfprodukte und verfügt über 35 Einzelhandelsstandorte. Dank kontinuierlicher Verbesserungen der Ausführung seiner Produkte, konnte das Unternehmen seine bisher stärksten Quartalsumsätze erzielen. Auch in Zukunft soll sich der Anbieter in ähnliche Richtung weiterentwickeln. Für das Geschäftsjahr 2019 wurde ein Umsatz von über 300 Mio. USD prognostiziert. Es zeigt sich also, dass man die Tabakunternehmen noch nicht abschreiben sollte. Wenn sich das Management vom TPB weiterhin auf die Erhaltung und den Ausbau seiner Schlüsselmarken konzentriert, kann das Wachstum weiter gefördert und der Aktionärswert in Zukunft gesteigert werden.

Fazit: Bei unserem Research im Tabak-Sektor ist uns Turning Point Brands als trendstarker Nebenwert aufgefallen, der mit einem interessanten Produkt-Mix gerade den Markt aufrollt. Das KGV18e beträgt 19 und das KGV19e beträgt 16 (Analystenkonsens). Die Aktie zeigt damit einen stabilen Aufwärtstrend und eine moderate Bewertung.

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Autor: Julian Borod
Bildherkunft: Fotolia #217068150