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Elmos Semiconductor – Halbleiter für das Auto der Zukunft

aktien + Gereon Dregger 1.021 Leser

Liebe Anleger,

die europäische Wirtschaft ist für die starke Präsenz der Automobilindustrie bekannt. Insbesondere Deutschland gilt wegen Unternehmen wie Volkswagen oder Mercedes Benz zu den führenden Produktionsländern für Fahrzeuge. Mit deutschen Autos wird Qualität assoziiert. Die Wirtschaft des Landes ist dementsprechend maßgeblich hiervon geprägt, wobei rund 4 % der Erwerbstätigen mit der Automobilbranche verbunden sind. Der Sektor erlebt derzeitig einen Wandel, getrieben von Bestrebungen wie Elektrifizierung und Konnektivität. Fahrzeuge sollen immer mehr zu vernetzten Geräten werden, welche Internetzugang sowie Kommunikationsmöglichkeiten bieten. Gleichzeitig soll die Sicherheit durch hochmoderne Ultraschalltechnologie verbessert werden. Das Dortmunder Elmos Semiconductor stellt vor diesem Hintergrund einige der fortschrittlichsten Technologien der Welt her. Die Systeme bilden die Grundlage für das Auto der Zukunft.

Durchschnittlich sieben ICs von Elmos pro Neuwagen 

Ein Begriff wie „Auto der Zukunft“ regt gleich die Vorstellungskraft an. Fragen nach der Gestaltung und den möglichen Funktionen schießen einem in den Kopf. Antworten findet man bei dem Dortmunder Unternehmen Elmos Semiconductor. Dieses ist ein führender Hersteller von Halbleitersensoren mit Ausrichtung auf den Automobilsektor. Knapp 90 % des erwirtschafteten Umsatzes stammt aus diesem Geschäftszweig. Das Unternehmen stellt ICs (integrierte Schaltkreise) her, die aus zahlreichen Transistoren bestehen und auf einem kleinen Chip untergebracht sind. Inzwischen sind die Anwendungszwecke der ICs vielfältig: Informationen werden verarbeitet, Sensoren erleichtern das Fahrerlebnis, der Verbrauch des Fahrzeuges wird gesenkt und die Sicherheit kann durch innovative Ultraschallfeatures erhöht werden. Die Technologie, die Elmos verkauft, ist auf dem fortschrittlichsten Niveau. Der Fakt, dass jeder Neuwagen im Durchschnitt über sieben ICs von Elmos verfügt, spiegelt diese Marktführerschaft wider. Die Produkte des Unternehmens werden weltweit nachgefragt. Der größte Teil des Umsatzes wird in der Asien- und Pazifikregion mit 48 % erwirtschaftet. Hierauf folgt Europa mit 41 %. Die USA haben nur eine sehr untergeordnete Bedeutung mit etwa 1 % Umsatzanteil. Obwohl das Unternehmen eine derartige Position innehat und fast alle namhaften Autohersteller Kunden sind, ist Elmos vergleichsweise klein. Mit einem Börsenwert von 1 Mrd. Euro und einem jährlichen Umsatz von 322 Mio. Euro ist es eher ein Nischenunternehmen. Zurückzuführen ist es auf die Tatsache, dass Elmos abgesehen von High-End-ICs, kaum anderweitigen Autozubehör verkauft. Nur die innovativste Technologie lässt sich in dem Produktportfolio des Unternehmens finden.

Ein Beispiel hierfür sind die Lösungen im Bereich Annäherungs- und Gestensteuerung. Hierbei werden unterschiedliche Sensoren in und an dem Auto platziert. Sie erkennen Bewegungen der menschlichen Hand sofortig und interpretieren den gewollten Zweck. Die Systeme mit dem Namen Elmos HALIOS und ToF Imager gehen hierbei einen zweistufigen Prozess durch. Zunächst wird die menschliche Hand erkannt, wenn sie sich in den Detektorbereich begibt. Dann wird die durchgeführte Geste identifiziert, um die gewollte Handlung zu interpretieren. Zu den möglichen Gesten gehört Scrollen und Swipen, um Navigation und Radio zu bedienen. Auch beim Einparken ist die berührungslose Steuerung von Vorteil, indem sie es ermöglicht, den Kamera-Screen zu kontrollieren und so die Kameraperspektive zu wechseln. Durch diese einfache und intuitive Kontrolle kann sich der Fahrer besser auf die wesentlichen Aufgaben konzentrieren. Ähnliche Objekterkennungssensoren können ebenfalls an anderen Plätzen zum Einsatz kommen. So kann der Kofferraum mithilfe eines Sensors geöffnet werden, welcher herantretende Füße erkennt. Auf diese Weise wird das Einladen deutlich einfacher, da man Einkäufe oder andere Gegenstände nicht erst abstellen muss. Nach dem gleichen Prinzip lassen sich auch die Türen durch die Hand berührungslos öffnen.

Bildquelle: Elmos Semiconductor

Distanzmessung durch Ultraschallsensorik ist die Grundlage für autonomes Fahren

Das Angebot an Halbleitersensoren beschränkt sich jedoch nicht auf die Gestenerkennung. Mit diversen Ultrasonic ICs bietet Elmos Ultraschallsensoren für die externe Objekterkennung und Distanzmessung an. Diese fortschrittlichen Halbleiter-Schaltkreise können Ultraschallwellen problemlos übertragen und erkennen. Mit deren Hilfe lässt sich das nähere bis mittleres Umfeld eines Fahrzeuges erfassen und analysieren. Und das komplett unabhängig von Licht- und Wetterverhältnissen. Sollte das System ein anderes Auto erfassen, zu dem ein zu geringer Sicherheitsabstand besteht, können programmierte Reaktionen eingeleitet werden. Zudem können diese Sensoren beim Einparken von Vorteil sein und beispielsweise erkennen, wenn plötzlich eine Person auf die Fahrbahn tritt. Die allgemeine Sicherheit im Straßenverkehr kann durch den Einsatz dieser Technologie resultierend maßgeblich erhöht werden. In dem Produktportfolio des Unternehmens befinden sich 30 verschiedene ICs zwecks Entfernungsmessung. Sie werden bereits standardisiert in neue Fahrzeuge verbaut. Die meisten bekannten und angesehenen Automarken greifen inzwischen auf diese Technologie zurück. Zuletzt hat das Unternehmen ein neuartiges System für diesen Bereich präsentiert. Solid-State-LiDAR kann Objekte unter Einsatz von künstlicher Intelligenz erkennen. Hierdurch soll eine noch präzisere Kartierung des Umfeldes und Objekteinordnung möglich sein.

Derartige Ultraschalltechnologie ist ebenfalls die Grundlage für autonomes Fahren. Denn die frühzeitige Erkennung und Einschätzung externer Objekte ist eine fundamentale Notwendigkeit für selbstfahrende Autos. Dem System kann basierend auf der Entfernung zu anderen Fahrzeugen die Entscheidungsgrundlage für Brems- und Beschleunigungsprozesse gegeben werden. Durch die globale Marktführerschaft bei Ultrasonic ICs befindet sich Elmos in einer ausgezeichneten Lage, um hiervon zu profitieren. Schon jetzt merkt das Unternehmen den strukturellen Rückenwind, der sich aus dem Bestreben nach intelligenteren Fahrzeugen ergibt. Bereits über 1,3 Milliarden Ultrasonic ICs wurden über die Jahre ausgeliefert. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge wird es etwa bis 2030 dauern, bis autonome Autos massenproduktionsfähig hergestellt werden können. Der Grundstein wurde durch derartige High-End-Technologien bereits gelegt. Es ist zu erwarten, dass es eine schrittweise stattfindende Evolution hin zu dem komplett autonomen Auto geben wird. 

Autonome Fahrzeuge könnten die Sicherheit erheblich erhöhen!

Doch wie weit ist diese Entwicklung überhaupt? Einige Unternehmen konnten bereits erste erfolgreiche Praxistests mit autonom fahrenden Fahrzeugen durchführen. Durch hochmoderne Sensorentechnologie konnte ein zuverlässiges Fahrerlebnis gewährleistet werden. Die grundlegende Technik ist also bereits vorhanden. Die größte Herausforderung besteht in der Reaktion des Autos auf unvorhergesehene Situationen, die außerhalb des normalen Fahrerlebnisses auftreten. Die Grundlage für eine angemessene Verhaltensweise ist das richtige Erkennen und Einordnen von Objekten. Hierfür ist die Fähigkeit des Kartierens des direkten Umfeldes elementar, wie es das Elmos LiDAR-System tut. Auf diese Weise können andere Verkehrsteilnehmer auch in überraschenden Situationen richtig erkannt und basierend auf Intention und Geschwindigkeit eingeschätzt werden. Platz für Fehler gibt es bei einer derartigen Anwendung nicht. Abgesehen von den technischen Hürden liegen die größten Herausforderungen im Bereich der Regulatorik. Problematiken wie Haftbarkeit und Cybersicherheit müssen geregelt werden. Weiterhin besteht die Notwendigkeit einer Debatte über moralische Fragen hinsichtlich des Handelns in Extremsituationen. Diese müssen vor der Programmierung rechtlich geklärt werden.

Eines der bedeutsamen Vorteile, die mit autonomen Fahrzeugen assoziiert wird, ist die Sicherheit. Man erhofft sich, so einen großen Teil der Unfälle zu vermeiden, die aufgrund von menschlichen Fehlentscheidungen entstehen. Hierzu zählen Unfälle aufgrund von Alkohol- und Drogenmissbrauch. Laut Behördenzahlen aus den Vereinigten Staaten sind 94 % aller Unfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen. Da das Auto rein analytisch entscheidet, könnten so jährlich mehrere Millionen Unfälle vermieden und Menschenleben gerettet werden. Ein weiteres Argument ist ebenfalls der Komfort des Fahrers. Anstatt sich mit dem Verkehrsgeschehen zu stressen, kann er so während der Fahrt anderen Aktivitäten nachgehen und sich beispielsweise auf die Arbeit vorbereiten. Durch das automatisch optimierte Fahrverhalten könnte ebenfalls der Verbrauch reduziert und die Verkehrsbelastung gesenkt werden. Für Unternehmen des Sektors bietet diese Entwicklung gigantische Chancen. Denn autonome Fahrzeuge sind ein gigantischer Markt. Unterschiedlichen Prognosen zufolge dürfte alleine in den USA bis 2030 eine Marktgröße von knapp 200 Mrd. USD erreicht sein. Sobald die erörterten Hürden überwunden sind und eine allgemein gesellschaftliche Akzeptanz geschaffen ist, ist mit einer weitreichenden Adaption dieser vorteilhaften Technologie zu rechnen.

Thermal-Management für höhere Effizienz von Elektroautos

Es ist wichtig zu erwähnen, dass Elmos Erfolg nicht von einem Durchsetzen des autonomen Autos abhängig ist. Es ist schon jetzt offensichtlich, dass Automobilhersteller in der gesamten Welt kollektiv nach einem intelligenteren, sicheren und effizienteren Auto streben. Die fortgeschrittenen Lösungen des Dortmunder Unternehmen werden hierfür benötigt. Gerade was die Effizienz betrifft, gibt es große Einflussnahme seitens Politik, da sie in einem direkten Zusammenhang zum Umweltschutz steht. Das Temperatur-Management spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Denn die Außentemperatur variiert und hat somit Implikationen für die drei Hauptbereiche eines Elektroautos (Batterie, Motor und Kabine). Um hierauf Einfluss zu nehmen, bietet Elmos sogenannte Motor-Control-Lösungen an. Durch ein dynamisches Anpassungssystem soll das Temperatur-Optimum der verschiedenen Bereiche erzielt und hierdurch Energie gespart werden. Durch diese effizienzsteigernde Methode kann die Reichweite des Autos verbessert, die Batterielaufzeit verlängert und die CO2-Emissionen reduziert werden. Elmos hat auch Lösungen, die das Design durch einfache Maßnahmen erheblich bereichern können. Ein Beispiel dafür ist die anpassbare interne LED-Beleuchtung, die es dem Fahrer ermöglicht, die Beleuchtung nach seinen Wünschen und Stimmungen anzupassen.

Das Auto der Zukunft. Bildquelle: Elmos Semiconductor

Die Halbleitersensoren werden auch in der industriellen Produktion und für Smart-Homes eingesetzt 

Neben den Schaltkreisen für Autos stellt Elmos Lösungen für die innovativen Gebiete Smart-Homes und industrielle Automatisierung zur Verfügung. Viele Produkte im Bereich Smart-Home liegen ähnlich gelagert wie in dem Autosegment. Das Haus der Zukunft soll sich ebenfalls durch eine hohe Konnektivität und eine einfache Bedienung auszeichnen. Alltägliche Aufgaben sollen erleichtert werden. Mithilfe von Sensoren zur Gestenerkennung ist das berührungslose An- und Ausschalten von Licht sowie die Kontrolle anderer Schalter möglich. Weitere Sensoren können zur Optimierung der Sicherheit eingesetzt werden. Mithilfe einer speziellen Eindringlingserkennung kann die Sicherheit von Fenstern und anderen Schwachstellen erhöht werden. Präsenzdetektoren können zudem feststellen, ob sich Personen in einem Raum aufhalten und Funktionen wie Licht automatisch anpassen. Als zentrale Anlaufstelle zur Steuerung der verschiedenen intelligenten Funktionen gibt es eine Transceiver-Station.

Auch in der industriellen Produktion kommen die Halbleiter zum Einsatz. Unterschiedliche Herstellungsvorgänge können einfach überwacht und bei Bedarf optimiert werden. Die angebotenen Messinstrumente umfassen beispielsweise eine Anwendung zur Erfassung des Flüssigkeitsdrucks, welcher in industriellen Herstellungskammern entsteht. Insgesamt machen die Segmente Smarthome und industrielle Applikationen 11 % am Gesamtumsatz aus. Insofern haben sie eine vergleichsweise geringe Bedeutung. Doch es sind schöne Beispiele dafür, wie viele Anwendungsmöglichkeiten Halbleitersensoren haben. Es scheint, als würde gerade im Bereich der industriellen Automatisierung langfristig noch viel Potenzial liegen.

Die Rivalen schrumpfen – Elmos wächst

Unabhängig von dem genauen Einsatzzweck müssen integrierte Schaltkreise, die in Autos oder Industrie zum Einsatz kommen, besondere Anforderungen erfüllen. Denn sie sind zahlreichen extremen Bedingungen ausgesetzt. Hitze, Feuchtigkeit sowie Erschütterungen dürfen die Funktionstüchtigkeit nicht einschränken. Insofern sind eine robuste und geschützte Konstruktion elementar, um die Zuverlässigkeit der Systeme zu gewährleisten. Gleichzeitig besteht die Grundvoraussetzung, dass sie klein und leistungsfähig sind. Dies macht die Herstellung herausfordernd und verschafft Elmos einen technologischen Burggraben, da sie diese Präzisionsarbeit gemeistert haben. Die Elmos-Chips werden stets auf den individuellen Kunden zugeschnitten. Zudem sind viele Erfindungen des Unternehmens, wie diverse Ultraschall-Messsysteme, patentiert. Mit einem jährlichen Jahresumsatz von weniger als einer Milliarde Euro ist Elmos noch deutlich kleiner als Kontrahenten wie Aptiv PLC oder Autoliv Inc. Dafür übertrifft es die Konkurrenz hinsichtlich der Wachstumsraten um ein Vielfaches. Beide genannte Rivalen sind mit einem negativen fünfjährigen Umsatz- und Gewinnwachstum in den letzten Jahren geschrumpft. Gleichzeitig wächst das Dortmunder Unternehmen mit zweistelligen Wachstumsraten. Das durchschnittliche fünf-jährige Umsatzwachstum von Elmos beläuft sich auf 7 %, wobei es 2021 zu einer deutlichen Beschleunigung auf 38 % kam. Der Gewinn konnte in den letzten Fünf-Jahren um durchschnittlich 23 % gesteigert werden. Elmos ist also der aufsteigende Stern der Branche für innovatives Automobilzubehör. Die entscheidende Frage lautet: Werden diese hohen Wachstumsraten anhalten?

Wenn wir uns die Zahlen zum 3. Quartal 2022 angucken, ist kein Zeichen einer Verlangsamung feststellbar. Ganz im Gegenteil. Zum siebten Mal in Folge erzielte man ein Rekordniveau beim Quartalsumsatz. Dieser lag bei 120 Mio. Euro, was einer jährlichen Steigerungsrate von 48 % entspricht! Auch auf Sicht der ersten 9-Monate des letzten Jahres notierte das Umsatzwachstum bei 36 %. Das Ergebnis je Aktie konnte im 3. Quartal zusätzlich auf 1,16 Euro gesteigert werden, was einer Wachstumsrate im Jahresvergleich von 134 % entspricht. Elmos hat sich also zuletzt in eine echte Wachstumsrakete verwandelt. Die Prognose für das Gesamtjahr 2022 wurde zudem angehoben und sieht 440 Mio. Euro Umsatz und eine operative EBIT-Marge von 23 % vor. Die Auftragslage ist fortan sehr robust. Die Book-to-Bill-Ratio lag im 3. Quartal weiterhin über eins und signalisiert eine hartnäckige Nachfrage. Dementsprechend hat Elmos für 2023 bereits gut gefüllte Auftragsbücher. Das ist wiederum ein solides Fundament, um in diesem Jahr erneut rekordmäßige Erträge zu erzielen. Das Analystenhaus Warburg Research sieht dies ähnlich und geht von einem starken Ausblick auf 2023 aus. Man erteilt der Elmos-Aktie ein Kaufen-Rating mit einem Kursziel von 73 Euro. Auch was den langfristigen Ausblick betrifft, gibt sich das Management von Elmos zuversichtlich. Laut dem Vorstandsvorsitzenden würde der Markt für automobile Halbleiter getrieben von einer zunehmenden Elektrifizierung weiterhin deutlich und nachhaltig wachsen.

Expandierende Bewertung und bullisches Signal durch Ausbruch auf neue Hochs

Daneben werten ebenfalls Analysten die Branchenaussichten als förderlich. Dies lässt sich daran erkennen, dass gemäß den Konsenserwartungen auch die träge Konkurrenz in den nächsten Jahren exponentielles Wachstum erfahren soll. Dass Elmos jedoch ein hochwertigeres Wachstumsunternehmen ist, zeigt sich ebenfalls an der Aktienbewertung im Zeitverlauf. Hierbei lässt sich ein konträres Muster zu den Rivalen erkennen: Bei Elmos verzeichnet die Bewertung der Aktie einen langfristig linearen Aufwärtstrend. Während dies für Value-Investoren erst einmal abschreckend klingt, ist eine expandierende Bewertung bei guten Wachstumsunternehmen ein gewöhnliches Muster. Denn durch die zunehmend besseren Aussichten gewährt der Markt häufig auch eine höhere Bewertung. Die beiden Wettbewerber haben dagegen eine stagnierende Bewertungsgeschichte ohne ersichtlichen Trend. Mit einer expandierenden Bewertung geht natürlich ebenfalls ein gehobenes Wachstumsrisiko einher. Sollte dieses enttäuschen, könnte Mittelwertrückkehr (Mean-Reversion) bei der Bewertung ausgelöst werden, da sie historisch betrachtet gedehnt ist. Im Einklang mit einer expandierenden Bewertung hat Elmos in den letzten 10 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 24 % geliefert. Die Konkurrenten haben signifikant weniger Rendite erzeugt.

Zurückgekommen ist die Bewertung der Elmos-Aktie im letzten Jahr selbstverständlich auch. Inzwischen beläuft sich das KUV23e auf 2,1 und das KGV23e auf 14. Für zweistellige Wachstumsraten und langfristig robuste Aussichten handelt es sich um eine moderate Bewertung. Dies könnte damit zusammenhängen, dass Automobilhersteller und hiermit zusammenhängende Unternehmen generell niedriger bewertet werden. Der Bull-Case lautet, dass Elmos aufgrund der überlegenen Innovationskraft und des strukturellen Rückenwindes weiter starkes Wachstum verzeichnen wird. Unterstützung erhält dieses Szenario von dem Chart der Aktie. Bereits im September 2022 weigerte sie sich, gemeinsam mit dem Gesamtmarkt neue Tiefs zu machen. Inzwischen hat sie sich durch eine aggressive Aufwärtsbewegung auf ein neues Hoch abgesetzt. In diesem Ausbruch besteht ein mächtiges Signal, welches hohes Kaufinteresse signalisiert. Insgesamt steht die Wahrscheinlichkeit zugunsten des Bull-Cases. Außerdem zahlt Elmos trotz des Fokus auf Wachstum eine moderate Dividendenrendite, welche sich laut Analysten in diesem Jahr auf 1,5 % belaufen dürfte. Aufgrund der starken Anbindung an das zyklische Autogeschäft war die Aktie in der Vergangenheit volatiler.

Quelle: Elmos Semiconductor

Fazit

Elmos befindet sich als einer der führenden Anbieter von ICs in einer starken Lage, um von der schrittweisen stattfindenden Transformation hin zum autonomen Auto zu profitieren. Die Halbleitersensoren des Dortmunder Unternehmen können zwecks Gestenerkennung eingesetzt werden und erleichtern die Bedienung des Autos. Gleichzeitig ermöglichen die Ultrasonic-Ics das Wahrnehmen und Identifizieren von externen Objekten. Auch für die weitere Infrastruktur bietet Elmos die Technologie an. Dies umfasst Thermal-Management, Sicherungen und Beleuchtung. Den Wettbewerbern ist Elmos hinsichtlich Innovationskraft weit voraus. Im Kontrast zu diesen hat das Unternehmen ebenfalls zuletzt einen gigantischen Wachstumsschub erlebt. Die hohe Nachfrage nach Lösungen für Elektromobilität, Konnektivität und autonomes Fahren hat hierbei eine Kernrolle gespielt. Dieses Wachstum könnte sich fortsetzen, was der Aktie weiteren Aufschwung verschaffen würde. Diese hat zuletzt auch technisch bullische Signale demonstriert. Auf der anderen Seite gilt es die Gefahr eines sich verlangsamenden Wachstums abzuwägen, was die Erwartungen enttäuschen und die Aktie runterziehen würde. Letzteres scheint ohne den Einfluss von Extrem-Events jedoch unwahrscheinlich. Obendrein ist die Bewertung der Aktie vertretbar. Insofern handelt es sich um eine sehr interessante Aktie für Wachstumsinvestoren mit einem vorteilhaften Chance-Risiko-Verhältnis.