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Evolent Health senkt die Kosten im Gesundheitssystem und verbessert Patientenergebnisse. 33 % Umsatzwachstum im Jahr 2022

Aktienanalysen Hinnerk Lührs 481 Leser

Liebe Leser,

das US-Gesundheitssystem ist eines der ineffizientesten Gesundheitssysteme der Welt. Die Gesundheitskosten explodierten in den letzten Jahren - unter anderem auch wegen der Einführung von Obamacare. Zahlreiche Unternehmen, vor allem Gesundheitspläne und Ärzte, suchen nach Möglichkeiten, die Kosten zu reduzieren, aber gleichzeitig die Patientenergebnisse zu verbessern. Ein Ansatz, um diese Ziele zu erreichen, nennt sich wertorientierte Versorgung (“Value-Based Care”). In diesem Artikel geht es um Evolent Health, ein Marktführer bei der wertorientierten Versorgung, der dabei hilft, die Ziele der Ärzte und Gesundheitspläne zu erreichen. Viel Spaß!

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Evolent Health - Ein Marktführer beim Zukunftstrend “Value-Based Care”


Evolent Health kommt aus dem Gesundheitssektor und bietet Lösungen an, mit welchen die Gesamtkosten in der Versorgung reduziert werden sollen. Das Unternehmen ist einer der Marktführer in der sogenannten wertorientierten Versorgung (“Value-based Care”). Die wertorientierte Versorgung ist ein Zukunftstrend in der Gesundheitsbranche, denn das traditionelle Versorgungssystem - Kostenerstattung nach Aufwand (“Fee-For-Service”) - soll nach und nach umgestellt werden. Während im traditionellen Versorgungssystem Ärzte entsprechend der Anzahl der Termine oder Behandlungen bezahlt werden, steht bei der wertorientierten Versorgung das Patientenergebnis im Vordergrund. Ein Problem mit dem traditionellen Versorgungssystem in den USA ist, dass, wenn Ärzte nach der Anzahl der Behandlungen bezahlt werden, dies einen falschen Anreiz setzen kann. Zum Beispiel könnten längere, aber nicht notwendige, Behandlungen verschrieben werden, weil damit mehr Geld verdient wird. Dies wiederum kostet viel Geld für Krankenversicherungen, welche dann wiederum die Prämien anheben.

Bei der wertorientierten Versorgung hängt die Bezahlung stärker vom Patientenergebnis ab. Zum Beispiel würde beim Fee-For-Service-Modell ein Diabetiker in der Regel erst behandelt werden, wenn er Diabetes bekommen hat. Im Value-Based Care Modell liegt der Fokus stärker auf präventiven Maßnahmen, sodass der Patient gar nicht erst Diabetes bekommt (durch z.B. eine angepasste Ernährung oder einen Trainingsplan, mit welchem der Blutzucker reguliert wird). Das Ziel bei Value-Based Care ist, dass der Hausarzt zwar die Verantwortung für einen Patienten behält, allerdings Gesundheitsinformationen mit anderen Ärzten und Versorgungsteams teilt, um die Patientenversorgung zu verbessern. Dies kann dazu führen, dass man als Patient den Hausarzt weiterhin sieht, allerdings auch andere Ärzte und Pfleger Hilfestellung leisten. 

Durch Teamarbeit entstehen Einsparungen


Durch die Teamarbeit, welche sich in diesem Versorgungsmodell ergibt, entstehen gemeinsame Einsparungen. Während im Fee-For-Service-Modell einzelne Leistungen bei einem Arzt in Rechnung gestellt werden, werden im Value-Based Care Modell Zahlungen gebündelt und mehreren Leistungsträgern gemeinsam in Rechnung gestellt. Doch warum setzt sich Value-Based Care erst jetzt durch? Um das Versorgungsmodell effektiv einzuführen, müssen Informationen zwischen allen unterschiedlichen Playern (Gesundheitsplänen, Ärzten, Patienten) geteilt werden. Für einen langen Zeitraum gab es keine elektronischen Patientenakten, in welchen alle Informationen, klinisch sowie finanziell, verfügbar waren. Erst in den letzten Jahren kamen Unternehmen (u.a. auch Evolent Health) mit Lösungen für dieses Problem auf den Markt.

Warum wird Value-Based Care immer wichtiger? Die Gesundheitsausgaben in den USA steigen schneller als das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum und das US-Gesundheitssystem ist eines der ineffizientesten Gesundheitssysteme der Welt. Dies ist u.a. auf Obamacare zurückzuführen, welches Krankenversicherungen zwingt alle Bewerber anzunehmen und für jeden Bewerber die gleichen Prämien zu fordern - unabhängig von existierenden gesundheitlichen Problemen. Das bedeutet, dass zwei gleich alte Personen, einer mit einer Raucherlunge und der andere in fabelhaften Gesundheitszustand, die gleiche Prämie zahlen und von der Krankenversicherung angenommen werden müssen. Als Reaktion auf Obamacare sind die Gesundheitskosten in den USA explodiert, weil immer mehr Menschen Zugang zum Gesundheitssystem hatten. 

Wiederkehrende Einnahmen und eine leistungsstarke Technologieplattform


Evolent Health wurde im Jahr 2011 gegründet. Von 2012 bis 2021 ist das Unternehmen von einem Jahresumsatz von 8,35 Mio. USD auf über 900 Mio. USD Jahresumsatz gewachsen. Mittlerweile beschäftigt Evolent Health rund 3.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen schließt langfristige Verträge (10-20 Jahre) mit Gesundheitsplänen ab, um die Versorgung von Patienten zu verbessern und gleichzeitig Kosten einzusparen. Evolent Health sammelt Daten und wertet jene aus, um das wertorientierte Versorgungsmodell in den USA zu ermöglichen. Evolent verbessert zum Beispiel das Management der Versorgung und erstellt Prognosemodelle. Außerdem hat Evolent Health eine Technologie-Plattform mit dem Namen Identifi entwickelt, mit welcher zahlreiche Prozesse vereinfacht werden. 

Zum Beispiel können mit Identifi Regulierungen besser eingehalten werden. Außerdem können Ansprüche angenommen und verarbeitet sowie die klinische Entwicklung verfolgt werden. Hinzu kommt, dass Mitarbeiter überwacht und befördert werden können. Teil von Identifi ist auch die Verwaltung von Apothekenleistungen, Berichterstattungsdiensten, die Erstellung von Marktanalysen und Personalbesetzungsmodellen sowie die Verbesserung der Patientenbindung. Des Weiteren ist Evolent Health im Bereich des Pflegemanagements tätig und hilft beim Finden von klinischen Pfaden. Rund 40 % der Einnahmen werden wiederkehrend durch Gebühren für die Technologie-Plattform erzielt und 60 % der Einnahmen über sogenannte Kopfpauschalen. Die Kopfpauschalen ergeben sich aus den Ersparnissen, welche je Patient erzielen werden können.

33 % Umsatzwachstum im Jahr 2022 erwartet


Evolent Health hat sich zuletzt von Vermögenswerten in Zusammenhang mit den Gesundheitsplänen Passport, Lighthouse und Miami getrennt. Ohne die Berücksichtigung dieser Segmente, konnte Evolent Health seit Q1-2019 auf Quartalssicht um 35 % pro Jahr wachsen. Evolent Health konzentriert sich nun vollends auf das Kerngeschäft und hat sich von defizitären Bereichen verabschiedet. Im Jahr 2022 soll den Managementangaben zufolge ein Umsatz von 1,16-1,21 Mrd. USD (+33%) erzielt werden. Außerdem sollen die Margen aufgrund eines hohen Fixkosten-Anteils anziehen. Bereits im Jahr 2021 konnte man die EBITDA-Marge von 5,3 % im Vorjahr auf 7,3 % steigern. Der Plan ist zwar organisch zu wachsen, allerdings sitzt Evolent Health auf 210,2 Mio. USD Cash und kann selektiv Übernahmen durchführen. Das Management schließt diese Alternative nicht aus.

Quelle: https://s2.q4cdn.com/939383573/files/doc_presentations/2022/06/EVH-William-Blair-Growth-Conference-2022-Final-6.pdf

Nächste Woche Dienstag, den 2. August 2022, wird Evolent Health die Quartalsergebnisse vorlegen. Ich bin gespannt, ob alles planmäßig läuft oder das Zahlenwerk sogar positiv überraschen kann. Evolent Health spielt einen langfristigen Zukunftstrend im US-Gesundheitssystem und wächst schnell. Lediglich die Profitabilitätsschwelle muss das Unternehmen noch nachhaltig überschreiten. Für das Jahr 2022 wird bereits ein positiver Gewinn je Aktie von 0,29 USD erwartet. Das KUV22 beträgt 2,6, was in Anbetracht des hohen Umsatzwachstums moderat sein könnte. Ich habe die Aktie auf der Watchliste.

Beste Grüße,

Hinnerk Lührs

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Bildherkunft: Unsplash