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FedEx – Elektrisiert die Märkte dank weihnachtsähnlicher online Shopping-Niveaus

Aktienanalysen Marius Müllerhoff 495 Leser

Liebe Leser,

wenn die großen Paketdienste wie FedEx (Tickersymbol: FDX, WKN 912029) UPS, Hermes oder auch die Deutsche Post mit ihrer DHL Tochter Quartalszahlen liefern, wird es spannend. Nicht nur weil die Zahlen die Auskunft geben über das jeweilige Unternehmen, sondern weil sie auch ein guter Indikator dafür sind, wie die Wirtschaft aktuell aufgestellt ist. So berichtete DHL im Mai, dass das Paketgeschäft in Q1 signifikant zulegt hätte im Vergleich zum Vorjahr. Ähnliches berichtete Hermes, die von einem Zuwachs von 40% gegenüber den eigenen Erwartungen sprachen. Auch FedEx verkündete erfreuliche Quartalszahlen, vor allem getrieben durch Paket-Lieferungen an Privatpersonen. Umsatz und Gewinn übertrafen die Analystenerwartungen deutlich und die Aktie schoss +13% nach oben.

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Quelle: TraderFox

Marktführer im weltweiten Paketversand

FedEx betreibt ein riesiges Netzwerk an Lieferfahrzeugen (+100.000), Flugzeugen (+500) und Immobilien. Täglich werden von FedEx weltweit mehr als 15 Mio. Pakete ausgeliefert. Obwohl das Unternehmen konjunktursensibel ist, hat es sich strategisch optimal für den weltweiten Paket-Boom, der zunächst von den wachsenden Internet-Bestellungen profitierte und nun durch die Corona-Krise weiter befeuert wird, positioniert. In den USA teilt man sich die Marktvormachtstellung mit UPS (beide weisen einen Marktanteil von knapp 50% auf). Der Verlust von Amazon als Kunde sollte nicht zu tragisch sein, denn FedEx generierte lediglich 1% des 70 Mrd. USD Jahresumsatzes mit Amazon. Nun wurden am 30.06.2020 nachbörslich die Quartalszahlen gemeldet, die die Märkte elektrisierten.

Top-Quartalszahlen: Umsatz + 5,5% und EPS +66% gegenüber den Erwartungen

Das Unternehmen gab an, einen Gewinn je Aktie (EPS) von 2,53 USD und einen Umsatz von 17,4 Mrd. USD im abgelaufenen Quartal erzielt zu haben. Konsensschätzungen gingen von einem EPS von 1,52 USD und einem Umsatz von 16,49 Mrd. USD aus. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres wurden 5,01 USD EPS und 17,81 Mrd. USD Umsatz erzielt. Im abgelaufenen Quartal erzielte FedEx eine operative Marge von 5,2%, die weit über dem Konsens von 3% lag. Die Aktie schoss am nächsten Tag um +13% nach oben. Das Management erwähnte, dass die steigenden Paket-Lieferungen an Privatpersonen bei FedEx Ground sowie bei FedEx Express für einen Ausgleich des wegbrechen den Geschäftsvolumens aufgrund von Geschäftsschließung sorgten. Das ist sehr erfreulich. Allerdings verursachen Hauslieferungen tendenziell höhere Kosten, da die Fahrer mehr fahren und mehr Zwischenstopps einlegen müssen als auf einer Route mit Geschäftslieferungen, auf der mehrere Pakete gleichzeitig abgegeben werden. FedEx hat Schritte unternommen, um den Zustrom von Online-Bestellungen einzudämmen und die höheren Kosten auszugleichen. Auch dies ist sehr erfreulich. So wurden in den letzten Wochen Grenzwerte für die Anzahl der Bestellungen festgelegt, die Einzelhändler wie Kohl's Corp. aus ihren Filialen versenden konnten. Bestellungen wurden in Miniaturvertriebszentren umgewandelt, die Online-Bestellungen abwickeln. Außerdem wurden für bestimmte Pakete zusätzliche Zuschläge erhoben, einschließlich für den Versand übergroßer Artikel, nachdem United Parcel Service Inc. ähnliche zusätzliche Gebühren erhoben hatte. Für das aktuelle Geschäftsjahr sieht sich das Unternehmen nicht in der Lage eine Guidance für Umsatz und EPS herauszugeben.

Vorsichtig optimistischer Ausblick

Während des Conference Call sagte Brie Carere (Chief Marketing Officer): “There are signs of tentative economic recovery under way”. Das sind sehr erfreuliche Nachrichten. Denn – wie eingangs geschrieben – sitzt FedEx an erster Quelle, wenn es um die Entwicklung der Wirtschaft geht. Insgesamt hat die Corona-Krise gemischte Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb gehabt. Das Management geht davon aus, dass sich der „stay at home“ Trend in diesem Jahr fortsetzen wird. Dies wird den gestiegenen Online-Bestellungen an Privatpersonen zu Gute kommen. Mit der langsamen Wiedereröffnung der Weltwirtschaft sollte sich die kommerzielle Seite des Geschäfts verbessern. Das Unternehmen bleibt leicht optimistisch und glaubt, dass sich die Aktien-Performance aufgrund der Verbesserung der kommerziellen Lieferungen weiter verbessern sollte. Wichtig ist, dass der Gesamtmarkt trotz der Rezessionserwartungen relativ stark bleibt. Angesichts einer Erholung des verarbeitenden Gewerbes in Asien und der Wiederaufnahme der Arbeit kleinerer Unternehmen dürfte die internationale Luftfrachtnachfrage und der Inlandshandel steigen. In Verbindung mit der laufenden TNT-Integration (TNT ist ein niederländischer Kurier-Express-Paket-Dienstleister) hält das Management die Situation für weniger schlimm als viele glauben.

Gleich eine ganze Reihe von Analystenhäusern heben Preisziele an
Was sagen die Analysten bzw. Analystenhäuser in Folge der positiven Quartalszahlen? Es scheint so, dass sie von den erfreulichen Quartalszahlen positiv überrascht wurden. Zunächst erhöhte Cowen das Preisziel von 156 USD auf 167 USD. Dann folgte die UBS und hob das Preistarget von 158 USD auf 181 USD an. Bank of America hat ebenfalls das Preisziel angehoben und zwar von 160 USD auf 177 USD. Auch Raymond James hat das Preisziel nach oben korrigiert (von 150 USD auf 165 USD). JP Morgan ist unten den Analystenhäusern am überzeugtesten von Zahlen. So wurde das Preistarget von 145 USD auf 188 USD angehoben und zugleich wurde FedEx mit Overweight eingestuft.
Bildherkunft: https://newsroom.fedex.com/media-downloads/