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IPO-RADAR - Tesla-Konkurrent mit sehr erfolgreichem Debüt

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Zum Beginn des Novembers brannte der IPO-Markt nochmal ein regelrechtes Feuerwerk ab. Begleitet wurde dieses positive Bild von neuen Rekorden an der Technologiebörse Nasdaq, deren Entwicklung aufgrund der Struktur vieler IPOs von größerer Bedeutung für den IPO-Markt ist. Insgesamt fanden 65 Unternehmen innerhalb der vergangenen zwei Wochen den Weg an die Börse, wobei das Volumen gegenüber dem Oktober deutlich anzog.

Diese teilten sich in 28 Unternehmen und 37 SPACs (Börsenmäntel) auf. Damit hat sich der Anteil der SPACs erwartungsgemäß wieder deutlich erhöht, weil die institutionellen Investoren im ersten Halbjahr 2022 mit einem deutlichen Anziehen der Übernahmeaktivitäten im US-Unternehmenssektor rechnen. Deutlich an Dominanz gewonnen hat hierbei wieder der Software- und Technologiesektor. Zudem trauen sich Bereiche mit höheren Risiken wie Automobile oder die Industrie auch vermehrt als Neulinge auf das Parkett,

Die Mehrheit der Neuemissionen verzeichnete in ihrer ersten Börsenwoche Zuwächse zwischen 3% und 80%, die Verluste bewegten sich zwischen 5% und 22%. Gewinner der vergangenen zwei Wochen mit einem Plus von 383% war Society Pass (siehe Beschreibung nachfolgend). Auch die großvolumige Emission des Tesla-Konkurrenten Rivian (rund 12.Mrd. USD) verzeichnete mit einem Zuwachs von fast 67 % ein überdurchschnittliches Börsendebüt.

Online-Handelsplattform Society Pass baut Angebot aus


Online-Vergleichsplattformen sind wahre Datensammler und erfreuen sich sowohl von Anbieter- als auch Verbraucherseite größter Beliebtheit. Aufgrund der hohen Seitenaufrufe bieten sich für die Betreiber zahlreiche Optionen des sogenannten „Cross-Sellings“ an.

Der vietnamesische Anbieter Society Pass, der 2018 gegründet wurde und in Carson City, Nevada beheimatet ist, scheint mit dieser Strategie bisher gut gefahren zu sein. Über die ursprüngliche Vergleichs-Plattform sind die Vietnamesen mittlerweile hinaus. Neben dem direkten Handel bietet man für Unternehmen eine Art Auftragsmanagement und für Kunden unterschiedliche Zahlungssysteme an.

Auch Zukäufe gehören zur Strategie des Unternehmens, das vor kurzen die E-Commerce-Plattform Leflair übernommen hat. Leflair konzentriert sich darauf, Online-Shoppern den Kauf von Premium-Liftstyle-Produkten wie u.a. Kleidung, Schuhe, Accessoires und Lebensmitteln zu günstigen Preisen zu vermitteln.

Gute Wachstumsaussichten und sinkende Verluste


Das COVID-19-Jahr 2020 brachte den Vietnamesen einen deutlichen Umsatzsprung von einem noch sehr niedrigen Niveau. Der Zuwachs betrug 423% auf 50.000 USD. Die Verluste verringerten sich im selben Zeitraum von 7,3 Mio. USD auf 3,7 Mio. USD.

Für 2021 erwartete das Management, bedingt auch durch den o.a. Zukauf, Zuwachsraten zwischen 150% und 200%. Mit dem Börsengang wurden 26 Mio. USD erlöst, die in den weiteren Ausbau des Online-Angebots investiert werden sollen. Die Aktie liegt mit 384% im Plus.

Rivian will mithilfe von Amazon Tesla einheizen


Der Name Tesla im Zusammenhang mit der Börse elektrisiert die Anleger – und das im doppelten Sinne. Alles was im Bereich E-Mobility erfolgsversprechend erscheint, wird mit positiver Neugier begleitet. Mit Rivian positioniert sich nun ein ernstzunehmender Wettbewerber für Tesla an der Börse.

Das seit 2009 existierende Unternehmen produziert in Plymouth, Michigan seit September mit dem R1T den ersten E-Pick-Up-Truck. Große Unterstützung kommt für das Unternehmen vom Online-Versandhändler Amazon, für den man bis Ende 2022 rund 10.000 E-Transporter produzieren will. Bis Ende dieses Jahres sollen zunächst insgesamt 1.200 Fahrzeuge ausgeliefert. Damit hat man auch die Nase vor dem Wettbewerber Tesla, der seinen E-Truck im nächsten Jahr an den Markt bringen will.

Bei der Umsetzung der Erweiterung der eigenen Modelpalette, ein SUV und eine Limousine sind in Planung, hilft Amazon auch finanziell. Die Kalifornier haben sich mit 3,8 Mrd. USD einen Anteil von rund 22 % an Rivian gesichert. Zudem hat man für 490 Mio. USD Wandelschuldverschreibungen des Unternehmens gezeichnet. Auch Ford soll mit 14 % an Rivian beteiligt sein.

Produktionsbeginn sichert Umsatzanstieg


Durch die Aufnahme der Produktion im September und die Bestellgarantie von Amazon verdoppelte sich der Umsatz im Jahresvergleich zu 2020 von 255 Mio. USD auf 520 Mio. USD. Im selben Zeitraum verringerte sich der Verlust leicht von 1,1 Mrd. USD auf 990 Mio. USD.

Durch den Börsengang hat das Unternehmen 11,9 Mrd. USD eingenommen, der Aktienkurs stieg in der ersten Börsenwoche um 66,6%. Die Marktkapitalisierung beträgt 106,10 Mrd. USD.

Expensify setzt auf digitale Kundenanwendungen


Softwareplattformen und Apps, die sich mit der effektiven Verwaltung von Ausgaben und Einnahmen beschäftigen, sind zahlreich am Markt präsent. Zu jenen, die bereits eine breite Kundenbasis aufgebaut haben, gehört Expensify.

Das in Portland, Oregon ansässige Unternehmen bietet mittleren und größeren Unternehmen bereits seit 2008 über seine Softwareplattform und App eine Art Geldmanagement-Tool an, die vor allem die Administration der Spesenausgaben übernimmt Darüber hinaus entwickelte sich eine Venture-Kapitalsparte, die vor allem Start Up‘s im Bereich Reise, Zahlungslösungen und Finanzen bei der Finanzierung helfen will.

Expensify hat nach eigenen Angaben seit seiner Gründung mehr als 10 Mio. Kunden auf seiner Plattform registriert und 1,1 Mrd. Transaktionen abgewickelt. Zur Mitte dieses Jahres verzeichnete man 639.000 zahlende Mitglieder aus 53.000 Unternehmen in über 200 Ländern.

Verlustzone noch nicht verlassen


Die COVID-19-Pandemie hat dem Unternehmen neue Kundengruppen in die Arme getrieben, die aufgrund von Kostenersparnissen auf automatisierte Lösungen setzen. Der Umsatzzuwachs betrug im vergangenen Jahr 9,5% auf 88,1 Mio. USD. Allerdings entstand nach einem ausgeglichenen Ergebnis 2019 in der Folge auch ein Verlust von 1,7 Mio. USD.

Der Börsengang dient in erster Linie dem Erschließen von breiteren Investorengruppen und der Einnahme neuer Investitionsgelder. Mit dem IPO erlöste man 262,7 Mio. USD, zum Ende der ersten Börsenwoche lag die Aktie mit 76,4% im Plus. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf 3,1 Mrd. USD.

OUTLOOK


In der neuen Börsenwoche ebbt die Flut der vergangenen Wochen an IPOs etwas ab. Die bisher acht vorgemerkten Unternehmen liegen mit einem Emissionsvolumen von 1,6 Mrd. USD eher am unteren Ende des Durchschnitts der vergangenen Wochen. In der Hauptsache liegt das am heraufziehenden Thanksgiving-Fest in der letzten Novemberwoche. Zum Beginn des Dezembers wird diese Zurückhaltung nochmals einer weiteren größeren Emissionswelle weichen. Im Folgenden beschreiben drei interessante Kandidaten aus dem aktuellen Emissionsfeld.

User-Testing hilft Unternehmen bei der Produktoptimierung


Für viele Unternehmen, die ihre Produkte am Markt platzieren, ist es wichtig, eine vorherige Testphase durchzuführen. Vom Umfang und der Qualität dieser Testphasen hängt im Wesentlichen der Erfolg von Produkt und Unternehmen ab. Ein erfolgreicher Anbieter in diesem Sektor ist User-Testing.

Das 2012 gegründete und in San Francisco ansässige Unternehmen hat eine Software-Plattform und dazugehörige App entwickelt, die es anderen Unternehmen ermöglicht, umfangreiche Produkt-Testphasen zu organisieren. Besonderer Vorteil sind die Möglichkeit der kontinuierlichen Kommunikation mit den Kunden, so dass Testphasen beschleunigt und schneller abgeschlossen werden können.

Zu bekannten Kunden der Kalifornier gehören u.a Microsoft, Samsung, Lowe’s, Dominos Pizza und Patagonia. Insgesamt zählt User-Testing mehr als 2100 zahlende Kunden weltweit, von denen mehr als 50% weltweit bekannte Top-Marken sind.

Hohes Wachstum hält an


Allein im vergangenen Jahr schoss der Umsatz im Vergleich zu 2019 um 33,4 % auf 102,2 Mio. USD nach oben. Aufgrund der anhaltend expansiven Phase des Unternehmens weitete sich der Verlust allerdings auch von 19,6 Mio. USD auf 34 Mio. USD aus.

Die Wachstumsaussichten bleiben nach einem Report von Grand View Research weiterhin überdurchschnittlich. Bis 2028 soll das Wachstum in diesem Sektor im jährlichen Durchschnitt rund 10,5% betragen. User-Testing will über sein IPO in dieser Woche rund 277 Mio. USD einnehmen. Die außerbörsliche Marktbewertung liegt bei 2,3 Mrd. USD.

Solarautohersteller Sonos greift an


Der Wettbewerb um die innovativste Technik im E-Auto-Bereich ist in vollem Gange. Ohne Zweifel ging dabei die erste Runde an den US-Hersteller Tesla. Doch neben den Chinesen wie BYD oder Nio haben auch die Deutschen durchaus noch etwas Alternatives zu bieten. Der Münchner Hersteller Sonos gehört zu den hoffnungsvollen Wettbewerbern.

Das 2016 gegründete Unternehmen hat ein Fahrzeug konzipiert, dass zwar auch über eine Batterie angetrieben wird. Im Gegensatz zu den am Markt befindlichen E-Fahrzeugen lädt sich dessen Batterie allerdings über in der Karosserie verbauten Solarpanel. Das aufwendige externe Laden wird so vermieden, die Kapazität der kontinuierlichen Aufladung soll für 5.000 km im Jahr ausreichen.

Für die Produktion des ersten Models Sion hat das Unternehmen bereits 53 Mio. Euro eingesammelt. Nach jüngsten Angaben der Münchner liegen bisher 16.000 Vorbestellungen für den Sion vor. Im ersten Halbjahr 2022 will man 11 Prototypen für Tests produzieren, die Massenproduktion will man Anfang 2023 starten.

Besondere Anreize für Vorauszahlungen


Bisher sind natürlich noch keine Umsätze angefallen, dafür verzeichnete man für 2020 hohe Entwicklungskosten und einen Verlust von 56,5 Mio. USD. Allerdings bemüht sich das Unternehmen, durch spezielle Anreize wie Gewinnbeteiligungen, möglichst viele Kunden zur Vorauszahlung eines großen Teils des Gesamtpreises von 28.500 € für den Sion zu bewegen. So will man die Liquiditätslage weiter verbessern

Mit dem Börsengang sollen rund 160 Mio. USD erlöst werden, um die Testphase und Produktionsbeginn zu finanzieren. Nach aktuellem Stand liegt die außerbörsliche Bewertung liegt bei 1,1 Mrd. USD.

KinderCare Learning Companies füllt Bildungslücken


Das die staatlichen Bildungssysteme aus sehr unterschiedlichen Gründen deutlich an Qualität verloren haben steht außer Frage. In der Konsequenz hat sich die Anzahl der privat organisierten Anbieter stark erhöht. Neben den zahlreichen Online-Angeboten gibt es aber auch noch klassische Anbieter für die frühkindliche Bildung wie KinderCare Learning Companies.

Das Unternehmen mit Sitz in Portland, Oregon wurde bereits 1969 gegründet und bietet Bildungsprogramme für Kinder im Alter von sechs Wochen bis 12 Jahren. Für kleinere Kinder werden komplette Schulungspläne erstellt, die den gesamten Tag ausfüllen. Für die Älteren sind die Pläne flexibler gestaltet und können individuell nach Wunsch der Eltern angepasst werden.

In den USA ist KinderCare der drittgrößte private Anbieter.

Insgesamt ist das Unternehmen in 40 Bundesstaaten mit 1480 Bildungsstätten vertreten, in denen rund 200.000 Kinder betreut werden.

Umsatzeinbruch durch COVID-19


Im Gegensatz zu den Online-Anbietern in dem Sektor war KinderCare stark von dem Ausbruch der Pandemie rund um COVID-19 betroffen. Vor der Pandemie betrug der Umsatzzuwachs noch runde 12 %, während der Jahresumsatz 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 27,1% auf 1,37 Mrd. USD zurück ging. Der Verlust kletterte von 29,1 Mio. USD auf 129,5 Mio. USD.

Das Management sieht aber für das Jahr 2022 wieder eine deutlich erhöhte Nachfrage und rechnet mit mittleren, zweistelligen prozentualen Wachstumsraten. Mit dem Börsengang soll das weitere Wachstum finanziert und ein Teil der durch COVID-19 aufgebauten Schuldenlast abgebaut werden. Das IPO soll 623 Mio. USD in die Kassen spülen. Die außerbörsliche Marktbewertung liegt bei rund 2,75 Mrd. USD.


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