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Microsoft – Disruptive Möglichkeiten durch Partnerschaft mit OpenAI! Kann Bing nun mit Google konkurrieren?

aktien + Gereon Dregger 2.352 Leser

Seitdem die neue Applikation ChatGPT veröffentlicht wurde, ist der Wirbel groß. Denn der Chatbot ist dazu in der Lage, ein breites Spektrum an Aufgaben zu erfüllen. Hierzu gehört das Verfassen von Texten, das Beantworten von Sachfragen und sogar die Erstellung von Code in allen möglichen Programmiersprachen. Das disruptive Potenzial ist äußerst groß. Bloomberg berichtet unter Verwendung der Überschrift „ChatGPT könnte AIs iPhone Moment sein“. Microsoft hat bereits vor einigen Jahren in OpenAI investiert und ist äußerst eng mit dem Unternehmen verknüpft. Durch die Partnerschaft eröffnen sich nun neue Dimensionen für den Konzern.

Die neue Sensation ChatGPT stellt einen massiven Durchbruch dar

ChatGPT ist ein von OpenAI entwickelter Chatbot, welcher auf künstlicher Intelligenz (KI) beruht. Die primäre Funktion des Chatbots besteht in der Beantwortung von Sachfragen. Da die Anwendung auf natürlicher Sprache beruht, ist es in der Lage, seine Antworten genau auf die Frage des Nutzers anzupassen. Hiermit grenzt es sich eindeutig von gewöhnlichen Suchmaschinen wie Google ab, bei welchen man lediglich Vorschläge zu potenziellen Quellen erhält. Insofern können Nutzer bei der Recherche viel Zeit sparen und eine konkretere Antwort bekommen. Im Zuge dessen kann man ebenfalls vorgeben, wie lang die Antwort sein soll. Je nach Vorgabe können kurze Zusammenfassungen wie auch detaillierte Analysen ausgegeben werden. Das Sprachmodell ist ebenfalls in der Lage kreative Aufgaben, wie das Verfassen von Gedichten zu erledigen. Im Kontrast hierzu hatte man für viele Jahre geglaubt, dass Kreativität eine Grenze sei, die KI nicht überwinden könnte. Die OpenAI-Technologie hat dies anscheinend ausgehebelt. ChatGPT ist zudem in der Lage, sich an vorige Fragen des Nutzers zu erinnern, weswegen auch die Beantwortung von Folgefragen kein Problem darstellt. Auffällig ist außerdem, dass das Modell falsche Prämissen anzweifeln sowie unangemessene Fragen zurückzuweisen kann. Aufgrund seiner Fähigkeit, Muster zu erkennen, ist es ihm ebenfalls möglich, verschiedene Schreibstile zu imitieren.

Für besonders große Aufmerksamkeit hat die Eignung des Systems gesorgt, Code zu verfassen. Hierfür muss man lediglich vorgeben, welche Aufgabe in welcher Programmiersprache erledigt werden soll. Basierend auf diesen Angaben stellt ChatGPT dann in Sekundenschnelle den entsprechenden Code zur Verfügung. In diesem Zusammenhang können Programmierer ebenfalls ihre Arbeit an die Applikation schicken und auf Fehler untersuchen sowie Verbesserungsvorschläge erstellen lassen. Resultierend wurde eine große Debatte innerhalb der Programmiercommunity losgetreten, welche sich mit den Einsatzmöglichkeiten und Grenzen hiervon beschäftigt. Einige Nutzer berichten beispielsweise, dass ChatGPT auch komplexe Coding-Aufgaben lösen könne. Entscheidend sei es hierbei, dass man ein größeres Projekt in mehrere kleine Aufgaben unterteilt. Nur so sei ChatGPT in der Lage, diese stringent zu bearbeiten. Aufgrund der Fähigkeit, Code zu erklären, kann es Interessierte ebenfalls beim Programmieren Lernen unterstützen. Wegen diesen unglaublichen Fähigkeiten, welche es in diesem Umfang noch nie gab (zumindest nicht öffentlich verfügbar), hat die Applikation auch große Wellen geschlagen. Auf sozialen Medien teilen Nutzer voller Begeisterung, aber auch Grusel, Gespräche und Aufgaben, welche sie mit ChatGPT bearbeitet haben.

Fehlendes Wissen über eigentliche Quelle der Informationen ist eine Herausforderung von ChatGPT

Abgesehen von dem Potenzial lohnt sich auch ein Blick auf Probleme der Applikation. Der größte Nachteil, den die Recherche mit ChatGPT bis jetzt mit sich bringt, besteht darin, dass man nicht weiß, was die eigentliche Quelle der Informationen ist. Denn die Applikation wurde mit gigantischen Datenmengen von allen möglichen Webseiten, archivierten Büchern und Wikipedia gefüttert. Resultierend basieren Antworten des Chatbots vermutlich häufig auf mehreren sich ergänzenden Quellen. Und da Nutzer keine Informationen über den Datenursprung erhalten, welcher für die Generierung verwendet wurde, lässt sich die Seriosität der Angaben nicht einschätzen. Dies kann gerade deswegen gefährlich sein, da sich immer mal wieder Fehler in die Antworten von ChatGPT einschleichen. Laut Experten würden Nutzer mit ernsthaften Intentionen ChatGPT zurzeit als erste Anlaufstelle verwenden, die Antwort danach aber weiterhin über Google verifizieren. Auch der CEO von OpenAI vertritt die Ansicht, dass ChatGPT zum jetzigen Zeitpunkt noch sehr eingeschränkt sei und man sich nicht für wichtige Dinge auf die Richtigkeit verlassen dürfe. Vor Ihnen würde weiterhin viel Arbeit in Bezug auf Robustheit und Wahrheitsgehalt liegen. Generell befindet sich die Technologie noch in einer sehr frühen Phase und wird im Laufe der nächsten paar Jahre zahlreiche Verbesserungen erfahren.ChatGPT in Aktion. Quelle: chat.openai.com

OpenAI soll explosives Umsatzwachstum erleben

Das Unternehmen, das hinter diesem Durchbruch steht, wird von Sam Altman geführt. Auch Elon Musk gehört zu den Mitbegründern von OpenAI. Dieser hat das Unternehmen jedoch aufgrund eines möglichen Interessenkonfliktes verlassen. Bereits seit Jahren haben die führenden Technologieunternehmen KI-basierte Chatbots als eines der wichtigsten Anwendungsmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz eingestuft. Insbesondere das Assistenzpotenzial bei Aufgaben wie dem Kauf von Flugtickets oder dem Bestellen eines Taxis wurde hierbei hervorgehoben. Trotzdem gab es in diesem Bereich in den letzten Jahren kaum Fortschritt. Umso größer war die Aufregung im Silicon Valley, als der jüngste Durchbruch von OpenAI bekannt wurde. Inzwischen wurde die Applikation, welche erst im November dieses Jahres veröffentlicht wurde, bereits von über 1 Million Menschen ausprobiert. Zu Beginn wurde OpenAI als Non-Profit-Organisation gegründet. Durch eine Tochtergesellschaft können sie ihre Erfindungen jedoch inzwischen kommerzialisieren. Die umfangreichen Einsatzmöglichkeiten dürften sich in den nächsten Jahren zunehmend in der Ertragssituation widerspiegeln. Laut einem Bericht von Reuters erwarte das private Unternehmen im nächsten Jahr einen Umsatz von 200 Mio. USD, wobei dieser 2024 dann bereits die 1-Mrd.-USD-Marke knacken soll.

Microsoft ist Hauptprofiteur des OpenAI-Erfolges

Microsoft hat sich bereits vor mehreren Jahren positioniert, um vom potenziellen Erfolg von OpenAI zu profitieren. Im Jahr 2019 hat der Konzern 1 Mrd. USD in OpenAI investiert. Seitdem besteht ebenfalls eine multidimensionale Partnerschaft zwischen den beiden. Diese sieht vor, dass Microsoft die Infrastruktur und OpenAI die Technologie für unterschiedliche KI-Projekte liefert. Dementsprechend wird ChatGPT auch auf einer Azure-KI-Supercomputing-Infrastruktur trainiert. Auch für die hinter ChatGPT stehende Technologie, die den Namen GPT-3 trägt, hat Microsoft die Rahmenbedingungen geschaffen. GPT-3 steht für „Generative Pre-trained Transformer 3“ und ist ein Sprachmodell, welches auf Deep Learning basiert. Dieses ist sehr komplex und benötigt entsprechend äußerst viel Rechenleistung. Um sicherzustellen, dass diese gegeben ist, hat Microsoft sich an entsprechenden Hardwareprojekten beteiligt. Ohne derartige geeignete Infrastruktur wäre die Kommerzialisierung von der Technologie kaum möglich. Denn die Kosten wären zu hoch, um GPT-3 zu Preisen anzubieten, welche die Masse ansprechen würde. Im Zuge dieser Bemühungen haben beide Unternehmen gemeinsam den fünftstärksten Supercomputer der Welt gebaut. Dieser dient ausschließlich dem Zwecke des Trainings der künstlichen Intelligenz von OpenAI.

Demnach sind die beiden Unternehmen eng miteinander verknüpft. OpenAI ist inzwischen ein elementarer Bestandteil der KI-Strategie von Microsoft geworden. Der Techgigant hat andererseits eine ähnlich wichtige Rolle für sein Partnerunternehmen hinsichtlich Infrastruktur, Finanzierung und Vermarktung. Eine perfekte Symbiose. Codex ist ein gutes Beispiel für die massiven Möglichkeiten, die sich hieraus ergeben. Dies ist ein KI-Codierassistent, welcher sehr erfolgreich war und einen Großteil der Konkurrenz eliminiert hat. Eine vordergründige Ursache des Erfolges war der Zugriff auf den bestehenden Kundenstamm und die Trainingsdaten von Microsoft. Aufgrund seiner Inhaberschaft von der Entwicklerseite GitHub verfügt Microsoft über riesige Datenmengen, die für das Training von KI hinsichtlich Programmierkenntnissen verwendet werden können. Hiervon hat gewiss auch ChatGPT stark profitiert. Anhand des Falls von Codex hat sich auch die Bedeutung der vorhandenen Vertriebskanäle des Techgiganten gezeigt. Über diese können sie Millionen potenzielle Kunden ohne zusätzliche Marketingkosten ansprechen. Basierend auf der Technologie haben sie ebenfalls gemeinsam den Programmierassistent GitHub-CoPilot gebaut. Dieser kommt zum Beispiel in der beliebten Entwicklungsumgebung „Visual Studio Code“ zum Einsatz.

40 % der Unternehmensmitarbeiter in den USA wollen mehr Low-Code-Technologie – Azure und OpenAI liefern Gesamtpaket!

Eine ähnliche Zusammenarbeit besteht auch bezüglich des Vertriebes der wichtigsten OpenAI-Dienste. Obwohl OpenAI derzeit ebenfalls eine eigene API anbietet, wird der primäre Vertriebskanal wohl zukünftig durch Microsofts Azure gebildet. Hier bietet man die OpenAI Technologie verknüpft mit Azure als Paket an. Durch diesen Zusammenschluss kann GPT-3 erst seine volle kommerzielle Leistungskraft entfalten. Denn rein theoretisch hat die Technologie das Potenzial, gänzlich neue Geschäftsmodelle entstehen zu lassen. In diesem Kontext haben probierlustige Unternehmen und Entwickler seit der Veröffentlichung bereits viele mögliche Einsatzgebiete identifiziert. Hierzu zählt das automatische Designen von Webseiten, das Verfassen von E-Mails sowie die Generierung von Softwarecode. Doch um dieses Potenzial zu realisieren, müssen zunächst Herausforderungen im Bereich Recht, Ethik und Anwendungsrahmen überwunden werden. Die in Azure integrierten Anwendungen können diese Kernprobleme angehen. Die Sicherheitsfunktionen können beispielsweise eine schädliche Nutzung der API verhindern und den Schutz der Daten gewährleisten. Und die Unternehmensfunktionen schaffen ein geeignetes Umfeld für Entwickler. Dadurch, dass die neue Technologie also in einem sichereren und vertrauten Rahmen von Microsofts Azure angeboten wird, können deutlich mehr interessierte Unternehmen angezogen werden.

Auch die Vertriebskanäle des Konzerns werden hierbei selbstverständlich von Nutzen sein. Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich Azure-OpenAI noch in einer Art Beta-Testphase, in welcher Microsoft das Produkt erst mal vorsichtig abtastet. So ist der Zugang zurzeit nur eingeschränkt erhältlich und wird lediglich nach Prüfung des Anwendungsfalls freigegeben. Sobald hierdurch mehr Erfahrungswerte vorliegen, wird man den Zugang sicherlich im großen Maße ermöglichen. Die Nachfrage ist zumindest jetzt schon hoch. Und da sich 40 % der Unternehmensmitarbeiter in den USA mehr Low-Code-Technologie wünschen, treffen die OpenAI-Applikationen genau das Nachfrageprofil der breiten Masse. Die in dem Azure-OpenAI-Paket enthaltenden Dienste umfassen nämlich GPT-3, Codex und DALL-E-2. Letzteres ist ein Tool, welches die Umwandlung von natürlicher Sprache in KI-kreierte Bilder ermöglicht. Der Nutzer muss hierfür lediglich eine kurze Beschreibung des zu erstellenden Bildes eingeben. Auch diese Anwendung hat große Aufmerksamkeit erlangt, da die von der KI erstellten Bilder äußerst beeindruckend sind. Die zugrundeliegende Technologie ermöglicht dies durch die Erfassung der Beziehung zwischen Bildern und dem Text, der sie beschreibt. DALL-E-2 hat folglich weitreichende Implikationen für die Grafikdesignbranche. Denn hierdurch wird der No-Code-Designmarkt erheblich vorangebracht. Dieser wächst sehr schnell und soll bis 2024 eine Größe von 60 Mrd. USD erreichen. Um sich hierfür zu positionieren, hat Microsoft die DALL-E-2-Technologie ebenfalls in Azure integriert. Hierdurch hat der Konzern seine Position gegenüber den Marktführern Adobe und Canva gestärkt.

Microsoft kann GPT-3 auch in zahlreiche andere Applikationen integrieren und hierdurch Mehrwert und Differenzierung schaffen

Laut Microsoft würde es generell noch Zeit kosten, das Potenzial und die Anwendungsmöglichkeiten der Technologie zu verstehen. Eines scheint jedoch klar. Die Modelle könnten in zahlreiche bestehende Microsoft-Applikationen integriert werden. In diesem Zusammenhang treten schnell die Produktivitäts- und Kommunikationstools in den Sinn. Durch das Hinzufügen GPT-3-basierter Funktionen kann Microsoft auf diese Art mit minimalem Aufwand Mehrwert und Differenzierung schaffen. In Branchen, die besonders vertragsintensiv sind, wird zurzeit beispielsweise überlegt, inwieweit man das Tool zum Zusammenfassen von juristischen Änderungen einsetzen könnte. Hierfür würde eine Integration in Word Sinn ergeben. Auch Microsoft Bookings könnte erheblich verbessert werden. Die Software zur Planung und Verwaltung von Terminen könnte durch den Einsatz eines Sprachmodells deutlich effizienter und angenehmer funktionieren. Derartige Verbesserungen könnten bereits kurzfristig stattfinden. Weiter in die Zukunft blickend, werden vermutlich ebenfalls neue Applikationen im Bereich der Unternehmenssoftware entstehen. Ein Beispiel ist digitaler Kundensupport, wo GPT-3 maßgeschneiderte Antworten auf Kundenfragen liefern könnte. Aufkommende Probleme würden so ohne Wartezeit schnell und effizient gelöst werden. Im Bereich des Codings könnte die KI menschliche Programmierer zukünftig noch umfassender ergänzen und dazu beitragen, Fehler vorzubeugen. Andererseits kann es auch als Lernassistent, Reiseführer sowie Unterhaltungspartner eingesetzt werden.

Erfolgt jetzt der Angriff auf Google und den Suchmaschinenmarkt?

 Ein Einsatzgebiet, bei welchem die Zusammenarbeit der beiden in der Zukunft ebenfalls scheinen könnte, ist der Suchmaschinenmarkt. Vielen Nutzern ist bereits aufgefallen, dass die Recherche mithilfe von ChatGPT deutlich angenehmer und zeiteffizienter ist als mit Alternativen. Hierbei spielt gerade die Fähigkeit von ChatGPT, Fragen präziser zu beantworten als konventionelle Suchmaschinen, eine entscheidende Rolle. Denn wenn man bei Google recherchiert, erhält man lediglich Vorschläge von Webseiten, die eine Antwort enthalten könnten. ChatGPT dagegen gibt eine komplett angepasste und konkrete Lösung aus. Deswegen haben bereits mehrere Medien hinterfragt, inwiefern das Sprachmodell das Suchmaschinengeschäft erobern könnte. Wenn man dies vor dem Hintergrund der Partnerschaft mit Microsoft stellt, ergibt sich ein durchschlagskräftiges Szenario. Denn der Konzern ist mit der Suchmaschine Bing bereits seit Jahren in diesem Markt positioniert und verfügt demnach über eine funktionierende Infrastruktur. Bis jetzt war Bing keineswegs in der Lage, gegen den Marktführer Google anzukommen. Denn Google hat seit jeher eine dominante Marktstellung aufgrund intelligenterer Suchalgorithmen.ChatGPT über den Marktanteil von Google. Quelle: chat.openai.com

Die Grundlage hierfür wird durch die zahlreichen Suchabfragen geschaffen, die Google über die Jahre durchgeführt hat. Denn mit jeder Suchabfrage wird der Algorithmus intelligenter. Und weil Google mit einem riesigen Abstand mehr hiervon als jeder andere Anbieter durchgeführt hat, bekommt man hier die am besten angepassten Resultate geliefert. Dieser selbstverstärkende Skaleneffekt hat dem Marktführer seine monopolartige Stellung ermöglicht. Folglich hat Google einen 90%igen Anteil am Suchmaschinenmarkt. Microsofts Bing belegt den zweiten Platz mit lediglich 3 % Marktanteil. Doch was würde passieren, wenn Microsoft nun das intelligente Sprachmodell GPT-3 in Bing integrieren würde? Die Qualität der Suchmaschine würde sofort einen unglaublichen Sprung nach oben machen. Gerade auch die Fähigkeit der Technologie hinsichtlich der Erzeugung tiefgreifender Analysen und eigenständiger Vorschläge wäre für diesen Zweck Gold wert.

GPT-3 kann kontextbezogene Informationen vermutlich besser verarbeiten als das Gegenstück von Google

Bis jetzt hat sich Microsoft noch nicht zu derartigen Plänen geäußert, allerdings scheint es aufgrund des Potenzials naheliegend. In diesem Kontext ist es von besonderem Vorteil, dass ChatGPT bereits weltbekannt ist und eine Integration in Bing folglich auch direkt interessierte Nutzer anziehen würde. Seine dominante Marktstellung würde Google hierdurch selbstverständlich nicht über Nacht verlieren. Jedoch könnte Bing im Laufe der Zeit zunehmend Marktanteile erobern und somit zu einem ernsten Konkurrenten werden.

Über diese Gefahr ist sich Google im Klaren und wird dies nicht kampflos hinnehmen. So arbeitet der Marktführer ebenfalls längst seit Jahren an intelligenten Sprachmodellen, um besser zu verstehen, worauf genau sich eine Suchanfrage bezieht. Das wichtigste Projekt des Marktführers heißt LaMDA-2 und basiert auf ähnlicher Technologie wie GPT-3. Googles LaMDA wurde darauf ausgerichtet, Dialoge zu führen. Nach der Integration wird sich die Präzision der Suchergebnisse verbessern, indem es hilft, die Anfrage des Nutzers besser einzuordnen. LaMDA-2 befindet sich allerdings noch in der Entwicklungsphase und ist demnach noch nicht einsatzbereit. Außerdem liegen LaMDA nur 137 Milliarden Parameter zugrunde, wohingegen es bei GPT-3 175 Milliarden sind. Die Anzahl an inkorporierten Parametern ist ein Kernfaktor, was die Präzision eines Sprachmodells betrifft. Denn desto größer ein Modell ist, umso effizienter können kontextbezogene Informationen genutzt werden. Die GPT-Technologie wurde durch OpenAI im Laufe der Zeit in dieser Hinsicht erheblich verbessert. So ist GPT-3 bereits 100-mal größer als die vorige Version. Und auch GPT-4 ist schon in Entwicklung und soll bereits bald mit noch mehr Fähigkeiten einsatzbereit sein. Dem Marktführer ist Microsoft insofern, was die Sprachmodelltechnologie betrifft, einen Schritt voraus.

Gemessen an historischer Bewertung ist Microsoft fair bewertet

OpenAI ist ein gutes Fallbeispiel für die erfolgreiche Strategie von Microsoft: Sobald sich ein potenzieller Megatrend ergibt, kauft man sich ein und verdrängt die Konkurrenz. Dass Microsoft ein Qualitätsunternehmen ist, wird durch den TraderFox-Qualitätscheck bestätigt. Hier erhält die Aktie 15/15 Punkten. Gemessen an der historischen Bewertung der Umsätze der letzten fünf Jahre befindet sich die Aktie zurzeit ebenfalls im Bereich des Fair-Value. In absoluten Zahlen betrachtet, beläuft sich das KGV auf 25 und das KUV auf 9.

Microsoft Fair-Value-Umsatz- 5-Jahre

Fazit

Die Technologie von OpenAI ist bahnbrechend und eröffnet neue Welten. Für Unternehmen kann es potenziell komplett neuartige Geschäftsmodelle schaffen. Microsoft ist aufgrund eines frühen Investments und einer engen Geschäftspartnerschaft ein absoluter Profiteur. Gegen das Bereitstellen von Infrastruktur hat der Konzern Zugriff auf die Technologie. ChatGPT hat noch einige manchmal auftretende Probleme in Bezug auf die Verlässlichkeit der Informationen zu lösen. In der Zwischenzeit können die Sprachmodelle aber bereits gewinnbringend in unterschiedliche Applikationen von Microsoft eingebaut werden. Durch die Verknüpfung der OpenAI-Erfindungen mit Azure lassen sich viele der bestehenden Herausforderungen angehen und man tastet einen möglicherweise gigantischen adressierbaren Markt ab. Eine der größten Chancen könnte die Integration der GPT-Technologie in die Bing Suchmaschine sein. Hierdurch könnte Bing seine Marktstellung im Suchmaschinenmarkt ausweiten, weswegen der Einsatz nur eine Frage der Zeit scheint. Die Aktie von Microsoft wird hierdurch zunehmend interessant, zumal sich die Bewertung auf gängige historische Werte normalisiert hat.