Morningstar-Favoriten 2026: 4 sehr günstige Wide-Moat-Aktien
Morningstar rät zur Depot-Internationalisierung. Zur Umsetzung hält der Finanzdienstleister 37 Aktien für geeignet. Nur vier davon sind trotz breiten Burggräben stark unterbewertet. TraderFox verrät die Namen dieser 5-Sterne-Favoriten.
Anleger auf der ganzen Welt neigen laut Morningstar zu einem gewissen „Home Bias“: der Tendenz, heimische Aktien gegenüber internationalen Werten zu bevorzugen. Das ist nach Einschätzung des US-Finanzdienstleisters zwar nachvollziehbar, da Investoren mit vertrauten Marken meist ein höheres Sicherheitsgefühl verbinden.
Doch in der heutigen Anlagewelt ist der Aufbau eines internationalen Engagements gemäß Morningstar-Strategin Amy Arnott einer der ersten Schritte zu einem diversifizierten Portfolio. Schließlich lassen sich so, Risiken reduzieren, denn wenn es in einer Region mal nicht so rund läuft, kann dies durch eine bessere Entwicklung anderswo kompensiert werden.
Allgemein erinnert Morningstar in der zitierten Publikation auch daran, dass man intern Investments nicht durch die Brille kurzfristiger Kursschwankungen oder heißer Tipps sieht. Eine einzelne Aktie zu besitzen bedeutet nach der Anlagephilosophie des Finanzdienstleisters vielmehr, einen Teil des zugrunde liegenden Unternehmens selbst zu halten.
Wie es weiter erläuternd heißt, gleicht dieser Prozess dem Autokauf: Man investiere viel Zeit in Recherche und Vergleiche, damit das Ergebnis die Erwartungen langfristig erfüllt. Ein zentrales Werkzeug ist hierbei das Morningstar Economic Moat Rating, welches den Wettbewerbsvorteil eines Unternehmens bewertet.
Neben der Bewertung kommt es auf Schutzgräben an
Der Begriff „Economic Moat“ (ökonomischer Burggraben) wurde von Warren Buffett geprägt. Dieser Anlage-Guru betont, dass der Schlüssel zum Erfolg darin liegt, die Dauerhaftigkeit eines bestehenden wirtschaftlichen Vorsprungs zu bestimmen. Produkte mit weiten, nachhaltigen Burggraben sind diejenigen, die Anlegern langfristig Belohnungen liefern.
Basierend auf dieser Methodik hat Morningstar eine Liste der 37 besten internationalen Unternehmen zusammengestellt. Diese Firmen zeichnen sich durch weite Burggräben, stabile Wettbewerbsvorteile, berechenbare Cashflows und eine effektive Kapitalallokation aus. Der Sektor Industriewerte ist mit elf Unternehmen am stärksten vertreten, gefolgt von Basiskonsumgütern (zehn) und dem Gesundheitswesen (sechs).
Die 37 besten Aktien für eine Depot-Internationalisierung laut Morningstar


Quelle: Morningstar, Stand: 10.12.25
Zu beachten ist dabei: Diese Liste ist kein allgemeiner Aufruf zum sofortigen Kauf. Selbst das beste Unternehmen kann ein schlechtes Investment sein, wenn man zu viel bezahlt. In diesem Zusammenhang stehen aus der Liste aber vier Werte hervor, die aktuell als deutlich unterbewertet gelten (Stand: 10. Dezember 2025) und deshalb von Morningstar mit fünf Sternen und damit der Bestnote versehen sind.
Infos zum Morningstar-Favoriten-Quartett mit fünf Sternen und breiten Schutzgräben
Anschließend folgen detaillierte Einschätzungen von Morningstar zu dem Favoriten-Quartett.
Morningstar-Aktienfavorit mit fünf Sternen und Wide-Moat, Nr. 1: Coloplast (Dänemark – ISIN: DK0060448595): Ein Unternehmen für medizinische Instrumente und Bedarf
Coloplast mit Sitz in Dänemark ist weltweit führend in der Stoma- und Kontinenzversorgung. Das Unternehmen ist in die konzentrierten Urologie- und fragmentierten Wundversorgungsärkte vorgedrungen, bleibt dort aber ein peripherer Akteur.
Dagegen blickt Coloplast auf eine lange Geschichte beständiger und bedeutender Innovationen in der Stoma- und Kontinenzversorgung zurück, die zu einer dominierenden Position in Europa und Wachstum in den USA geführt haben.
Seit 2008 hat das Unternehmen laut Analystin Debbie Wang bewundernswerte Arbeit bei der Verschlankung seiner Kostenstruktur geleistet und sich auf profitables Wachstum konzentriert. Nachdem der Großteil der Produktion nach Ungarn, China und Costa Rica verlagert wurde, genießt Coloplast nun eine Bruttomarge, die die des Rivalen Convatec um mehr als 1.150 Basispunkte übertrifft. Derzeit verlagert Coloplast seinen Schwerpunkt auf die Steigerung des Wachstums durch den Eintritt in neue Regionen, mit Schwerpunkt auf den Vereinigten Staaten.
Wang ist seit langem von der Fähigkeit des Unternehmens beeindruckt, durchdachte, benutzerfreundliche Verbesserungen an seinen Stomaartikeln und intermittierenden Kathetern anzubieten, die die Endnutzer überzeugt haben. Zuletzt hat Coloplast sein Niveau durch die Integration anspruchsvollerer Technologien in seinen Bedarf und entsprechende Investitionen in klinische Studien gesteigert, um den Wert dieser Verbesserungen zu demonstrieren. So entleert beispielsweise der neue intermittierende Katheter Luja die Blase vollständiger, um das Risiko von Harnwegsinfektionen zu senken.
Weniger begeistert sind wir vom Wundversorgungssegment von Coloplast, wo es viele Konkurrenzprodukte gibt. Das Wundversorgungsportfolio von Coloplast konzentrierte sich historisch auf technologisch einfachen Schaumstoff, was das Unternehmen anfälliger machte, da sich die fortschrittliche Wundversorgung in Richtung Hydrofaser- und antibakterielle Produkte entwickelt hat.
Zudem sieht sich Coloplast, wie alle Wettbewerber in diesem Markt, mit relativ niedrigen Wechselkosten für Kunden konfrontiert. Da die meisten Wundpflegeprodukte an Dienstleister (statt direkt an Patienten) verkauft werden, herrscht ein größerer Preisdruck durch Einkaufsgemeinschaften und staatlich geförderte Ausschreibungen.
Die Übernahme von Kerecis bringt das Unternehmen jedoch in eine starke Position, um in der schnell wachsenden Nische der biologischen Wundversorgung mit seinen einzigartigen Fischhaut-Therapien zu konkurrieren.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Morningstar-Aktienfavorit mit fünf Sternen und Wide-Moat, Nr. 2: RELX (Großbritannien – ISIN: GB00B2B0DG97): Ein globaler Anbieter von Geschäftsanalysen und Entscheidungshilfen
RELX mit Sitz in Großbritannien ist ein globaler Anbieter von Geschäftsinformationen, Analysen und Entscheidungshilfen für Fachleute in verschiedenen Branchen. Es generiert Einnahmen hauptsächlich durch die Erstellung und den Verkauf des Zugangs zu kuratierten Informationsdatenbanken, Analysen und Fachzeitschriften. Darüber hinaus organisiert RELX Großveranstaltungen wie Messen und Konferenzen.
Fast alle Informations- und Analyseprodukte werden digital bereitgestellt; Print ist nur noch ein kleiner Teil des Geschäfts. Die Angebote werden hauptsächlich über Abonnements verkauft, was etwa 55 % des Umsatzes ausmacht. Die Mehrheit der verbleibenden 45 % Transaktionsumsatz steht jedoch unter langfristigen Verträgen mit volumetrischen Elementen, ist also im Wesentlichen wiederkehrender Natur.
Der Kern der Strategie von RELX besteht nach Einschätzung von Analyst Rob Hales darin, sein Portfolio an informationsbasierten Analysen und Entscheidungstools zu erweitern, um seinen Kunden zu helfen, in ihrem täglichen Arbeitsablauf produktiver zu sein und bessere Entscheidungen zu treffen. Das Unternehmen strebt zudem an, organisch und durch selektive Akquisitionen (M&A für Mergers & Acquisitions, also Fusionen und Übernahmen) in wachstumsstärkere angrenzende Bereiche und Regionen zu expandieren. Schließlich konzentriert sich RELX auf kontinuierliche Prozessinnovationen, um das Kostenwachstum unter dem Umsatzwachstum zu halten.
Das Unternehmen nennt keine harten Zahlen für seine strategischen Ziele. Stattdessen strebt es ein verbessertes Umsatz- und Ergebniswachstumsprofil sowie höhere Renditen an. Unserer Ansicht nach können Anleger in diesem Geschäft mit geringer Unsicherheit typischerweise ein organisches Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich und eine jährliche Steigerung der bereinigten operativen Marge um 10 bis 40 Basispunkte erwarten.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Morningstar-Aktienfavorit mit fünf Sternen und Wide-Moat, Nr. 3: Thomson Reuters (Kanada – ISIN: CA8849038085): Ein Anbieter von Geschäftsinformationsdiensten
Thomson Reuters ist ein führender Anbieter von Rechts-, Steuer-, Buchhaltungs- und Risikoinformationsdiensten sowie Software, vorwiegend in den USA. Die inhaltsgetriebene Technologie unterstützt Kunden bei drei Hauptaufgaben: (1) Finden von Antworten auf komplexe branchenspezifische Fragen; (2) Erstellen von Arbeitsprodukten wie Rechtsdokumenten, Steuererklärungen und Compliance-Berichten; und (3) Risikomanagement, wie die Entscheidung, ob ein neuer Kunde akzeptiert oder ein bestimmter Lieferant genutzt werden soll. Zudem ist das Geschäft von Reuters News eine der weltweit führenden unabhängigen Nachrichtenagenturen.
Die strategischen Ziele des Unternehmens waren in den letzten Jahren beständig, so der zuständige Analyst Rob Hales. Erstens: Priorisierung von Investitionen in seine besten Geschäfte und Gelegenheiten, die sogenannten „Strategic Seven“. Dazu gehören Flaggschiffprodukte wie Westlaw und UltraTax CS sowie neuere Portfolio-Ergänzungen wie SurePrep und CoCounsel.
Zweitens: Verstärkte Investitionen in Produktinnovationen, insbesondere im Bereich der generativen Künstlichen Intelligenz (KI). Drittens: Portfolio-Optimierung. Thomson hat in den letzten Jahren seine milliardenschwere Beteiligung an der London Stock Exchange Group verkauft, was es ermöglichte, mehrere schnell wachsende, angrenzende Unternehmen zu erwerben und einige langsame Segmente abzustoßen, während eine makellose Bilanz beibehalten wurde. Wir erwarten für die kommenden Jahre weitere Ergänzungskäufe (Bolt-on-Akquisitionen).
Bis 2026 strebt Thomson ein organisches Umsatzwachstum von 7,5 % bis 8,0 % an, einschließlich 9,5 % für die kombinierten „Big Three“-Segmente (Rechtsexperten, Unternehmen sowie Steuer- und Buchhaltungsexperten). Darüber hinaus soll der freie Cashflow mindestens 2 Mrd. USD betragen, und die EBITDA-Marge (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization – Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) soll gegenüber 2025 um 50 Basispunkte steigen.
Morningstar-Aktienfavorit mit fünf Sternen und Wide-Moat, Nr. 4: Yum China Holdings (China - ISIN: US98850P1093): Die größte Restaurantkette des Landes
Der chinesische Restaurantsektor steht weiterhin vor Gegenwind durch die Immobilienkrise und das Fehlen bedeutender wirtschaftlicher Anreize, was die Konsumausgaben beeinträchtigt. In diesem Umfeld rät Morningstar Anlegern, sich auf Unternehmen zu konzentrieren, die über die Größe verfügen, bei der Preisgestaltung aggressiver vorzugehen, da wertorientierte Akteure in wirtschaftlichen Abschwüngen typischerweise besser abschneiden. Eine gesunde Bilanz ist ebenfalls entscheidend.
Yum China ist gut positioniert, um Anteile im fragmentierten 700-Mrd. USD-Markt für chinesische Restaurants zu gewinnen. Trotz des aktuellen Gegenwinds bleiben wir zuversichtlich für das langfristige Wachstum des Segments der Schnellrestaurants (QSR für Quick Service Restaurants), getrieben durch drei Trends: (1) die steigende Zahl von Büroangestellten, (2) steigende verfügbare Einkommen und (3) schrumpfende Familiengrößen.
Die Größenvorteile von Yum China schlagen sich nach Angaben des verantwortlichen Analysten Ivan Su in wettbewerbsfähigen Preisen sowie beständiger Qualität und Service nieder, was Vertrauen bei Konsumenten aufbaut. Dies positioniert das Unternehmen so, dass es Anteile in einem Markt gewinnen kann, in dem Kettenrestaurants nur 20 % der Branchenausgaben ausmachen (im Vergleich zu einem globalen Durchschnitt von 35 % und 60 % in den USA).
Während junge Chancen wie Lavazza und Huang Ji Huang zuletzt weniger Erwähnung fanden, bieten sie unseres Erachtens immer noch überzeugende langfristige Perspektiven. Dies ergibt sich aus ihren differenzierten Angeboten, dem Wachstumspotenzial bei einer wirtschaftlichen Erholung und der Fähigkeit, die interne Lieferkette der Gruppe zur Senkung der Lebensmittelkosten zu nutzen.
Su erwartet, dass das Unternehmen seine Ziele für 2024-26 erreicht: (1) ein durchschnittliches jährliches Netto-Filialwachstum von 1.800 Restaurants, (2) eine zweistellige durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Gewinns je Aktie und (3) jährliche Aktionärsrückzahlungen von 1,5 Mrd. USD.
Das Management plant, Anteile zu gewinnen durch: (1) Expansion in kleinere Städte ohne KFC-Präsenz; (2) Ausweitung der Reichweite von Pizza Hut in Städte mit KFC, aber ohne Pizza Hut, während leistungsschwache Einheiten in das preisgünstigere Wow-Format umgewandelt werden, und (3) Beschleunigung der Franchise-Expansion an strategischen Standorten wie Autobahnraststätten, Krankenhäusern und Universitätscampus.

Quelle: Qualitäts-Check TraderFox
Bildherkunft: AdobeStock_1525845881