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One up on Wall Street: Was Privatanleger von Peter Lynch lernen können

Strategien Michael Seibold 1.894 Leser

Liebe Leser,

„One up on Wall Street“ ist der Klassiker der persönlichen Investmentliteratur schlecht hin. Der legendäre Investmentmanager Peter Lynch enthüllt in seinem Buch die Philosophie, die hinter seinem Erfolg steht. Er übernahm 1977 den Fidelity Magallan Fund, der zu diesem Zeitpunkt rund 18 Millionen Dollar an Volumen aufwies. Als er 13 Jahre später das Management abgab, betrug das Volumen über 14 Milliarden Dollar. In seiner Zeit als Investmentfondsmanager erzielte Lynch eine Durchschnittsrendite von knapp 30 Prozent pro Jahr – aus einer Investition von 10.000 Dollar in den Magellan Fund im Jahr 1977 wären 1990 nahezu 235.000 Dollar geworden.

Peter Lynch ist der Überzeugung, dass der durchschnittliche Privatanleger gegenüber dem Börsenexperten einige Vorteile hat. Die Fähigkeit, „wie ein Amateur zu denken“, hat maßgeblich seine Renditen verbessert. Jeder von uns hat die Chance, über Erfolg versprechende Unternehmen Dinge zu erfahren, lange bevor ein Analyst diese entdeckt. Warum? Weil sich günstige Investmentgelegenheiten oft unmittelbar in unserer Umgebung finden lassen. Auch in der Branche, in der wir arbeiten, haben wir einen Informationsvorteil. Wie lassen sich Gewinner von Verlierern unterscheiden? Warum reicht es, den ein oder anderen „Tenbagger“ im Depot zu haben, um ein Durchschnittsdepot in eine andere Liga zu verwandeln? In welche Kategorien lassen sich Aktien überhaupt einteilen? Über all diese Fragen gibt Peter Lynch uns Auskunft in seinem Buch – ganz egal wie erfahren Sie sind – vermittelt er verständlich das Wissen, um wichtige von unwichtigen Faktoren an der Börse zu trennen.

Give-Aways


  • Werfen Sie einen Blick auf Firmen, mit denen Sie tagtäglich zu tun haben – im Alltag, im Beruf usw.

  • Legen Sie Ihren Fokus auf die Investition in gute Unternehmen – Börsenschwankungen an den Aktienmärkten gehören dazu

  • Bevor Sie investieren, sollten Sie die Art von Investor, die Sie sind, kennen. Enttäuschungen werden somit seltener. Wenn Sie nicht wissen, wonach Sie suchen, werden Sie auch nicht das finden, was Sie wollen.

  • Halten Sie an Ihrem Unternehmen fest, wenn der Markt fällt?

  • Investieren Sie niemals in eine Firma, nur weil jemand Sie beeindrucken will.

  • Es gibt sechs Arten von Unternehmen. Kennen Sie diese und wenn ja, wissen Sie, in welches Sie ihr Geld gesteckt haben? „Fast Grower“, „Slow Grower“, „Asset Play“, „Cyclical“, „Turnarounds“, „Stalwarts“.

  • „Große Gewinner benötigen in der Regel 3 bis 10 Jahre.“

  • Lernen Sie die Geschichte des Unternehmens kennen, bevor Sie investieren.

  • Investieren Sie niemals in ein Unternehmen, nur weil ein Analyst Ihnen sagt, das sei die nächste Apple.

  • Können Sie zwei Minuten über Ihr Unternehmen, in das Sie investieren, einen Vortrag halten?

 

Privatanleger versus institutionelle Anleger

Sie haben als Einzelperson erhebliche Vorteile gegenüber institutionellen Anlegern. Oft ist es die schiere Größe, die institutionelle Anleger, behindert, auch in kleinere und mittlere Unternehmen zu investieren. Sie müssen auch nicht irgendwelche Bürokratien überwinden, um Ihr Geld in ein Unternehmen zu stecken. Durch tägliche Erfahrungen können Sie neue Produkte/Unternehmen vor den Profis entdecken. Stellen Sie sich vor jeder Investition folgende Fragen: Investieren Sie in eine Firma oder handeln Sie nur irgendwelche Aktien? Was erwarten Sie von Ihrer Investition? Denken Sie langfristig? Was machen Sie, wenn der Aktienkurs schlagartig fällt? Können Sie mit Ihren Emotionen in diesem Fall umgehen, ohne gleich zu handeln? Haben Sie vor dem Kauf einer Aktie entsprechendes Research durchgeführt? Werden Sie so kompetent wie nur möglich. Finden Sie ein Unternehmen, das auch unabhängig von den Höhen und Tiefen der Wirtschaft eine gute Leistung erbringt. Die Börse spielt dann keine Rolle mehr, wenn Sie sich auf erfolgreiche Firmen konzentrieren. Selbst Investmentlegende Warren Buffett sagt: „Für mich gibt es den Aktienmarkt nicht. Er dient nur als Referenz, um zu sehen, ob jemand anbietet, etwas Dummes zu tun.“

Welche Kategorien von Unternehmen gibt es?

Die starke Performance im Megallan Fund konnte Lynch sogenannten „Tenbaggern“ verdanken, also Aktien, die sich verzehnfacht haben. Als Verbraucher haben Sie Vorteile. Schauen Sie sich beim Einkaufen mal näher um. Wenn Sie sehen, dass auch andere gerne die Produkte kaufen, die Sie konsumieren, haben Sie bereits einen Ort gefunden. Auch Ihre Arbeit in einem Unternehmen verschafft Ihnen einen Vorteil, das Sie regelmäßig in der Branche erfahren, was gut läuft. Beginnen Sie bei Ihrer Recherche zunächst bei der Unternehmensgeschichte. Was passiert mit dem Unternehmen, wenn das Produkt den von Ihnen erwarteten Erfolg hat? Bestimmen Sie, um welche Art von Unternehmen es sich handelt. Es gibt sechs Kategorien:

“Slow growers“ – wachstumsschwache Aktien: Dies sind große, etablierte Unternehmen, die ihren Lebenszyklus erreicht haben, indem sie ein bisschen schneller als die allgemeine Wirtschaft wachsen. Sie begannen als wachstumsstarke Werte und irgendwann ging ihnen die Puste aus, weil sie ihr Potenzial ausgeschöpft haben oder weil sie zu unbeweglich wurden, um ihre Chancen zu nutzen, Beispiel Elektrizitätsversorger oder IBM. Achten Sie auf die Dividende. Wie hoch ist die Ausschüttungsquote? Hat die Firma in schlechten Zeiten ein Polster?

“Stalwarts“ – die stetigen Aktien: Diese Multis sind nicht gerade die eifrigsten Kletterer, aber immer noch etwas dynamischer als die wachstumsschwachen Werte. Zu ihnen zählen Coca-Cola, Bristol-Myers, Procter & Gamble, Colgate-Palmolive usw. Weder gleichen diese Aktien der Karte von Delaware, noch dem Mount Everest. Sie befinden sich in einer Hügellandschaft, das einem jährlichen Wachstum von zehn bis zwölf Prozent entspricht. Achten Sie bei diesen Unternehmen besonders auf den Preis. Schauen Sie sich das KGV an. Prüfen Sie die langfristige Wachstumsrate.

“Fast growers“ – wachstumsstarke Aktien: es sind die von Lynch bevorzugten Unternehmen, die mit 20 bis 25 Prozent pro Jahr wachsen. Dies ist das Terrain, um „Tenbagger“ zu entdecken. Ein oder zwei Aktien aus dieser Kategorie kann aus einem kleinen Depot einen großen Wurf machen. Das heißt allerdings nicht, dass ein schnell wachsendes Unternehmen unbedingt aus einer schnell wachsenden Branche kommen muss. Alles, was das Unternehmen braucht, ist eine Nische, um auch innerhalb einer langsam wachsenden Branche zu expandieren. Macht ein Produkt, von dem Sie annehmen, dass es der Firma das große Geschäft bringt, einen wesentlichen Teil des Umsatzes aus? Vermeiden Sie Unternehmen aus hochgejubelten Branchen. Hat die Firma Raum zu wachsen? Wird das KGV der Aktie in der Nähe der Wachstumsrate gehandelt (PEG)? Wie viele institutionelle Anleger sind bereits an Board?

“Cyclicals“ – die zyklischen Aktien: Die Gewinne und Umsätze eines zyklischen Unternehmens steigen und fallen in regelmäßigen, wenn nicht sogar in einer vorhersehbaren Art und Weise. Expansion und Schrumpfung wechseln sich ab. Dazu zählen Autohersteller, Luftfahrtgesellschaften, Reifenproduzenten, Stahl- und Chemieunternehmen. Wenn sich nach einer Rezession die Wirtschaft erholt, florieren diese Unternehmen. Sie tendieren dann schneller zu steigen wie die Stetigen. Die zyklischen Aktien können unüberlegte Investoren am leichtesten um ihr Geld bringen. Da es sich um große, bekannte Unternehmen handelt, werden sie mit den vertrauenswürdigen Stetigen in einen Topf geworfen. Bei den Zyklikern ist Timing alles. Sie müssen die Signale des Ab- und Aufschwungs richtig erkennen können. Genießen Sie den Informationsvorsprung, wenn Sie zufällig beruflich etwas mit Stahl, Aluminium, Luftfahrt, Autos oder Ähnlichem zu tun haben. Beobachten Sie die Vorräte und die Angebots-Nachfrage-Relation. Achten Sie auf neu in den Markt eintretende Konkurrenten. Kennen Sie den Zyklus der Branche?

“Turnarounds“ – Turnaround-Aktien: Bei Turnaround-Kandidaten handelt es sich oft um Unternehmen, die einem drohenden Konkurs nur knapp entgehen konnten. Deren Auf- und Abbewegungen hängen am wenigsten mit dem Gesamtmarkt zusammen. Wenn große Unternehmen wie Chrysler oder Lockheed Probleme haben, haben sie die Ressourcen, um sich wieder zu erholen, sobald sie etwas Entscheidendes verändern. Wie hoch sind die Schulden? Kann die Firma einem Ansturm der Gläubiger standhalten? Wie lang kann die Firma aufgrund flüssiger Mittel überleben? Wie soll die Firma gerettet werden? Können Kosten gesenkt werden? Wie schaut es mit neuen Aufträgen aus?

“Asset plays“ – die Substanzspekulation: Die Wall Street übersieht teilweise Firmen mit versteckter Substanz. Ein solcher Wert verfügt also über Betriebsvermögen, das Sie kennen, die Börsenmeute aber bisher übersehen hat. Wie hoch sind die Vermögenswerte? Wie hoch sind die Bankschulden?

Aktien sind keine Lottoscheine. Hinter jeder Aktie steckt ein Unternehmen, eine Substanz. Sie wechseln nach und nach ihre Kategorie. Überwachen Sie daher Ihre Investitionen, um noch sicherstellen, dass Sie das bekommen, in das Sie ursprünglich investiert haben.

Kennzahlen, die ein Investor kennen sollte


  • Umsatzanteil eines Produkts am Gesamtumsatz
  • KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)
  • Barreserven
  • Verschuldungsgrad
  • Dividenden
  • Buchwert
  • Cashflow
  • Vorräte
  • Pensionspläne
  • Gewinnwachstumsrate

 

Ein Dutzend Missverständnisse, die Leute über die Aktienkurse erzählen

Die Aktie ist schon so weit gefallen, sie kann nicht mehr viel tiefer fallen.

Sie können immer sehen, wann eine Aktie ihren Boden erreicht hat.

Die Aktie ist schon so stark gestiegen, dass sie eigentlich nicht höher steigen kann.

Die Aktie ist so billig und kostet nur drei Dollar – was kann ich schon verlieren?

Irgendwann steigt doch jede Aktie wieder.

Vor der Morgendämmerung ist es immer am dunkelsten.

Wenn es sich auf 10 Dollar erholt, werde ich verkaufen.

Was mache ich mir Sorgen? Konservative Aktien schwanken nicht stark.

Es dauert zu lange, bis endlich einmal was passiert.

Schauen Sie sich das Geld an, das mir entgangen ist: Hätte ich bloß gekauft.

Die Aktie habe ich verpasst, aber nächsten Mal steige ich ein.

Die Aktie steigt doch, also hatte ich doch Recht … die Aktie fällt, also lag ich falsch.

Fazit

Sie können nun beurteilen, um welche Art von Unternehmen es sich handelt. Sie wissen nun anhand der Kennzahlen, wie Sie das Unternehmen einzuordnen haben. Bevor Sie eine Aktie kaufen, sollten Sie in der Lage sein, einen zweiminütigen Monolog zu halten, aus dem hervorgehen sollte, warum Sie an der Aktie interessiert sind, was passieren muss, damit das Unternehmen weiterhin oder wieder Erfolg hat und welche Hindernisse dem im Wege stehen könnten. Das wohl bekannteste Zitat von Lynch ist: „Investiere nur in Unternehmen, die du verstehst.“ Können Sie die Geschäfte des Unternehmens also nachvollziehen?

Liebe Anleger,

ich wünsche Ihnen noch viele erfolgreiche Investments.

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold

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Bildherkunft: https://unsplash.com/photos/mHdATQY9fIU