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Oracle und Cerner planen Revolution im Gesundheitswesen: Digitale Plattform für Patientendaten!

aktien + Gereon Dregger 1.406 Leser

Liebe Leser,

bereits am 17. März dieses Jahres berichteten wir bei aktien+ über Oracle, wobei sich die damalige Analyse vor allem auf die Qualitäten des Unternehmens als Cloudanbieter konzentrierte. Anlässlich der nun bestätigten Übernahme von Cerner sowie den jüngsten Quartalszahlen, die unser Wachstumsszenario bestätigen, gibt es heute ein Update zu Oracle, was sich auf die dazugekommenen Aspekte und Chancen konzentriert.  

 

Cerner  

Akquisitionen sind eine Angelegenheit, die man zurecht kritisch sehen sollte. Nicht immer ergeben sie Sinn und in der Vergangenheit haben wir zahlreiche Beispiele von Unternehmen erlebt, denen ein derartiges expansives Streben nach mehr Macht viele Chancen kaputtgemacht hat. Im Fall von Oracle und dem nun übernommenen Unternehmen Cerner, das wir in der vorigen Analyse ebenfalls kurz angeschnitten hatten, ist dies jedoch nicht zu erwarten. Ganz im Gegenteil: Die Übernahme von Cerner eröffnet Oracle zahlreiche Wachstumschancen, sichert das Geschäft ab und ermöglicht Geschäftssynergien. Dementsprechend konzentriert sich Oracle zurzeit auch im ersten Schritt darauf, diese Geschäftssynergien zu identifizieren und herauszufinden, wo man zuvor von Cerner eingesetzte Drittanbieter gegen eigene Technologien ersetzen kann.  

Doch beginnen wir von Anfang an. Cerner ist ein Healthcare-IT Anbieter der Informationssysteme für Gesundheitseinrichtungen, wie Krankenhäuser, anbietet, wobei Oracle bereits Ende 2021 klar gemacht hat, dass man Cerner gerne übernehmen würde. Cerner hat rund 26.000 Mitarbeiter und hat im Jahr 2021 einen Umsatz von knapp 5,8 Mrd. USD erzielt. Inzwischen wurde das Übernahmeangebot von dem Unternehmen akzeptiert, wobei sich der Preis auf 28,3 Mrd. USD belaufen hat. Der Plan von Oracle sieht vor, dass Cerner am derzeitigen Standort in Missouri bleiben soll und als eigenständige Abteilung weitergeführt wird.  

Zunächst einmal ist die Übernahme positiv zu werten, da das Gesundheitsgeschäft nicht zyklisch ist und somit eine Art Absicherung gegen das derzeitige Umfeld darstellt. Hinsichtlich dieses Aspektes war also das Timing der Übernahme ziemlich gut. Abgesehen davon ermöglicht Cerner die Expansion in ein neues Geschäftsfeld und die damit einhergehenden Wachstumschancen. So liefert Cerner dem Unternehmen einen 25-prozentigen Anteil am Markt für elektronische Patientenakten und einen führenden Marktanteil in mehreren Regionen außerhalb der USA. Der Grund, warum dies so relevant ist, liegt in der Grundlegung eines größeren Plans von Oracle.  

Zurzeit ist es so, dass die Patientendaten in Tausenden unterschiedlichen Datenbanken gespeichert sind, wodurch dieser Bereich stark fragmentiert und dadurch sehr ineffizient ist. Ein derart ineffizientes System ohne zentrale Struktur gibt es heutzutage nur noch sehr selten. So kann ein Krankenhaus zum Beispiel einen einfacheren Zugang zu den Finanzunterlagen von Patienten bekommen, da diese alle in einer zentralen Datenbank gespeichert sind. Deswegen möchte Oracle mithilfe der Cerner Plattform Millenium, welche unterschiedliche Gesundheitsdaten als sogenannte Electronic Health Records (EHRs) speichert und verarbeitet, eine einheitliche Gesundheitsdatenbank für die Speicherung von Krankenakten schaffen. Diese soll von allen Krankenhäusern landesweit eingesetzt werden und würde dieser Problematik ein Ende bereiten. 

Hieraus würden sich diverse Vorteile für unterschiedliche Parteien ergeben. Zunächst würde es Ärzten in jedem Krankenhaus des Landes ermöglichen, unter der Zustimmung der Patienten, Zugriff auf deren Krankenakten zu erlangen. Hierdurch würde man den Zeitaufwand der Patienten erheblich verringern können, da diese so nicht für jedes Krankenhaus erneut alle Formulare ausfüllen müssten. Stattdessen könnten sie dann lediglich ihr Einverständnis geben und schon hätte der behandelnde Arzt Zugriff auf alle notwendigen Informationen. Neben dem ersparten Zeitaufwand bei dem Erstellen von komplementären Dokumenten kann so auch in Notfällen kostbare Zeit gespart werden. Denn wenn zurzeit ein Patient einen Unfall hat und ins Krankenhaus eingeliefert wird, dann gibt es keine Möglichkeit für die Ärzte, schnell die elementarsten Informationen, wie Blutgruppe, Allergien, Medikamentenunverträglichkeiten, derzeitige Medikamenteneinnahme oder bestehende Herzerkrankungen, einzusehen. Insofern würde durch ein zentrales System die Sicherheit und die Behandlungsmöglichkeiten erhöht werden und im Endeffekt Leben gerettet werden. 

Auch das Leben der Ärzte würde deutlich einfacher und effizienter werden, da sie viel schnelleren Zugriff auf die Daten eines Patienten haben könnten. Hierbei spielt zum Beispiel auch die Aktualität der Daten eine Rolle, die zurzeit nicht immer gewährleistet ist. Doch das System von Cerner würde es Ärzten erlauben, sich auch hierüber einen schnellen Überblick zu verschaffen. Abgesehen davon möchte man die Millenium Plattform generell deutlich einfacher und effizienter gestalten und diese um essenzielle Funktionen erweitern, wobei die Modernisierung in den Vordergrund rückt. Zum Beispiel soll eine sprachgesteuerte Benutzeroberfläche integriert werden, durch die Ärzte einfacher auf die Patientendaten zugreifen können.  Außerdem möchte man Anwendungen wie krankheitsspezifische KI-Modelle für Krebs und andere Krankheiten hinzufügen. Dies soll es allen behandelnden Ärzten ermöglichen, schnellen Zugriff zu den modernsten Modellen zu haben, wodurch die Behandlungsmöglichkeiten erhöht werden.  

Natürlich hat eine solche Verbesserung des Systems auch eine vereinfachte Verwaltung zur Folge, worauf Oracle ebenfalls abzielt. So ist die Branche für elektronische Patientendaten zurzeit derart fragmentiert, dass fast alle Gesundheitseinrichtungen mehrere Systeme für unterschiedliche Zwecke haben, was eine hohe Komplexität und hohe IT-Kosten nach sich ziehen. Diese derzeitige Schwäche möchte Oracle zusammen mit Cerner gezielt nutzen, indem man ein System anbietet, das als zentrales Netzwerk diese Problematik löst. Auch an anderen Stellen möchte man die Effizienz erhöhen und das Leben des Klinikpersonals vereinfachen. So sind nicht selten die Lagerbestände in Krankenhäusern enorm unübersichtlich aufgestellt und auf unterschiedliche Stationen verteilt. Damit das Personal keine wichtige Zeit bei der Suche nach speziellen Produkten verliert, möchte man RFID-Etiketten und Karten auf Mobiltelefonen hinzufügen, damit benötigtes Material schnell gefunden werden kann.  

Der Staat, welcher wegen der Coronapandemie die Wichtigkeit der Pandemiebereitschaft verstanden hat, würde ebenfalls zu einem der großen Profiteure eines solchen einheitlichen Gesundheitssystems zählen. So könnte das System den Gesundheitsbehörden im Falle einer Pandemie helfen, sich einen besseren Überblick über die Lage zu verschaffen, was unweigerlich die Reaktionsgeschwindigkeit erhöhen würde. Denn auf diese Weise könnten Regierungen und Gesundheitsbehörden genaue und hochaktuelle Daten und Statistiken zu Patienteneinlieferungen mit Covid erhalten. Dies ist zurzeit nicht in kurzer Zeit möglich, weil sich diese Daten – wie vorhin beschrieben – auf Tausende Datenbanken verteilen. So gab es in New York im Jahr 2020 die Situation, dass die Behörden dachten, dass in der Stadt fast alle Krankenhausbetten belegt wären, obwohl dies nicht der Fall war. Hierdurch kam es zu einer Fehlallokation von Patienten, was man in der Zukunft logischerweise vermeiden möchte.  

An dieses System soll ebenfalls die sogenannte „New Patient Engagement“ Applikation gebunden sein, die es Patienten erlauben soll, sehr einfach über eine App mit seinen Ärzten zu kommunizieren. Die App soll es aber auch erlauben, das Gesundheitssystem erheblich zu entlasten. Denn durch die Kombination des Systems mit Health-Wearables, können Patienten auch nach einer Operation von zu Hause überwacht werden. Den Ärzten stehen währenddessen trotzdem alle notwendigen Parameter, wie Blutdruck, EKG oder Temperatur, zur Verfügung, sodass sie diese aus der Ferne überprüfen können. Derartige Entlastungen des Gesundheitssystems werden mit der Alterung der Gesellschaft ohne Frage an immer größerer Relevanz gewinnen. So soll die Anzahl an Personen, die über 65 Jahre alt sind, in den USA von derzeit 54 Mio. bis zum Jahr 2030 auf 74 Mio. anwachsen. Die Anzahl an über 85-Jährigen soll sogar noch schneller wachsen. Um mit dieser stetig wachsenden Anzahl an alten Menschen klarzukommen, wird das Gesundheitssystem auch weiterhin massive Investitionen sowie eine grundsätzliche Modernisierung und Digitalisierung benötigen. Diese erforderlichen Effizienzsteigerungen sind nur durch ein neues System, wie das von Cerner, möglich, dass alle Abläufe optimiert und dem Personal Zeit einspart. Hierfür wurde durch die Pandemie ebenfalls ein wichtiger Impuls gesetzt, der den Fokus der Regierungen auf die Modernisierung des Gesundheitssystems verlagert hat, was Oracles Plan zugutekommen sollte. Insofern gehört Oracle mit dem Millenium System von Cerner auch zu den Topprofiteuren dieses Trends.  

Generell sollte man die Geschäftschancen in der Digitalisierung der Gesundheitsbranche nicht unterschätzen. So ist der Gesundheitssektor enorm groß, wobei die dort getätigten Ausgaben etwa 20 % des BIP der USA entsprechen. Deswegen ordnet der CTO von Oracle Larry Ellison, die Übernahme auch als elementar ein und spricht sogar davon, dass das Gesundheitswesen eindeutig das größte Geschäft von Oracle werden würde.  Zudem betonte man, dass es sich hierbei nicht nur um eine nationale Chance handele, sondern international eigentlich jedes Land von diesem System profitieren würde. Durch die Pandemie dürfte den meisten auch die Notwendigkeit hierfür klar geworden sein.  

 

MySQL HeatWave Datenbank  

Eine neue Anwendung von Oracle, die zurzeit heiß diskutiert wird und viele Probleme bei der Datenanalyse lösen soll, ist die MySQL HeatWave Datenbank. Oracles MySQL ist die weltweit beliebteste Open-Source-Datenbank. Sie ist die Grundlage für viele der größten Websites der Welt, wie YouTube, Twitter, airbnb, Uber oder Netflix. Gemäß einer vor Kurzem durchgeführten Umfrage liegt die Beliebtheit von MySQL erwartungsgemäß mit deutlichem Abstand über den Konkurrenzprodukten.  

Oracles MySQL ist das beliebteste Produkt in diesem Bereich, Quelle: Oracle.com  

 

Relativ neu ist die dazugekommene HeatWave Applikation. Der große Vorteil der neuen Anwendung besteht darin, dass man komplexe Prozeduren vermeiden kann und gleichzeitig dazu in der Lage ist, neue Analysetechniken zu nutzen. Der Normalfall in der Datenanalyse sind sogenannte OLTP-Datenbanken, gegen die analytische Abfragen durchgeführt werden. Für einen solchen Prozess müssen sich Unternehmen in der Regel auf zwei verschiedene Datenbanken stützen, wodurch es kostenintensiver wird.  Und es kommen noch weitere Probleme hinzu, wozu die Langwierigkeit der Prozesse zählen. Dies wird mit MySQL HeatWave nun entsprechend gelöst. So ist es hierbei nicht erforderlich, Daten zwischen verschiedenen Datenbanken hin und her zu schieben, sondern der gesamte Prozess kann stattdessen in einer zentralen Datenbank abgewickelt werden. Das umfasst sowohl die Speicherung als auch die Analyse der Datensätze. Auch Machine-Learning, was eine Form der künstlichen Intelligenz darstellt, soll direkt in der Datenbank unterstützt werden. Auch hier ist es bei anderen Anbietern in der Regel erforderlich, die Daten zunächst auf eine getrennte Datenbank zu transferieren. Ein wichtiger Nutzen besteht auch darin, dass es HeatWave schafft, diese neuen Möglichkeiten einzusetzen, ohne auf bestehende Applikationen verzichten zu müssen. Zudem soll die neue Anwendung deutlich leistungsfähiger als die Produkte der Wettbewerber sein. HeatWave ermöglicht, laut Aussagen des Unternehmens, eine 6,8-mal schnellere Datenanalyse als Amazon Redshift oder Snowflake und das bei deutlich geringeren Kosten.  

 Diese Vorteile des eigenen Systems möchte das Management bei dem Versuch nutzen, die Nutzerbasis seiner Wettbewerber abzuwerben. Dieser Plan scheint bis jetzt auch aufzugehen und so sprechen Experten davon, dass das neue Produkt sehr gut ankommt und dazu in der Lage sei, sich trotz des bereits überfüllten Marktes in diesem Bereich deutlich abzuheben.  

 

Quartalszahlen 

Am 13. Juni vermeldete Oracle dann Quartalszahlen zum 4. Quartal des letzten Geschäftsjahres. Das Quartal verlief mit einem währungsbereinigten Umsatzwachstum von 10 % exzellent, wobei dies das höchste organische Wachstum seit 2011 darstellt. Auch die eigenen Prognosen konnte Oracle komfortabel übertreffen und die operative Marge zog mit 47 % Aufmerksamkeit auf sich, da sie erneut deutlich höher als bei sämtlichen Wettbewerbern ausgefallen ist und damit ein hohes Maß an operativer Effizienz belegt. Getrieben wurden die starken Ergebnisse maßgeblich von dem Cloudinfrastrukturgeschäft. In diesem Segment wurde der Umsatz um 36 % gesteigert, was auf eine anhaltend starke Nachfrage nach Cloudinfrastrukturlösungen zurückzuführen ist. In den anderen Bereichen konnte man ebenfalls starkes Wachstum vorweisen.  

 Wie immer lag das größte Interesse der Analysten aber nicht auf den gemeldeten Ergebnissen, sondern vielmehr auf dem Ausblick. Gerade in der jetzigen Phase des stagnierenden Wirtschaftswachstums und den schlechten Aussichten der Wettbewerber rechneten viele Beobachter mit ähnlichen ernüchternden Aussagen seitens von Oracle. Umso größer war die Überraschung, als dies nicht eingetreten ist und der Ausblick sogar sehr positiv ausfiel. So soll die Geschäftsdynamik im 1. Quartal sehr hoch bleiben, wobei man bei konstanten Wechselkursen mit einem Gesamtwachstum von 20 bis 22 % rechnet. Und auch für das restliche Jahr machten die Aussagen des Managements große Hoffnungen. Dementsprechend soll das Cloudgeschäft um währungsbereinigte 30 % wachsen. Bezüglich des Cloudsegments gab es aber noch eine andere Aussage, die das Sentiment der Oracle-Investoren in die Höhe schießen ließ. So sagte der CEO, dass man die stattgefundene Umsatzsteigerung so interpretiere, dass das Infrastrukturgeschäft nun in eine Phase des Hyperwachstums eingetreten sei. Kombiniert man das Wachstum des Cloudinfrastrukturgeschäfts mit dem von Cerner, sieht sich das Management in einer sehr guten Position, um in den nächsten Quartalen ein hervorragendes Umsatzwachstum zu erzielen.  

Weiterhin war die Aussage interessant, dass man davon ausgehe, dass man von nun an stärker von den Skaleneffekten bei dem Betrieb des Cloudgeschäfts profitieren werde. Auch die anderen Bereiche sollen weiter ein starkes Wachstum erfahren, wobei mehrere Segmente ein zweistelliges organisches Wachstum erreichen sollen. Hinzukommend möchte man auch geografisch betrachtet weiter expandieren. Zu den 36 Regionen, die man bereits bedient, sollen weitere sechs Regionen im nächsten Jahr hinzukommen. 

Bezüglich des Ausblickes des Unternehmens wurden auch interessante Pläne für den Finanzdienstleistungsbereich verkündet, wo man daran arbeitet, einiges zu automatisieren. So möchte man den B2B-Handel direkt aus der Cloud hinaus automatisieren, was den Prozess der Kaufabwicklung für alle Parteien vereinfachen soll. Um dies zu veranschaulichen, hat das Management ein Beispiel aus dem Gesundheitssektor vorgestellt. Wenn ein Krankenhaus ein neues Röntgengerät kaufen möchte, kann es einfach eine Kaufanfrage, in dem Oracle ERP-Beschaffungssystem stellen. Dieser Auftrag wird dann sogleich an das ERP-Auftragsmanagementsystem des verkaufenden Unternehmens weitergeleitet und es wird automatisch eine Kreditanfrage bei der Bank des Krankenhauses gestellt. Das Unternehmen, das das Röntgengerät verkauft, kann den Verkaufsprozess ebenfalls mit dem Auftragsverwaltungssystem von Oracle entspannt abwickeln. Hierzu gehört die automatische Prüfung der Produktverfügbarkeit, das Erstellen einer Versandanforderung an seinen Logistikdienstleister sowie die dazugehörige Rechnungsstellung. Von dieser hohen Effizienz können alle Parteien profitieren, weswegen sich die entsprechenden Systeme von Oracle auch einer großen Beliebtheit erfreuen.  

 Gerade wenn man den Gegenwind durch das makroökonomische Umfeld bedenkt, sind die Zahlen und vor allem der Ausblick von Oracle als besonders bullisch zu interpretieren. Denn Unternehmen in einem derartig unsicheren Umfeld probieren normalerweise eher vorsichtige und konservative Ausblicke zu geben, um später nicht zu enttäuschen. Doch das Management scheint vom kommenden Wachstum absolut überzeugt zu sein. Damit ist Oracle im jetzigen Umfeld, in dem die meisten Unternehmen ihre Prognosen senken müssen, ein Stern am sternenlosen Nachthimmel.  

 

Was ist bereits eingepreist? 

Dementsprechend ist über die nächsten Jahre mit einem weiter steigenden Wachstum zu rechnen. Wichtig ist dabei, dass man stets beachtet, wie viel hiervon bereits erwartet und damit im Kurs eingepreist wurde. Denn man sollte immer dran denken, dass es kaum einen Sinn ergibt, in eine Aktie zu investieren, weil sie in der Vergangenheit gut gelaufen ist oder weil alle bullisch für dieses Unternehmen sind. Amazon ist hierfür ein mahnendes Beispiel. Die wahren Chancen entstehen dann, wenn eine solche nicht richtig erkannt wurde und entsprechend nicht im Preis reflektiert wird.  

Dies führt in der Regel zu einer Neubewertung. Ein solches Szenario liegt auch im Fall von Oracle vor, wenn man beachtet, dass der Analystenkonsens in den nächsten drei Jahren mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 11 % rechnet. Hierin spiegeln sich nicht die neuen Chancen durch die Cerner-Übernahme wider oder die vom Management angepriesene Phase des Hyperwachstums. Dies zeigt sich auch an dem Kursverlauf, welcher seit Anfang 2022 bereits über 24 % verloren hat. Und auch der Anstieg der Aktie nach den Quartalszahlen wurde inzwischen bereits wieder abverkauft.  

 

 

Analystenratings 

Während der Analystenkonsens das mögliche Wachstum unterschätzt, gibt es trotzdem auch einzelne Analystenhäuser, die das Potenzial von Oracle besser erkennen. So bezeichnet Morgan Stanley die Aktie als eine interessante Möglichkeit, wobei der zuständige Analyst ein „Outperform“-Rating auf Oracle hat. Zusätzlich beläuft sich das Kursziel auf 88 USD, was ausgehend von den Kursen am Stichtag 21. Juni ein Kurspotenzial von 25 % signalisiert. Begründet wurde die bullische Sichtweise damit, dass man davon ausgeht im nächsten Geschäftsjahr eine moderate Umsatzwachstumsbeschleunigung zu sehen. Hinzukommend betrachtet man Unternehmen wie Oracle, die hohe Margen haben und vernünftige Bewertungen aufweisen, als eine gute Wahl in einer Umgebung steigender Zinsen.  

Auch die Deutsche Bank sieht eine langfristige Chance in der Aktie und bezieht sich in der Argumentation auf das starke Portfolio von Oracle sowie auf die Wertschöpfung durch die Cerner-Übernahme. Deswegen traut die Deutsche Bank Oracle ein Kurspotenzial von über 50 % zu. 

 

Zusammenfassung:  

Oracle ist stark aufgestellt und in vielen aussichtsreichen Bereichen tätig. Gerade der Cloudbereich erfährt eine hohe Nachfrage und ein starkes Wachstum. Die Geschäftsaussichten für die Cloudinfrastrukturlösungen sind so gut, dass der CEO davon spricht, dass man in diesem Bereich in eine Phase des Hyperwachstums eingetreten sei. Des Weiteren könnte auch MySQL HeatWave für weiteres Wachstum sorgen, welches sich trotz der starken Konkurrenz hervorheben würde. 

Sehr großes Potenzial ergibt sich nun ebenfalls durch die Übernahme von Cerner und der geplanten Revolution des Gesundheitssektors in Bezug auf ein einheitliches landesweites System für Patientenakten. Das System würde den Krankenhäusern Zeit und Geld zu sparen, den Ärzten einen schnellen Zugang zu Informationen geben, den Patienten einen reibungsloseren Ablauf gewährleisten und den Behörden ein wertvolles Werkzeug für die Erfassung der Gesundheitssituation bereitstellen. Da hiervon alle Parteien profitieren würden, stehen die Erfolgswahrscheinlichkeiten für das Projekt gut. Insgesamt hat Oracle hiermit einige bedeutende Wachstumstreiber für die Zukunft, die von dem jetzigen Analystenkonsens unterschätzt werden.