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Portfoliocheck: Ray Dalio setzt bei McDonald’s auf Burger und Immobilien

Portfoliocheck Michael C. Kissig 2.098 Leser

Ray Dalio hat den von ihm gegründeten Bridgewater Fonds zum größten Hedgefonds der Welt gemacht. Bereits im Alter von 12 Jahren kaufte er seine ersten Aktien und als Northeast Airlines kurze Zeit später aufgekauft wurde, verdreifachte Dalio sein eingesetztes Kapital verdreifachen.

1968 nahm Ray Dalio ein Studium der Finanzen an der Long Island Universität auf und erhielt 1971 seinen Bachelorabschluss. Im Anschluss machte er 1973 seinen MBA an der Harvard Business School.

Anschließend heuerte Dalio als Floor Trader und Broker an der New York Stock Exchange an und handelte dort Futures für die Firmen Dominick & Dominick LLC. und später für Shearson Hayden Stone.

Bridgewater Associates

1975 wagte Dalio dann den Sprung in die Selbständigkeit und gründete in seinem kleinen Appartement in New York den Hedgefonds Bridgewater Associates.

Bridgewater besteht aus zwei verschiedenen Fonds namens Pure Alpha und All Weather. Ersterer besteht seit Gründung 1975, letzterer wurde erst 1996 aufgelegt. Besonders mit seinem All Weather Fonds möchte Dalio mittels einer Anlagestrategie ein Portfolio kreieren, welches vollständig unabhängig vom Gesamtmarkt jährliche Renditen für den Anleger einfährt. Dafür greift er auf alle Assetklassen zurück und handelt neben Wertpapieren auch mit Immobilien. Außerdem versucht er mit dem Einsatz von Derivaten seine Gewinne zu maximieren.

Praktisch unterteilt er beim All-Weather-Ansatz den Fonds in vier gleiche Teile und kauft sich anteilig Assets, welche auf die vier makroökonomischen Marktbedingungen ("Wetterlagen") positiv reagieren. Diese Faktoren sind ein höher oder niedriger als erwartetes Wachstum und höhere und niedrigere als erwartete Inflation. Somit kreierte Dalio ein komplett neues Konzept, welches sich unabhängig von der makroökonomischen Großwetterlage entfalten kann.

2017 zog sich Dalio von der operativen Leitung seines Hedgefonds zurück und ist seitdem als Co-Chairman & Co-Chief Investment Officer und damit nur noch als einer von drei leitenden Investmentstrategen tätig.

"Wenn die Notenbanken viel Geld drucken, um eine Krise zu entschärfen, sollte man Aktien, Gold und Rohstoffe kaufen, denn deren Wert wird steigen und der Wert des Papiergeldes wird fallen."

(Ray Dalio)

Seit einigen Jahren kritisiert Dalio die Geldflut der Notenbanken und warnt vor den negativen Konsequenzen, wenn diese Blase platzt. In den letzten Monaten gewann seine Kritik an Bedeutung, nachdem die Preise explosionsartig in die Höhe schossen und die Notenbanken zur Inflationsbekämpfung die Zinswende eingeläutet haben.

Doch eine grundsätzliche Abkehr vom Aktienmarkt empfiehlt Ray Dalio Anlegern nicht. Vielmehr rät er zu ausgesuchten Investments in Unternehmen, die auch in Krisenzeiten hohe Kundennachfrage auf sich ziehen.

Top Transaktionen im 4. Quartal 2021

Im letzten Quartal krempelte Dalio 10 % seines breit diversifizierten Portfolios um. Es umfasst nun 732 Aktien, darunter 137 Neuaufnahmen.

Am stärksten hat Dalio seine Emerging Markets-Wetten reduziert und seine dies bezüglichen ETF-Positionen zwischen 29 % und 56 % abgebaut. Daneben standen vor allem Walmart auf der Verkaufsliste, wo er seine Position um 44 % verkleinerte, sowie Danaher, die nach dem Verkauf von 98 % wohl vor dem vollständigen Depotexitus stehen.

Top Positionen am Ende des 4. Quartals 2021

Mit 28,1 % sind defensive Konsumwerte am höchsten gewichtet. Ihnen folgen die zyklischen Konsumwerte mit 17,9 % und Gesundheitswerte mit 17,5 %. Finanzwerte mit 3,5 % und Industriewerte mit 3,1 % folgen mit großem Abstand.

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Der massive Abbau der Emerging Markets-Positionen hat deren Gewichtung in Dalios Portfolio deutlich reduziert. Dennoch bleiben die drei ETFs hoch gewichtet auf Rang ein, drei und elf mit zusammen gut 12,5 % Anteil.

Auf dem zweiten Platz liegt Prcoter & Gamble mit 4,9 % und auf Rang vier PepsiCo mit 3,1 %. Dahinter folgen Johnson & Johnson, Costco Wholesale und Coca Cola mit jeweils um die 3 % Gewichtung.

Auf dem achten Rang liegt Chinas führendes Onlinehandelshaus Alibaba Group mit knapp unter 3 %, während McDonald’s mit 2,6 % Gewichtung den zehnten Platz bekleidet.

Aktie im Fokus: McDonald’s Corp.


McDonald’s ist ein Franchise-Unternehmen und einer der größten Grundbesitzer der USA. Das riesige, strahlendgelbe M als Markenzeichen kennt wohl jeder; es ist eines der bekanntesten und wertvollsten Markensymbole der Welt.

Quelle: Dividenden-Check TraderFox

In den Anfängen der Unternehmensgeschichte setzte man alleine auf Franchise, während die Franchisenehmer das Grundstück einbrachten und auch das Gebäude in Eigenregie erstellten. Schnell erkannte man, dass man sich so in die Hände der Franchisenehmer begab und auch die Bilanz wenig Substanz zu bieten hatte. Unter heutigem Blickwinkel und der neuen Vorliebe für wiederkehrende Erlösströme wäre das weniger ein Problem gewesen, aber in den 1960er Jahren verlor McDonald’s zunehmend an Kreditwürdigkeit. Und Kredite waren dringend notwendig für die enorme Expansionspläne des Unternehmens.

McDonald’s schwenkte daher um und erwarb fortan auch die Grundstücke, auf denen seine Franchisenehmer dann aktiv werden konnten. So bekam man nicht nur solide Vermögenswerte in die Bilanz als Sicherheiten für die Kredite, sondern die Franchisenehmer zahlten neben den Franchisegebühren auch noch eine Pacht für die Grundstücke. Wodurch sich der Einnahmestrom ebenfalls weiter erhöhte, aber McDonald’s Herr im eigenen Laden war und unfähige oder ungewünschte Franchisenehmer relativ einfach wieder los werden konnte, ohne Gefahr zu laufen, den etablierten Standort an die Konkurrenz zu verlieren.

In der Öffentlichkeit steht McDonald‘s aber vor allem für seine Burger und ist ein Synonym für Fast Food. Ende 2021 hatte das Unternehmen weltweit mehr als 1,7 Mio. Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von 23,3 Mrd. USD, der einen operativen Gewinn von 10,4 Mrd. USD einspielte. Die knapp 40.000 Restaurants in 120 Ländern der Welt wurden im letzten Jahr von 70 Mio. Menschen besucht.

Corona und die Folgen

Der Ausbruch der Corona-Pandemie und der flächendeckende Lockdown in vielen Ländern der Erde haben einen sehr negativen Einfluss auf die McDonald’s Restaurants gehabt und damit natürlich auch auf das Unternehmen als Franchisegeber. Die Läden wurden geschlossen und der Umsatz brach schlagartig ein. Insbesondere das eigentlich starke Frühstückgeschäft wurde zum Sorgenkind aufgrund der stark reduzierten Zahl von Pendlern.

Doch das ist Schnee von gestern, denn McDonald’s hat sich mit der Strategie "Accelerating the Arches" erfolgreich gegen den Trend gestemmt. Dabei geht es um „Maximize our marketing, Commit to the core und Double down on the 3Ds“.

Durch kreative Marketingansätze soll der Markenwert von McDonald‘s und die Bekanntheit der Restaurants weiter ausgebaut werden. Dazu kooperiert man mit Stars und versucht, durch Marketingkampagnen die Werte des Unternehmens in den Vordergrund zu rücken und sein Engagement für die Kunden, Mitarbeiter, Landwirte, Franchisenehmer und Lieferanten betonen.

Des Weiteren konzentriert sich McDonald’s auf seine Kernprodukte wie den BigMac oder die Chicken McNuggets. Insbesondere bei Hühnerfleisch sieht man starke Wachstumschancen und setzt mit der Einführung des Crispy Chicken Sandwich und der Spicy McNuggets im vergangenen Jahr auf neue Wachstumstreiber.

Aber auch pflanzliche Produkte erhalten einen höheren Stellewert, um den wachsenden Markt von Veganern und Vegetariern zu bedienen. Mit dem McPlant hat man vor einen Jahr einen veganen Burger in Kooperation mit Beyond Meat entwickelt. Beyond Meat ist führend bei der Entwicklung von Fleischalternativen, die sich geschmacklich kaum von "echten" Burgern unterscheiden. Weitere Produkte umfassen etwa den in Deutschland eingeführten Fresh Vegan TS. McDonald’s experimentiert darüber hinaus viel in diesem Bereich und testet neue Produkte häufig in den rund 2.700 Restaurants, die das Unternehmen selbst betreibt.

Franchise is King

2.700 ist eine wichtige Zahl. Denn McDonald’s betreibt heute nur noch knapp 7 % seiner Restaurants in Eigenregie, während es 2014 noch 6.700 waren. Im Gegenzug stieg der Anteil der Restaurants, die im Franchise-Modell betrieben werden, von 80 % im Jahr 2014 auf mittlerweile 93%.

Bi der ganz überwiegenden Zahl ist McDonald’s nicht nur Franchisegeber, sondern auch der Eigentümer der Immobilie, in der das Franchise betrieben wird. Rund 7.700 Restaurants und damit etwa jede fünfte Filiale, wird durch „Developmental Franchise“ betrieben. Hierbei gehören dem Franchisenehmer die Immobilien selbst. Der Konzern erhält dann die einmalige Lizenzgebühr sowie die monatliche Umsatzbeteiligung, aber eben keine Pachtzahlungen.

Im Geschäftsjahr 2021 hat das Unternehmen etwa 56 % seines Umsatzes durch Lizenzgebühren, Umsatzbeteiligungen und Mieteinnahmen durch das Franchising-Segment erzielt. Weitere 42 % des Umsatzes erzielte man durch die selbst betriebenen Restaurants. Auf den Heimatmarkt USA entfallen etwa 38 % des Umsatzes.

In Russland und der Ukraine hat McDonald’s über 900 Standorte. Diese trugen 2021 allerdings nur 2 % zum Konzernumsatz und 3 % zum Betriebsergebnis bei. Der Großteil der Restaurants gehört McDonald’s selbst und nicht Franchisenehmern. Seit der Annexion der Krim 2014 hat McDonald’s den Anteil jedoch von 100 % auf 84 % reduziert. Nach anfänglichem Zögern hat McDonald’s seine 850 Filialen in Russland geschlossen; zumindest vorübergehend. Die rund 62.000 Angestellten erhalten aber weiterhin ihren Lohn. Das alles belastet natürlich auch die Finanzen des Burger-Königs, aber in einem vertretbaren Ausmaß.

Immobilien-Imperium

Neben der starken Marke und dem Franchise hat das Unternehmen einen dritten Schatz in seiner Bilanz: seine Immobilien. Am Großteil der Franchises verdient man nicht nur durch die Lizenzgebühr und die Umsatzbeteiligung, sondern auch durch die Mieteinnahmen. Tatsächlich machen die Mieten sogar den deutlich größeren Teil der Franchise-Einnahmen aus.

Von den 10,7 Mrd. USD, die McDonald's im vergangenen Geschäftsjahr von den Restaurants eingenommen hat, stammten 6,89 Mrd. USD aus Mieteinnahmen und 3,8 Mrd. USD aus Franchise-Umsatzbeteiligungen.

Der Auswahl der Standorte, vielmehr ihrer Lage, misst McDonald’s sehr große Bedeutung zu. Die Immobilien befinden sich daher ganz überwiegend in Top-Lagen, ob in den Metropolen der Welt oder in Mittelstädten. Der Wert des Immobilienportfolios von McDonald’s beläuft sich Schätzungen zufolge mittlerweile auf über 40 Mrd. USD.

Dieses Immobilienportfolio bietet McDonald’s gleich drei entscheidende Vorteile: In Krisenzeiten können die erst- und zweitklassig gelegenen Standorte ihre Stärke ausspielen und auch dann noch überdurchschnittliche Kundenfrequenzen generieren. In der Extremsituation der Pandemie griff McDonald’s seinen Franchisenehmern noch ergänzend finanziell unter die Arme, um ihr Überleben zu sichern.

Darüber hinaus können sich unzufriedene Franchisenehmer nicht einfach der Konkurrenz zuwenden, sondern McDonald’s hätte es gegebenenfalls selbst in der Hand, seine Filiale an einen anderen Betreiber zu übergeben. Der Standort selbst wäre nicht in Gefahr, zur Konkurrenz „überzulaufen“.

Und als drittes schlummert das Immobilienvermögen als „stille Reserve“ in der Bilanz. McDonald’s steht also viel robuster da, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Und könnte diese Immobilien auch jederzeit mit Gewinn veräußern.

Apropos Bilanz… McDonald’s weist ein negatives Eigenkapital aus. Das gilt gemeinhin als No-Go. Doch wie immer kommt es auf dem zweiten Blick an. Denn McDonald’s befindet sich nicht etwa aufgrund anhaltender Erfolgslosigkeit in dieser Lage, sondern weil das Unternehmen seit vielen Jahren massiv eigene Aktien zurückkauft – und diese dann einzieht, also vernichtet. Damit wird das Eigenkapital herabgesetzt und dabei Vermögen vernichtet. Allerdings für einen „guten Zweck“, denn damit gehört jedem Aktionär wieder ein Stück mehr an dem Unternehmen.

Auf der anderen Seite hat McDonald’s in den letzten Jahren für seine Expansion weitere Schulden aufgenommen, obwohl der Free Cashflow dies nicht nötig gemacht hätte. Doch die Zinsen waren einfach so unverschämt günstig, dass sich dieses Manöver unterm Strich kräftig ausgezahlt hat. Apple ist den gleichen Weg gegangen. Ende 2021 hat McDonald’s 58 Mrd. USD an Schulden, davon aber nur 4 Mrd. an kurzfristigen Verbindlichkeiten. Die kann es jederzeit begleichen.

Das Umsatzwachstum blieb in den letzten Jahren auf der Strecke. Der zunehmende Wettbewerb und die Coronaeinschränkungen haben das Unternehmen belastet. Darüber hinaus ein nicht mehr zeitgemäßes Produktsortiment, das auf zu viel Rindfleisch, Fett und Zucker gesetzt hat. Hier hat McDonald’s massiv gegengesteuert und sich neuer und frischer positioniert.

Die Drive-Through-Bestellungen haben sich in der Corona-Pandemie zum Umsatzgaranten entwickelt und McDonald’s hat in diesem Bereich stark aufgerüstet. Zu den Innovationen zählen die automatische Bestellannahme, eine neue Drive-Through-Express-Abholspur für Kunden mit einer digitalen Bestellung und ein Restaurantkonzept, das nur Drive-Through, Lieferung und Mitnahme anbietet.

Zu Effizienzsteigerungen hat auch der vermehrte Einsatz von Bestellautomaten in den vergangenen Jahren geführt. In Deutschland sind diese seit 2016 verfügbar. Die Kunden erhalten einen schnellen Überblick über die Produkte und profitieren von kürzeren Wartezeiten. McDonald‘s kann die Terminals zudem zum Cross-Selling nutzen und so Kunden vor dem Checkout weitere Produkte anbieten, wie etwa ein passendes Dessert. Die Auslieferung mittels Robotern dürfte als nächstes auf der Agenda stehen.

McDonald’s hat also mehrere Möglichkeiten, die Personalkosten zu senken, ohne das Kundenerlebnis einzuschränken. Da der Arbeitsmarkt in den USA ziemlich leergefegt ist und unterm Strich inzwischen mehr als 14 Mio. unbesetzte Jobs auf Arbeitswillige warten, ist dieser Schritt nicht nur unter Kostengesichtspunkten sinnvoll, sondern aufgrund wachsendender Einschränkungen bei der Stellenbesetzung dringend angeraten.

Angesichts der absehbaren Wirtschaftsabschwächung ist McDonald’s gut aufgestellt und frühzeitig die richtigen Weichen für das zukünftige Wachstum gestellt. Durch technologische Innovationen werden Personalkosten reduziert und Prozesse optimiert, sodass Kunden im Restaurant und Bestellkunden ihre Bestellung in Minutenschnelle erhalten können.

Die Schließung der Filialen in Russland ist ein Rückschlag, aber mehr auch nicht. Die Cashflows sind solide, die Aktienrückkäufe stützen den Aktienkurs, die Dividenden speisen das Anlegerkonto und damit strahlen nicht nur die Kunden vor Zufriedenheit. Auch Ray Dalio fühlt sich hier offensichtlich pudelwohl, trotz oder auch wegen der heranbrechenden turbulenten Zeiten und den drohenden wirtschaftlichen Erschütterungen.


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