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Qualität hat ihren Preis: 58 Dividendenerhöhungen in Folge

Kommentare Michael Seibold 3.034 Leser

Zahlreiche Unternehmen haben in den vergangenen Tagen angekündigt, ihre Dividendenzahlung in diesem Jahr auszusetzen, um die Liquidität im Corona-Krisenjahr 2020 im Unternehmen zu halten. Es gibt aber auch einige Unternehmen, die in diesem Jahr trotz Krise sogar ihre Dividende erhöhen. Im Falle des US-amerikanischen Getränke-Riesen Coca-Cola ist das in diesem Jahr sogar das 58. Mal in Folge der Fall.


Warren Buffett ist Coca-Cola-Fan

Der Mix aus einfachem und dauerhaft erfolgreichen Geschäftsmodell hat bereits vor mehreren Jahrzehnten einen berühmten Investor namens Warren Buffett angelockt. Bereits 1988 hat Buffett das erste Aktienpaket im Wert von 1 Mrd. US-Dollar an Coca-Cola erworben. Das nächste Aktienpaket folgte im Jahr 1994 im Wert von 300 Mio US-Dollar. Insgesamt besitzt Buffett genau 400 Millionen Coca-Cola-Aktien, die derzeit einen Gegenwert von gut 17 Mrd. US-Dollar haben. Damit ist die Beteiligung an Coca-Cola die derzeit viertgrößte Position im Aktienportfolio von Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway.

Qualitätskriterien nach Buffett

Buffett hat in verschiedenen Interviews, Veranstaltungen, Bücher und in seinen Briefen an die Aktionäre diverse Hinweise geliefert, was seiner Ansicht nach Qualitätsaktien auszeichnet. Konkret definiert er “Value Investing“ folgendermaßen: “Value Investing is in essence buying a dollar for 50 cents or less.“ Außerdem beschrieb Buffett seine Strategie zusammen mit Charlie Munger so: “Whether we’re talking about socks or stocks, I like buying quality merchandise when it is marked down.”

Unternehmen werden in der Regel gekauft und über viele Jahre und Jahrzehnte gehalten. Wie können Sie selbst herausfinden, ob es sich bei einer Aktie um eine Qualitätsaktie handelt? Zuallererst ist die Größe des Unternehmens entscheidend. Sie tragen tendenziell geringere Risiken. Zweitens sind zuverlässige Ergebnisse wichtig – keine Turnaround Situationen. Damit sind nachhaltige Wettbewerbsvorteile, sogenannte klassische Burggräben gemeint. Hohe Cashflows sind ihm wichtiger als die gemeldeten Gewinne, weil Gewinne eine fiktive Größe des Rechnungswesens sind und nur auf dem Papier existieren. Weiterhin sollte das Unternehmen eine hohe Eigenkapitalrendite bei gleichzeitig wenig oder gar keinen Schulden aufweisen. Ein gutes Management sind ebenso wichtig wie ein einfaches und verständliches Geschäftsmodell. Hat das Unternehmen eine Marke? Hat es Wettbewerbsvorteile? Hat es einen Namen, der nicht einfach mit viel Geld ersetzt werden kann. Außerdem ist ein angemessener Kaufpreis ein wichtiges Kriterium. Warren Buffett hat von seinem Lehrmeister Benjamin Graham gelernt, nur Unternehmen zu kaufen, die ihm eine Sicherheitsmarge geben. Er möchte also Unternehmen erwerben, die deutlich unter ihrem eigentlichen inneren Wert gehandelt werden. Buffett versucht den Wert des wirklichen Geschäftsmodells zu bewerten, indem er den heutigen Wert der zukünftigen Gewinne und des Cashflows bestimmt. Zudem verwendet er anstatt der Gewinne zur Bewertung die sogenannten “Owners Earnings“ (= Vermeldete Gewinne + Abschreibung und Amortisation +/- alle anderen nicht cash-wirksamen Änderungen – die durchschnittlichen Kapitalkosten +/- Änderungen im Working Capital).

Coca-Cola im Portrait

Die Coca-Cola Aktie (WKN: 850663) ist Kult.

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Quelle: https://www.coca-cola-deutschland.de/uber-uns

Vor über 120 Jahren gegründet, verkauft der Brausehersteller heute in über 200 Ländern seine Getränke und besitzt mehr als 500 Marken. Allein davon hat Coca-Cola 17 Marken inne, die jeweils auf mehr als 1 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz kommen. Das Portfolio wird ständig verändert, von der Reduzierung des Zuckers in den Getränken bis zur Markteinführung innovativer neuer Produkte.

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Quelle: https://d1io3yog0oux5.cloudfront.net/_33cc7f7296a195676533287320389a35/cocacolacompany/db/734/6024/annual_report/2018.pdf

Damit ist Coca-Cola unangefochten die Nummer 1 unter den Getränkeherstellern. Coca-Cola kommt dabei auf einen Marktanteil von rund 50 Prozent der weltweit führenden Hersteller von nicht alkoholischen Getränken. Während sich das Konsumverhalten in den etablierten Märkten wie Europa und Nordamerika zuletzt zulasten von Coca-Cola entwickelt hat, profitiert der Getränkehersteller davon, dass Menschen in den asiatischen Ländern immer häufiger zu den Getränken des Konzerns aus Atlanta greifen. Buffett sagt selbst, dass es die Marke Coca-Cola immer geben wird. Die weltweit verkaufte Menge nimmt immer weiter zu. Allein schon aufgrund der steigenden Weltbevölkerung. Außerdem werden jährlich Aktien zurückgekauft, sodass der Gewinn auf immer weniger Aktien verteilt werden. Die Marke besitzt einen Durchdringungsgrad von beinahe 100 Prozent. Fast überall auf der Welt wissen die Konsumenten etwas mit dem Namen und der Produkte anzufangen. Diese Tatsache allein ist ein bemerkenswerter Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz. Im Kerngeschäft mit süßen Softdrinks kämpft der Brausehersteller natürlich gegen die Wachstumsschwäche an, indem das Unternehmen auf neue innovative Märkte setzt.

Ein Blick auf die Zahlen

Die Neuausrichtung des Konzerns zahlt sich aus. Im Geschäftsjahr 2019 steigerte Coca-Cola den Umsatz um 9 Prozent auf 37,27 Mrd. US-Dollar. Der Nettogewinn stieg sogar um 39 Prozent auf 8,92 Mrd. US-Dollar. Für dieses Jahr peilt das Unternehmen ein organisches Umsatzwachstum von 5 Prozent und ein Gewinnanstieg von 7 Prozent an. Der operative Cash-Flow belief sich im Gesamtjahr auf 10,5 Mrd. US-Dollar, ein Plus von 37 Prozent. Der Free Cash-Flow betrug 8,4 Mrd. US-Dollar, ein Plus von 38 Prozent. Hier noch die Ergebnisse des letzten Quartalsberichts:

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Quelle: https://d1io3yog0oux5.cloudfront.net/_dd4583be483bf2e0219513632824f641/cocacolacompany/news/2020-01-30_Coca_Cola_Reports_Strong_Growth_in_Fourth_Quarter__981.pdf

Coca-Cola belohnt seine Aktionäre auch dieses Jahr wieder mit einer steigenden Dividende. Während andere Unternehmen ihre Dividende senken und gar komplett streichen, erhöht Coca-Cola seine Dividende zum 58. Mal in Serie. Anleger können sich über stetige und berechenbare Ausschüttungen freuen. Der Getränkeriese schüttet wie die meisten US-amerikanischen Unternehmen 4. Mal im Jahr aus. (Quartalsdividenden) Derzeit kommt der Konzern auf eine Dividendenrendite von 3,4 Prozent. Allein Warren Buffett erhält über 600 Mio. Dollar jedes Jahr von Coca-Cola. Damit bekommt er alle zwei Jahre sein Anfangsinvestment in Höhe von 1,2 Mrd. US-Dollar. Buffett kommt aufgrund seiner langen Haltezeit und stetig steigenden Dividenden auf eine persönliche Dividendenrendite von 50 Prozent.

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Quelle: https://aktie.traderfox.com/

Fazit

Wenn Sie wie Buffett investieren wollen, dann stellen Sie sich gedanklich auf den Standpunkt eines Käufers für das Unternehmen, so als wollten Sie die ganze Firma erwerben.

Würden Sie das ganze Unternehmen zum aktuellen Börsenpreis erwerben? Kennen Sie den inneren Wert? Womit verdient das Unternehmen sein Geld? Wird das Unternehmen gut geführt? Wie ist das Unternehmen finanziell ausgestattet? Gibt es einen Wettbewerbsvorteil? Wird das Geschäft auch zukünftig Geld verdienen oder ist es ein One-Hit-Wonder?

Es ist definitiv ein Unterschied, ob man lediglich Aktien kaufen will oder stattdessen lieber das ganze Unternehmen. Leider werden heute selten Unternehmen einer Fundamentalanalyse entzogen, bevor sie gekauft werden. Stattdessen werden willkürlich Aktien gekauft, die angeblich schnellen Reichtum versprechen.

Liebe Anleger,

ich wünsche Ihnen noch viele weitere erfolgreiche Investments.

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold


Bildherkunft: https://unsplash.com/photos/5kS-6zE1KYQ