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Rene von Kohlekumpel: an der Börse ist die Zeit einfach ein sehr wichtiges Element und sie ist wohl auch des Anlegers bester Freund

Artikel, Influencer-Lifestyle Stephanie Traub 575 Leser


Hallo René, stell Dich doch bitte einmal kurz vor!


Ja, hallo Steffi. Mein Name ist Rene Isau, ich bin Jahrgang 1969 und ich lebe mit Frau und Tochter im Norden von Stuttgart. Ich bin Betriebswirt und arbeite in einem IT-Unternehmen.

Du verfügst über 26 Börsenerfahrung. Erzähl uns gerne mal, wie das damals alles bei dir angefangen hat.


Ich habe leider erst nach meinem Studium, im Alter von 27 Jahren, den Weg zu den Aktien gefunden und gehöre damit zu den „Spät-Beginnern“. Außerdem habe ich damals sehr vorsichtig begonnen. Das zusammen würde ich heute als meinen größten Anlagefehler bezeichnen – an der Börse ist die Zeit einfach ein sehr wichtiges Element und sie ist wohl auch des Anlegers bester Freund.

Mein Start war dann auch noch gespickt von allen Fehlern, die man machen kann: ich habe die Tipps gekauft, die mein Chef und sein Vertriebsleiter ausgetauscht haben. Das war im Jahr 1996, also im Vorfeld der DotCom-Blase. Das war eine irre Zeit – alle haben sich auf dem Flur und beim Essen nur noch über Aktien unterhalten und überlegt, wie lange sie noch arbeiten müssen, wenn das so weitergeht. Ich denke, du siehst hier schon einige Parallelen zu 2021.

Wie hast Du dein ganzes Finanzwissen aufgebaut und hast Du Tipps für Einsteiger, wo und wie sie sich am Anfang am besten informieren können?


Bei meinem Börsenstart gab es noch kein Internet, ich habe noch klassisch Börsenbriefe gelesen. Manche davon waren hochspekulative Windhunde, andere waren sehr solide und haben mir sehr wertvolle Erkenntnisse geliefert.

Heute holen sich gefühlt 70% aller Leute ihre Tipps bei YouTube und auf Instagram und ich denke, hier sollten Neueinsteiger sehr vorsichtig sein: Viele Kanäle wirken wie freundliche Gratis-Info, im Hintergrund steckt jedoch ein straffes Geschäftsmodell. Da muss man aufpassen, wem man hier vertraut. Manche der “Börsen-Experten“ und selbsternannten Coaches sind keine 5 Jahre an der Börse, ihr Depot hat kaum 25.000 Euro. Das heißt, sie haben mit wenig Geld nur allerbeste Zeiten erlebt. Klar sind die daher auch alle erfolgreich: wer in den drei Jahren von 2019 bis 2021 keinen Erfolg hatte, der muss sich schon sehr angestrengt haben.

Das soll heißen: Es gibt viele gute Social-Media-Kanäle, als Basis würde ich trotzdem jedem Einsteiger empfehlen, ein bis drei gute Bücher verschiedener Autoren zu ETFs und Aktien zu lesen. Dann kann man den Inhalt von Social-Media Tipps viel besser einschätzen.

Wie bist du auf den Titel deines Buches „Einfach nicht arm sterben“ gekommen?


Die Idee zu dem Buch hatte ich tatsächlich schon vor rund zehn Jahren – ich habe damals vielen Leuten geholfen, ihren Versicherungsordner besser zu verstehen und habe ihnen aufgezeigt, wo sie Geld in unrentable Dinge einzahlen. Ich habe dann irgendwann mal ein Inhaltsverzeichnis erstellt, was in einem Buch denn drin sein sollte. Leider lag das dann erstmal lange Jahre bei mir zuhause herum.

Der Buchtitel – da hat mir einmal jemand nach so einer Sitzung gesagt „Ok, wenn ich das jetzt anders mache, dann reicht es später wenigstens, um nicht arm zu sterben“ – Das war ein lustiger Moment und den habe ich bis heute im Kopf, wenn ich Einsteigern helfe.

Wie viele Bücher hast du inzwischen schon veröffentlicht?


Es sind mittlerweile zwei Bücher. „Einfach nicht arm sterben“ kam im Frühjahr 2020. Es richtet sich an völlige Einsteiger mit keinen oder nur wenigen Vorkenntnissen. Das Buch beginnt beim richtigen Sparen und danach zeige ich dann, wie man den Weg vom Sparer zum Investor schafft. Es geht hier um die Basics bei ETFs und Aktien, wie man sie findet und für sich bewertet. Das Ziel ist, zu verstehen, was man da tut und eine Auswahl zu finden, mit der man auch in rauen Börsenzeiten ruhig schlafen kann.

vor ein paar Tagen habe ich nun das Unmögliche geschafft: ich habe ein Einsteiger-Buch für Fortgeschrittene veröffentlicht. Es heisst „Einfach Vermögen aufbauen“ und hilft den Lesern, nach den ersten Schritten an der Börse einen soliden und durchdachten Weg zu finden – sprich: es geht um die persönliche Anlage-Strategie. Viele sehen den „Zank“ auf Social Media, ob denn nun Wachstum oder Dividende oder Value das richtige Vorgehen ist – hier bringe ich Licht ins Dunkel und erkläre in einfachen Worten, um was es dabei geht und welche Arbeit auf Investoren und Investorinnen zukommt, wenn sie sich für einen Weg entscheiden sowie welche Vor- und Nachteile das hat. Außerdem erzähle ich im Buch über mögliche Entnahme-Strategien – ein Kapitel, das in der Finanzliteratur völlig unterrepräsentiert ist. Fast alle Bücher befassen sich nur mit dem Vermögensaufbau.

Woher nimmst Du deine Inspirationen für Deinen Content?


Meine Beiträge entstehen aus dem, was ich aus 26 Jahren an der Börse und den vielen Gesprächen mit Einsteigern gelernt habe. Ich kenne ihre Bedenken und schreibe darüber. Mein Instagram Kanal „_kohlekumpel“ bringt auch immer wieder neue Fragen auf, auf die ich dann in Form eines Beitrags beantworte. Daneben lese ich viele Finanz-Artikel, hier hole ich mir weitere Ideen.

Welches Ziel verfolgst Du mit Deinem Social-Media Auftritt?


Ich habe auf Instagram begonnen im Januar 2020, damals war ich grade mittendrin, mein erstes Buch zu schreiben. Mir war es wichtig, meine Inhalte nochmal abzugleichen mit den Dingen, welche die Einsteiger auf Instagram bewegt. Ursprünglich war mein Kohlekumpel-Kanal also eine Marktforschung für das Buch.

Weil die Beiträge so viel Spaß gemacht haben und meine Follower auch schon unglaublich aktiv waren als der Kanal noch sehr klein war, habe ich zwei Jahre lang täglich einen Beitrag gemacht. Inzwischen ist der Kanal ein Hobby.

Du hast immer Karikatur-Männchen auf deinen Posts. Zeichnest du diese selber?


(Lacht) Nein, ich kann wirklich nur schreiben. Die Bilder sind lizensierte Grafiken. Der Goldesel hat so viel Zuspruch erhalten, deshalb ziert er auch das Cover des ersten Buches.

Wie sieht deine Anlagenstrategie aus?


Eine klassische Core-Satellite Strategie. Ich habe einen Kern aus ETF und um sie herum gibt es 10-12 Satelliten, das sind Einzelwerte, von denen ich mir eine Besser-Performance gegenüber dem allgemeinen Markt verspreche.

Wie sieht deine prozentuale Depotaufteilung aus?


50% stecken in den ETF, die anderen 50% in den Satelliten. Bei den Einzelwerten ist jeder Titel aus einem andere Wirtschaftssektor, da ich auch hier die Differenzierung ernst nehme.

Welche war deine erste Aktie, in die du investiert hast und wann?


Das war 1996, die „City Development“. Das ist ein Infrastruktur-Unternehmen aus Singapur, das damals sehr viele langlaufende Staatsaufträge gehalten hat und somit einen berechenbaren Gewinn versprach. Die Aktie hab ich damals allein auf einen Tipp meines Chefs hin gekauft, ohne wirklich zu wissen, was die tun. Zum Glück ging das damals gut, einfach weil die Börse allgemein gut lief, in Wirklichkeit war das natürlich einer der schlimmsten Anfängerfehler.

Mit Blick auf die nächsten 10 Jahre gerichtet, in welche 5 Aktien würdest du jetzt investieren?


Im Moment sind die Gesundheitsbranche und der Energiesektor sehr vielversprechend. Ich habe mir bei der Gesundheit Danaher, Novo Nordisk und Coloplast ins Depot geholt und im Energiesektor die NexteraEnergy sowie Nibe, einen Wärmepumpen-Hersteller.

Hast du dieses Jahr bereits nachgekauft oder wartest du noch Anfang 2023 ab?


Ich bin ein Freund von Kostolany, der sagte „Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, der hat sie auch nicht, wenn sie steigen.“ Daher habe ich die aktuellen Kursschwächen genutzt, um nachzukaufen. Mir ist klar, dass das zu früh sein kann. Ich möchte aber lieber das absolute Tief verpassen, als am Ende sagen zu müssen „da unten im Kurs-Tal, da hätte man einfach irgendwann kaufen sollen.“

Jetzt noch privat gefragt: was darf bei dir auf dem Frühstückstisch nicht fehlen?


Als Früh-Aufsteher esse ich unter der Woche meist nur ein Butterbrot und mach mich dann an die Arbeit, am Sonntags-Frühstück geht jedoch nichts ohne ein weichgekochtes Ei - und ein Espresso muss dabei sein.

Vielen Dank René, für die spannenden Einblicke. Wir wünschen dir weiterhin alles Gute.