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Stryker - Dauerläufer aus dem Gesundheitssektor - robotergestützte Chirurgiesysteme kurbeln das Wachstum an!

aktien + Gereon Dregger 1.791 Leser

Liebe Anleger,

die Welt verändert sich schnell und einige Unternehmen nehmen durch ihre Innovationskraft eine Kernrolle in derartigen Entwicklungen ein. Wir erleben große Fortschritte in vielen spannenden Bereichen, wobei wir den heutigen Fokus auf die Innovation im Bereich der Medizintechnik legen. Hier haben wir in den letzten Jahren nämlich eine wirkliche Revolution durch chirurgische Operationsroboter wie das Da-Vinci-System von Intuitive Surgical erlebt. Das Unternehmen, das wir hierzu analysieren werden, trägt den Namen Stryker. Es ist ganz vorne mit dabei, wenn es um den technologischen Fortschritt im Bereich Medizintechnik geht. Stryker hat sich eine einzigartige Stellung aufgebaut, die dafür sorgen wird, dass das starke Wachstum des Unternehmens auch in den nächsten Jahren anhalten wird. Deswegen empfinden wir die Aktie des Unternehmens auch als interessante Möglichkeit, an diesem Wachstum zu partizipieren und werden heute überprüfen, inwiefern alle benötigten Qualitätsmerkmale vorhanden sind.

 

Geschichte

Das Unternehmen wurde von einem Doktor mit dem Namen Homer Stryker gegründet. Dieser war ein Arzt aus Michigan, der zunehmend unzufrieden mit den gängigen medizinischen Produkten geworden ist. Er hatte das Gefühl, dass sie nicht die Bedürfnisse seiner Patienten erfüllen würden. Deswegen begann er eigene Produkte, in dem Keller eines Krankenhauses herzustellen. Da diese der Konkurrenz überlegen waren, wuchs die Nachfrage unter seinen Patienten rasant an, weswegen er sich entschloss, ein Unternehmen zu gründen. Dieses sollte den Namen „Orthopedic Frame Company“ tragen. Die frühe Herstellung einer flexiblen Trage im Jahre 1942, die es erlaubte, Patienten mit schweren Rückenverletzungen zu drehen und gleichzeitig die Wirbelsäule zu mobilisieren, war ein erster Erfolg für das junge Unternehmen. Dr. Stryker war begeistert von der Resonanz und wollte schnelleres Wachstum für das Unternehmen erreichen. Er wusste, dass der einzige Weg hierfür über Innovation führte. Dementsprechend folgte einige Jahre später dann die Patentierung einer Säge, die hartes Gussmaterial schneiden konnte, aber kein menschliches Gewebe. Diese Säge stellte die Grundlage für eine breite Palette an chirurgischen Instrumenten dar, die das Unternehmen heute verkauft.

 

Eines der ersten wichtigen Erfindungen des Unternehmens. Quelle: Stryker.com

 

Als Dr. Stryker einige Jahre später seine medizinische Tätigkeit aufgab, änderte man den Namen des Unternehmens in Stryker Corporation. Währenddessen nimmt die Innovationsfähigkeit des Unternehmens weiter an Fahrt auf und so folgen wichtige Produkte wie eine Mikro-Säbelsäge, die eine deutlich höhere Präzision bewerkstelligte. Nachdem die zahlreichen neuen Produkte des Unternehmens das Interesse vieler Konsumenten in der Branche geweckt hatten, erlebten auch die Umsätze eine Explosion nach oben. Während diese 1970 bei knapp über 5 Mio. USD lagen, konnte man sie in den nächsten fünf Jahren mehr als verdreifachen. Mit einem solchen Erfolg war schnell klar, dass eine Listung an der Börse der nächste logische Schritt wäre. Aus diesem Gedanken heraus entstand das IPO des Unternehmens im Jahre 1979, wodurch Stryker weitere Aufmerksamkeit erlangte. Man war auf einem klaren Expansionskurs und niemand konnte das Unternehmen aufhalten. Um seine Stellung weiter auszubauen und in den lukrativen Orthopädiemarkt zu kommen, akquirierte man mehrere der mächtigsten Unternehmen dieses Sektors wie Howmedica im Jahre 1998. Dieses Wachstum setzte sich ununterbrochen fort, sodass Stryker heute eines der führenden Medizintechnikunternehmen mit über 43.000 Mitarbeitenden und einem Umsatz von über 17 Mrd. USD ist. Wie es häufig der Fall ist, startete eines der mächtigsten Medizinunternehmen der Welt ganz klein und aus einem selbsterfahrenen Problem heraus.

 

Orthopädie

Die frühe Expansion in den Bereich Orthopädie war, wie wir heute wissen, eines der besten Entscheidungen des Unternehmens. So gehört man zu den führenden Unternehmen im Bereich der Gelenkersatzoperationen und den dazugehörigen Maschinen, wobei das Segment 38 % des Gesamtumsatzes ausmacht. Diese verteilen sich wiederum auf die Unterbereiche Knie mit 32 %, Hüften mit 24 % sowie Trauma und Extremitäten mit 35 %. Ein System von Stryker, dass sich hier als ein besonders revolutionärer Erfolg herausgestellt hat, ist der Robotik-Arm Mako, welcher die präzise Durchführung von Gelenkersatzoperationen erlaubt. Den Ablauf rund um die Operation gilt es als ausgeklügelt zu beschreiben. Er beginnt mit einem CT-Scan für den Patienten vor der Operation.

Die hieraus gewonnenen anatomischen Informationen werden dann in die Robotik Software aufgenommen und werden dem Chirurgen als 3D-Modell zur Verfügung gestellt. Deswegen ist der Chirurg während der Operation dann in der Lage, sehr präzise Knochenschnitte vorzunehmen. Resultierend können die orthopädischen Implantate dann äußerst genau platziert werden. Die zuvor erstellten Computersimulationen geben dem Chirurgen neben einem genauen Operationsplan auch die Möglichkeit, kleinste Abweichungen festzustellen und entsprechend zu reagieren. Das benötigte orthopädische Implantat wird bereits vor der Operation auf den individuellen Patienten zugeschnitten, woraus ein schnellerer Regenerationsprozess resultiert und die Beschwerden des Patienten nachhaltig gelöst werden können. Für derartige Operationen, die auf den Gelenkersatz ausgerichtet sind, bietet Stryker ebenfalls Implantate an. Das beschriebene Mako-System gibt es für unterschiedliche Operationszwecke, wobei diese sich vor allem hinsichtlich des Instrumentes auf dem Roboterarm unterscheiden. Besonders gefragt sind die Systeme für Knie- sowie Hüftoperationen, welche generell die häufigsten Gelenkstellen sind, die ersetzt werden müssen.

Die revolutionären Mako-Systeme. Quelle: Stryker.com

 

Die Beliebtheit des Mako-Systems unter Ärzten lässt sich mit der überlegenen Leistung erklären. Diese lässt sich an unterschiedlichen Metriken messen, wie die Präzisionsfähigkeit der Systeme, aber auch Kennzahlen, die auf den Heilungsprozess des Patienten ausgerichtet sind. So zeichnen sich die Mako-Systeme im Vergleich zu manuellen Operationen durch geringere Post-operative Schmerzen, eine kürzere Zeit bis zum Anheben des geraden Beins und einer kürzeren durchschnittlichen Zeit bis zur Krankenhausentlassung aus. Dies wurde sowohl von Studien erfasst wie auch von einzelnen Patienten berichtet, die sich einer Operation mit Mako unterzogen haben. Die Nachfrage und somit der Auftragsbestand für Mako ist laut jüngsten Aussagen des Managements nach wie vor sehr groß.

Generell soll der Markt für Robotergestützte-Chirurgiesysteme laut unterschiedlichen Schätzungen mit einer CAGR zwischen 12 und 14 % wachsen. Damit gehört die Branche zu einem der am schnellst wachsenden Trends. Die größten Wettbewerber werden durch den Marktführer Intuitive Surgical, Johnson und Johnson sowie Medtronic gebildet. Letzteres hat erst vor Kurzem sein neues Operationssystem mit dem Namen Hugo eingeführt. Stryker hat sich durch den Fokus auf Orthopädie jedoch von den anderen abgegrenzt und besitzt mit Mako das einzige robotergestützte Chirurgiesystem, dass orthopädische Eingriffe durchführen kann. Insofern ist die Marktstellung des Unternehmens in diesem speziellen Bereich auch sehr stark. Seine Marktstellung im Bereich Orthopädie baut man seit Jahren durch Innovationsfähigkeit wie auch gezielte Übernahmen aus. Im Jahr 2020 hat man zum Beispiel die Wright Medical Group für 4,1 Mrd. USD übernommen. Das nun zu Stryker gehörige Unternehmen ist auf die Bereiche Trauma und Extremitäten konzentriert und gilt als Marktführer im Bereich der oberen Extremitäten wie Schulter oder Ellbogen sowie für Biomaterialien. Diese Bereiche gehören zu den schnellst wachsenden in der Orthopädie. Deswegen stellt Wright Medical auch eine echte Bereicherung für Stryker dar und erlaubt zahlreiche Synergiemöglichkeiten in den zuvor genannten Bereichen.

 

Neurotechnologie und Wirbelsäule

Ein weiteres Segment wird durch Neurotechnologie und Wirbelsäule gebildet, welcher 21 % des Gesamtumsatzes ausmacht. Dieses Segment ist auf Sicht der letzten fünf Jahre ebenfalls am schnellsten gewachsen. In diesem Segment bietet das Unternehmen unterschiedlichste Produkte für die Behandlung diverser Erkrankungen sowie dazugehörige Unterstützungssysteme an. Auch in diesem Bereich weitet Stryker seine Marktstellung durch Übernahmen aus, was sich auch hier als erfolgreiche Strategie erwiesen hat, wie das Beispiel von K2M Group zeigt. Die Akquisition fand 2018 für 1,4 Mrd. USD statt, wobei sie das Ziel verfolgte, dass Portfolio im Bereich Wirbelsäule zu stärken. Dank der Übernahme beschleunigte sich das Umsatzwachstum in diesem Segment im darauffolgenden Jahr signifikant.

 

Demografischer Rückenwind

Die jetzigen und projizierten demografischen Entwicklungen sind der Hauptgrund, warum Unternehmen aus dem Gesundheitsbereich in keinem Portfolio fehlen sollten. Demografie ist etwas, dass ein unheimlich starker Rückenwind für wirtschaftliches Wachstum sein kann. Dies ist auch logisch, denn mit einer steigenden Anzahl an Menschen wächst die Nachfrage nach Gütern in einer Volkswirtschaft und damit das BIP. Auf der anderen Seite können demografische Entwicklungen aber auch das Gegenteil bewirken, wenn sie sich als rückläufig erweisen. Japan ist zum Beispiel ein Land, das seit mehreren Jahrzehnten mit kontraproduktiven demografischen Entwicklungen zu kämpfen hat. Während die unter 30-jährige Bevölkerung seit den Siebzigerjahren rasant gefallen ist, ist die über 60-jährige Bevölkerung stark zugenommen. Eine Kombination, die ausgesprochen schlecht für wirtschaftliches Wachstum ist. Laut Projektionen der UN wird es anderen Ländern dieser Welt, vor allem in Europa und Amerika genauso ergehen. Laut offiziellen Schätzungen der US-Bundesbehörde soll bis Ende dieses Jahrzehnts jeder fünfte Amerikaner zu der Gruppe der über 65-Jährigen zählen.

Deswegen ist es wichtig, sich hierfür zu positionieren und die richtigen Unternehmen im Depot zu haben. Mit einer zunehmenden Alterung der Gesellschaft ist eine steigende Nachfrage nach gesundheitlichen Dienstleistungen jeder Art eine logische und direkte Konsequenz. Deswegen scheint auch der gesamte Gesundheitssektor als aussichtsreich und könnte starkes Wachstum in der kommenden Dekade erfahren. Stryker scheint jedoch selbst innerhalb des Sektors als besonderer Profiteur dieses Trends. Zurückzuführen ist dies darauf, dass die Produkte des Unternehmens auf gewöhnliche Implantate für Gelenke ausgerichtet sind, die vor allem von Personen im gehobenen Alter in Anspruch genommen werden. So liegt das durchschnittliche Alter von Personen, die sich Hüftersatzoperation unterziehen, bei 65 Jahren und damit genau in dem Alter der Bevölkerungsgruppe, die laut diversen Projektionen am stärksten wachsen soll. Auch Erkrankungen an der Wirbelsäule nehmen mit steigendem Alter exponentiell zu, wofür Stryker ebenfalls ausgezeichnet positioniert ist.

Hinzukommend werden beide Segmente auch von der zunehmenden Fettleibigkeit unterstützt, wobei laut aktuellen Schätzungen zwei-Drittel der Amerikaner übergewichtig- und 36 % der Erwachsenen sogar adipös sind. Beides erhöht die Wahrscheinlichkeit einer benötigten Wirbelsäulen- oder anderen orthopädischen Operation deutlich. Die Hemmschwelle, sich bei Beschwerden einer derartigen Operation zu unterziehen, wird dank der fortschreitenden Technologie von Stryker zudem kontinuierlich gesenkt. Denn die Eingriffe werden immer einfacher, präziser und die Aufwendigkeit für den Patienten lässt nach. Auch das Segment für Neurotechnologie wird mit einer alternden Bevölkerung gefragter, da die Gefahr von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Huntington im Alter ebenfalls zunimmt. Deswegen ist das Unternehmen auch ausgezeichnet positioniert, um in diesem Jahrzehnt weiter starkes organisches Wachstum zu generieren, dass deutlich über den Wachstumsraten des Marktes für Chirurgie oder allgemeiner Medizintechnik liegt.

 

Offensive im Bereich Ambulante Chirurgiezentren (ASC)

Ein weiteres Geschäftsfeld, in dem Stryker den Fortschritt in der Industrie vorantreibt, sind die ambulanten Chirurgiezentren. Derartige Zentren bieten chirurgische Eingriffe an, die am selben Tag stattfinden sollen und bieten eine Alternative zu Krankenhäusern. ASCs führen in den USA mehr als die Hälfte aller ambulanten chirurgischen Eingriffe durch. Die zunehmende Verlagerung auf ambulante Operationszentren wird von der höheren Kosteneffizienz getragen. So bestehe hierdurch laut Stryker das Potenzial, in den USA jährlich 55 Mrd. USD an Gesundheitskosten zu sparen. Um von diesem Wandel zu profitieren, hat Stryker 2020 ein Unternehmen gegründet, das sich darauf spezialisiert, Lösungen und Produkte für derartige Einrichtungen anzubieten. Man möchte die Kernrolle in der Ausstattung ambulanter Operationszentren einnehmen und sich im Zuge dessen um alle Details wie Raumgestaltung, Beleuchtung, Ausrüstung und vorhandene medizinische Materialien wie Implantate kümmern. Hierzu sagte das Management von Stryker, dass ihr Portfolio die gesamte Bandbreite abdecke, was in den Operationszentren benötigt würde. Und hierin liegt auch der entscheidende Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Anbietern: Denn es ergibt für derartige Einrichtungen wenig Sinn, mehrere Verträge mit spezialisierten Unternehmen zu schließen, wenn es auch ein einziges Unternehmen gibt, das sich um alles kümmern kann. Hierdurch können die ambulanten Chirurgiezentren viel Geld und Zeit sparen und die Abläufe effizient halten. 

Wegen dieser enormen Vorteile zeigt sich das Management von Stryker auch sehr selbstbewusst, was dieses relativ neue Geschäftsfeld angelangt. So spricht der CEO davon, dass man sehr überzeugt in die Offensive in diesem Bereich sei und davon ausgehe, dass volle Potenzial des eigenen Produktportfolios für diesen Zweck einzusetzen. Gestützt wird dies davon, dass es nur sehr wenige andere Unternehmen gibt, die hierfür überhaupt infrage kämen, da sie nicht über die notwendige Expertise sowie die Vielzahl an benötigten medizinischen Ausrüstungsgegenständen verfügen. Um diesen wichtigen Wettbewerbsvorteil aufrechtzuerhalten und weiter zu vergrößern, bleibt Stryker entschieden auf dem Weg der Übernahme von Marktführern, die die Attraktivität der eigenen Dienste steigern- und neue Geschäftsfelder eröffnen können. Denn sowie der Gründer Dr. Stryker damals genau wusste, dass sein Unternehmen nur über neue Erfindungen schnell wachsen und aufsteigen könnte, führt der heutige Weg des Unternehmens über eine Kombination von Innovation und passenden Übernahmen. 

Deswegen hat man Anfang des Jahres auch erneut eine große Übernahme bekannt gegeben. Und zwar handelt es sich um einen führenden Anbieter von Kommunikations- und Koordinationslösungen für die Gesundheitsbranche mit dem Namen Vocera Communications. Die Übernahme trägt ein Preisschild von 3 Mrd. USD und soll Stryker neue Geschäftschancen eröffnen. Die Technologie des nun akquirierten Unternehmens wird bereits von 2300 Einrichtungen, wovon 1900 Krankenhäuser sind, eingesetzt. Die Lösungen des Unternehmens sollen die Kommunikation innerhalb des Personals in medizinischen Einrichtungen erleichtern. So erlaubt es zum Beispiel, über diverse Kommunikationsgeräte, Personen nach Gruppe, Rolle oder Name sortiert zu erreichen. Hierdurch wird die Organisation für das Personal deutlich einfacher und kann ebenfalls gebündelt an ganze Gruppen stattfinden. Die technologischen Anwendungen von Vocera können in über 150 verschiedene klinische und operative Systeme integriert werden, wozu elektronische Gesundheitsakten, Schwesternrufsysteme, Beatmungsgeräte und physiologische Monitore zählen. Abgesehen hiervon ermöglicht die Technologie aber auch die sichere Fernkommunikation zwischen Patienten und Angehörigen. Dies ist eine Thematik, die gerade durch die drastischen Situationen in der Corona Pandemie stark an Bedeutung gewonnen hat. Die Übernahme erinnert an die von Oracle durchgeführte Akquisition von Cerner, über die wir ebenfalls bei Aktien+ berichtet hatten. Beiden Unternehmen sind die Wachstumschancen in diesem Bereich bekannt, die gerade durch die Corona Pandemie extrem verstärkt wurden. Denn hierdurch ist allen bewusst geworden, dass der Gesundheitssektor zurzeit nicht belastungsfähig ist und es an einer grundsätzlichen Organisation mangelt. Deswegen positionieren sich beide Unternehmen nun auch, um von den dringend benötigten Investitionen in diesen Bereich zu profitieren.  

Um dieses schnelle Wachstum sowie die zahlreichen Übernahmen zu ermöglichen, setzt Stryker Fremdkapital ein. Dementsprechend ist auch die Fremdkapitalquote des Unternehmens in den letzten Jahren stark angestiegen und liegt zurzeit bei 58 %. Glücklicherweise verfügt Stryker jedoch auch über stabile Margen und steigende Cashflows, wodurch die Lage keinesfalls instabil wirkt.

Die Bilanzentwicklung von Stryker. Quelle: Aktie.traderfox.com

 

 

Burggraben

Eines der vielen Qualitäten die Stryker als Unternehmen vorzuweisen hat, ist ein Burggraben. Dieser bildet sich aus unterschiedlichen Facetten, wobei es mit Innovationsfähigkeit beginnt. Stryker setzt sich seit Jahrzehnten gegenüber der Konkurrenz durch ihre Innovationskraft durch. Laut Morningstar ist Innovationsfähigkeit der entscheidende Faktor für die Änderung von Wettbewerbsvorteilen in der Medizintechnik-Branche. Deswegen ist es besonders wichtig, darauf zu achten, inwiefern ein Unternehmen nachhaltige Innovationsfähigkeit besitzt und nicht nur durch einzelne Durchbrüche im Geschäft bleibt. Aus der Innovationskraft ergibt sich ein weiterer Aspekt des Burggrabens, und zwar die Patente. So hat Stryker weltweit über 6000 Patente, wodurch viele Erfindungen und Produkte des Unternehmens geschützt sind. Hinzukommend gilt es die Größe des Unternehmens als Wettbewerbsvorteil einzuordnen. Wenn ein Unternehmen so groß ist, dann ist es in der Regel relativ einfach, sich neues Wissen und Innovation durch gezielte Übernahmen anzueignen. Dies ist eine Praktik, die auch Stryker seit den frühen Jahren des Unternehmens verfolgt. Der letzte wichtige Faktor für den starken Burggraben des Unternehmens wird durch die hohen Umstellungskosten für Chirurgen bei orthopädischen Implantaten gebildet. Gerade die aufwendigen Übungen, die benötigt werden, um ein neues System zu beherrschen sowie die damit verbundene anfänglich erhöhte Gefahr von Operationsfehlern führt dazu, dass Ärzte und Krankenhäuser in der Regel auch bei den Systemen bleiben, auf die sie sich einst festgelegt haben. Hierdurch schafft es Stryker auch, ein hohes Maß an wiederkehrenden Umsätzen zu erzielen.

 

Q2 Ergebnisse

Die Q2 Ergebnisse, die vor Kurzem gemeldet wurden, haben zwei Sachen reflektiert. Erstens eine anhaltend starke Dynamik und Nachfrage nach Strykers Produkten, aber auch Schwierigkeiten durch Inflation und Devisenverhältnisse. So üben gerade die schwierigen Währungsverhältnisse Druck auf die Gewinne des Unternehmens aus, weswegen Stryker auch die Erwartungen an mehreren Punkten verfehlt hat. Natürlich arbeitet das Unternehmen bereits an Lösungen für diese Problematik. Im speziellen scheint der jetzige Fokus des Managements darauf zu liegen, die Preise anzuheben, um die Inflation auszugleichen. Da einige der Geschäfte, die sie abwickeln, jedoch auf Vertragsbasis geschehen, wird es laut dem Management Zeit brauchen, um Preiserhöhungen umzusetzen. Laut jüngst getroffenen Aussagen befinde man sich jedoch bereits in Gesprächen mit seinen Kunden zu der Thematik, wodurch man die Grundlage für Preiserhöhungen bis weit in das nächste Jahr hineinschaffen würde. Ein interessanter Kommentar zu den Zahlen kam von einem Analysten von Piper Sandler. Laut ihm sei das Verfehlen der Erwartungen größtenteils auf einen stärkeren Gegenwind durch Währungsschwankungen zurückzuführen. Der organische Umsatz hätte sich jedoch besser entwickelt als erwartet und das Management hätte ebenfalls die Jahresprognose für diese Kennzahl angehoben. Dieser Einschätzung scheint fair und gibt die Lage gut wieder. Die fundamentale Geschäftsdynamik ist weiterhin hoch, während die Faktoren, die die Ergebnisse belasten, vorübergehender Natur sind.

 

Fundamentaldaten

Zum Schluss werfen wir noch einen Blick auf einige Fundamentaldaten. Stryker hat eine branchenführende Profitabilität mit einer Bruttomarge von 64 % und einer EBITDA Marge von 26 %. Außerdem wächst das Unternehmen schneller als der Sektor. So lag das organische Wachstum des Unternehmens 2021 bei 7,2 %, während der MedTech Markt um lediglich 6 % gewachsen ist. Auch in den vorigen Jahren konnte Stryker stets die Industrie hinsichtlich der Wachstumsraten übertreffen.

 

Quelle: Stryker, 2021 Factsheet, Stryker.com

 

Der solide fundamentale Eindruck des Unternehmens wird durch eine Dividende abgerundet. So kann Stryker jahrelanges, solides Dividendenwachstum vorweisen und schüttet zurzeit eine Dividendenrendite in Höhe von 1,2 % aus. Hierdurch beweist man, dass das Unternehmen grundlegend stabil ist und externe Faktoren nur einen gemäßigten Einfluss auf die Gewinnentwicklung haben.

 

Das Dividendenwachstum von Stryker. Quelle: Aktie.traderfox.com

 

Eine weitere Qualitätseigenschaft von Stryker sind die konstant steigenden Umsätze. Lediglich 2020 hat die Umsatzentwicklung einen kleinen Knick gemacht. Denn wegen der Pandemie wurden Operationen, die nicht notfallbedingt waren, aufgeschoben. Geografisch betrachtet stellen die USA wie erwartet mit 71 % die wichtigste Stütze der Umsätze dar. Andere internationale entwickelte Länder machen weitere 21 % aus.

 



Strykers historische, sowie vom Analystenkonsens projizierte Unternehmensentwicklung. Die Umsatzentwicklung ist von einer hohen Beständigkeit geprägt.

 

Die Aktie wird mit einem KGV 2022e von 23 und einem KUV 2022e von 4,5 gehandelt. Damit ist die Aktie für eine Wachstumsaktie mit derart starken Aussichten fair bewertet.

 

Fazit

Es ist klar ersichtlich, dass Stryker über viele Wachstumstreiber in unterschiedlichen Bereichen verfügt. Die Wachstumsstrategie ist eine Kombination aus führenden Produkten wie Mako und die Exploration neuer Geschäftsfelder, welche häufig durch Übernahmen eröffnet werden. Damit ist Stryker eine starke Wachstumsaktie mit vielen Qualitätseigenschaften wie einem Burggraben und erlaubt die Partizipation an zahlreichen Trends der nächsten Jahre. So ist es eines der wenigen Unternehmen, die von den herausfordernden demografischen Entwicklungen profitieren wird und gleichzeitig technologische Spitzenprodukte herstellt.

 

Eine erfolgreiche Woche

Gereon Dregger