aktien Magazin

Tipp für die Jagd nach Performance: Wetten auf von Trump verachtete Aktien lohnt sich

Kommentare aktien Magazin 454 Leser

Wetten gegen Trump waren wieder eine Gewinner-Strategie. Denn ein Index der Unternehmen, die der US-Präsident angegriffen hat, schnitt deutlich besser ab als ein Aktienkorb mit den von ihm favorisierten Gesellschaften. Darauf weist Barry L. Ritholtz, Bloomberg-Kolumnist und Mitbegründer sowie Chief Investment Officer der Ritholtz Wealth Management LLC. in seinem Blog hin.

Wie er weiter ausführt, begann vor 2 Jahren eine neue Präsidentschaft, die sich stilistisch von früheren Präsidentschaften unterscheidet. Bereits bei der Einführung in das Amt fragte sich Ritholtz damals, wie es sich voraussichtlich jeweils auf die Performance auf jene Unternehmen auswirken wird, die Trump favorisiert/lobt bzw. kritisiert/verachtet?

Rückblickend erinnert sich Ritholtz an die Zeit zwischen dem Wahltag und der Amtseinweihung, als der Präsident aus seiner Sicht aggressive Twitter-Breitseiten abfeuerte. So habe Trump namentlich über Unternehmen getwittert; ihre Geschäftsführer angebrüllt oder gelobt. Das wiederum ließ die Aktienkurse der betroffenen Unternehmen wie verrückt schwanken. Schon damals drängte sich die Frage auf, welche langfristigen Kursfolgen es hat, wenn man aus Sicht des Präsidenten auf der guten oder auf der schlechten Seite steht?

The Oligarch Idex und Drain the Swamp-Index im Performance-Wettstreit

Um letzteres herauszufinden, hat Ritholtz Indizes erstellt und diese ein Jahr lang verfolgt. Die Indizes mit den Namen The Oligarch (Unternehmen, die Trump favorisierte) und Drain the Swamp (Unternehmen, die er verunglimpft hat) wurden mit Unternehmen direkt aus dem Twitter-Kanal des Chef-Tweeters bestückt. Das habe es möglich gemacht zu verfolgen, wie gut oder schlecht diese Titel in Abhängigkeit von ihrem Verhältnis zum US-Präsidenten abgeschnitten haben. Letztlich ging es dabei um eine Antwort auf die Frage, ob es für den Aktienkurs besser war, Trump zum Freund oder zum Feind zu haben?

Die Antwort, wie sie ein Jahr später ausfiel, war ein Schocker: Denn wenn der US-Präsident wütend auf ein Unternehmen wird, sie öffentlich herunterputzt und Ihnen beängstigend klingende Drohungen entgegenschleudert, denn erweist sich das alles als halb so schlimm. In Wirklichkeit waren die Performance-Ergebnisse der betroffenen Gesellschaften sogar im Schnitt richtig gut. Schlecht sah es dagegen für jene Unternehmen aus, die Trump bemutterte. Den Angaben zufolge legte der Oligarchen-Index im Jahr 2017 zwar um 20 % zu. Doch das war letztlich schlechter als das Plus von 21 % beim Vergleichsmaßstab S&P 500 Index. Der Drain the Swamp Index legte dagegen gleichzeitig um 43 %.

Laut Ritholtz sollte so ein einmaliges Ergebnis zwar nicht überbewertet werden. Zumal 2017 ohnehin ein Jahr war, in dem fast alles stieg und wofür Trump nicht müde wurde, sich selbst zu loben. Verglichen damit zwar 2018 ein viel schwierigeres Börsenjahr. Die Kursschwankungen waren da jedenfalls sehr viel ausgeprägter. Der S&P 500 Index fiel da im Einjahreszeitraum ausgehend vom 10. Januar um 5,5 %. Gleichzeitig sackte aber der Oligarchen-Index sogar um 23 % ab. Der Drain the Swamp Index schaffte es dagegen, ein Plus von 6,3 % einzufahren (siehe Chart am Textende). Das ist ein Vorsprung von 29 %-punkten für Trumps am meisten gehasste Unternehmen gegenüber den von ihm am meisten favorisierten. Das Ergebnis ist somit noch klarer als 2017, als sich eine Differenz von 23 %-punkten zugunsten des Drain the Swamp Index ergab.

3 Erklärungsversuche für die Ergegbnisse

Bei der Suche nach der Antwort auf der Frage, warum es in 2 so unterschiedlichen Börsenjahren wie 2017 und 2018 zu 2 so ähnlichen Ergebnissen rund um die Trump-Indizes kommen könnte, stellt Ritholtz die folgenden Überlegungen an.

Erstens: Der 72-jährige Präsident ist ein Typ der alten Schulten mit entsprechenden Schulfreunden. Deren Unternehmen sind eventuell nicht mehr auf dem neuesten Stand und sollten keine überdurchschnittlichen Ergebnisse liefern.
Zweitens: Trump, der einen Großteil seines Vermögens geerbt hat, wird von Menschen eingeschüchtert, die viel reicher sind als er, die Wert geschaffen oder etwas von Grund auf neu aufgebaut haben. So hält er sich von den Bauherren oder Vermögensschaffenden fern, die ihm das Gefühl geben, nicht auf gleicher Höhe zu sein.
Drittens: Ein dummer Zufall, der sich früher oder später korrigieren wird.

Ganz egal, was kommt, Ritholtz will jedenfalls auch über die Performance-Ergebnisse im dritten Jahr der Trump-Präsidentschaft berichten. Schon jetzt verspricht er dafür auch nach dem dritten Jahr wieder neue überraschende Resultate.

Der Trump-Faktor – relative Ein-Jahres-Performance des Oligarchen-Index und des Drain-the-Swamp-Index

oligar

Quellen: ritholtz.com, Bloomberg, *100 = 10.01.2018

Zusammensetzung der Indizes:
The Oligarch Index besteht aus Colony Capital Inc., CoreCivic Inc., Exxon Mobil Corp., Facebook Inc., Ford Motor Co., Goldman Sachs Group Inc., JPMorgan Chase & Co., PayPal Holdings Inc., Sprint Corp., SoftBank Group Corp.und United Technologies Corp.

The Drain the Swamp Index setzt sich zusammen aus Amazon.Com Inc., Boeing Co., General Motors Co., Kellogg Co., Lockheed Martin Corp., Macy’s Inc., New York Times Co., PepsiCo Inc., Rexnord Corp., Tesla Motors Inc., Time Warner Inc., T-Mobile US Inc., Toyota Motor Corp. and Twitter Inc. und Constellation Brands Inc.
Bildherkunft: Fotolia: #244581377