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Value-Aktie Deutsche Post: 4,5 % Dividendenrendite mit wachsender Tendenz

aktien + Gereon Dregger 1.403 Leser

Der Post- und Logistiksektor nimmt eine kritische Rolle in der globalen Weltwirtschaft ein. Er stellt sicher, dass Güter, Pakete und Lieferungen schnell zugestellt werden. Die Deutsche Post ist als weltweit tätiges Unternehmen bekannt und führt den Versandsektor gemeinsam mit den amerikanischen Wettbewerbern FedEx und UPS an. Mit 590.000 Mitarbeitern handelt es sich um einen der größten privaten Arbeitgeber. Es werden derartig viele Beschäftigte benötigt, da allein in Deutschland jährlich mehrere Milliarden Pakete versendet werden. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Kunden immer weiter an. Der Versand soll zügig geschehen und am besten eine Vielzahl an Zustellungsoptionen bieten. Hierfür wird ein umfangreiches Logistiknetzwerk benötigt, welches die Deutsche Post international aufgebaut hat. Da der Konzern dieses Geschäft profitabel führt und Gewinne an Aktionäre ausschüttet, hat sich die Aktie an der Börse einen Namen als Dividendentitel gemacht. Trotzdem mussten Anleger in der Vergangenheit nicht komplett auf Kursgewinne verzichten: In den letzten 10 Jahren konnte man durchschnittlich 8 % Rendite pro Jahr erzielen. Einen wahrhaftigen Booster haben diese Metriken durch die Coronapandemie erfahren, welche einen Boom im Online-Handel ausgelöst hat. Die Deutsche Post hat als eines der führenden Versandunternehmen maßgeblich profitiert. Anstatt wie gewohnt niedrige einstellige Wachstumsraten zu erzielen, wurden in den Jahren seit der Pandemie zweistelliges Wachstum geliefert. Dennoch herrscht große Skepsis gegenüber der weiteren operativen Entwicklung. Als Resultat ist die Preissetzung der Aktie vorteilhaft. Besteht nun eine Einstiegsgelegenheit bei dem Dividendentitel?

Wettbewerbsvorteile durch globales Netzwerk: Weltweite Lieferungen in zwei Tagen

Die Deutsche Post erzielt Erträge durch ein breites Angebotsspektrum, welches sich in verschiedene Sparten unterteilen lässt. Von besonderer Bedeutung ist das Segment „Express“, welches 29 % zum Konzernumsatz beiträgt. Das Ziel der enthaltenen Serviceangebote konzentriert sich auf die weltweite, schnelle Express-Zustellung von Waren und Dokumenten. Insbesondere für Unternehmen, die zeitkritische Lieferungen benötigen, ist das von Bedeutung. Beispielsweise nehmen Firmen den Dienst häufig in Anspruch, um Verträge oder benötigte Ersatzteile schnell zu liefern. Ebenso wird der Express-Bereich von Unternehmen des Medizinsektors genutzt, da hier regelmäßig Proben mit geringer Haltbarkeit verschickt werden müssen. Wie lange der Versand braucht, hängt von der Entfernung ab. Im deutschen Inland finden Zustellungen bereits am nächsten Werktag statt. Ebenso verhält es sich bei Sendungen in andere europäische Länder. Weiterhin sind auch Expresszustellungen auf andere Kontinente möglich. Dank einer Flottenausstattung von 320 Flugzeugen können Pakete in nur zwei Tagen nach Afrika oder Asien versendet werden. Insgesamt bietet das Unternehmen diesen Dienst für 220 Länder an.

Doch bis ein Paket aus Deutschland bei einer speziellen Adresse auf einem anderen Kontinent ankommt, sind viele koordinierte Zwischenschritte nötig. Möglich ist das nur durch das mächtige globale Expressnetzwerk der Deutschen Post, welches 112.000 Geschäftsstellen umfasst. An jeder können entsprechende Sendungen abgegeben oder angenommen werden. Der reibungslose Ablauf an den verschiedenen Knotenpunkten wird durch die 120.000 Beschäftigten des Express-Bereichs gesichert. Die Folge dieser gigantischen Maschinerie ist eine hohe Qualität der angebotenen Dienstleistungen. Neben dem schnellen Versand kann ebenfalls zwischen einem breiten Spektrum an Zustellungsoptionen gewählt werden. Unternehmen können Lieferungen so an die Umstände oder etwaige Wünsche der Kunden anpassen. Die umfassende Gebietabdeckung erlaubt zudem, dass auch entlegene Regionen rasch beliefert werden können. Hieraus ergibt sich ein wichtiger Wettbewerbsvorteil für den Konzern, da es kaum möglich ist, dieses Netzwerk nachzuahmen. Als Resultat sind die Einstiegsbarrieren der Branche sehr hoch. Gleichzeitig ist die Deutsche Post aufgrund der anerkannten Marke in der Lage, ein Premium für seine Dienstleistungen zu verlangen. Die Nachfrage kam zuletzt vermehrt aus Entwicklungs- und Schwellenländern. Der steigende Wohlstand in Nationen wie Indien führt zu einem erhöhten Interesse an Expresszustellungen. Das Segment konnte folglich in den letzten Jahren deutlich wachsen.

200 Frachtterminals für den Versand von großen Gütermengen

Im Kontrast zum Express-Segment bietet die Sparte "Global Forwarding, Freight" die Transportierung großer Frachtmengen an und ist mit einem Umsatzanteil von 30 % der zweitgrößte Bereich des Unternehmens. Dabei werden Dienstleistungen wie die Organisation und der Transport von Luft-, See- und Landfracht angeboten. Um große Gütermengen an Häfen oder anderen Knotenpunkten effizient zu verladen, verfügt der Konzern über 200 eigene Frachtterminals. Diese ermöglichen beispielsweise das Beladen von Schiffen mit Containern. Doch das Angebot der Deutschen Post beschränkt sich nicht auf die Verladung und den Transport der Ware, sondern erstreckt sich ebenfalls über die Prozesse, die drumherum stattfinden. Beispielsweise spielt die Lagerung der Güter eine wichtige Rolle, wofür die Deutsche Post passende Lagerstätten anbietet. Der Konzern kann dem Kunden durch diverse Dienstleistungen zudem viele der Umstände abnehmen, die vor dem Transport anfallen. Hierzu zählt das kundenspezifische Verpacken der Fracht sowie Unterstützung bei der Zollabfertigung. Das Fachpersonal kann Unternehmen hierbei zu zollrechtlichen Fragen beraten, Formalitäten abwickeln und Dokumentationen der Ware bereitstellen. Durch die Kombination dieser Maßnahmen werden die Prozesse für Kunden, die große Frachtmengen versenden möchten, effizient und kosteneffektiv gestaltet.

Gerade beim In- und Export von Gütern spielt die Organisation der Lieferkette eine entscheidende Rolle, um einen effizienten und planbaren Ablauf zu schaffen. Die Disruption der globalen Lieferketten in den vergangenen zwei Jahren hat die Bedeutung unterstrichen. Die Deutsche Post bietet zu diesem Zwecke Lösungen an, welche die Planung, Überwachung, Lagerung und Auslieferung der Ware umfassen. An den Standorten, wo man die entsprechende Organisation für Unternehmen übernimmt, setzt der Konzern moderne Technologien ein. Hierfür zählen über 2000 kollaborative Roboter sowie 25.000 Smart Wearables, die der Überwachung und Datenanalyse dienen. Sie erfüllen den Zweck, die Lieferkette agiler zu gestalten und somit reaktionsfähiger zu sein. Die Supply-Chain-Sparte des Unternehmens ist, gemessen an der Ertragsentwicklung der letzten Jahre, undynamisch. Es war das einzige Segment, das durch die Coronapandemie wirklich negativ beeinflusst wurde. Umsatz- und Gewinnentwicklung haben sich 2020 deutlich im Negativen bewegt. Seitdem kam es jedoch zu einer Erholung der Ertragslage.

Briefgeschäft im Verfall – E-Commerce im Aufstieg

 Auch das ursprüngliche deutsche Postgeschäft, welches unter dem Namen „Post & Paket Deutschland“ läuft, spielt weiterhin eine wichtige Rolle und ist für 17 % des Gesamtumsatzes verantwortlich. Es handelt sich um das Segment, für welches der Konzern in Deutschland bekannt ist. Mit einem flächendeckenden Brief- und Paketnetz wird die Abwicklung der alltäglichen Versandaktivitäten angeboten. Unternehmen werden bei allen Schritten des Versandes inklusive des Retourenmanagements unterstützt. Der zunehmende Anteil des Online-Handels, der zu ansteigenden Paketmengen führt, ist ein bedeutender Wachstumstreiber des Segments. Hierfür hat der Konzern seine Kapazitäten regelmäßig ausgebaut und das Netzwerk um Zusteller und Paketshops erweitert. Außerdem investiert die Deutsche Post in automatisierte Sortieranlagen, um den Versandprozess zu optimieren. Das Briefgeschäft dagegen, welches Teil des Segments ist, hat aufgrund von Digitalisierung in den letzten Jahren immens an Bedeutung verloren. Es befindet sich eindeutig in einem Verfallsprozess. Der prozentuale Beitrag zum Umsatz fällt kontinuierlich und belief sich zuletzt auf 10 %. Im Kontrast dazu hat die Deutsche Post in anderen Segmenten, durch die Verknüpfung mit E-Commerce, für erhöhtes Momentum gesorgt. Das umfasst die Bereiche Express, Supply Chain und der deutsche Paketversand. Die Kombination der E-Commerce-gebundenen Sparten trägt mit einer zunehmenden Tendenz 64 % zum Umsatz bei. Damit einhergehend hat der Konzern ein eigenes Segment, das den Namen „eCommerce Solutions“ trägt und speziell darauf ausgerichtet ist, den E-Commerce-Bereich durch Dienstleistungen zu unterstützen. Dieses ist noch klein, jedoch hat das Unternehmen hier zwischen 2019 und 2021 etwa 20 % Umsatzwachstum pro Jahr erzielt, während das EBIT jeweils um mehr als 100 % gewachsen ist. Ein vorrangiger Grund ist, dass der Bereich besonders von der Pandemie profitiert hat.

Ist der Coronapandemie-bedingte Boom im Online-Versand nachhaltig?

Aufgrund des enormen Anstiegs im Online-Versand hat das Paketvolumen während der Coronapandemie beträchtlich zugelegt. Unternehmen und Verbraucher waren mehr als jemals zuvor auf Lieferdienste angewiesen. Hinzukommend waren Firmen dazu gezwungen, ihre Online-Präsenz maßgeblich auszuweiten, um Kunden zu erreichen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Online-Versandhäuser wie Zalando oder Hello-Fresh haben gigantisches Kaufinteresse erfahren. Aufgrund der führenden Marktstellung befand sich die Deutsche Post in der passenden Lage, um mithilfe dieser Dynamiken rekordmäßige Erträge erzielen. Der Umsatz des Konzerns machte im Jahr 2021 einen Sprung um über 22 %. Ein wirklicher Ausreißer, wenn man beachtet, dass das Geschäft in den vorigen Jahren im niedrigen einstelligen Bereich gewachsen ist. Auch die Gewinnmargen konnten deutlich verbessert werden. Viele Marktteilnehmer haben dagegen hinterfragt, ob dieses hohe Niveau ebenfalls nach Ende der Pandemie aufrecht erhalten bleiben könnte. Denn die Geschichte hätte gezeigt, dass derartige externe Einflüsse nur selten nachhaltig seien. Bullische Marktteilnehmer dagegen argumentierten, dass sich die Menschen ähnlich wie an das Homeoffice ebenfalls an den Online-Versand gewöhnt hätten. Dass eine gewisse Normalisierung stattfinden würde, war von Beginn an klar und wurde offen von dem Management kommuniziert. Jedoch besteht nach wie vor Unsicherheit bezüglich des Ausmaßes. Die Bewertung der Aktie reflektiert die Skepsis vieler Marktteilnehmer. Denn sie ist mit einem KGV23e von 12,6 und einem KUV23e von 0,6 günstig bewertet. Auch wenn man die Bewertung in den historischen Kontext setzt, fällt die vorteilhafte Preissetzung auf.

Fair-Value-Umsatz (3-Jahre). Quelle: Aktie.traderfox.com

Ein weiterer Verursacher der günstigen Bewertung könnte in der konjunktursensiblen Natur des Logistikgeschäftes liegen. Viele tun sich aufgrund von Rezessionssorgen schwer, in entsprechende Werte zu investieren. Trotz der zyklischen Natur des Geschäftes hat die Aktie aufgrund der Dividende auch defensive Eigenschaften. Inzwischen liegt die Dividendenrendite bei 4,5 %, wobei die Kontinuität 13 Jahre beträgt. Der Fokus des Managements ist darauf gerichtet, weitere Dividendenerhöhungen umzusetzen. In der letzten Dekade wurde sie im Durchschnitt um 10 % pro Jahr angehoben. Es ist damit zu rechnen, dass sich diese steigende Tendenz fortsetzen wird. Da der Konzern eine stabile finanzielle Situation in Kombination mit einer soliden Bilanz hat, ist die Dividende abseits von Extremevents auch robust. Im TraderFox-Dividenden-Check erhält die Aktie 13 von 15 Punkten.

Ergebnis für 2022 solide ausgefallen – Aktienrückkaufprogramm ausgeweitet

In Bezug auf den weiteren Verlauf der Ertragsnormalisierung waren Marktteilnehmer gespannt, welche Impulse die Deutsche Post in den Ergebnissen zum Geschäftsjahr 2022 setzen würde. Diese wurden am 9. März vorgelegt und sind solide ausgefallen. 2022 war demnach ein Rekordjahr, wobei der Konzernumsatz um 15,5 % auf 94,4 Mrd. Euro gestiegen ist. Positive Währungseffekte haben hierzu einen Beitrag von knapp 3 Mrd. Euro geleistet. Gleichzeitig legte das operative Ergebnis um knapp 6 % zu und notierte bei 8,4 Mrd. Euro. Dem Management zufolge war man vor allem deswegen erneut so erfolgreich, da man dank der flexiblen Strukturen in der Lage war, diverse Unternehmensbereiche intensiver kooperieren zu lassen. Hierdurch war eine effiziente Auslastung der Kapazitäten möglich. Zudem sind die Umsätze aufgrund der verschiedenen Geschäftsaktivitäten weitestgehend gestreut, wodurch Schwäche leichter ausgeglichen werden kann. Auch Preisanhebungen haben eine Rolle gespielt und wurden in verschiedenen Sparten umgesetzt. Geografisch betrachtet hat das Auslandsgeschäft den größten Anteil am Wachstum geliefert. Aufgrund des rekordmäßigen Ertrages hat das Management vorgeschlagen, die Dividende von 1,80 auf 1,85 Euro pro Aktie zu erhöhen. Viele Anleger hatten mit mehr gehofft. Erfreulich war dagegen die Nachricht, dass man eine Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms vornehmen möchte. Dieses soll nun um 1 Mrd. Euro aufgestockt werden, sodass es sich bis 2024 auf 3 Mrd. USD belaufen dürfte. Gegen Ende des Jahres 2022 wurden im Zuge des Programms bereits Aktien im Wert von etwa 1 Mrd. Euro zurückgekauft. Dementsprechend verbleiben noch 2 Mrd. Euro, welche bis Ende 2024 genutzt werden können. Ausgehend von dem bestehenden Börsenwert von knapp 50 Mrd. Euro könnte die Deutsche Post so etwa weitere 4 % der Aktien erwerben.

Bei genauerer Betrachtung der einzelnen Segmente sieht man, dass der Normalisierungsprozess unterschiedlich stark ausgefallen ist. In der Express-Sparte kam es im Gesamtjahr zu einem Umsatzwachstum von 13,9 %. Ein wichtiger Treiber waren Treibstoffzuschläge, die das Unternehmen aufgrund der gestiegenen Energiekosten für die Flüge verlangt hatte.  Trotzdem ist das EBIT mit minus 4,6 % schwächer ausgefallen und reflektiert die rückläufigen Volumina. Gegen Jahresende zeigte sich die Verlangsamung dann auch beim Umsatz, wobei das Wachstum im 4. Quartal noch 2,5 % betrug. Die beste operative Entwicklung kam von dem „Global Forwarding, Freight“ Segment. Der erzielte Umsatzanstieg belief sich auf 32 %, während das EBIT um 77 % gesteigert wurde. Das sehr hohe Frachtratenniveau hat hierzu maßgeblich beigetragen, wobei dieses zuletzt merkbar zurückgekommen ist. Erfreulich war die Entwicklung in dem Supply-Chain-Bereich, wo der Umsatz um 18,5 % gesteigert wurde. Konträr zu der Express-Sparte hat sich das Wachstum hier im 4. Quartal weiter beschleunigt. Außerdem hat sich die E-Commerce-Sparte stabilisiert und befindet sich in einer Konsolidierungsphase. Das Management rechnet damit, dass sich das Wachstum des Segments in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Des Weiteren hat Post & Paket Deutschland ein negatives Umsatzwachstum von minus 3,8 % offenbart und ist damit der einzige schrumpfende Bereich. Die abnehmenden Volumina im Briefgeschäft sowie rückläufige Paketmengen spielen hierbei eine Kernrolle.

B2C-Trend ist weiterhin intakt und stellt mittelfristigen Wachstumstreiber dar

Außerdem ist es auffällig, dass das B2C (Business to Consumer) Volumen trotz Rückgängen noch merkbar über dem Niveau von 2019 liegt. Dies reflektiert einen entscheidenden Umstand: Der Anteil des E-Commerce am Einzelhandelsverkauf befindet sich immer noch auf einem gehobenen Level und ist somit nicht nur ein vorübergehendes Pandemie-Phänomen gewesen. Die Deutsche Post untermauert diese Annahme durch die Prognose, dass B2C zu mittel- bis hohen einstelligen Wachstumsraten zurückkehren wird, sobald die Konsumentenausgaben wieder ansteigen. Das fallende Volumen findet nämlich nicht nur im B2C-Bereich statt, sondern ist ein derzeit gewöhnliches Phänomen im Einzelhandelssektor. Demnach reflektiert der zuletzt stattgefundene Rückgang primär makroökonomischen Gegenwind und stellt keinen nachhaltigen Trendwechsel dar. Die Dynamik in Richtung B2C wird folglich mittelfristig aufrechterhalten bleiben und einen wichtigen Treiber für das Volumenwachstum darstellen. Diverse Studien von Marktforschungsinstituten sehen ähnliche Wachstumsperspektiven für B2C. Getrieben von einer zunehmenden Verfügbarkeit zu Internet und Smartphones dürfte der globale B2C-E-Commerce-Markt mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von etwa 9 % wachsen. Die Hauptursache für die weitreichende Adaption liegt demnach in der hohen Bequemlichkeit. Gerade durch den hohen Umfang an Zustellungsoptionen, kombiniert mit möglichen Expresslieferungen, ist es eine deutlich komfortablere und zeitschonendere Variante, online zu bestellen.

Quelle: Deutsche Post / Investor Presentation (Q4)

Weitere Geschäftsabkühlung in diesem Jahr erwartet – Mittelfristiges Wachstum angepeilt

Mit Blick auf dieses Jahr ist laut dem Unternehmen mit einer weiteren Abkühlung der Geschäftsdynamik zu rechnen. Wie stark diese ausfallen wird, hänge von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Im Jahr 2023 möchte man demnach ein EBIT zwischen 6 und 7 Mrd. Euro erzielen. Im Jahr 2022 lag es dagegen bei 8,4 Mrd. Euro. Sollte eine V-förmige Erholung der wirtschaftlichen Dynamik eintreten, dürfte man das obere Ende der Prognosespanne von 7 Mrd. Euro erreichen. Bei einer langsameren U-förmigen Erholung, die erst gegen Ende des Jahres einsetzt, wären es 6,5 Mrd. Euro. Bei einem kompletten Ausbleiben einer Erholung dagegen dürfte das untere Ende der Spanne von 6 Mrd. Euro zutreffen. Obwohl die Deutsche Post aufgrund der wirtschaftlichen Sensitivität als eine der ersten Unternehmen Veränderungen in der wirtschaftlichen Dynamik merkt, ist es für den Konzern kaum abschätzbar, wie sich die Situation weiterentwickeln wird. Die Abhängigkeit von externen Faktoren wie Inflationsentwicklung und Notenbankpolitik ist in diesem Fall zu groß. Unabhängig von der kurzfristigen Entwicklung ist für die Deutsche Post jedoch eines klar: Mittelfristig möchte man an die Niveaus des letzten Jahres wieder herankommen und weiteres Wachstum erreichen. Konkret hat man das Ziel formuliert, im Jahr 2025 erneut ein EBIT von über 8 Mrd. Euro zu erwirtschaften. Damit einhergehend zeigte sich der CEO optimistisch und sprach von besten Voraussetzungen für weiteres Wachstum in den nächsten Jahren. Insgesamt lässt sich also sagen, dass die explosive Entwicklung, welche die Deutsche Post während der Pandemie erfahren hat, vorüber ist, gleichzeitig aber ein guter Teil des gewonnenen Neugeschäfts bestehen bleiben wird. Mittelfristig ist mit moderaten Wachstumsraten zu rechnen.

Fazit   

Die Deutsche Post ist ein gut geführtes Unternehmen, welches eine starke Marktstellung aufgebaut hat. Das ausgeprägte globale Netzwerk des Konzerns ist kaum nachahmbar. Nachdem die Deutsche Post maßgeblich von der Pandemie profitiert hat, kam es zuletzt zu einer Abkühlung der Geschäftsdynamik. Diese wird sich auch in diesem Jahr weiter fortsetzen. Mittelfristig wird man bei dem Dividendentitel dennoch vermutlich nicht vollständig auf Wachstum verzichten müssen. Ein elementarer Wachstumstreiber ist hierbei die digitale E-Commerce-Ausrichtung. Trotz eines zuletzt stattgefundenen Rückgangs bei den Volumenzahlen hat sich gezeigt, dass der langfristige Trend hin zu B2C intakt ist. Aufgrund der günstigen Bewertung in Kombination mit der Dividendenrendite bietet die Aktie eine gute Ausgangslage. Auf der anderen Seite gilt es die Gefahr eines starken wirtschaftlichen Rückganges abzuschätzen. Dieses Risiko scheint ebenfalls ein vorrangiger Grund, warum viele Marktteilnehmer der Aktie gegenüber skeptisch sind. Unabhängig von der kurzfristigen Entwicklung bieten derzeitige Kurse jedoch ein interessantes Ausgangsniveau für eine langfristige Positionierung. Das Chance-Risiko Verhältnis wird dadurch charakterisiert, dass man im Basisszenario eine 4,5 %-ige Dividende kassieren kann, wobei im Optimalfall ebenfalls Kursgewinne obendrauf kommen könnten. Nur wenn die Wirtschaft noch einen deutlichen Abschwung erlebt, wäre mit größeren Kursverlusten zu rechnen. 

 

Viele Grüße

Gereon Dregger.