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Warum der IPO von Porsche zu einer Neubewertung der VW Aktie führen kann? Value Schnäppchen mit IPO Fantasie setzt Vermögenswerte frei?

Aktienanalysen Michael Seibold 3.922 Leser

Liebe Leser,

der Krieg in der Ukraine hat bei uns allen Spuren hinterlassen und wir alle wissen nicht, wie schlimm es noch werden wird. Aber eines konnte wir an der Börse wieder einmal lernen: Kaufe nie Aktien zu Bewertungen mit den höchsten KUV-Multiples (Kurs-Umsatz-Verhältnissen). Einfaches Beispiel ist die Aktie von Zoom Video Communications. Noch im Oktober 2021 bildete die Aktie bei 588 USD ein Allzeithoch, das KUV lag bei stolzen 62 für das Jahr 2021. Jetzt für das Jahr 2022 liegt das KUV bei 9 und das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) bei rund 27. Wachstumsaktien mit hohen KUVs (sogenannte KUV-Monster) sind bereits im Vorfeld des Krieges seit Mitte November stark gefallen. An deren Geschäftsmodell hat sich kaum etwas geändert, aber die Bewertungen kommen jetzt nach dem Prinzip der Regression zur Mitte auf ein faires Niveau zurück. Und so ist es auch bei Zoom. Das Geschäftsmodell überzeugt nach wie vor, wenn auch das Wachstum nicht mehr so rasant sein kann wie am Höhepunkt der Corona Pandemie.

Heute möchte ich mich auf einen Value Titel aus der Automobilbranche konzentrieren, der meiner Ansicht nach genau jetzt sehr spannend ist. Es handelt sich um den VW-Konzern und im speziellen möchte ich auf den möglichen IPO von Porsche eingehen, der voraussichtlich in Q4 im Jahr 2022 geplant ist. Welche Chance ich aufgrund des Börsengangs der Porsche AG sehe und wie man als Anleger davon profitieren kann, soll in diesem Beitrag näher beleuchtet werden. Wichtig zu verstehen ist die Differenzierung zwischen der Porsche Automobil Holding SE, die bereits an der Börse ist, und der Porsche AG, die entweder über ein IPO oder ein Spin-off erst an die Börse gelangen wird. Die Porsche SE hält insgesamt 53,3 Prozent der Stammaktien von VW, wie in untenstehender Grafik zu erkennen ist:

 

Quelle: Geschäftsbericht Porsche SE 2021

Vorstand und Aufsichtsrat haben am 24.02.2022 eine Eckpunktevereinbarung abgeschlossen und konkret bekannt gegeben, wie ein möglicher Börsengang aussehen soll. Mitarbeiter, Aktionäre und natürlich der Konzern selbst sollen profitieren. Die Porsche Automobil Holding SE, die einen Anteil von 53,3 Prozent an den Stammaktien und 31,4 Prozent am gezeichneten Kapital hält, soll 25 Prozent plus eine Aktie der Stammaktien an der Porsche AG erwerben. Volkswagen plant außerdem eine Platzierung der Vorzugsaktien bis zu 25 Prozent. Man möchte das Grundkapital der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG in Vorzugs- und Stammaktien unterteilen.

Der Börsengang würde den Wert des Unternehmens für die Volkswagen-Aktionäre sichtbar steigern und damit auch für die Porsche AG mehr unternehmerische Freiheiten bieten. Aktionäre sollen eine Sonderdividende von 49 Prozent der Gesamtbruttoerlöse erhalten. Ein weiterer Teil soll über eine Mitarbeiterbeteiligung an die Beschäftigten der Volkswagen AG ausgeschüttet werden. Den Rest möchte man für die Transformation von Volkswagen zum vertikal integrierten Mobilitätskonzern und führenden Anbieter emissionsfreier Mobilität investieren.

Grundsätzlich gibt es mehrere Gründe für einen Börsengang von Porsche:

Die Eigentümerfamilie Piëch und Porsche, die ihre Anteile am VW-Konzern in der Holding gebündelt haben, möchte wieder direkt einen Anteil der Porsche AG haben und kann dadurch mehr eine direktere Kontrolle darüber ausüben. Volkswagen braucht auf der anderen Seite Geld für die Elektromobilitätsoffensive. Grundsätzlich dürfte eine Abspaltung von Porsche auch die Unterbewertung der Volkswagen AG besser aufzeigen und zu einer Gesamtwerterhöhung führen. Bewertungstechnisch könnte allein die Porsche AG an der Börse zwischen 60 und 90 Mrd. Euro wert sein. Die Volkswagen weist derzeit nur eine Marktkapitalisierung von 94 Mrd. Euro auf.

Beim Scoring-System „F-Score“, das auf den Professor Joseph Piotroski der Stanford University zurückgeht, erhält die Volkswagen AG Aktie 8 von 9 möglichen Punkte. Bei diesem Scoring System werden günstig bewertete Aktien einer Sicherheitsprüfung unterzogen. Hauptsächlich wendet man den F-Score bei Aktien mit niedrigem Kurs-Buchwert-Verhältnis (high book-to-market-value) an und sortiert dann diejenigen Aktien mit der höchsten Qualität heraus. Zudem erhält man bei VW eine Dividendenrendite von aktuell 4,9 Prozent.

 

Quelle: Piotroski F-Score im Aktien Terminal von TraderFox

Wie kann man vom IPO der Porsche AG profitieren?

Porsche konnte in den letzten 10 Jahren beim Umsatz mit 12 Prozent p.a. durchschnittlich wachsen, während der gesamte Automobilabsatz eher stagniert. Porsche ist eine starke Marke und wie ein Luxusgut zu bewerten. Porsches operativer Gewinn stieg mit rund 10 Prozent p.a. in den letzten 10 Jahren. Die operative Marge lag selbst inmitten der Coronapandemie 2020 noch bei 14,6 Prozent. Die Elektromobilität hat viel Potential, die Margen weiter zu steigern. Der Elektroautoanteil liegt schon bei über 10 Prozent. Bis 2025 soll der E-Auto-Anteil auf über 40 Prozent ansteigen und damit deutlich höher liegen als der Gesamtmarkt.

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten, um vom IPO der Porsche AG zu profitieren. Die erste Möglichkeit ist das IPO der Porsche AG Aktie direkt zu zeichnen und damit direkt in Porsche als Automobilhersteller zu investieren. Hier partizipierst du zu 100 Prozent von der Zukunft der Porsche AG.

Zweitens kannst du dich bereits jetzt an der Porsche Holding SE beteiligen, die schon an der Börse gehandelt wird. Aktuell hält die Porsche Holding SE 53,3 Prozent der Volkswagen-Stammaktien und noch ein paar kleinere Beteiligungen an Automobil-Startups. Durch den Erwerb von 25 Prozent plus einer Aktie möchte man wieder direkten Einfluss auf die Automarke Porsche haben. Um den Kauf zu finanzieren, müsste man dann womöglich einen Anteil an VW verkaufen.

Dritte Option ist der Kauf der Volkswagen AG, die aktuell 100 Prozent der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG hält. Hier profitierst du zum einen an der möglichen Kursentwicklung nach dem IPO, da Volkswagen auch langfristig plant, Anteile von Porsche zu halten. Außerdem fließt dem Unternehmen direkt eine zweistellige Milliardensumme durch den IPO zu. Da Volkswagen nur mit derzeit 94 Mrd. Euro bewertet wird und Porsche womöglich zwischen 60 und 90 Mrd. Euro wert sein sollte, bekommst du die restlichen Automarken von Volkswagen wie Audi, Seat, Lamborghini, Bugatti, Bentley, Skoda, Volkswagen usw. fast geschenkt mit dazu. Ich habe mich bereits an den Vorzugsaktien von VW beteiligt, da diese rund 29 Prozent billiger als die Stammaktien sind und eine höhere Dividende aufweisen.

Fazit

Volkswagen ist mit einem 5er KGV für 2022 ein absolutes Value Schnäppchen. Mit einer Beteiligung an der Volkswagen AG ist man automatisch durch viele starke Automarken bestens diversifiziert. Mit dem Porsche Börsengang wird ein Juwel hervorgebracht und dadurch die Vermögenswerte deutlich angehoben. Außerdem soll es zusätzlich zu der schon hohen Dividendenrendite von 4,9 Prozent noch zusätzlich eine Sonderdividende bei erfolgreichem Börsengang geben. Meine Einschätzung sieht allein aufgrund des IPOs ein Kurspotential von 50 Prozent in den nächsten 12 Monaten.

Liebe Anleger, liebe Trader,

ich wünsche Euch noch viele erfolgreiche Investments.

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold

Aufklärung über Eigenpositionen: Michael Seibold hält Aktien von Volkswagen AG Vz.

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Bildherkunft: https://unsplash.com/photos/BmksdGwP6yk