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Wie diese zwei Dividendenwerte vom 2 Billionen Dollar Infrastrukturprogramm profitieren könnten?

Kommentare Michael Seibold 3.853 Leser

In den USA hatte Trump bei seinem Antritt ein Infrastrukturprogramm in Aussicht gestellt. Jetzt scheint die Zeit gekommen zu sein, dass dieses aufgelegt wird. Auf Twitter hat Trump bereits gepostet, dass die Zinsen für die Finanzierung bei Null angekommen seien. Es solle „sehr groß und mutig“ sein. Im Raum steht eine Zahl von ca. zwei Billionen Dollar. Die sogenannte „Phase 4“ eines Stimulus ist exakt die Bezeichnung für die angedachten nächsten Maßnahmen des Kongresses gegen die Coronavirus-Pandemie. Erst am 31. März postete Donald J. Trump auf Twitter: “With interest rates for the United States being at ZERO, this is the time to do our decades long awaited Infrastructure Bill. It should be VERY BIG & BOLD, Two Trillion Dollars, and be focused solely on jobs and rebuilding the once great infrastructure of our Country! Phase 4.“

Es geht konkret um die Schaffung von Arbeitsplätzen und den Wiederaufbau der einst so großen Infrastruktur des Landes. Donald Trump wird, wenn er wiedergewählt werden möchte, allein am Laufen der US-Wirtschaft gemessen. Dafür muss die Arbeitslosenquote wieder sinken und die US-Wirtschaft wieder wachsen. Dies geht nur mit großen Konjunkturpaketen einher. Dabei muss die aggregierte Nachfragekurve wiederhergestellt werden. Trump tut alles dafür, damit dies passiert. Konkret beinhaltet das zwei Billionen Dollar Infrastrukturpaket die Renovierung und den Ausbau von Straßen, Brücken, Flughäfen, Breitbandausbau und Wasserwegen. US-Finanzminister Steven Mnuchin hat in einer Presskonferenz nochmals bestätigt, dass man jetzt den Fokus drauf richten wird. Trump sieht durch den dramatischen Absturz auf dem Arbeitsmarkt seine Wiederwahl gefährdet. Allein 22 Millionen neue Arbeitslose kamen innerhalb nur eines Monats hinzu. Bis Ende Mai wird mit weiteren 20 Millionen gerechnet. Er kann also nur versuchen, mit neuen Konjunkturpaketen die Wirtschaft am Laufen zu halten.

Auch der prominente Hedgefonds-Manager Bill Ackmann hat Trump aufgefordert, das größte Infrastrukturprogramm aller Zeiten aufzulegen, um den wirtschaftlichen Schaden der Pandemie so gering wie möglich zu halten. Er machte dies neben niedrigen Zinsen noch an den gefallenen Rohstoffpreisen und sinkenden Lohnkosten fest. Natürlich sind die Forderungen von Ackmann nicht ganz uneigennützig, so hat sein Pershing Square Hedgefonds seinen Anteil an dem großen Immobilienentwickler Howard Hughes erst um 500 Millionen Dollar erhöht.

Wie können wir als Anleger profitieren?

Wie können wir nun als Anleger davon profitieren? Wir suchen uns Unternehmen aus der Baubranche, die einen hohen Anteil ihres Umsatzes in Nordamerika erwirtschaften. Bei Aktien aus der Baubranche handelt es sich um Zykliker. Bei diesen Aktien werden wir keine großartige Rendite erzielen, wenn wir diese über einen Zehnjahreszeitraum oder noch länger halten. Hier geht es darum, eine mögliche Bodenbildung aufzugreifen, Signale zu erkennen, die ein Wiederaufflammen der Baubranche zeigen und diese konsequent als Aktionär zu nutzen

1. Hochtief

Der erste Kandidat, den ich aufgreifen möchte, ist die in Essen ansässige Holdinggesellschaft Hochtief AG (WKN: 607000) Warum? Rund 60 Prozent der Erlöse werden in Amerika erzielt, dort liegt der Schwerpunkt auf dem Infrastruktur- und Hochbau.

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Quelle: Unternehmenshomepage Hochtief

Segmente

Die Verkehrsinfrastruktur wird ebenfalls abgedeckt. Über seine Tochtergesellschaften bietet Hochtief Bau- und Tiefbauprojekte für den Transport-, Energie- und städtische Infrastruktur sowie den Bergbau an. Insgesamt wird die Holding in drei Geschäftsbereichen untergliedert.

Hochtief Americas koordiniert die Bauaktivitäten in den USA, Kanada und Brasilien. Hochtief Asia Pacific umfasst Bauaktivitäten in Asien und Australien mit Bau-, Infrastruktur- und Contract-Mining-Projekten und Hochtief Europa führt Bauprojekte in Europa durch und wählt weltweit Regionen mit Immobilien- und Transportinfrastruktur wie Tunnels, Brücken, Flughäfen usw. aus. Mit ca. 53.000 Mitarbeiten und Umsatzerlösen im Jahr 2019 von rund 26 Mrd. Euro ist Hochtief ein Konzern weltweiten Formates. In Australien ist der Konzern mit CIMIC Marktführer, in den USA ist Hochtief über Turner Nummer eins im gewerblichen Hochbau und zählt mit Flatiron zu den wichtigsten Anbietern im Tiefbau (Top 10 im Tief- und Ingenieurbau), vor allem für Verkehrsinfrastruktur. In einer eigenen Hochtief-Division ist das Investment an Albertis Infraestructuras S.A., einem der führenden internationalen Mautstraßenbetreiber, abgebildet. Die Gesellschaft betreibt ein Mautstraßennetz mit mehr als 8600 Kilometern in 15 Ländern, insbesondere in Frankreich, Spanien und Chile. Hochtief ist mit einem Anteil von 20 Prozent beteiligt.

Zahlen 2019

Der operative Konzerngewinn 2019 stieg um 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Außerdem verfügt Hochtief über eine Netto-Cash-Position von 1,6 Mrd. Euro und ist damit gut für das laufende Jahr gerüstet. Der Auftragsbestand von 51,4 Mrd. Euro (+ 9 Prozent) befindet sich auf Allzeithoch.

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Quelle: Unternehmenshomepage Hochtief

Wie sieht es mit dem Ausblick für das Jahr 2020 aus?

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Quelle: Unternehmenshomepage Hochtief

Natürlich wird es aufgrund der Corona-Pandemie zu Einbußen kommen. Aber der Börsenwert von aktuell nur 4,7 Mrd. Euro erscheint im Vergleich zur Nettofinanzkraft von 1,6 Mrd. Euro sehr gering. Auch das KGV ist mittlerweile auf 7 geschrumpft. Momentan behält der Konzern seine Ausschüttung von 5,80 Euro bei. Die Hauptversammlung soll am 28. April stattfinden. Die britische Investmentbank HSBC hat das Kursziel für Hochtief zwar von 159 Euro auf 112 Euro gesenkt, aber die Einstufung nach dem Corona-Crash auf “Buy“ belassen. Das entspricht immer noch einem Potenzial von mehr als 60 Prozent. Eine gesteigerte Ertragskraft, eine solide Bilanz und hoher Cashflow sind wichtige Merkmale, die für ein Engagement in den auf große Infrastrukturprojekte spezialisierten MDAX-Konzern sprechen.

2. HeidelbergCement

Das zweite Unternehmen, das ich aufgreifen möchte, ist der Dax-Konzern HeidelbergCement (WKN: 604700). Der Zementhersteller erwirtschaftet 25 Prozent seiner Erlöse in Nordamerika. HeidelbergCement ist eines der weltweit größten Baustoffunternehmen. Mit der Übernahme des italienischen Zementherstellers Italcementi wurde HeidelbergCement die Nummer eins in der Zuschlagstoffproduktion, die Nummer zwei in der Zementherstellung und die Nummer drei in der Produktion von Transportbeton. In der HeidelbergCement-Unternehmensgruppe arbeiten mehr als 55.000 Mitarbeitern an mehr als 3.000 Produktionsstandorten in mehr als 50 Ländern. Zu den Kernaktivitäten gehört die Herstellung und der Vertrieb von Zement und Zuschlagstoffen, den beiden wesentlichen Rohstoffen für Beton. Insgesamt wird der Konzern in fünf geografische Bereiche eingeteilt. Innerhalb der Konzernbereiche wurden die Aktivitäten in vier Geschäftsbereiche unterteilt. Globale Handelsaktivitäten sind im sechsten Konzernbereich Group Services zusammengefasst.

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Quelle: Unternehmenshomepage HeidelbergCement

Obwohl der Januar witterungsbedingt in der Regel der schlechteste Monat in der Baubranche darstellt, lagen die Umsätze im ersten Monat des Jahres um 13 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Die deutlichsten Umsatzsteigerungen gab es im Straßenbau (+22 Prozent) und in der Dachdeckerei (+19 Prozent). Doch Mitte März hatte der Dax-Konzern wegen der Coronavirus-Pandemie seinen Ausblick ausgesetzt, weil die Lage derzeit zu unsicher erscheint. Die Zeit wird zeigen, wie schwer der Konzern von der Corona-Krise betroffen sein wird. Fest steht jedoch, dass die Nachfrage nach neuen Wohnungen beziehungsweise Renovierungen von Altbeständen unverändert hoch bleibt.

Zahlen

Trotz Pandemie wolle der Baustoffkonzern eine Dividende in der Hauptversammlung am 4. Juni von 2,20 Euro verabschieden. Das wären auf dem aktuellen Niveau knapp 5,5 Prozent Rendite. Bei staatlichen Konjunkturprogrammen fließe traditionell viel Geld in den Sektor. Schauen wir uns die Zahlen aus dem Jahr 2019 aufgeteilt nach Regionen näher an:

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Quelle: Unternehmenshomepage HeidelbergCement

Umsatz stieg 2019 um 4 Prozent auf 18,9 Mrd. Euro. Das Ergebnis des laufenden Geschäftsbetriebs vor Abschreibungen wuchs um rund 16 Prozent auf 3,6 Mrd. Euro. Das Ergebnis je Aktie ohne Einmaleffekte stieg sogar um 23 Prozent auf 6,40 €. Auch die Nettofinanzschulden sinken deutlich um 1,2 Mrd. Euro auf 7,1 Mrd. Euro.

Auch hier hat die britische Investmentbank HSBC das Kursziel von 70 auf 65 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf “Buy“ belassen. Analyst John Fraser-Andrews betonte dabei, dass der Kursverfall großer europäischer Baustoffunternehmen nun ein starkes Aufwärtspotenzial bieten. Selbst in einem Negativ-Szenario erscheinen ihm die meisten Sektorenwerte überverkauft.

Fazit

Die Baubranche dürfte eine der Branchen sein, die von Konjunkturpaketen besonders profitiert. Außerdem denke ich, dass der Großteil der Risiken bereits im Kurs eingepreist ist. Mit Hochtief und HeidelbergCement setzt man auf eine der Branchenführer. Aktuell bietet sich ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis. Versüßt wird dies noch mit einer durch den Kursverfall besonders hohen Dividendenrendite.

Liebe Anleger,

ich wünsche Ihnen weiterhin viele erfolgreiche Investments.

Bis zur nächsten spannenden Story,

Michael Seibold


Bildherkunft: https://unsplash.com/photos/YWV0nKl22tc