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Zwei Top-Werte aus unserer Global Trend Following-Liste USA 1000

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Liquidität ist einer der entscheidenden Treibstoffe für die Aktienbörsen. Liebäugeln die Notenbankenchefs mit Zinserhöhungen, stellt man sich auf Investorenseite mittelfristig auf sinkende Aktienkurse ein. Die Entwicklung des Börsenjahres 2018 darf man mit dem aggressiven Zinserhöhungskurs der US-Notenbank im nach hinein durchaus so bewerten. Seit dem Kurswechsel in den USA lässt sich daher auch eine Art Liquiditätshausse beobachten, denn all das „vom Tisch genommene“ Geld fließt nun zurück an die Aktienmärkte. Beneidenswert aus europäischer Sicht ist dabei die Besorgnis der Amerikaner vor einem deutlich schwächeren Wachstum, denn das Plus soll in diesem Jahr beim BIP nur noch um 1,5 % betragen. In Euroland wäre man froh, wenn man auch so denken könnte, doch schwaches Wachstum bedeutet hier tatsächlich auch nur knapp oberhalb der 0-Linie. Aufgrund von Brexit und Handelsspannungen ist die EZB unverändert auf Expansions- und Niedrigzinskurs. Mario Draghi dürfte damit als der Niedrigzinsnotenbankpräsident in die Geschichte der EZB eingehen. Ab Herbst 2019 wird dann ein neuer Präsident die Geschicke der EZB leiten. Sollten sich bei den genannten ökonomischen Sorgenthemen dann Lösungen ergeben haben, könnten die Notenbanken allerdings die Hebel auch schnell wieder umlegen. US-Volkswirte erwarten für 2020, einem Präsidentschaftswahljahr, ein BIP-Plus von mehr als 3 %. Da inmitten eines Wahljahres nach einem ungeschriebenen Gesetz die Notenbanker selten an der Zinsschraube drehen, bleibt ihnen also nur der Zeitraum zwischen September 2019 und Januar 2020 für eine abermalige Korrektur. Bis dahin könnte sich der jümgst gestartete Aufwärtstrend unter kleineren Schwankungen noch weiter verstärken. Die zwei folgenden Werte aus unserer Global Trend Following-Liste USA 1000 sind dann ob ihrer aktuelle Trendstärke zweifelsfrei dabei.

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(Andreas Wolf nutzt das vorgefertigte Trading-Desk „Global Trend-Following“ in der TraderFox Börsensoftware, um die trendstabilsten Aktien zu identifizieren)

Cadence Design Systems (3-Jahres-Trendstabilität 21,81)

Ohne Halbleiter läuft weder etwas bei Computern noch bei Smartphones oder Elektrofahrzeugen. Die massive Aufrüstung vor allem der gesamten Autoindustrie weltweit in Sachen Elektronik und Robotik ist sicher ein Grund, warum es in der Halbleiterindustrie so gut (und so lange schon) läuft wie kaum zuvor. Das ist nicht nur in den Bilanzen der Halbleiterhersteller und am Philadelphia Semiconductor Index ablesbar, der gerade von einem Allzeithoch zum anderen eilt. Es lässt sich auch gut an der Entwicklung der Zulieferindustrie in diesem Sektor beobachten. Zu diesen „Zulieferern“ gehört das 1988 gegründete und im kalifornischen San Jose ansässige Unternehmen Cadence Design Systems. 7500 Mitarbeiter bieten eine komplette Lieferkette für die Entwicklung eines Halbleiters sowie elektronischen Leiterplatten, hauptsächlich vor allem Software. Durch eine forcierte Übernahmepolitik in den vergangenen Jahren hat Cadence seinen Fokus um die Herstellung vorgefertigter Funktionsblöcke zum Chipdesign (IP-Core) ergänzt. Zudem bietet man seinen industriellen Kunden Dienstleistungen zur Entwicklung und zum Test von neuer Hardware an. Zum Kundenkreis gehört fast die gesamte Chipbranche, unter ihnen Namen wie Xilinx, STMicroelectronics, AMD, Broadcom, Nvidia und Samsung. Sie alle brauchen auf ihre Zwecke zugeschnittene Halbleiter, die besonders leistungsfähig sind und deren Funktionsfähigkeit auf Herz und Nieren getestet werden muss. Ende März gewann man zudem Rüstungskonzern Northrop Gruman als Neukunde für eine Zusammenarbeit in Sachen Chipdesign. Das Unternehmen beschäftigt 6700 Mitarbeiter und ist an 54 Standorten weltweit vertreten, 70 % davon außerhalb der USA. Wichtigster Markt sind die USA mit einem Umsatzanteil von 45 %, vor Asien mit 28 %. In Europa liegt der Umsatzanteil bei 19 %.

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Cadence kann seit 2014 auf ein recht stabiles Umsatzwachstum zurückblicken, das Plus lag im Jahresdurchschnitt bei 8 %. Beim Gewinnzuwachs lag man sogar bei 14 %, wobei sich sehr starke Jahre mit teilweiser Stagnation nicht selten abwechseln. Im Geschäftsjahr 2018 konnte der Umsatz um 8 % auf 2,14 Mrd. USD gesteigert werden, der Nettogewinn legte um 69,4 % auf 377,8 Mio. USD zu. Die operative Marge betrug 30 % und mit 543 Mio. USD hat man derzeit fast doppelt so viel in der Kasse als noch vor zwei Jahren. Zwar strebt das Management weitere Zukäufe an, doch fehlt es momentan an geeigneten Kandidaten oder die Preise sind aufgrund der guten Wirtschaftslage zu hoch. Dennoch dürfte das Wachstumstempo des Konzerns hoch bleiben, da man auch verstärkt auf Kooperationen setzt und die Nachfrage ungebremst dynamisch bleibt. Vor vielen Wettbewerbern in diesem Segment muss sich Cadence derzeit nicht fürchten. Die Durchschnittsschätzung der Analysten rechnet bis 2021 mit einem jährlichen Umsatzwachstum von 6 bis 7 % und einem jährlichen Gewinnwachstum von 7 %. Die 2019/20er KGV von 32 und 29,4 sind aufgrund des stark gestiegenen Aktienkurses nicht mehr günstig, was allerdings auf einen Großteil der Chipbranche aktuell zutrifft.

Amazon (3-Jahres-Trendstabilität 18,30)

US-Präsident Donald Trump ist seit Beginn seiner Amtszeit dafür bekannt, dass er gerne erfolgreiche US-Unternehmen für ihre Stärke auf dem Heimatmarkt lobt. Je mehr Investitionen dann noch zugunsten der heimischen Wirtschaft und des US-Arbeitsmarktes getätigt werden, umso höher stehen diese Unternehmen bei ihm im Kurs. Eine besondere Ausnahme macht er allerdings bei Konzernen, die ihm trotz ihrer Erfolge nicht unbedingt wohl gesonnen sind. So geschehen beim US-Onlineversandhändler Amazon. Dessen Haupteigentümer Jeff Bezos, ist auch Eigentümer der Zeitung „Washington Post“, die die Amtszeit des US-Präsidenten eher kritisch begleitet. Und so ist es nicht verwunderlich, das Trump Amazon für seine Praktiken im vergangenen Jahr stark kritisiert hat, insbesondere bei der Inanspruchnahme staatlicher Unternehmen wie der US-Post. Der Drohung, Amazon dafür stärker zur Kasse zu bitten und den Verdrängungswettbewerb kleiner Händler durch den Onlinehandel zu stoppen, sind aber bisher keine Taten gefolgt. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass das 1994 gegründete und in Seattle beheimatete Unternehmen verstärkt im Ausland ins Visier der Steuer- und Regulierungsbehörden geraten ist. Selbst Trump überlegt es sich daher zweimal, auch international sehr erfolgreiche US-Unternehmen in die Zange zu nehmen, was am Ende wiederum den ausländischen Wettbewerbern, insbesondere China zum Vorteil gereichen würde. Darüber hinaus hat Bezos im Januar 2017 dem US-Präsidenten mit der Ankündigung, seine Mitarbeiterzahl in den USA um 100.000 auf 280.000 bis Mitte 2018 aufzustocken (wurde umgesetzt), taktisch gleich etwas den Wind aus den Segeln genommen. Mittlerweile erfreut sich Amazon vor allem der anhaltenden Konsumfreudigkeit der US-Verbraucher und dem Kurswechsel in der Zinspolitik der US-Notenbank. Davon dürfte das Unternehmen, dessen Mitarbeiterzahl unterdessen weltweit auf 647.500 angewachsen ist, stark profitieren. Nach eigenen Angaben hat der Konzern in den letzten fünf Jahren jeden Tag 125 Jobs geschaffen. Neben dem Kerngeschäft Onlinehandel wächst Amazon auch in anderen Sparten stark, so ist man weltweit der größte Anbieter von Cloud-Computing-Dienstleistungen. Stark engagiert ist der Konzern zudem im Bereich Filmverleih und Online-Bibliotheken. Zudem investiert Amazon in den Aufbau von digitalen Supermärkten nach der Übernahme der Biosupermarktkette Whole Foods Market 2017 und in den Themenbereich Robotik.

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Die Wachstumsdynamik von Amazon ist nach wie vor beeindruckend und das Unternehmen sorgt mit seinen Zahlen häufiger für positive Überraschungen denn für Negative. Allein die Erwartungshaltung der Investoren hat sich zum Vorteil des Onlinehändlers im Laufe der Jahre etwas eingebremst. Jeff Bezos versucht nicht umsonst, die Wachstumsfantasie bei Anlegern mit der Ausdehnung auf neue, lukrative Geschäftsfelder zu schüren. Nicht anders als dies auch die Strategie von Apple oder Google ist. Das durchschnittliche, jährliche Umsatzwachstum lag seit 2012 bei 29,5 %, das Gewinnwachstum im gleichen Zeitraum bei durchschnittlich 144 %, allerdings unter sehr hohen Schwankungen. Das Geschäftsjahr 2018 war eines der besten in der Geschichte des Konzerns. Der Umsatz stieg um 31% auf 233 Mrd. USD, der Nettogewinn schoss von 3 auf 10,1 Mrd. USD nach oben. Vor allem der sprachgesteuerte, intelligente Assistent Amazon Echo (Alexa) erwies sich als echter Verkaufsschlager. Da der Konzern das Leistungsspektrum des Geräts kontinuierlich erweitert, dürften die Verkaufszahlen weiter ansteigen. Amazon selbst hält sich bei eignen Prognosen traditionell bedeckt, geht aber im ersten Quartal 2019 von einem Gewinnplus von 20 bis 70 (!) % aus. Das Umsatzplus soll zwischen 10 und 18 % liegen. Die durchschnittliche Schätzung der Analysten erwartet bis 2023 ein jährliches Umsatzplus von 14 bis 15 % und ein Zuwachs beim Ergebnis je Aktie von 35 %. Das 2019er KGV von 66,4, das 2020 auf 43,6 sinkt, erscheint zwar sehr hoch. Vor dem Hintergrund der hohen Wachstumsdynamik des Konzerns werden viele Investoren dies in Kauf nehmen.
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