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Electronic Arts – Wachstum durch plattformübergreifende Spiele  

aktien + Gereon Dregger 838 Leser

Der Gamingsektor sah sich in den letzten Monaten mit diversen Herausforderungen konfrontiert. Eine verschärfte Regulatorik in China und eine nachlassende Dynamik durch das Wegfallen der Lockdowns ließ die operative Performance vieler Gamingunternehmen einbrechen. Electronic Arts kann sich dagegen positiv abgrenzen und liefert weiterhin solide Zahlen ab. Das Unternehmen befindet sich gerade in einer strategischen Neuausrichtungsphase. Die zunehmende Erschließung des Marktes für mobile und plattformübergreifende Spiele verspricht, für Wachstum zu sorgen.  

 

Chinesische Regulatorik sorgt für Gegenwind  

Der Gamingsektor hat schwankungsreiche Jahre hinter sich. Während der Pandemie und den Lockdowns, hat die Industrie einen regelrechten Boom erlebt. Auf der Suche nach alternativen Beschäftigungen haben viele Menschen Onlinespiele als neues Hobby angenommen. Der globale Markt konnte folglich zwischen 2019 und 2021 um 26 % wachsen. Dementsprechend lief es in diesem Zeitraum für Unternehmen der Branche operativ sehr gut. Viele Gamingaktien konnten währenddessen dreistellig zulegen. Diese Stärke hielt jedoch nicht ewig an. Bereits Mitte 2021 hat der Sektor eine relative Schwäche zum Gesamtmarkt entwickelt und hat konträr zu diesem keine neuen Hochs mehr gemacht. Eine Kernbelastung, welche dies verursacht hat, ist in China zu finden. Denn Anfang 2021 hat sich die chinesische Regierung das Ziel gesetzt, die Zeit zu reduzieren, die Jugendliche mit Videospielen verbringen. So dürfen Personen, die unter 18 Jahre alt sind, seitdem nicht mehr als drei Stunden pro Woche für ihre Gamingaktivitäten aufbringen. In diesem Zusammenhang gab es ebenfalls den Entschluss, stärker zu regulieren, welche Spiele veröffentlicht werden dürfen. Diese Bestrebung wurde dann in den vergangenen Monaten so rigoros umgesetzt, dass zwischen Juni 2021 und April 2022 kein einziges neues, monetarisierbares Spiel lizenziert wurde.

Die Auswirkungen dieser chinesischen Regulatorik werden nun zunehmend spürbar. So ist die gigantische Gamingindustrie in China in den letzten Monaten sowohl hinsichtlich Umsatzwachstum als auch den Nutzerzahlen zum ersten Mal seit Jahren geschrumpft. Auch der wichtigste Pfeiler der Branche, die mobilen Spiele, mussten einen schweren Schlag verzeichnen und hatten zum ersten Mal in der Geschichte negatives Umsatzwachstum. Angesichts der Tatsache, dass China den größten Anteil am globalen Gamingmarkt ausmacht, ist es offensichtlich, dass diese Entwicklungen Gegenwind für Unternehmen des Sektors produzieren. Außerdem haben sich viele Gaminggiganten in den letzten Monaten aus Russland zurückgezogen. Und der russische Gamingmarkt, welcher 2021 noch der zehntgrößte der Welt war, soll nun auf den vierzehnten Platz absteigen und deutlich an Wert verlieren. Diese Entwicklungen sind alles andere als erfreulich für die Branche, welche zusätzlich mit nachlassender Dynamik wegen wegfallenden Lockdowns zu kämpfen hat. Die Aktienkurse von Spieleunternehmen reflektieren diese Problematiken entsprechend. So haben ETFs, welche die Branche abbilden, bereits 35 % vom Hoch verloren, womit es sie deutlich härter getroffen hat als der Gesamtmarkt.  

Nichtsdestotrotz sind die Aussichten nicht do dunkel, wie man es annehmen könnte. Das projizierte Wachstum des Gamingmarktes hat sich durch die diversen Herausforderungen verlangsamt, ist jedoch immer noch bemerkenswert. So gehen Studien, welche die gesenkte Nachfrage aus China in ihre Prognose inkorporiert haben, laut Statista, von einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von knapp 8 % bis 2027 für den globalen Videospielemarkt aus. Zudem konnte die Spieleindustrie im letzten Jahr die Filmbranche und die Sportbranche hinsichtlich des erwirtschafteten Umsatzes überholen und ist zum wichtigsten Pfeiler der Unterhaltungsindustrie aufgestiegen. Und hierfür gibt es nachhaltige Gründe: Die Gamingbranche ist dank verbesserter Grafiken und erweiterten Möglichkeiten die zunehmende Anlaufstelle im Bereich Entertainment. Gerade aufgrund der interaktiven Natur der Beschäftigung ersetzen Videospiele vielerorts alternative Unterhaltungsformen.  

Insofern handelt es sich beim Gaming nach wie vor um einen Wachstumstrend, mit welchem man von diversen Entwicklungen profitieren kann.  

 

Electronic Arts hat seine Umsatzstruktur transformiert 

Ein Unternehmen, welches besonders gut positioniert ist, um von dem zugrundeliegenden Wachstum zu profitieren, ist Electronic Arts. Die Aktie hat sich in den letzten Monaten durch eine hohe relative Stärke von ihrer Branche abgrenzen können. Ausgehend von den Hochs hat sie lediglich 14 % verloren und hält sich angesichts des Gegenwindes erstaunlich gut. 

Electronic Arts (EA) wurde im Jahr 1982 von dem ehemaligen Apple-Mitarbeiter Trip Hawkins gegründet. Dieser hatte die Überzeugung, dass Videospiele eine alternative Art der Kunst darstellen würden, weswegen er sein Unternehmen Electronic Arts nannte. Weiterhin grenzte er sich ab, indem er den Softwareentwicklern einen erheblichen Teil der Anerkennung für ihre Werke gab. Dies stand damals in einem starken Kontrast zu anderen Gamingunternehmen, welche ein solches Vorgehen ablehnten. Große Bekanntheit erlangte EA primär durch Sportspiele wie FIFA oder Madden NFL. Später erzielte das Unternehmen auch mit Spielen wie Battlefield, APEX und Sims wichtige Durchbrüche. Um diese Hits hat sich eine große Fanbase entwickelt, wobei EA zuletzt die Marke von 600 Mio. aktiven Spielern geknackt hat. Die Frage, mit der sich das Unternehmen beständig auseinandersetzt, ist, wie man diese am besten monetarisieren kann.

Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen in der letzten Dekade eine entschlossene Strategie verfolgt. Hieraus ist vor allem eins resultiert: Der größte Teil des Umsatzes wird nicht mehr aus dem Verkauf ganzer Spiele, sondern durch Livedienste, Abonnements und den Verkauf zusätzlicher Inhalte innerhalb von Spielen erzielt. Konkret machen Livedienste inzwischen über 70 % des Umsatzes aus. Konträr dazu hat vor zehn Jahren noch der Verkauf ganzer Spiele einen derartigen Löwenanteil des Umsatzes eingebracht. Ein enormer Vorteil aus dieser stattgefundenen Transformation ist, dass die Einnahmen des Unternehmens so deutlich stabiler und weniger von einzelnen Veröffentlichungen abhängig sind. Diese höhere Stabilität führt zu einer besseren Planbarkeit der Erträge. Das Management kann resultierend viel sicherer mittelfristige Investitionen kalkulieren und realistische Ziele formulieren. Außerdem besteht so weniger Druck für EA, jedes Jahr neue Hits zu produzieren, um seine Erträge zu steigern. Diese Weiterentwicklung des Unternehmens ist aber logischerweise kein endlicher Prozess, sondern viel mehr ein infiniter Marathon.  

 

Die größte Wachstumschance des Sektors: Mobile Spiele 

Zurzeit befindet sich das Unternehmen erneut an einem wichtigen Wendepunkt.  

So ist es eines der Kernziele von EA, die eigene mobile Präsenz zu erhöhen. Der Plan ist von strategischer Bedeutung, da konsensgemäß damit gerechnet wird, dass mobile Spiele der elementare Wachstumstreiber des Gamingmarktes in den nächsten Jahren sein werden. Schon heute machen diese mehr als die Hälfte aller Ausgaben für Videospiele weltweit aus. Der CEO von Microsoft-Gaming hat hierzu gesagt, dass es für Unternehmen des Sektors keine Möglichkeit gäbe, ohne Zugang zu mobilen Spielern erfolgreich zu sein. Die Zahlen von den wichtigsten Konzernen in diesem Bereich unterstreichen diese Aussage. Activision Blizzard hat beispielsweise zuletzt mehr Umsatz mit mobilen Spielen erzielt als mit PC- und Konsolenspielen kombiniert. Die Gründe für die erhebliche Bedeutung dieses Bereichs sind multikausal. Mobile Spiele werden in der Regel als sozialer und erschwinglicher wahrgenommen. Der entscheidende Punkt liegt zudem in dem adressierbaren Markt. Während lediglich 200 Mio. Haushalte über eine Konsole verfügen, gibt es weltweit 3 Mrd. Nutzer von mobilen Spielen. Eines der Hauptgründe hierfür liegt in der höheren Flexibilität von Handyspielen. Denn man kann diese ortsunabhängig und mit einem geringeren zeitlichen Budget, wie bei Mittagspausen, ausüben. Für Konsolen- oder PC-Spiele dagegen muss man zu Hause sein, was die mögliche Spielzeit einschränkt. Weitergehend gestützt wird die einfache Zugänglichkeit zu mobilen Spielen durch die vermehrte Integration von 5-G. Diese Technologie wird den Zugang zu Handyspielen flächendeckend ermöglichen und stellt durch die schnellere Übertragungsgeschwindigkeit einen Wachstumsbooster für den Bereich dar. Parallel hierzu beobachten wir immer leistungsfähigere Grafikchips, welche auch auf dem Smartphone die Verwendung von komplexen Spielen mit hochwertigen visuellen Eigenschaften erlauben. Folglich ist das Potenzial bei mobilen Spielen unvergleichbar groß.  

Dementsprechend kämpfen die größten Gamingunternehmen auch darum, sich hier eine starke Stellung zu errichten. Dies war auch der Kerngrund für die Übernahme von Activision Blizzard durch Microsoft, welche die bedeutendste in der Geschichte der Branche gewesen ist. Electronic Arts dagegen hat sich seit jeher auf große PC- und Konsolenspiele konzentriert. Mobiles Gaming hat nie eine wichtige Rolle für das Unternehmen gespielt. Jedoch weiß auch EA um die Chancen in diesem gigantischen Markt und möchte an dem dortigen Wachstum partizipieren. Deswegen hat das Unternehmen in den letzten zwei Jahren aggressiv in die eigene Etablierung in diesem Bereich investiert. Das deklarierte Ziel besteht darin, eine führende Position bei mobilen Games zu erlangen. Die hierfür verwendete Strategie ist eine Kombination aus organischem Wachstum der bereits bestehenden Spiele sowie durch Übernahmen von hierauf konzentrierten Gamingstudios. Allein im letzten Jahr hat man fast 4 Mrd. USD für derartige Akquisitionen ausgegeben. Zu den gekauften Unternehmen gehört Playdemic, der Entwickler des Handyspiels Golf Clash, sowie Glu Mobile und Codemasters. Alle sind beliebte Entwicklerstudios für mobile Spiele, welche sich mit Games in unterschiedlichen Genres etabliert haben. EA hat sich durch seine Anstrengungen bereits einige namenhafte mobile Spiele gesichert.  

 

Plattformübergreifende Spiele bieten hohe Skalierbarkeit 

Ergänzend zu mobilen Spielen besteht auch in plattformübergreifenden Games eine große Chance für EA. Mit dem Begriff plattformübergreifend ist die Möglichkeit gemeint, dass Spiele auf dem Handy wie auch auf konventionellen Spielekonsolen betätigt werden können. Indem man ein Spiel ohne großartigen Mehraufwand auf anderen Geräten verfügbar macht, kann man den erzielten Erfolg und die Erträge erheblich maximieren. Insofern kann auch der adressierbare Markt eines Spiels merkbar erhöht werden. Diesem Ziel gewidmet, hat Electronic Arts die firmeninterne Einteilung der einzelnen Bereiche abgeändert. Von jetzt an definiert man diese nicht mehr anhand von Plattformunterscheidungen, sondern lediglich nach Inhaltskategorien. Dies ist nur eine der Auswirkungen des Vorhabens von EA, seine bereits beliebten und etablierten PC- und Konsolenspiele nun auch als mobile Spiele anzubieten. Dass dieses Konzept sehr belohnend sein kann, hat das jüngste Beispiel von FIFA gezeigt. FIFA ist das erfolgreichste Sportspiel der Geschichte. Im Jahr 2016 hat sich EA entschlossen, ebenfalls eine mobile Version hiervon zu veröffentlichen. Und diese hat nach wie vor dank Updates und Erweiterungen ordentlich Schlagkraft. So sind die aktiven Spielerzahlen bei FIFA-mobile im letzten Quartal im Jahresvergleich um mehr als 100 % gestiegen. Auch die vor kurzem erfolgte Herausgabe einer mobilen Version des beliebten Strategiespiels Apex-Legends hat sich als Erfolg herausgestellt. In nur zwei Monaten wurde es mehr als 26 Mio. Mal heruntergeladen und hat 20 Mio. USD an Umsatz generiert. Electronic Arts möchte demnach zukünftig noch deutlich mehr ihrer Hits für Smartphones verfügbar machen. Battlefield soll beispielsweise noch in diesem Jahr als mobiles Spiel veröffentlicht werden. Insgesamt war die Expansion in den mobilen Markt für EA bis jetzt also ein absoluter Erfolg. Das Unternehmen hat die Mittel und die Fähigkeiten, diese Dynamik aufrechtzuerhalten. Dementsprechend dürften mobile und plattformübergreifende Spiele in den nächsten Jahren ein wichtiger Wachstumstreiber sein.  

  

Die Besonderheit der Gamingbranche: Der Kuchen wird unter den großen Playern aufgeteilt 

In diesem Kontext wird das Unternehmen davon profitieren, dass Wettbewerb im Gamingmarkt ein anderer Stellenwert zukommt als beispielsweise im Chipsektor. In Letzterem gibt es nämlich nur eine eingeschränkte, festgelegte Anzahl an Aufträgen, wohingegen beim Gaming keine klare Begrenzung vorliegt. Dementsprechend widersprechen sich die Spiele unterschiedlicher Anbieter häufig nicht. Nur weil ein Unternehmen bei Strategiespielen besonders erfolgreich ist, bedeutet es nicht, dass nicht auch andere Spiele hier große Beliebtheit erlangen können. Solange ein Spiel neue Aspekte und Reize mit sich bringt, kann es ebenfalls Erfolg haben. Wegen dieser branchenspezifischen Besonderheit wird es auch allen großen Unternehmen, die sich im Bereich mobile Spiele positionieren, möglich sein, hieran zu wachsen. Der Gamingmarkt ist generell konsolidiert und weist steigende Eintrittsbarrieren auf. Deswegen ist das Basisszenario, dass die großen Player das aus mobilen Spielen entstehende Wachstum absorbieren und unter sich „teilen“ werden.  

Trotz dieser besonderen Eigenschaft gibt es natürlich auch im Gamingsektor Verdrängung und Kämpfe um einzelne Zielgruppen. Schutz vor derartigen Bestrebungen der Konkurrenz erhält EA dank wichtiger Lizenzvereinbarungen. Eine hiervon hat man mit der NFL, welche EA die exklusiven Rechte einräumt, ein realistisches Footballspiel zu entwickeln. Diese Lizenzierung läuft bis 2026 und schützt das Unternehmen effektiv vor potenzieller Konkurrenz. Weitere derartige Vereinbarungen hat man ebenfalls mit mehreren der wichtigsten Fußballligen geschlossen. Ein ähnliches Monopol besitzt das Unternehmen auch mit dem Hockey-Game NHL und den dazugehörigen Lizenzen.  

 

Herausforderung durch endende FIFA-Lizenz und Battlefield 2042 

Doch es ist ein gefährliches Spiel, sich auf das ewige Weiterbestehen derartiger Rechte zu verlassen, wie das jüngste Beispiel von FIFA bewiesen hat. So ist in den letzten Monaten bekannt geworden, dass EA keine Einigung mit dem Weltfußballverband bezüglich einer Erneuerung der Lizenz gefunden hat. Laut Medienberichten hat der Weltfußballverband wohl unrealistisch hohe Forderungen gehabt. Resultierend wird Electronic Arts zukünftig keine exklusiven Rechte mehr für FIFA haben. EA hat bei der Bekanntgabe jedoch deutlich gemacht, dass sich im Grunde nichts ändern würde. So sollen alle Erlebnisse, die Spielefans so an dem Spiel lieben, auch in Zukunft weiter vorhanden sein. Lediglich der Name soll sich von FIFA in EA Sports FC ändern. Für das neue Spiel sind Lizenzen mit LaLiga, der Bundesliga und anderen wichtigen europäischen Fußballligen vorgesehen. Das Unternehmen hat zudem hervorgehoben, dass sie die Entscheidung sich von FIFA zu trennen auch aus praktischen Gründen für richtig halten. So sei man nun in der Lage, viele von Spielern gewünschte Erlebnisse umzusetzen, was man zuvor aufgrund von geschlossenen Vereinbarungen nicht durfte. Wie sich die Umbenennung auf die Verkaufszahlen auswirken wird, gilt abzuwarten. Das wegfallende Markenlabel von FIFA könnte eine Belastung darstellen. Da das Spielerlebnis jedoch das gleiche bleiben soll, ist nicht mit drastischen Konsequenzen zu rechnen.  

Eine weitere Baustelle des Unternehmens liegt bei Battlefield 2042, bei wessen es seit der Veröffentlichung Ende 2021 zu großen Enttäuschungen gekommen ist. Denn es sind zahlreiche Bugs aufgetreten, weswegen der Verkauf nicht so gut lief, wie EA es erwartet hatte. Als Grund für den enttäuschenden Release von Battlefield, nannte das Unternehmen die zweijährige Periode, in welcher die Teams von zuhause gearbeitet haben. Dies soll zu Problemen geführt haben, welche nicht weiter spezifiziert wurden. Trotzdem dürfte das Spiel keinen großen Einfluss auf die gesamte Ertragslage von EA haben. Denn das Unternehmen hat diversifizierte Umsatzflüsse, wobei die Battlefield-Buchungen voraussichtlich nicht mehr als 5 % des Umsatzes im Fiskaljahr 2023 ausmachen werden.  

 

Quartalszahlen bestätigen anhaltende Dynamik und Stabilität durch loyale Stammkunden 

Dass dieses einzelne Spiel kein großes Gewicht hat, wurde durch die letzten Quartalszahlen bestätigt. Diese sind für viele Beobachter unerwartet gut ausgefallen. Im 2. Quartal des Fiskaljahres 2023 wurde ein Umsatz von 1,9 Mrd. USD erzielt, was eine Steigerung im Jahresvergleich um 4,3 % bedeutet. Auch der Gewinn war unerwartet hoch und konnte die EPS-Erwartungen leicht übertreffen. Die Aussichten auf das Gesamtjahr sind gemischt ausgefallen. Der erwartete Umsatz wurde um 50 Mio. gesenkt und die Buchungen sollen wegen des starken Dollars etwa 200 Mio. USD niedriger ausfallen. Auf der anderen Seite wurde die Gewinnprognose deutlich erhöht. So wird nun ein Jahresgewinn von 3,11 bis 3,34 USD pro Aktie erwartet, wobei man zuvor noch mit 2,79 bis 2,84 gerechnet hat. Dies sei laut EA auf einen projizierten Umsatzkostenrückgang zurückzuführen. Zudem wurde eine Dividende von 0,19 USD pro Aktie deklariert. Aufgrund rückläufiger Umsätze im weltweiten Gamingmarkt sowie enttäuschenden Ergebnissen zahlreicher Wettbewerber hatten viele Marktteilnehmer mit schlechteren Quartalszahlen gerechnet. Und in der Tat ist die Resilienz von EA vor diesem Hintergrund beeindruckend. Es wurden erneut diverse Wettbewerbsvorteile des Unternehmens deutlich, wie dass viele Hitspiele des Unternehmens Stammkunden anlocken. Eine derartige fundamentale Stabilität manifestiert sich ebenfalls in der Aktienkursentwicklung, was sich unschwer am langfristigen Chart erkennen lässt. Der TraderFox-Robustheits-Check bestätigt dieses Bild, wobei hierbei vor allem die geringen Drawdowns und die Outperformance zum Gesamtmarkt an Tagen mit einer negativen Rendite auffallen. Zwischenzeitlich gerät die Aktie immer wieder in volatile Konsolidierungsphasen. Dies ist ein typisches Verhalten in der Gamingbranche, wenn der Markt auf wichtige Veröffentlichungen wartet. 

Der 10-jährige Kursverlauf von Electronic Arts.  

Quelle: Aktie.traderfox.com

 

FIFA-23 und NCAAF dürften Wachstum in den nächsten Quartalen anheizen 

Ein wichtiger Faktor, welcher EA in den nächsten Monaten Wachstum bescheren dürfte, ist FIFA-23. Die neue Version des beliebtesten Fußballspieles der Welt wurde erst vor einigen Wochen veröffentlicht. Bereits nach wenigen Tagen war klar, dass es die erfolgreichste Herausgabe in der Geschichte der FIFA-Reihe gewesen ist. Innerhalb von nur einer Woche konnte FIFA-23 10 Mio. Spieler anziehen. Damit war der Start sogar besser als der von FIFA-22, welches in den ersten zehn Tagen 9 Mio. Spieler versammeln konnte. Weiterhin positiv war der Zuwachs an FUT-Spielern. In diesem Sammelkartenmodus können Spieler Echtgeld für Spielerpakete ausgeben. Es ist eines der profitabelsten Teile des gesamten FIFA-Spiels. Dementsprechend war es erfreulich, dass man im Vergleich zu FIFA-22 6 % mehr Ultimate-Team-Spieler verzeichnen konnte. Die neue Version dürfte in den nächsten Monaten weiter eine starke Nachfrage erfahren. Die übliche Begeisterung nach neuen Spielen aus dieser Reihe wird zurzeit zusätzlich durch die Vorfreude auf die Weltmeisterschaft angeheizt. Die folglich höhere Präsenz des Sportes stellt auch EAs FIFA-Spiel in den Vordergrund. Das Management des Unternehmens sieht dies genauso und erwartet anhaltend hohe Verkaufsdynamik in der zweiten Jahreshälfte.  

In diesem Kontext darf auch das Comeback des erfolgreichen College-Football-Spiels NCAA nicht unerwähnt bleiben. Hierbei handelt es sich um einen absoluten Klassiker, welchen es seit 2013 aufgrund von rechtlichen Unstimmigkeiten, nicht mehr zu kaufen gab. Die Probleme wurden jedoch gelöst und die Neuveröffentlichung wird für Mitte 2023 angepeilt. Das Spiel war damals sehr erfolgreich und die Vorfreude seitens der Fans ist hoch. Gerade da es in dem Bereich College-Sportarten kaum nennenswerte andere Spiele gibt, dürfte sich auch die Veröffentlichung von NCAA als Wachstumstreiber herausstellen.  

 

Wird EA die Schwäche des mobilen Gamingsegments für weitere Übernahmen nutzen? 

In den Quartalszahlen war außerdem auffällig, dass die mobile Abteilung von EA keinen großen Rückgang verzeichnet hat, wie es bei den meisten anderen Unternehmen der Fall gewesen ist. Denn der Markt für mobile Spiele musste trotz der vorteilhaften langfristigen Aussichten in den letzten Monaten besonders stark leiden. Für Electronic Arts könnte sich dies als Chance erweisen. Denn einerseits ist ihr mobiles Segment noch klein, weswegen sie kaum darunter leiden müssen. Andererseits können sie die derzeitige Schwäche nutzen, um Unternehmen des Feldes günstiger zu akquirieren. Durch die stabilen Cashflows aus dem PC- und Konsolensegment von EA sind hierfür ausreichend Ressourcen verfügbar. Dementsprechend hat der Gaminggigant die Möglichkeit, die Flaute zu nutzen, um zu vorteilhaften Konditionen an ihrer langfristigen Positionierung zu arbeiten. Zudem kündigten sie eine mehrjährige Partnerschaft mit Marvel an, aus welcher mindestens drei Action-Adventure-Spiele entspringen sollen. Eines davon wird höchstwahrscheinlich ein neues Iron-Man-Spiel sein. Angesichts dieser Entwicklungen hat sich die Führungsebene des Unternehmens zuversichtlich gezeigt und darauf verwiesen, dass abgesehen von Währungsverhältnissen, die fundamentalen Geschäftsgrundlagen in allen Bereichen weiterhin gesund wären.  

 

Analysten sehen EA mehrheitlich als attraktives Investment 

 Analysten haben die Ergebnisse ebenfalls mehrheitlich positiv aufgenommen. Die Deutsche Bank betrachtet EA weiterhin als Top-Pick im Bereich Gaming und hat ihr Buy-Rating bekräftigt. Das Kursziel wurde von 160 auf 157 USD gesenkt, was ein Kurspotenzial von 24 % impliziert. Der Analyst verwies auf ein grundlegend starkes Wachstum in Kombination mit einer robusten Pipeline für 2023 sowie für die nächsten Jahre. Auch die Bewertung sei bei jetzigen Kursen attraktiv, da sie sich am unteren Ende der jüngsten historischen Spanne befinden würde. Die hiermit angesprochene historische Bewertung lässt sich mit dem Fair-Value-Tool von TraderFox einfach ermitteln. Basierend auf den Umsätzen der letzten fünf Jahre zeigt sich die von dem Analysten hervorgehobene attraktive Bewertung.  

 

Die Bewertung der Aktie im historischen Kontext.

Quelle: Aktie.traderfox.com 

 

EA ist zudem ein sehr profitables Unternehmen mit einer Nettogewinnmarge von 27 % und erzielt hohe Renditen auf das eigene Kapital. Die Bilanz ist stark aufgestellt mit einer moderaten Verschuldung und ausreichend Cashflow, um die Zinszahlungen problemlos zu decken. Auch Investoren erging es in den letzten 10 Jahren mit einer durchschnittlichen Rendite von 26 % gut.  

  

Fazit 

EA bietet aufgrund von seiner loyalen Fangemeinde in unsicheren Zeiten Stabilität und wird von der derzeitigen Flaute im Gamingmarkt kaum getroffen. Die jüngsten Quartalszahlen haben dies eindeutig belegt und sind unerwartet gut ausgefallen. Außerdem richtet sich das Unternehmen zunehmend auf den mobilen Markt aus, um an dem dortigen Wachstum zu partizipieren. Mit dem Angebot von etablierten Spielen wie Apex-Legends als Mobile-Version hatte EA bereits großen Erfolg. Derartige plattformübergreifende Games positionieren das Unternehmen für eine wachstumsreiche Zukunft. FIFA-23 hat sich derweil als Verkaufsschlager herausgestellt. Das Spiel wird in den nächsten Monaten zu starken und konstanten Umsatzflüssen führen. Trotz der Unsicherheit durch das Verlieren der FIFA-Lizenz sind auch Analysten weiterhin bullisch für den Titel. Das Unternehmen scheint gut positioniert, um auch vorausschauend an der Spitze der Branche zu bleiben und durch eine zunehmende Etablierung in dem mobilen Spielemarkt zu wachsen.